TotW: [26.08.-01.09.2019]: GENESIS - Invisible Touch

  • Jawohl. Ein super Rock-Pop-Song der 80er. Geht ins Ohr und dann voll ab. Natürlich nicht vergleichbar mit den Songs aus der Gabriel-Zeit. Muss er aber auch nicht. Es war halt eine andere Zeit. Damals natürlich absoluter Mainstream. Und auch heute noch, nach so langer Zeit, immer noch mitreißend. Ein zeitloser Song, bestimmt für die Ewigkeit. Live gespielt, und das Publikum gerät in Extase. Siehe die Still Not Dead Yet-Tour. Ist das nichts?


    An der Stelle sollte man noch mal einflechten, dass Invisible Touch damals von Sledgehammer von Platz 1 der Charts verdrängt wurde. Auch das ist ja ein Song, der nichts mehr mit der gabriel'schen Inkarnation von Genesis zu tun hatte.

    Interessant wäre aber, wie Invisible Touch und Sledgehammer hier im Vergleich zueinander bewertet würden.

    • Offizieller Beitrag

    Das ist, vereinfacht gesagt, völliger Quatsch. Und off-topic.

    Muss das so sein? Schlechten Tag gehabt? :/

    Mal abgesehen davon, dass es mitnichten off-topic war, sondern eine direkte Entgegnung auf CBs Einwand zu meiner Textinterpretation, habe ich mir das auch nicht ausgedacht. Aktuelle LW-Student/inn/en, die sich immer wieder gern darüber lustig machen, dass im Deutsch-LK immer noch nach der "Intention des Autors" gefragt wird, könnten dir das sicherlich bestätigen.

  • Er ist m. E. auch zeitlos da es im Programm der Formatradios auch heute noch allgegenwärtig ist.

    Was den Song an sich betrifft vielleicht...das Arrangement aber ist meiner Ansicht nach keinesfalls zeitlos...höre dir den Song nochmal an und achte nur auf die Drums...sowas war damals in, macht man heute aber nicht mehr, weil es einfach bescheiden klingt...in dieser Hinsicht ist Invisible Touch und auch das Vorgängeralbum das am schlechtesten gealterte Album von Genesis. Man höre sich im Vergleich dazu mal die Stücke der etwa zeitgleich erschienen SO an...etwa Red Rain...das würde auch heute noch modern klingen...


    An der Stelle sollte man noch mal einflechten, dass Invisible Touch damals von Sledgehammer von Platz 1 der Charts verdrängt wurde. Auch das ist ja ein Song, der nichts mehr mit der gabriel'schen Inkarnation von Genesis zu tun hatte.

    Interessant wäre aber, wie Invisible Touch und Sledgehammer hier im Vergleich zueinander bewertet würden.

    Wie ich oben anmerkte, halte ich Sledgehammer zumindest mal vom Arrangement her für deutlich zeitloser...

  • Für mich ist es eihttps://www.youtube.com/watch?v=s4Ml1QDdNZ0n typischer Vertreter des Mainstreams der 80ziger Jahre. Es ist eigentlich unerheblich, ob der Song unter dem Etikett Genesis oder Collins vermarktet wurde.


    Vergebe exakt 3 Punkte, da Steve Hackett hier den Song 3 Sekunden anspielt :topp:


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    Was mir gar nicht gefällt, ist die anschließende Geste von Herrn Hackett.

    Die wirkt auf mich arrogant und kompromittierend, so als wolle er sagen: Okay, war nur ein Spaß, so einen Scheiß hört ihr hier von mir nicht.

    Mich hat die Geste auch irritiert, passt irgendwie nicht zu Steve...musste sofort an diese 20 Jahre ältere und erheblich deutlichere Geste denken:


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  • Es gibt natürlich verschiedene Möglichkeiten mit Aussagen, wie der von Gilbert umzugehen, wobei es nur oberflächlich darauf ankommt, was man von diesem "Lied" hält:


    • Dir gefällt Invisible Touch und darum bist erbost, was manche sich da vor über 20 Jahren erfrechten, als sie Ihren Ekel freien Lauf ließen.
    • Dir gefällt Invisible Touch, doch abgesehen von einem "Ist schon peinlich, aber eher für die, als für meinen Musikgeschmack." schenkst Du dem keine Beachtung, zumal es bereits Asbach ist und ohnehin niemanden schert.
    • Du verabscheust Invisible Touch mit jeder Faser Deines Herzens und mangelhafte Selbstbeherrschung sowie fehlende Erziehung lassen Dich sehr gut finden, wie Gilbert sich da äußert. Vermutlich auch ein Stück weit, weil Dein eigener eher begrenzter Wort- bzw. Ausdrucksschatz eine formidabel vorgetragene Kritik oder Schmähung verhindern.
    • Du verabscheust Invisible Touch mit jeder Faser Deines Herzens, möchtest aber mit solch eher peinlichen Aktionen nicht in Verbindung gebracht werden. Stattdessen glüht Dein Kopf in dezentem Fremdscham zart rot und Du hoffst, nicht aus Versehen auf ein Gruppenbild mit solchen Leuten zu geraten.

    Von zwei dieser grob skizzierten Typen würde ich mir ein Bier ausgeben lassen.


    Zu Invisible Touch fällt mir nur noch ein, dass mir die Bigband Variante von Hot Night ganz gut gefallen hat. Collins hält den Sappel, die Instrumentalisierung klingt deutlich besser und öh ... das wars schon.

    Niveau sieht nur von unten aus wie Arroganz.

  • Rael ist ein Punk puertoricanischer Abstammung. Was machten Punks mit den Rock-Dinos? So what? Apropos: Schöne Diskussion hier, will sagen, Genesis lebt! „IT is here, IT is now...“

    • Offizieller Beitrag

    Ein Lied über eine Frau, der andere Menschen leicht verfallen, beginnt mit der einführenden Bemerkung des Sprechers (es könnte natürlich auch eine Sprecherin sein, aber da Genesis einen Mann als Sänger hat…), dass er so lange schon gewartet hat und dabei gedacht hat, dass nichts schiefgehen könnte. Das ist einigermaßen kryptisch. Worauf er gewartet hat oder auf wen, das bleibt unklar. Man könnte diese ersten beiden Zeilen so auffassen, dass damit der Anschluss zu einem früheren Stück über einen wartenden Liebesbereiten geschaffen wird („How long must I wait, how much more must I take …?“), aber das ist natürlich reine Spielerei. Im Gesamtkontext sind diese ersten beiden Verse kaum mehr als eine ziemlich ungelenke Einleitung, die nicht recht zum Rest des Textes passt. Das zeigt sich auch daran, dass diese zwei Verse die einzigen sind, die nicht die Frau oder ihre Eigenschaften thematisieren.


    Mit der Überleitung „aber jetzt weiß ich“ kommt das Lied auf sein eigentliches Thema: la femme fatale. Diese Frau hat die natürliche Fähigkeit, alle Menschen in ihrem Umfeld erobern zu können. Der Sprecher ist sich bewusst, dass auch er gerade ihrer Wirkung verfällt und ihr Herz an sie verliert.


    Im Widerspruch dazu beschreibt der Refrain diese Wirkung anders: Hier ist nicht die Rede davon, dass die Menschen ihr wie den Sirenen verfallen, sondern dass sie es bewusst darauf anlegt: Sie greift zu, sie ergreift dein Herz – hier ist die Frau ganz klar die Handelnde. Und der Refrain ergänzt auch, dass das für die betroffenen Leute nicht angenehm ist: Ihr „gewisses Etwas“ entzieht ihnen die Kontrolle über sie selbst und zerreißt sie (immerhin wohl nicht physisch).


    Wer nun vermutet, dass eine enge Bekanntschaft nötig ist, damit diese Frau ihre gefährliche Wirkung entfalten kann, wird in der nächsten Strophe (vielleicht) eines Besseren belehrt: „Ich kenne sie nicht, nur ihren Namen“. Entweder genügt schon eine gelegentliche Begegnung – oder der Sprecher stellt hier fest, dass er eigentlich nichts über die Frau weiß außer ihrem Namen und ihrer Wirkung. Doch, eins weiß er noch: Sie hat etwas Rätselhaftes an sich (was ihre Attraktivität womöglich noch steigert), und er hat das deutliche Gefühl, dass man ihr nicht trauen kann, dass da etwas Unaufrichtiges ist.


    Die dritte Strophe zeigt dann, dass der Sprecher einen sehr bestimmten Eindruck von ihr hat: Sie spielt mit der Zuneigung anderer Menschen. Sie erobert sie um der Eroberung willen. Die Folgen sind ihr und fatalerweise auch denen, die ihr verfallen sind, gleichgültig: Ihr Leben versinkt im Chaos wegen ihr – und sie wollen sie trotzdem. So auch der Sprecher: Im darauffolgenden Refrain heißt es nicht mehr „I’m falling for her“ (Ich verfalle ihr gerade), sondern „I’ve fallen for her“ (Ich bin ihr verfallen). Er ist sich also ihres Sirenengesanges bewusst, ahnt die Folgen – und folgt ihr dennoch: Aber er entkam ihr niemals, denn wer kann dem entkommen, was er begehrt? („But he never escaped her, for who can escape what he desires?“)

    Phil Collins hat erklärt, dass ihm die Textzeile „she seems to have an invisible touch” spontan in den Sinn kam. In aller Regel gibt es dabei natürlich einen Zusammenhang zwischen dem, was einem „spontan“ einfällt, und den Dingen, die einen sonst gerade so beschäftigen. In seiner Autobiographie sagt er, diese Frau sei Lavinia und sei Andrea. Das bedeutet nicht, dass er den Text über eine der beiden geschrieben hätte. Es bedeutet nicht einmal, dass ihm diese beiden Frauen durchs Unterbewusstsein geisterten, als er den Text geschrieben hat – es bedeutet allerdings schon, dass er im Rückblick erkennt, dass der Text zumindest zum Teil beschreibt, welche Wirkung diese beiden Frauen auf ihn hatten. Die Frau aus dem Liedtext ist sozusagen die archetypische femme fatale, die nur mit den Männern spielt, die ihr verfallen. Das wird hier geschildert. Und das ist eine mögliche Intention des Textdichters.


    Der kann man sich anschließen, oder man kann aus dem Text heraus eine andere plausible Intention herausdestillieren. Man kann auch alle halbwegs plausiblen Intentionen als vordergründig verwerfen und über die Frage „Aber was hat den Textdichter eigentlich bewegt und ist unbewusst und unterschwellig in den Text hineingekommen?“ zu der Erkenntnis kommen, dass Phil Collins hier der Welt erzählt, dass er sich irgendwo eine Geschlechtskrankheit zugezogen hat (Lacht nicht, das ist beste dekonstruktivistische Technik – oder, wie ich es nenne, ein literaturpseudowissenschaftlicher Vorwand, um in einen beliebigen Text die Inhalte hineinzuvergewaltigen, die den Dekonstruktivisten bewusst oder unbewusst beschäftigen).

    Dass eine allseits anerkannte literaturwissenschaftliche Koryphäe dieses Forums die Frage nach der Intention des Autors auf die Deutschlehrerfrage reduziert und so tut, als würde die Literaturwissenschaft nur nach der einzigen, allein richtigen Intention des Autors suchen, ist natürlich Unfug, weil schon oberflächliche Vertrautheit mit Kommunikationsmodellen zeigt, dass ein Empfänger (Leser) nur die Aspekte der Botschaft des Senders (Textautors) wahrnehmen kann, die den Transfer der Botschaft vom Sender zum Empfänger überstehen. Deshalb befasst sich die Literaturwissenschaft nicht mit einen hypothetischen, nicht feststellbaren „echten“ Intention des Autors, sondern mit ihrer Brechung in den Erlebnis- und Erkenntniswelten des Rezipienten. (Nebenbei bemerkt gibt es eine ganze Reihe von Songs von Phil Collins solo bzw. Genesis, in deren Lyrics die Intention des Autors sehr deutlich wird, u.a. auch aus der Textgestaltung, z.B. Get Em Out By Friday).


    Zur musikalischen Dimension von Invisible Touch ist hier bereits vieles gesagt worden, aber noch nicht von mir. Daher: Invisible Touch war beim Erscheinen vom Sound her toll; heute erkennt man darin schnell den „typischen 80er-Jahre-Sound für flotte Popsongs“, heute würde man das Stück auch ganz anders produzieren. Aber das Stück ist halt von 1986 und nicht von 2019, und diese 33 Jahre darf man das Stück nicht entgelten lassen: Wir haben uns geändert – wir hätten/haben das Stück 1986 ganz anders aufgefasst als heute, das Stück hat sich nicht verändert. In Konzerten wurde das Stück für meinen Geschmack mit den Wechselgesängen am Ende über Gebühr ausgedehnt.


    12 Punkte.