Genesis in den Printmedien

Wobei man, wenn es um rockige Mode geht, wohl dem ollen Mike eine gewisse Stilsicherheit zugestehen muss. Schlichte Eleganz oder so. Zumindest der erste Teil passt da hervorragend zu seinem Gitarrenspiel.

Wobei der Vergleich irgendwie passt. Die drei sehen wirklich eher wie drei Lehrer aus - aber Rockstars? Nö.

Aber das ist natürlich vom heutigen Gesichtspunkt aus. Keine Ahnung mehr, ob ich das gleiche gesagt hätte, wenn man mich in den 80ern gefragt hätte, wie die drei Herren aussehen.

In der aktuellen Ausgabe der CLASSIC ROCK geht es um dieses mittlerweile 47 Jahre alte Album:

[Blockierte Grafik: https://classicrock.net/wp-content/uploads/2019/05/genesis-foxtrot-e1556796729857.jpg]

Die Bandmitglieder blicken hier noch einmal auf die Entstehung ihres, auch damals äußerst ungewöhnlichen, surrealistischen Meisterwerks zurück.

Dabei werden einige sehr interessante Fragen geklärt, wie zum Beispiel: woher kamen Mellotron und rotes Kleid, was hat eine Tanzschule mit der Entstehung von Supper's Ready zu tun und was sagt Roger Taylor (Queen) eigentlich dazu, wie bedeutend sind dann noch die anderen Stücke auf dem Album, wie groß war die Ehrfurcht von Steve den anderen Bandmitgliedern gegenüber, wie harte Arbeit war das Ganze damals im Studio, wie wurde das Album zunächst von den Fans aufgenommen und wie wichtig war live die visuelle Komponente, was hat Supper's Ready mit Mama gemeinsam, welche kompositorischen Überlegungen gingen voraus und warum weigert sich Peter's Band bis heute kategorisch, Supper's Ready live zu spielen ???

Neugierig geworden, oder kennt ihr die Antworten bereits alle ... ?

Sehr interessante Fragen. Haben die Herren Journalisten hier etwas Neues auf die Beine gestellt oder wird nur aus bereits veröffentlichten Material zitiert?

Zitat von Zy

Sehr interessante Fragen. Haben die Herren Journalisten hier etwas Neues auf die Beine gestellt oder wird nur aus bereits veröffentlichten Material zitiert?

Auch eine sehr interessante Frage. Von wann diese Statements sind, kann ich dem Artikel leider nicht entnehmen. Dass Peter jedoch ernsthaft vorhatte, SR live zu spielen, wusste ich zumindest noch nicht. So ganz scheint ihm diese Zeit mit Genesis dann doch nicht egal zu sein.

Habe mir den Text jetzt noch einmal etwas genauer angesehen, kann jedoch immer noch nicht entscheiden, ob es ein aktuelles Interview, mit allen dort zitierten Mitgliedern von Genesis, ist.

Am häufigsten wird in dem Artikel Steve erwähnt, Phil hingegen nur ganz kurz. Er findet Supper's Ready nämlich inzwischen auch 'großartig'. Eine Interaktion zwischen den zitierten Bandmitgliedern findet allerdings nicht statt, und normalerweise fallen sie sich bei solchen Bewertungen der Vergangenheit doch immer ins Wort. Also wurden sie, wenn überhaupt, dann wohl einzeln befragt. Vielleicht war es aber auch nur ein Interview mit Steve und der Rest wurde aus Archiven hinzugefügt. Allerdings ist der gesamte Artikel in der Gegenwartsform verfasst ("... sagt Keyboarder Tony Banks mit einem Lachen"). Danach müsste es sich eigentlich um aktuelle Statements handeln, jedenfalls bei Einhaltung aller journalistischen Grundsätze. Es gibt übrigens auch keine aktuellen Fotos, sondern passend zum Thema, nur historische Aufnahmen (der Artikel umfasst insgesamt 5 Seiten).

Genauer kann ich die Aktualität des Artikels also nicht beurteilen, aber schließlich kennt man ja auch nicht alle Äußerungen, die jedes einzelne Genesis-Mitglied jemals von sich gegeben hat. Deswegen war der Bericht für mich, zumindest in Teilen, dann doch noch einigermaßen erhellend. Wieder einmal eine kleine historische Zeitreise ins Jahr 1972. Waren ja auch tatsächlich ganz andere Zeiten, in denen plötzlich im kreativen Bereich alles denkbare möglich schien.

Alle weiteren Fragen kann wohl nur Chris Roberts (der Autor des Textes) beantworten. Hätten 'wir' diese Interviews geführt, wäre der Hintergrund natürlich eindeutiger. Aber ich nehme nicht an, dass Chris Roberts ein Pseudonym von Christian ist ...

Ein Zitat von Steve finde ich übrigens ganz besonders bemerkenswert:

"Wenn es ein Album gibt, das nicht so klingt, als sei es in Eile entstanden, dann FOXTROT."

Hätten sie sich also bloss später manchmal etwas mehr Zeit genommen ... aber nicht jeder von ihnen ist halt so geduldig wie Steve. Allerdings haben die Hörgewohnheiten des Publikums sich ja gleichermaßen mit der Zeit geändert. Insofern markiert FOXTROT hauptsächlich, ähnlich wie Sgt. Pepper, den Aufbruch in eine ganz andere musikalische Zeit, ohne die Fesseln der Vergangenheit (auch durch Charterhouse). Für sie war es damals allerdings wohl eher ein ziemlich gewagtes Experiment, das man sich nur leisten kann, wenn man dem Erfolg noch nicht vollständig verpflichtet ist.

Ich werde mir jetzt jedenfalls nach langer Zeit mal wieder FOXTROT vollständig anhören, sonst weiss man irgendwann ja auch gar nicht mehr, worüber man hier eigentlich schreibt.

Ich glaube, man kann jedenfalls sagen, dass sie auf keinem ihrer früheren Alben so kraftvoll geklungen haben wie hier, und das bereits in der Studio-Version. Und mit dem Mellotron-Klang kriegen sie mich ohnehin immer wieder. Kompositorisch und in der handwerklichen Ausführung waren sie hier wirklich auf dem Zenit ihres Könnens, aber vielleicht haben sie sich damals auch einfach nur sehr sehr viel Zeit genommen (wie Steve es ausgedrückt hat).

Habe meine Bewertung der besten Genesis-Alben zwar noch nicht abgegeben, aber FOXTROT spielt, auch für mich, auf jeden Fall ganz vorne mit. Eigentlich schade, dass sie wirklich alle diese Titel schon lange nicht mehr live gespielt haben, aber hier braucht es auch wirklich den Peter.

Ich habe mir gestern das neue Classic Rock Heft geholt. Hat mich den Wert von fast zwei Bier in unserem vorzüglichen Brauhaus gekostet. Im Gegensatz zum Bier hinterließ dieses Heft leichte Kopfschmerzen bei mir: Da wird eine Heldenverehrung betrieben, die ich nicht nachvollziehen kann. Es werden in Regenbogenpressemanier in Interviews Fragen gestellt ("Mit wem hast du Dich warum zerstritten? Mit welchem Groupie wo hast du Sex gehabt? Wie war das mit eurer Sauferei?" usw. usf.). Und es wird über die Xte Abschiedstournee berichtet. Okay, ich übertreibe jetzt, aber mich spricht das nicht an, obwohl ich mit dieser Musik groß geworden bin. Ebenso merkwürdig ist der Bericht über das Foxtrot-Album. Welche Zielsetzung hat er? Es gibt kein Jubiläum zu feiern, keine Neuausgabe (auf Second´s Out wird nicht verwiesen) und Hacketts Genesis Revisited - Touren finden auch keine Beachtung. Dessen Aussagen sind m. E. jedoch im Zusammenhang mit Werbung für eben sein Revisited-Album zu sehen. Ich kann auch keine "richtigen" Interviews erkennen, da es je ca. drei Aussagen von Hackett, Rutherford, Banks und Collins gibt (hauptsächlich in einem grauen Kästchen abgesetzt vom Gesamttext). In mir kommt das Gefühl hoch, dass noch zweieinhalb Seiten zu füllen waren und ein Schreiberling so seinen Foxtrot-Kram unterbringen konnte. Ich brauche das nicht, obwohl es natürlich nostalgische Gefühle weckt. So, damit auch hier nochmals ein dickes Lob für die einfühlsamen und informativen Interviews von Christian, den kenntnisreichen Berichten aller IT-Macher und Mitglieder. Es ist alles ehrenamtlich, aber professioneller als o.g. Geschreibsel.

P.S.: Im neuen "Rolling Stone" gibt es einen Poll zu den Alben von Genesis. Ich hab´s im Laden überflogen. Es werden nicht alle Alben erwähnt und das Ranking ist etwas merkwürdig. Puuh, wieso hat unsere Lieblingsband so viel Presse? Genug bashing!