Unsere Achtziger: Eine Würdigung des besten Musikjahrzehnts aller Zeiten

  • Ich war acht, da sagten die 70er gute Nacht....:blah:


    Ich bin in den 80ern in das aktive Hören eingestiegen und habe mich zunächst vom Mainstream packen lassen. Nach und nach kamen interessante bands dazu, die mich heute noch fasziniert wie zunächst Iron Maiden, aber auch Talk Talk und Genesis.
    Über Maiden und genesis haben ich mir dann auch die 70er erschlossen.
    Beide Dekaden sind gleichermaßen interessant und abwechslungsreich, daher freue ich mich nun jede Woche auf ein neues Kleinod aus meiner Kindheit. :topp:

  • Programmhinweis: Im nächsten Kapitel tritt übrigens u.a. ein Herr auf, den die meisten Genesis-Fans gut kennen dürften...

    But we never leave the past behind, we just accumulate...

    "Von jedem Tag will ich was haben

    Was ich nicht vergesse

    Ein Lachen, ein Sieg, eine Träne

    Ein Schlag in die Fresse"

  • Hallo zusammen,


    ich finde diesen Thread auch toll. Lass Dich bloß nicht entmutigen weiterzumachen. Einer hat immer was zu kacken...:-) So ist das leider überall. Für mich ist dieser Thread eine wunderbare Reise , für die ich gerne ein Ticket gekauft habe. Und zu INXS , ich kenne einige Alben... Du hast recht Mutzel ( wenn ich Dich so nennen darf ), diese Band hat sich wirklich nicht weiterentwickelt. Wird vermutlich an den musikalischen Fähigkeiten gelegen haben.. Dennoch , wie immer alles Geschmacksache. Einige Stücke gefallen allerdings auch mir von dieser Band.

  • And here we go again...


    Kapitel 5: König, Bube, Joker und Herzdame

    ODER

    Kim Wilde


    Die heutige Geschichte beginnt mit dem Auftritt von König Jonathan. Einst Förderer einer in diesem Forum nicht unwichtigen Bande beweist er fünf Jahre später erneut sein Gespür für musikalische Talente. Da entdeckt er nämlich den Buben. Der Name des Buben ist Ricky. Bube Ricky zählt gerade einmal 11 Lenze, als ihn König Jonathan unter seine Fittiche nimmt und ihm einen Plattenvertrag bei seinem Label anbietet. Hier böte sich nun mit Blick auf die Namen der Beteiligten die mäßig witzige Vermutung an, dass König Jonathan möglicherweise im Begriff ist, aus Ricky dem Buben nun den neuen „Ricky King“ zu machen. Wer darüber nicht lachen kann, sollte zumindest zur Kenntnis nehmen, dass die erste Single von Ricky I AM AN ASTRONAUT (1972) heißt. Erinnert ein wenig an einen großen Erfolg von König Jonathan, aber egal. Das Universum ist und bleibt unendlich.


    Leider ist der Erfolg des Buben als Popstar trotz seines königlichen Mentors sehr überschaubar. Man könnte es auch einen Flop nennen.

    Hier kommt nun der Joker ins Spiel. Joker Marty ist der Papa von Bube Ricky. Als alter Rock'n Roller durfte er in den 50er/60er Jahren zumindest ein wenig am Erfolg schnuppern. Mittlerweile schreiben wir das Jahr 1980. Bube Ricky unternimmt mit Hilfe von Joker Marty einen letzten Versuch, um seine nichtexistente Musikkarriere in Schwung zu bringen. Mit dabei im Aufnahmestudio ist seine Schwester Herzdame. Die Herzdame heißt Kim und soll eigentlich nur im Backgroundchor ihren Bruder gesanglich unterstützen. Wie der Zufall es will, wird der Plattenboss (jetzt nicht mehr König Jonathan) auf Kim aufmerksam und gibt nicht Ricky, sondern ihr den Vertrag.

    In einem klassischen Drama würde Ricky jetzt Rache schwören und wahlweise sich oder seine Schwester umbringen. Wahlweise gegen den Willen oder mit Hilfe von Papa Marty.


    Statt dessen passiert aber etwas ganz anderes. Sozusagen eine Win-Win-Win-Situation. Herzdame Kim startet nämlich 1981 eine Weltkarriere als Popstar. Die dafür nötigen Songs liefern Papa Marty und Bruder Ricky in Teamarbeit. Ricky fungiert zudem noch als Produzent und Multiinstrumentalist auf Kims Alben. Gleich der erste Hit KIDS IN AMERICA (1981), eine wunderbare Symbiose aus Rock und Disco geht durch die Decke. CHEQUERED LOVE (1981) schlägt in die gleiche Kerbe. Die wilde Kim ist da gerade einmal 21 Jahre jung und wirkt in den zugehörigen Videos viel eher unschuldig als wild. CAMBODIA (1981) drosselt das Tempo ein wenig, hat aber weiterhin Ohrwurmcharakter.


    Mitte der Achtziger hat der Erfolg einen kleinen Durchhänger, wobei ich THE SECOND TIME (1984) mit seinen penetranten Synthisounds und seinem knallenden Bass (auch wenn der wahrscheinlich gesampelt ist) ziemlich geil finde. Mit ihrer Coverversion von YOU KEEP ME HANGING ON (1986) nimmt Kims Karriere wieder Fahrt auf. Schließlich veröffentlicht sie 1988 mit YOU CAME einen der besten 80er Plastikpopsongs mit einem Musikvideo, das eine gereifte Sängerin und – man verzeihe mir hier die etwas unmusikalische Perspektive – sehr schöne Frau zeigt. Textlich geht es in diesem Stück übrigens um die Geburt von Bruder Rickys erstem Kind.

    Mit dem Eintritt in die 90er endet Kim Wildes Karriere noch lange nicht, wohl aber an dieser Stelle mein Blick auf dieselbe, denn sie war nie mehr so gut wie in den 80ern. Und auch nicht so süß, hihi.


    Und was lernen wir aus der ganzen Geschichte?

    Erstens, ein König allein macht noch keinen Popstar (kann aber dabei hilfreich sein).

    Zweitens, so manche Niederlage verwandelt sich später in einen Sieg.

    Und drittens, Frauen regier'n die Welt (Gruß an Roger Cicero!)


    Definitives Lineup:

    Kim Wilde – vocals

    Ricky Wilde – guitars, keyboards, programming, songwriting

    Marty Wilde - songwriting


    Gegenwart

    Kim Wilde ist immer noch aktiv. Ihre letzten beiden Alben (eines mit Coversongs und eines mit Weihnachtsliedern) deuten aber an, dass ihre kreative Zeit wohl vorüber ist.


    Weiterhören und Ansehen

    Kids in America

    https://www.youtube.com/watch?v=r_GH6M7cUq4

    The Second Time

    https://www.youtube.com/watch?v=27oYmG4nM4s

    You came

    https://www.youtube.com/watch?v=P6Agwu_5J14


    Hier mal eine außermusikalische Randnotiz: So viel Fannähe würde vielen anderen Musikern gut zu Gesicht stehen – einfach sympathisch, wie sie sich hier Zeit nimmt.

    https://www.youtube.com/watch?v=BqyXfeqcE3U


    Lieblingsalbum

    Close (weil meine Schwester das hatte)


    Demnächst

    In Kapitel 6 von „Meine Achtziger“ schreibe ich Über Jäger und Sammler und eine Band, die keiner kennt.

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    Einmal editiert, zuletzt von mutzelkönig ()

  • Hallo zusammen,ich finde diesen Thread auch toll. Lass Dich bloß nicht entmutigen weiterzumachen. Einer hat immer was zu kacken...:-) So ist das leider überall. Für mich ist dieser Thread eine wunderbare Reise , für die ich gerne ein Ticket gekauft habe.


    Hallo erstmal ! Je mehr unterschiedliche Meinungen, desto mehr Spaß!


    Zitat von Helge

    Ich habe keine Ahnung was E.M. hier erwartet und warum er all Deine positiven Ansätze zerredet

    naja, in der INXS-Sache kann ich E.M. verstehen.
    [(Früher dachte ich, E.M. und mutzel wären Zweitaccounts ein und derselben Person, einer chronisch unzufriedenen, von modernen Entwicklungen enttäuschten Beamtin mit Hängekettenbrille und 2000 blurays in ordentlich sortierter Gelsenkirchen-Schrankwand. Bis ich auf den Dresdner. Stammtischfotos merkte, huh, gar keine Damen anwesend)]


    Mutzel wagt sich immerhin vor und gibt sich Mühe. Natürlich hat solch 51ger (oder 12er oder 100er) -Konzept Schwächen, weil es auf künstlichem Gerüst basiert und kaum jemand 52 Bands wirklich innig beherrscht (sonst wär man wohl nicht unterbezahlter Pädagoge sondern topverdienender Musikjournalist). Wer will kann die etwas schablonigeren reviews gern vertiefen oder unterfüttern.


    Zitat von Titos

    Und zu INXS , ich kenne einige Alben... Dennoch , wie immer alles Geschmacksache. ..


    Ja, alles Geschmackssache. INXS waren innovativ, ein Hauch Avantgarde in ihrer besten. Zeit. Diese Richtung muss sich eigentlich nicht an Chartplatzierungen messen lassen.
    Um so erstaunlicher der weltweite Erfolg. Wozu da noch Forderung nach Entwicklung - die ist kein Selbstzweck.

  • Kim Wilde


    Süüüß, ja, das war sie und neben Nena, mit der sie im dritten Frühling einige Male kollaborierte, war sie für Frauenrechtler der absolute Rückschritt - gemessen an, say, den Koordinaten von Janis Joplin, Patti Smith hier und Tina Turner, Grace Jones dort. Das waren die Achtziger, Mädchen mussten wieder süß sein. Jungs auch ;-D


    Trotz solcher Nörgeleien: Kim hat sich eingeprägt, ihre Girl-next-door-Stimme war sofort wieder präsent und nun hab ich einen Ohrwurm - Hüpfe hier zu innerlichem Kids in America herum, rolle meine Jacketärmel auf und schlage den Kragen hoch.


    Nette Serie, mutzel.


    Hier zwei süsse Achtziger gestern um die Ecke

  • Eine schöne Zeitreise lieferst Du uns da, Mutzelkönig. Ich bin ja auch ein Kind der Achtziger und auch wenn meine Bewertungen und mein Musikgeschmack ganz anders sind, so habe ich doch noch den ein oder anderen Popsong, den du beschreibst, im Ohr.


    Hab mir nun zum Beispiel auf You Tube, "You Came" angehört, und das Lied war so wie ich es in Erinnerung hatte: Ein schöner, euphorischer Popsong.

  • (...)Die dafür nötigen Songs liefern Papa Marty und Bruder Ricky in Teamarbeit. (...)
    Schließlich veröffentlicht sie 1988 mit YOU CAME einen der besten 80er Plastikpopsongs mit einem Musikvideo, das eine gereifte Sängerin und – man verzeihe mir hier die etwas unmusikalische Perspektive – sehr schöne Frau zeigt. Textlich geht es in diesem Stück übrigens um die Geburt von Bruder Martys erstem Kind. (...)


    Der Bruder ist Ricky und der wäre ja Martys erstes Kind und sie würde über ihren Bruder singen... ;)


    "You Came" ist - trotz 80er Sound - auch mein Favorit von Kim. Weil ich jetzt hier erfahre, dass es um Nichte/Neffe geht, gewinnt der Song noch mehr für mich. Danke für den Hinweis. Auf "You Came" singt sie auch nicht mehr so mädchenhaft zurückhaltend wie auf den ersten Songs.


    Weitermachen.

    Gedankenrauschen – Da geht noch was!

  • pealmu: Natürlich Bruder Rickys erstem Kind.:)
    Danke!


    Da sieht man mal wieder, dass auch mehrmaliges Korrekturlesen nicht vor Fehlern schützt. Immer besser, wenn noch ein zweiter einen Blick drauf wirft.:topp:


    Ändern kann ich den Lapsus momentan leider nicht, weil die Editierfunktion zickig ist.

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