GENESIS - 30 Jahre "We Can't Dance" - die Jubiläumsumfrage und Rückblicke

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    Mit "We Can't Dance" verbinde ich einige nachhaltige Erinnerungen. 1991 war ich zum zweiten Mal Vater geworden, feierte seibst meinen 30. Geburtstag und hatte Anfang des Jahres mein Grafik-Design-Studium endgültig geschmissen und begonnen, "richtig" zu arbeiten - als Aushilfe, zuerst als Fenster-Monteur auf dem Bau, dann als LKW-Fahrer in einem Krankenhauslager - und war auf der Suche nach einem "richtigen" Beruf.


    Am 2. November begann meine Ausbildung zum Tontechniker mit einem zweiwöchigen Vorpraktikum bei Radio Bremen. Da meine Frau zuhause unser Auto brauchte, lieh mir meine Mutter ihren knallroten Opel Manta, mit dem fuhr ich jeden Tag zweimal die Strecke Worpswede - Bremen, denn ich war in dem knapp 30 km entfernten Dorf in einer Jugendherberge untergebracht. Natürlich hörte ich dabei Radio Bremen im Autoradio und irgendwann kam da die Ankündigung, dass sie das Album kurz vor dem Erscheinungstag komplett spielen wollten. No Son of Mine war ja bereits vorab ausgekoppelt, aber vom Rest war noch nichts bekannt damals - entsprechend gespannt war ich. In der Jugendherberge hatte ich zwar ein Einzelzimmer, es gab dort jedoch weder Radio noch Fernsehen - also musste ich mir die Sendung mit dem Album draußen im Manta auf dem Parkplatz anhören. Wurde zum Ende hin doch etwas kühl, aber war OK. Hatte etwas Angst um die Autobatterie, denn meine Mutter hielt ihre Autos nie gut in Schuss, aber den Motor wollte ich trotzdem nicht laufen lassen. Ich erinnere mich, dass ich I Can't Dance damals als ziemlich spektakulär empfunden hatte - ein Rolling Stones-Riff in einem Genesis-Song - wer hätte das erwartet? Auch der Rest gefiel gut - das Album mit seinem schicken weißen Tray (ein Novum damals) habe ich dann sofort am Erscheinungstag gekauft.

    Leider ist es nicht gut gealtert und in der Nachbetrachtung ist es für mich eins der schlechtesten Genesis-Alben - viel zu lang und mit zu vielen sehr mäßigen Songs, während man sich die Singles schnell leidhören konnte, weil sie und die zugehörigen Videos überall in Endlosrotation liefen. Ich habe es daher nicht einmal geschafft, die 2007er Neuausgabe in 5.1 komplett durchzuhören.

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    Leider ist es nicht gut gealtert und in der Nachbetrachtung ist es für mich eins der schlechtesten Genesis-Alben - viel zu lang und mit zu vielen sehr mäßigen Songs,

    In der Tat wäre es ein deutlich besseres Album, wenn sie es auf die Länge der vorherigen Alben gekürzt hätten und die ganzen "Filler" rausgeworfen hätten (wobei hier natürlich die Meinungen auseinandergehen, welche Songs genau diese "Filler" sind). Dann allerdings bleibt ein deutlich stärkeres Album übrig als es "Abacab" und "Genesis" davor in ihrer Gesamtheit waren und mit einer deutlich "proggigeren" Schlagseite als alle Alben der 80er nach "Duke".

    Schade, dass sie dieses Level mit CAS nicht mehr halten konnten.

  • ....deutlich "proggigeren" Schlagseite als alle Alben der 80er nach "Duke".

    Schade, dass sie dieses Level mit CAS nicht mehr halten konnten.

    He! *Calling all stations* finde ich richtig gut! Es klingt durch die Stimme von Ray Wilson herrlich sentimental. Und "Shipwrecked" und "Not about us" sind zwar keine Progstücke, aber tolle melancholische Popsongs!

    Ich weiß nicht, ob was besseres gekommen wäre, wenn Collins weitergemacht hätte...

  • He! *Calling all stations* finde ich richtig gut! Es klingt durch die Stimme von Ray Wilson herrlich sentimental. Und "Shipwrecked" und "Not about us" sind zwar keine Progstücke, aber tolle melancholische Popsongs!

    Ich weiß nicht, ob was besseres gekommen wäre, wenn Collins weitergemacht hätte...

    Ich bin mir sogar sicher, dass was besseres gekommen wäre. Vorausgesetzt die drei hätten sich vorher auf eine musikalische Richtung geeinigt. "Düster" und "Rock" hat Phil bei Bedarf auch drauf.

  • Ich bin mir sogar sicher, dass was besseres gekommen wäre. Vorausgesetzt die drei hätten sich vorher auf eine musikalische Richtung geeinigt. "Düster" und "Rock" hat Phil bei Bedarf auch drauf.

    Spekulatius, wir haben ja bald Weihnachten:mrgreen:, das wird man niemals wissen, hätte ja auch ein deutlich poplastiges Album werden können.

    Das Leben ist eine Illusion, hervorgerufen durch Alkoholmangel

    Charles Bukowski

  • Spekulatius, wir haben ja bald Weihnachten:mrgreen:, das wird man niemals wissen, hätte ja auch ein deutlich poplastiges Album werden

    Lies doch bitte ein bisschen genauer. Natürlich ist hier keiner von uns Hellseher. Aber Collins hatte ja schon eine Karriere als Rockdrummer/Sänger mit Genesis, Clapton und Plant auf die man Bezug nehmen kann. Sachen wie "Down and out" oder "Dodo" erscheinen mir härter, als alles was ich auf CAS höre. Wenn die drei sich abgesprochen hätten, ein wirkliches Rockalbum zu machen und Popsongs zu vermeiden, dann hätte Phil mit seinem Können das Album sicher aufgewertet. Nichts anderes wollte ich ausdrücken.

  • Als das Album erschien hatte ich mit Genesis noch nichts weiter am Hut. Mein Vater hatte die Kassette im Autoradio und auf dem Weg in den Urlaub (ich glaube an die Ostsee) lief sie wohl, aber als elfjähriger Junge habe ich lieber beim vorbeischauen in andere Autos gestarrt, ob da nicht irgendwo ein paar heiße Bräute drin saßen. Ob dem so war, weiß ich heute nicht mehr.


    Viele Jahre später, ich glaube zur CAS Zeit herum habe ich mir das Album dann doch zugelegt. Auf CD für mein komisch geformtes und extrem wulstiges Kompaktradio. Ihr kennt die Dinger sicher. CD Deck oben, Kassettendeck mittig vorn. Ein Designklassiker war das Ding sicherlich nicht, aber es hat mir neben CAS auch viel Freude mit Steves Darktown beschert, also will ich nicht weiter lästern.


    Die Freude bei WCD indes blieb ein wenig auf der Strecke und ja, das lag eher an der CD, als am Abspielgerät. Zunächst war da der Opener mit seinem Elefantensound und seiner stickigen, drückenden Atmosphäre. Hauptsächlich von Collins zu verantwortende Stücke haben das ja oft.


    Jesus he knows me hingegen wirkte recht frisch und frech, Melodie und Lyrics passten und passen gut zusammen, dennoch ist es nichts, was ich in einer Endlosschleife hören muss. Auch I can’t dance , welches ich tendenziell jedoch lieber höre als JHKM, ist so ein Stück. Seht ihr? Schon habe ich Driving the last spike vergessen. Da mir dies bei vielen anderen Stücken ähnlich gehen wird, entweder weil sie mich nerven, oder aber weil sie in mir überhaupt nichts auslösen, abgesehen vom Bedauern über die verschwendete Zeit, werde ich mich ab sogleich nur noch auf Stücke konzentrieren, die meinem Ohr entgegenkommen. Und da wären wir auch schon bei Dreaming while you sleep. Eigentlich ein tolles Stück in welchem ausnahmsweise mal nicht die Frau wegrannte, oder die Fiesigkeit der Welt aufgearbeitet wird.


    Zu guter Letzt bleibt dann noch Fading Lights. Ja, es ist schon ziemlich kitschig und es wundert mich, dass Tonys Finger nicht hin und wieder am Tastenschmalz kleben blieben, dennoch hat es natürlich eine gewisse bittersüße Note, die mir gefällt. Es ist in meinen Ohren nicht nur ein Abgesang, sondern war (zumindest 1991 und vielleicht auch noch 1997) auch der Ausblick auf etwas Neues. Ich weiß nicht so recht, wie ich es beschreiben soll, es ist wie, als ob man innerlich bei einer Firma gekündigt hat, aber noch nicht ganz weg ist. Ich sollte wirklich erst nach dem Posten meiner Beiträge tanken, aber das Staropramen ist wirklich lecker. Leider selbstgekauft, na ja.


    Fazit: Wären nicht die ganzen (bisweilen recht widerlichen) Lückenfüller wie Tell me why oder Since i lost you, ich könnte mit Collins letztem Genesisalbum ganz gut auskommen. So aber bleiben für mich nur ein paar ganz gute Stücke, deren Qualität oder Menge aber auch nicht ausreicht, um den restlichen Quark zu kompensieren.

    Niveau sieht nur von unten aus wie Arroganz.

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    • Offizieller Beitrag

    Ernsthafte Frage hier: Ist "We Can`t Dance" ein Doppelalbum?

    Ja, als 2LP war es das. Seinerzeit erfolgte ja der Siegeszug der CD und so war es auf CD ein überlanges Album und auf Vinyl ein Doppelalbum