Die Politik ist tot, es lebe die Politik! - kleiner politischer Frühschoppen, Live-Ticker, Austicker und was man sonst noch so zur Meinungsbildung braucht - oder auch nicht...

  • Und Söder? Dieser Fragekatalog ist an Harmlosigkeit nicht zu überbieten, und dass Söder sich mit den Worthülsen zufrieden gegeben hat, die Aiwanger ihm da druntergespuckt hat, legt die Vermutung zumindest sehr nahe, dass der Ministerpräsident nur eine Unterlage haben wollte, um seinem Stellvertreter einen Persilschein auszustellen. Im Namen des Söders und der Heiligen CSU und des Machterhalts um jeden Preis, Amen.

    Ob er sich dann beim nächsten (leider zu befürchtenden) antisemitischen Anschlag vor die Kamera stellt und mit ernster Miene "Wehret den Anfängen!" zum Besten gibt? Rhetorische Frage, zugegeben, bei Markus "180 Grad" Söder.

  • Einer aktuellen Umfrage zufolge findet eine Mehrheit der Deutschen Söders Entscheidung, Aiwanger nicht zu entlassen, wohl richtig. Machen die ihre Umfragen eigentlich nur noch in Bierzelten nach 3 Maß minimum oder sind wir wirklich restlos verloren?

    Ich befürchte letzteres.

    P.C.=82 Düsseldorf,90 Berlin,94 Dortmund

    P.G.=03 Oberhausen+Köln,04 Dortmund,23 Köln

    GENESIS-78 Saarbrücken,81 Dortmund,92 Gelsenkirchen,07 Düsseldorf

    S.H.=79 Köln,88 Bochum,13 Oberhausen,22 Utrecht+Essen,23 Wuppertal,Essen+Freiburg

    M.A.TM.=89 Düsseldorf

    R.W.=02 Wuppertal,23 Remscheid


    BRUCE SPRINGSTEEN=05.07.24,Hannover

    S.H.=07.07.24,Zoetermeer

    STEVIE NICKS=16.07.24,Antwerp

    DIRE STRAITS EXPERIENCE=23.07.24,Essen

    HOOTERS=24.07.24,Köln

    ADELE=14.08.24,München

    FISH=10.10.24,Hamburg

  • Ob der initiierende Lehrer es wohl schon bereut, dass er dieses braune Fass wieder geöffnet hat ?


    Eigentlich war doch schon alles lange geklärt, Awainger musste damals zur Strafe ein aufklärendes Referat über die Nazizeit halten, denn damit scheint er sich ja schließlich sehr gut auszukennen. Welcher Schüler möchte da nicht gerne zuhören ? Stattdessen sieht Söder sich jetzt wie Lehrer Hämpel gezwungen, den in den ganzen letzten Jahren nicht antisemitischen Aiwanger zu Gesprächen mit jüdischen Vereinigungen zu verdonnern. Gespräche sind natürlich immer gut, wer sonst könnte ihm auch glaubwürdig den dringend benötigten "Persilschein" ausstellen. Da kann man dann (so wie Söders Kollege Merz) nur von einem perfekten Krisenmanagement sprechen, schneller ist so ein Problem schließlich nicht aus der Welt zu schaffen. Gratulation !


    Aber was hatte Söder sich eigentlich von dem Fragebogen versprochen, wenn nur der "Angeklagte" selber befragt wird und alle Zeugen vollständig ignoriert werden, als Staatsanwalt taugt Söder jedenfalls schon mal nicht. Da kann man es doch gleich sein lassen und einfach wieder zur Tagesordnung übergehen. Und wofür genau hat Aiwanger sich eigentlich wirklich entschuldigt, ist mir überhaupt nicht klar geworden.


    Eigentlich hätte der besagte bayerische Lehrer es doch ahnen können, gegen die Macht der Bierzelte hat man als kritischer Bürger absolut keine Chance. Ist allerdings nicht nur ein Problem in der Politik, wo gibt es überhaupt noch Eingeständnisse von Fehlern oder gar wirkliche Reue ? Ist eben immer auch eine Abwägung, wann ist der vermutete persönliche Schaden bei den eigenen Anhängern am geringsten, und nur die interessieren doch im Zweifel. Man kennt die Beispiele inzwischen ja zur Genüge und jeder kleine Sünder darf sich dann mit seinem eigenen "Scheiß" daran orientieren und fühlt sich sogar noch bestätigt.


    Manche Fässer macht man dann halt lieber sehr schnell wieder zu, bevor der Gestank die eigene Nase zu sehr irritiert. Gegen dieses ekelhafte Flugblatt wirken Aiwangers heutige Reden doch ziemlich harmlos, wer möchte sich jetzt darüber eigentlich noch aufregen ?


    Also ein Erfolg für die "Freien Wähler" auf ganzer Linie. Die Wahlen werden es zeigen und Söder wird dann letztendlich wohl einsehen müssen, welch fatalen Fehler er mit dieser Form der "Krisenbewältigung" begangen hat. Für eine Weiterführung der jetzigen Koalition wird es aber wohl trotzdem langen und nur das zählt doch. Was ist eigentlich aus Söders grünem Engagement geworden, als er noch Bäume umarmt hat ? Ist ja auch schon lange her, inzwischen sind die Grünen ja wieder der Erzfeind schlechthin, bis zur nächsten eleganten programmatischen Wende des Herrn Ministerpräsidenten. Solange schaut man sich dann halt sein tägliches Schweine-Foodporn im Internet an, immerhin ist er dadurch ein ziemlich stattlicher Kerl geworden. Dagegen sieht Aiwanger doch eher aus wie einer dieser berühmten Vegetarier.


    Aber trotz allem ist Bayern ein wirklich wunderschönes Bundesland :thumbup:, nur dann sollte man auch dort etwas dafür tun, um es so zu erhalten.


    Ich sehe ja ein, dass Windräder und Solardächer die bayerische Postkartenidylle leicht verändern, aber wenn man nichts tut, wären die Folgen um so gravierender und grausamer. Wobei wir wieder bei der Diskussion um Atomkraftwerke wären, aber braucht es erst wieder ein neues Fukushima ... ?

    "Before Elvis, there were nothing ..."

    - John Lennon

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  • Wie immer großartig vom Postillon.

  • Ob der initiierende Lehrer es wohl schon bereut, dass er dieses braune Fass wieder geöffnet hat ?

    Das vermute ich durchaus im Hinblick auf sein mutmaßliches (schweres) Dienstvergehen durch den Gang an die Öffentlichkeit (Verstoß gegen seine Verschwiegenheitsverpflichtung).


    Wenn es dem Lehrer - ungeachtet seiner Verpflichtungen aus seinem Beamtenverhältnis - darauf angekommen sein sollte die Vorwürfe bekanntzumachen, weshalb geschah das erst jetzt (und nicht schon vor x Jahren)?

    Wurde der betreffende Lehrer vielleicht durch irgendetwas oder irgendwen motiviert, jetzt seine Erinnerungen bzw. Aufzeichnungen preiszugeben? Geschah das ggf. im Hinblick auf die baldige Landtagswahl in Bayern?


    Lesenswert finde ich diesen Artikel: https://www.berliner-zeitung.d…-bayerische-spd-li.384229

  • Wenn es dem Lehrer - ungeachtet seiner Verpflichtungen aus seinem Beamtenverhältnis - darauf angekommen sein sollte die Vorwürfe bekanntzumachen, weshalb geschah das erst jetzt (und nicht schon vor x Jahren)?

    Vielleicht die Rede Aiwangers, dass man sich die Demokratie zurückholen wolle? Es muss bedrückend sein, von so jemandem dazu noch insgeheim zu wissen, wie extrem dessen Gesinnung zumindest damals gewesen ist. Meine Empörung über NS-Menschenverachtung ist zumindest größer als die über mögliche Dienstvergehen aufgrund einer Verschwiegenheitsverpflichtung. Und wenn es politisch motiviert ist aufgrund von Landtagswahlen - sei's drum. Ich weiß, mit der Haltung bin ich kein "aufrechter Deutscher" im Sinne von Aiwanger und seinen Leuten.

  • Ich weiß, mit der Haltung bin ich kein "aufrechter Deutscher" im Sinne von Aiwanger und seinen Leuten.

    Ich auch nicht !

    P.C.=82 Düsseldorf,90 Berlin,94 Dortmund

    P.G.=03 Oberhausen+Köln,04 Dortmund,23 Köln

    GENESIS-78 Saarbrücken,81 Dortmund,92 Gelsenkirchen,07 Düsseldorf

    S.H.=79 Köln,88 Bochum,13 Oberhausen,22 Utrecht+Essen,23 Wuppertal,Essen+Freiburg

    M.A.TM.=89 Düsseldorf

    R.W.=02 Wuppertal,23 Remscheid


    BRUCE SPRINGSTEEN=05.07.24,Hannover

    S.H.=07.07.24,Zoetermeer

    STEVIE NICKS=16.07.24,Antwerp

    DIRE STRAITS EXPERIENCE=23.07.24,Essen

    HOOTERS=24.07.24,Köln

    ADELE=14.08.24,München

    FISH=10.10.24,Hamburg

    • Offizieller Beitrag

    Vermutlich hat jede/r von uns in der Jugend etwas gemacht, das ihm/ihr heute furchtbar peinlich wäre - oder das aus heutiger Sicht ganz anders wirkt als damals. Ich wäre bereit gewesen, diese Flugblattgeschichte als jugendliche Idiotie zu akzeptieren, wenn...

    ... ja, wenn Aiwanger den Anstand und die Größe gehabt hätte, zu sagen: "Ja. Hab ich gemacht. War damals so und so gedacht. War aber aus heutiger Sicht eine richtig blöde Idee. So, wie das da steht, denke ich heute natürlich nicht mehr. Und um zu zeigen, wie man sich so verirren kann und wie man dem entgegenwirken kann, werde ich ... "


    Das hat er nicht.

    Im Gegenteil. Von der Süddeutschen Zeitung mehrfach über den Inhalt der bevorstehenden Meldung informiert und zur Stellungnahme eingeladen, hat Aiwanger zunächst pauschal dementieren lassen und dann mit rechtlichen Schritten gedroht.

    Inzwischen hat er, was in der SZ berichtet wurde, eingeräumt, nur eben unter Berufung auf seinen Bruder mit der Einschränkung, dieser habe nach dessen Aussage das Flugblatt geschrieben (und alle Aussagen zu diesem Thema auch in den "25 Fragen" sind bemerkenswert genau so formuliert, dass Aiwanger in diesem Kontext immer nur auf Behauptungen von anderen verweist, also selbst nichts erklärt). Es sind weitere Aussagen - teils eidesstattliche - aufgetaucht, die nahelegen, Aiwanger habe in der Schulzeit, vorsichtig formuliert, mit rechtsextremen Positionen und Haltungen geflirtet.


    Daüber hinaus: Aiwanger hat in diesem Jahr in Erding gegen "die da oben" gehetzt, und gefordert, die "schweigende Mehrheit" müsse sich "die Demokratie zurückholen", die Regierung, "die Berliner Chaoten" stehe nicht an der Seite "der normalen Leute" (Quelle der Zitate: BR-Artikel vom 10.6.23, abgerufen 6.9.23). Das ist nicht die Sprache demokratischer Auseinandersetzung. Das ist ein Kampfaufruf. Sehr ähnlich übrigens: Äußerungen von Trump im unmittelbaren Vorfeld des Sturms auf das Kapitol in Washington.


    Das Flugblatt in seiner Extremität mag vielleicht auch eine Jugendsünde gewesen sein - aber offenbar sieht Aiwanger es auch heute noch als nötig an, dass "das Volk die Macht ergreift und sie der regierenden Clique entwindet".


    Aiwanger hat so lange herumgeeiert und herumgedroht, bis er nicht mehr umhin konnte zuzugeben, was nicht zu bestreiten war. Dass sein Bruder sich vor ihn stellt, ist eine bemerkenswert loyale Volte seinerseits.


    Ob man im Lichte des Flugblattes und der Erdinger Rede behaupten kann, Aiwanger sei rechtsextrem(istisch), sei dahingestellt. Ganz sicher hat er nichts dazu beigetragen, diesen Eindruck wirksam zu zerstreuen. Schlimmer aber: Aiwanger ist unglaubwürdig. Und deswegen muss er zurücktreten.




    Naja. Er müsste. Wenn die Verhältnisse nicht so wären, dass die CSU die Freien Wähler zum Machterhalt braucht, und die Freien Wähler erklärt haben, an Aiwanger in Nibelungentreue festzuhalten. Mit diesen Worten beende ich erstmal meinen Rundblick über das politische Elend in Bayern.

  • Vielleicht die Rede Aiwangers, dass man sich die Demokratie zurückholen wolle? Es muss bedrückend sein, von so jemandem dazu noch insgeheim zu wissen, wie extrem dessen Gesinnung zumindest damals gewesen ist. Meine Empörung über NS-Menschenverachtung ist zumindest größer als die über mögliche Dienstvergehen aufgrund einer Verschwiegenheitsverpflichtung. Und wenn es politisch motiviert ist aufgrund von Landtagswahlen - sei's drum. Ich weiß, mit der Haltung bin ich kein "aufrechter Deutscher" im Sinne von Aiwanger und seinen Leuten.

    Genau so hat der Lehrer seine Beweggründe ja auch benannt, er konnte es einfach nicht mehr ertragen ! Ihm wird auch klar gewesen sein, dass die SPD nicht von diesem Skandal profitieren wird, hat es aber trotzdem gemacht. Dass es jedoch keinerlei wesentliche Konsequenzen auslösen wird und die "Freien Wähler" sogar noch 4 Prozent der Wähler dazu gewinnen, das hatte er sich wahrscheinlich auch nicht so ausgemalt. Spricht aber nicht gegen ihn, sondern man fragt sich, wie groß die Ignoranz in der (bayerischen) Bevölkerung noch sein kann.


    Von Taktiererei kann hier also überhaupt keine Rede sein, der Termin direkt vor der Wahl ist stattdessen sogar ziemlich ungünstig, weil das nur spontane Reflexe gegen solche "Verräter" oder "Nestbeschmutzer" auslösen wird, wie wir jetzt gerade sehen.


    Mich würde auch mal interessieren, ob man gewisse Dinge nicht bereits damals innerhalb des Jugendstrafrechts hätte verfolgen müssen, denn es handelt sich ja eindeutig um Volksverhetzung.


    Wenn man dann noch bedenkt, dass die allerletzten Überlebenden des Holocaust in ihrem sehr hohen Alter sich immer noch unermüdlich bemühen, insbesondere die folgenden Generationen vor bestimmten Entwicklungen zu warnen und auch aus diesem Grunde jetzt die letzten KZ-Wächter vor Gericht zitiert werden, dann macht einen diese mancherorts immer noch vorherrschende partielle Volksamnesie wirklich nur fassungslos. Manche wollen es aber auch einfach nicht kapieren: es geht doch nicht darum, dass selbst folgende Generationen für alle Zeiten diese Schuld auf ihren Schultern tragen, sondern sich daran immer wieder zu erinnern, dort wo es nötig ist, um für die Zukunft daraus zu lernen. Und nichts anderes hat dieser Lehrer getan.

    "Before Elvis, there were nothing ..."

    - John Lennon