TotW: [20.04.-26.04.2015]: PHIL COLLINS - It's Not Too Late

  • Eine der besseren Songs von Testify. Auch hier viel elektronisches Gefiepe im Hintergrund, ohne einen wirklichen Akzent zu setzen. Die Liveversion gefällt mir besonders wegen Contes Congaspiel wesentlich besser. Gut auch der sehr gabrieleske Gesang, besonders wenn der Song ruhig wird.


    Studio 7, Live 8. Ich runde auf und gebe 8 Punkte

  • Ja, der Spot ist im Gegensatz zu Collins' Song natürlich mega.


    Da ich mich gerade (seit einer halben Stunde) in einer intellektuellen Auseinandersetzung mit dem Collins'schen Schaffen befinde, mit dem Verhältnis von Dichtung und Wahrheit in seinen Texten, mit der Distanz zwischen authentischer Person und fiktionalem Sprecher, mit der Frage, inwieweit ein Künstler sein Erleben künstlerisch auch abstrahieren sollte, um wahrhaftig und bedeutsam zu sein, mit dem Missverhältnis von Intensität des Gefühlten und Banalität des Dargestellten... - äh, wie habe ich den Satz jetzt angefangen?


    Na ja, jedenfalls bot es sich da gerade an, auch mal in diesen mir bis dato unbekannten Song hineinzuhören, um meine Studien nicht dem Vorwurf der zu wenig gründlichen Recherche auszusetzen. Und ich bin überrascht! Nach dem hier Gelesenen hätte ich gedacht, dass mich der Song entsetzlich ekeln müsste (wovon ich mich zu Gunsten der Wissenschaft sofort frei gemacht hätte) - dem war aber nicht so. Ja, der Song ist sicherlich steril - dafür aber, dass das Arrangement leider so synthetisch verseucht ist, geht die Wirkung noch einigermaßen in Ordnung: Ich finde das Ganze noch erstaunlich dezent - fast (aber nur fast) möchte ich sagen: geschmackvoll - produziert. Da gibt's von ihm Schlimmeres.
    Und auch textlich hält sich Phil hier etwas wohltuender zurück. Klar, auch dies ist wieder sentimental und rührselig, aber: Immerhin nicht dieses bescheuerte "Ich", immerhin ein wenig Distanz durch den Sprecher, der nicht sofort als Onkel Phil identifiziert werden muss... immerhin!
    Und die musikalische Komposition ist zwar natürlich nicht aufregend oder besonders. Jedoch höre ich da einen ruhigen und trotzdem angenehm bewegten Song ohne Holzhammerelemente, nette Akkorde und sich angenehm windende Melodien.
    Bevor ich den Song nun ins Gesamtwerk Collins' einordne, welches ich dann in groß angelegter Weise demjenigen von Gabriel gegenüberstellen möchte, vergebe ich eben noch ganz schnell sechs Bauchpunkte. "Testify"-Songs (?) hätte ich mir jedenfalls schlimmer vorgestellt.

  • Tja, da fällt mir selbst als großer Collinsfan die Bewertung schwer. Ich finde den Song nicht schlecht, daher eine 2-, doch so richtig zündet er bei mir nicht. Das liegt an der Produktion, die sich durch das gesamte Testify-Album zieht. Ein Album, das gute Songs bietet, die jedoch fast durch die Bank "ärmlich" produziert sind. Ich nenne da als Beispiel nur den Titelsong... Da wäre viel mehr drin gewesen. Ähnliches war ja schon knapp 10 Jahre vorher bei Both Sides zu sehen. Ich kann mich da Zy nur anschließen, unverständlich, warum Phil nach seinen ersten vier Megaalben so wenig Herzblut in die Produktion gesteckt hat. Und damit meine ich auch DITL, da hat er sich ja an der Klampfe probiert, furchtbar...

  • Erinnert mich auch im Stil vom Gesang an manche Lieder von Peter.
    Der Song ist nicht schlecht, aber da hätte er noch viel mehr herausholen können. 9 Punkte.


    Seltsamerweise fühle ich mich auch an Peter erinnert. Insbesondere der Track "Fallen Angel" (mit Robbie Robertson) kommt mir dabei in den Sinn. Mit den 9 Punkten kann ich leben.

    I'll never find a better time to be alive than now.

    Peter Hammill (on "X my Heart")

  • Erinnert mich auch im Stil vom Gesang an manche Lieder von Peter. ...


    ...hm, das geht wohl einigen so, mir auch. Gerade im Refrain hätte ich mir Peter ganz gut vorstellen können.


    Ich kannt das Stück bisher nicht, da ich nicht der ganz große PC-Fan bin. Nach der für mich uninteressanten "Both Sides" habe ich sein Schaffen nicht mehr weiter verfolgt.


    Diese Stück hat aber irgendwie doch eine eigene Atmosphäre. Mir gefällt nun gerade die Studioversion besser, der HiHat-Rhythmus gefällt mir gut. Weniger gut die Bontempi-Keyboard-Melodie. Das ist wieder nix.


    Vielmehr kann ich zu dem Liedchen aber auch nicht sagen...


    6 Punkte


    PS: manchmal finde ich die Notengebung schwierig, da z. B. 4 Punkte immer noch "ausreichend" sind. 3 Punkte sind dann schon mangelhaft. Eigentlich ist dieses Stück nicht wirklich ausreichend, wenn ich an meine persönlichen Hör-Ansprüche denke. Ich will es aber auch nicht "niedermachen". Irgendwie fehlt mir manchmal eine neutral-Note wie "tut nicht weh" oder "interessiert mich nicht". Wie geht es euch da?

  • PS: manchmal finde ich die Notengebung schwierig, da z. B. 4 Punkte immer noch "ausreichend" sind. 3 Punkte sind dann schon mangelhaft. Eigentlich ist dieses Stück nicht wirklich ausreichend, wenn ich an meine persönlichen Hör-Ansprüche denke. Ich will es aber auch nicht "niedermachen". Irgendwie fehlt mir manchmal eine neutral-Note wie "tut nicht weh" oder "interessiert mich nicht". Wie geht es euch da?


    Da Du so direkt fragst: so sehe ich das auch. Die "Neutral-Note" könnte ich auch nennen:
    "muss ich nicht wegzappen", "muss ich nicht immer haben", "für den käuflichen Erwerb zu abseitig", "ganz gut im Ansatz", "ganz nett, aber nicht mein Ding (mein Geschmack)" usw.

    I'll never find a better time to be alive than now.

    Peter Hammill (on "X my Heart")

  • Ich glaube ich habe TESTIFY sogar irgendwo zu stehen. Bin mir aber nicht sicher.
    Oh Gott, oh Gott. INTL ist wirklich schlimm. Dieses "Gefiepe" ist nicht unbedingt schlimm allerdings ziemlich uninspieriert, das Fade-Out mega-grottig, Phil's Gesang passt überhaupt nicht zur Melodie. Klingt alles wie eine B-Seite oder Demo-Tape.
    Dazu der gedubbte Chor (kann sich Phil nicht einen richtigen Chor leisten??)... Da bleibt aber auch rein gar nichts im Gedächtnis haften, totaler Einheitsbrei und der Refrain versteckt sich hinter der Strophe. Schrecklich... War das eigentlich mal eine Single-Auskopplung? Weil heute gutes Wetter war, 2 Punkte...

  • PS: manchmal finde ich die Notengebung schwierig, da z. B. 4 Punkte immer noch "ausreichend" sind. 3 Punkte sind dann schon mangelhaft. Eigentlich ist dieses Stück nicht wirklich ausreichend, wenn ich an meine persönlichen Hör-Ansprüche denke. Ich will es aber auch nicht "niedermachen". Irgendwie fehlt mir manchmal eine neutral-Note wie "tut nicht weh" oder "interessiert mich nicht". Wie geht es euch da?


    Geht mir genauso! Ich habe für mich diese Lösung gefunden: Ich stelle mir nicht vor, ob ich mir das Stück kaufen will oder nicht, ich nehme also nicht die Kaufmotivation als Messlatte. Sondern ich stelle mir vor: Das Stück läuft im Radio. Wenn mir das Stück als Radiogedudel nicht wehtut, wenn es mich nicht nervt, ich das Stück auch sonst nicht irgendwie grottig finde, sage ich: okay, ausreichend. Wenn ich das Radio ausmachen oder den Sender verstellen würde: mangelhaft.


    Insgesamt habe ich den Eindruck, dass das Forum zu einer eher positiven Bewertung neigt. Anfangs war ich darüber mitunter total überrascht. Inzwischen habe ich den Verdacht, selber schon ein kleines bisschen davon beeinflusst zu sein...

    • Offizieller Beitrag

    War das eigentlich mal eine Single-Auskopplung?



    Tja, wer lesen kann... Die Antwort "verbirgt" sich im Eingangsposting:

    Bemerkungen: Ja, dieser Song ist inzwischen auch schon 13 Jahre alt. Obwohl es eines der wenigen Lieder auf Testify ist, die ohne zusätzliche Programmierung auskommen, hob es sich von den übrigen Songs des Albums nicht sonderlich ab. Bei den Singleauskopplungen fand der Track ebenso keine Beachtung.
    Als Phil mit diesem für ihn sehr persönlichen Titel jedoch auf seiner First Final Farewell Tour regelmäßig die Zugaben eröffnete, bekam er schließlich die Aufmerksamkeit, die er verdient - oder habt ihr auf den Konzerten diese ruhigen 4 Minuten kurz vor dem großen Finale lieber zum Toilettengang oder Bierholen genutzt?