Bundeswehr/NVA. Habt ihr Anekdoten oder Geschichten?

  • :ratlos:...nach Diktat verreist...:ratlos:

    Einmal editiert, zuletzt von VinylManiac ()

  • ööö, die BW ... keine gute Erinnerungen daran. War in der Grundwehrdienstzeit in Bexbach (Saarland). Und alles woran ich mich erinnern kann bzw möchte ist, wie komme ich so schnell wie möglich mit dem Zug Richtung Heimat :) ne, der Grundwehrdienst war eine Katastrophe, die dann auch mit einem längeren Krankenhausaufenthalt endete und zur Ausmusterung führt. Aber ich glaube im Großen und Ganzen ist das alles für die meisten verlorene Zeit. Zumindest sofern man von Hause aus schon dispzipliniert wurde und Dinge wie Pünktlichkeit, Sauberkeit und Sorgfallt nicht gedrillt werden müssen.
    nene, BW ... hätte ich drauf verzichten können.

    • Offizieller Beitrag

    Bei vielen der Stories hier wird mir offenbar, wie richtig es war, den Dienst an der Waffe zu verweigern. In meinem Zivildienst hab ich extrem viel fürs Leben gelernt.

    Das kann ich nur unterschreiben! - Ich habe ja beide Welten kennengelernt, erst sechs Monate Wehrdienst (währenddessen ich verweigert hatte) und dann zehn Monate Zivildienst an einer Schule für Körperbehinderte.


    Nicht nur, dass letzteres trotz viel Stress, kleineren Ekligkeiten (an die man sich schnell gewöhnt hatte) und auch Anstrengungen (120 kg schwere Muskeldystrophiker aus ihren E-Rollis auf die Turnmatte und wieder zurück befördern) deutlich mehr Spaß gemacht hat - ich hatte auch im Gegensatz zu meinen Aktivitäten beim Trachtenverein tatsächlich das Gefühl, hier etwas sinnvolles zu tun. Und obwohl das jetzt über 30 Jahre her ist, habe ich selbst soviel davon abgewonnen, dass ich noch heute zu Behinderten einen ganz anderen Zugang habe als die meisten meiner Mitmenschen, die diese Erfahrung nicht gemacht haben.


    Bin noch Jahre später mit "meinen" Kindern in die Jugendherberge gefahren und hab auch meine kleine Tochter öfters zu Besuchen mitgenommen - die durfte dann auf dem Schoß eines Rollifahrers begeistert eine Runde durch die Pausenhalle drehen.

  • Männer in meinem Alter und in meiner Stadt waren Befreite statt Gefreite.
    Berliner mussten nicht zur Bundeswehr.





    Zivildienst hätte aber nicht geschadet.

    Gedankenrauschen – Da geht noch was!

  • Männer in meinem Alter und in meiner Stadt waren Befreite statt Gefreite.
    Berliner mussten nicht zur Bundeswehr.


    Eines der vielen Gesetze und Regelungen, die ich nie begriffen habe. Einige meiner damaligen Freunde sind nur aus dem Grund nach Berlin gezogen, damit sie nicht gezogen werden.


    Aber vor dem Gesetz sind ja angeblich alle Menschen gleich.

    I'll never find a better time to be alive than now.

    Peter Hammill (on "X my Heart")


  • Aber vor dem Gesetz sind ja angeblich alle Menschen gleich.



    Und weil sich genau dieser Grundsatz gerade bei der BW bzw. der Einberufung als Märchen erwies, kam man ja auch nicht mehr umhin, den Pflichtwehrdienst abzuschaffen. Gab es nicht bereits erfolgreiche Klagen gegen den Einberufungsbefehl aufgrund der Verletzung der "Wehrgerechtigkeit"?

    “THE NIGHT WE TRACKED DOWN PHIL COLLINS, BECAME BEST FRIENDS WITH HIM, AND TALKED HIM INTO REUNITING WITH PETER GABRIEL, AND THEN WE GOT TO SING BACKUP ON THE NEW GENESIS ALBUM AND IT WAS AWESOME!”

    — Barney Stinson, How I Met Your Mother, Season 7, Episode 21 ‘Now We’re Even’

    Einmal editiert, zuletzt von Eric ()

  • Also bei uns war der Bund größter Arbeitgeber und hatte die meisten Immobilien, fast alle in den besten Lagen. Unsere Wasserballer trainierten im Kasernen-Schwimmbad, wir bekamen dort Tauch-Unterricht und die Prüfungen für Frei-Fahrtemn-Jugend wurden dort abgenommen.
    Die Standortverwaltung versuchte, sich mit der Bevölkerung gut zu stellen, deshalb gab es für Alt & Jung oft Einladungen zu Kino-Events und Tanztees, Sportveranstaltungen, Grillen und Chorgesang. (Was der Bund halt als kulturelle Bildung ansah ^^.) Die Offiziers-Familien waren auf allen großen Bällen im Winter begehrte Gäste, auf die wir ab dem 14 Geburtstag mitdurften und die Offizierskinder zum Tanzen aufforderten. Klingt wie nachm Kriech, war aber Mitte 70. Wenn die Offiziere alle zwei Jahre versetzt wurden, blieben regelmäßig gebrochene Herzen in unseren Schulklassen zurück.
    Da unsere Gegend nicht im Brennpunkt lag und auch Terroristen nur ein ganz ferner Hauch hinter dem Horizont blieben, waren die Zugänge zu den Kasernen recht locker. Schon unter 18 waren wir oft dort: Nachbarinnen arbeiteten im Offizierskasino oder in der Kantine (es gab Gerüchte über geheime Zusätze im Essen) und die großen Jungs unsrer Gegend ließen sich nach dem Grundwehrdienst im Heimatort zur Ordonanz einteilen (es gab Sprüche, die sich darauf reimten). Alle ließen uns an Leckereien naschen. Zu Besuch waren wir sogar oft in den Kartenspieler-Sechser-Stuben der Wehrpflichtigen (unvergessen die Backgammon-Lehrstunden auf den unteren Doppelbetten).
    Man musste nur vorne an der Pforte die Personalien abgeben. Nur an wenigen Tagen war man dort nicht gern gesehen, nach den 15, 20 und 50 Kilometer-Märschen mit vollem Gepäck. Das hätte man sich aber freiwillig niemals angetan ;)


    Ein Kumpel war in der Materialverwaltung, mit dem bin ich als Zivilist den ganzen Tag lang auf dem Gelände hin und her gefahren, Ellenbogen draußen, Sonnenbrille, hier und da mal ein Schräubchen abgeben oder einen Umschlag abholen, öfter Käffchen...:rauchen:


    Für die meisten Gepressten von ganz weitweitwech lohnte sich am Wochenende die Heimfahrt nicht, deshalb hatten wir eine viel intensivere Kneipen-und Wochenende-Disko-Dichte als andere Orte.


    Ein nicht unbeträchtlicher Teil der Kuttenträger aber traf sich abends mit uns bei den Zivis in den Kliniken. Die lebten in den so genannten Schwesternwohnheimen, die Stimmung dort war riesig..
    Allerdings war der Personalschlüssel damals ein Traum, etwa Mitte der 70ger wurde jeder Patienten von gefühlt 30 Schwestern und 30 Zivis versorgt, die einen etwas lässigeren Job hatten (Betten herumfahren usw. Ich weiß noch, die Betten wurden jeden Tag frisch bezogen von mindestens zwei, oft auch vier Weißbekittelten). Zwar war der Antrag auf Verweigerung echt hart und sehr kompliziert, mit der brüchtigten "Gewissensprüfung" (würden Sie schießen, wenn Ihre Mutter bedroht würde) und irre viel Papierkram. Aber es hatte sich schon eine leichte Routine eingestellt, mit Beratungsbüros in den großen Städten und Leuten, die unkompliziert halfen, die Anträge auszufüllen. Hatte man das und die Eingewöhnungszeit der Krankenpflege (anfangs für viele leicht eklig) überstanden, dann waren danach die langen Monate in unseren Bereichen hauptsächlich lustig, verkumpelt und verqualmt.


    Seufz. Wir lebten wenigstens eine ganz kurze Weile im Paradies und wußten es nicht...

    3 Mal editiert, zuletzt von Get-in-to-get-Out () aus folgendem Grund: .. Eric, wenn ich meine hakenden Tasten auch so effizient unter Kontrolle bringen könnte wie Du ... ^^

  • OT: Eric benutzt Du zufällig die gleiche Tastatur wie ich? :p
    **


    Vermutlich! Ich war ja auch nicht bei der BW, wo man mir die Schludrigkeit hätte austreiben können. :p

    “THE NIGHT WE TRACKED DOWN PHIL COLLINS, BECAME BEST FRIENDS WITH HIM, AND TALKED HIM INTO REUNITING WITH PETER GABRIEL, AND THEN WE GOT TO SING BACKUP ON THE NEW GENESIS ALBUM AND IT WAS AWESOME!”

    — Barney Stinson, How I Met Your Mother, Season 7, Episode 21 ‘Now We’re Even’

  • Ausser dass man ab und an gevögelt wurde, besonders in der Grundausbildung und nachdem man als Frischling in andere Blöcke ziehen musste, habe ich ja schon beschrieben, war es manchmal gähnend langweilig, wenn man Wochenenddienst schieben musste. Also in der Kaserne, und nicht bei meinem Radarschichtdienst. Fast keine Sau in der ganzen Kaserne, und du musst dich in ein kleines Kabuff setzen, um eventuelle Telefongespräche anzunehmen, die fast sowieso nicht passieren.
    Nur zur Mittagspause und natürlich nach 8 Stunden wurdest du abgelöst. In der Mittagspause hiess es dann ein paar Biere wegzustecken und danach die Fahne mit gesalzenen Erdnüssen zu überdecken. Aber egal, kam sowieso fast nie einer vorbei.
    Schnarch, gähn und kotz. Dann hattest du noch fast den ganzen Sonntag fast alleine in der Kaserne frei, und dann blieb eben die Kantine. Hoch die Tassen, bis du einigermassen schlafen konntest, um nicht an Montag zu denken, wenn die ganze Scheisse wieder weiterging.

    Das Leben ist eine Illusion, hervorgerufen durch Alkoholmangel

    Charles Bukowski