PETER GABRIEL live: Back To Front - 19.10.2013 BERLIN

  • Das hier war der Fanblock in Berlin um 18:18 in fast perfekter triangularischer Stereo-Dreiecks-Formation


    [Blockierte Grafik: http://i1281.photobucket.com/albums/a509/GitgO-Pics/Gigs-PG/BackToFront/add3aee8-3a5a-48a4-a540-ff9913a4a2a9_zpsb6f79080.jpg]



    Moin Hansen, wo seid Ihr denn reingegangen und welche Reihe wart Ihr und sagt Dir das hier 'was?


    Father and Son Block 201

    5 Mal editiert, zuletzt von Get-in-to-get-Out () aus folgendem Grund: man achte auf ixi

  • @all, Moin,


    Ne, leider kann ich, wenn meine Frau mit an Bord ist, keine Stehplätze buchen, wäre gern mit vorn gestanden. Mein Sitzplatz war Block 201, Reihe 9 Platz 2.


    Am 06.11.2013 sitze wir noch 4 Reihen vor. :) Nur eben zu dritt, da nehmen wir unseren Sprössling mit.


    Gruß Hansen, dem nicht die Hansen Studios in Ribe gehören :(

    Tobias:"Mein Bauch hat Kopfschmerzen!"

  • Um 11 Uhr aufgestanden am Samstag. Was nach "ausgeschlafen" klingt, fühlt sich in Wahrheit etwas anders an, wenn man nach dem Hamburger Konzert noch bis 5 Uhr morgens mit allerlei Nordlichtern und für den Konzertabend zugereisten Forenmitgliedern in der "Kiste geklimpert" hat :p und so erst kurz vor 6 in der Falle gelandet ist.


    Nach 3 Bechern schwarzem Kaffee war meine Fahrtüchtigkeit zumindest augenscheinlich wieder hergestellt. Zum Glück war am Freitag bereits die Genesis Revisited Live At Hammersmith von Steve eingetrudelt. Wenn eine ganze Autoladung bekloppter Gabrielfans lauthals und textsicher fast das komplette Konzert mitgrölt (danke an Royale und GgEeNn... für die stimmgewaltige Unterstützung! Spätestens nach Willow Farm war euer Fahrer auch wieder richtig wach ;)), kann das sehr hilfreich sein beim Versuch, die müden Augen wenigstens ab und an mal offen zu halten.


    In der Schlange für den vorzeitigen Einlass für die IT-Ticketaktions-Beglückten (nohmals ein herzliches Danke dafür! :topp:) trafen wir auf Littlewood und ich konnte wieder etwas "Heiße Ware" loswerden. Reichlich vergnügt wurde die Aufforderung der Ordner aufgenommen, nach Einlass in die Halle doch bitte "recht gesittet" nach vorne zur Bühne zu gehen und nicht wie eine wildgewordene Stamdpede Frauen und Kinder umzurempeln und niederzutrampeln. Bei Gabriel-Fans muss man natürlich schon klare Ansagen machen. Nur dieser beherzten Warnung ist es wohl zu verdanken, dass die O2 World überhaupt noch steht!


    Heute also direkt vor der Bühne, noch dichter dran (schon die Sitzplätze aus der IT-Aktion am Vorabend boten eine ausgezeichnete Sicht auf die Bühne. Aber so war das Liveerlebnis noch intensiver. Wir waren so dicht dran, dass wir nicht nur die Mimik in den Gesichtern der Musiker klar erkennen konnten, sogar das Funkeln in den Augen (besonders bei David Rhodes und seinem Dauergrinsen) war gut sichtbar. Auf Nasenhaare hab ich jetzt nicht konkret geachtet, dafür fehlt mir wahrscheinlich der betreffende Fetisch, aber vermutlich hätte man auch die noch sehen können. Die Qualität der Show in Berlin war vergleichbar mit der in Hamburg - sprich: auf absolut großartigem Niveau! In Hamburg war da der Überraschungseffekt noch höher. Nach dem grandiosen Auftritt waren die Erwartungen an Berlin natürlich erheblich gestiegen und sie wurden nicht enttäuscht! Es fällt mir recht schwer zu sagen, was jetzt wo vielleicht einen Tick besser oder schlechter war, da muss man schon die Erbsenzählerei anfangen. Gut, den Sound empfand ich in Hamburg druckvoller, in Berlin dafür etwas transparenter. Aber da ich an komplett unterschiedlichen Positionen gestanden bzw. gesessen habe, kann man hier ohnehin nicht obejktiv vergleichen. Die Stimmung im Publikum schien mir in Hamburg aber noch etwas besser, enthusiastischer gewesen zu sein als in Berlin. Verwunderlich, dass mir ein Konzert, welches ich im Sitzen erlebt habe, stimmungsvoller seitens des Publikums erschien, als das, welches ich im Stehen direkt vor der Bühne verfolgt habe. Aber das scheint die mehrheitliche Meinung derjenigen zu sein, die beide Shows gesehen haben. Dabei war das Publikum in Berlin auch alles andere als lahm, im Gegenteil! Wenn ich da nur an die beiden jungen, langhaarigen (Italienter? Spanier?) direkt vor uns denke, die jeden einzelnen Song frenetisch abgefeiert haben (Jungs, ihr ward klasse und habt mir einen tollen Abend noch weiter versüßt! Gibts euch hier im Forum?).
    Nerviger war dann der "Fan" mit der Gabriel-Frisur, der sich bei den Zugaben zwischen mich und Littlewood drängelte (offenbar hatte er den vorherigen Teil des Konzerts direkt neben dem Bierstand verbracht), lauthals mitgrölte (mir ins Ohr, falscher Text, falsches Timing, falsche Töne, mich bei jeder Bewegungen (davon gab es reichlich, unkoordiniert, unrhythmisch) anrempelte und dann bei Peters Biko-Ankündigung ständig "We can be heroes, just for one day!!!!!!" brüllte (Faustregel 1: Bei jedem Konzert gibt es immer mindestens einen Bekloppten direkt links, recht, vor oder hinter mir, der mit seinem peinlichen Verhalten mein Konzerterlebnis trüben muss. Faustregel 2: Wenn links, rechts vor oder hinter mir eine solche Person nicht zu finden ist, bin ich vermutlich selbst der Bekloppte :p).


    Ich habe Gabriel bei der Growing Up Tour, Still Growing Up Tour, Warm Up Summer Tour und den New Blood Shows erlebt. Beeindruckt hat mich der alte dicke Tanzbär jedes Mal aufs neue. 2013 hat er es wieder geschafft! Schon bei den New Blood Shows konnte Peter mit zuvor nie dagewesener stimmlicher Sicherheit auftrumpfen. Er hatte wohl in seinen späten Jahren noch professionellen Gesangsunterricht genommen und war auf einmal in der Lage, selbst die schwierigsten Passagen, sicher, kraftvoll und ausdrucksstark zu meistern. Nachdem ich eine Encore aus der 2012er USA-Tour gehört hatte, waren die Erwartungen wieder etwas gedämpft. Da gab es dann doch wieder mehr Versinger, stimmliche Schwächen, gehetztes dem Takt Hinterherhecheln etc. Ich vermutete, dass er sich bei der Orchester Tour einfach besser auf seinen Gesang konzentrieren konnte, wenn er sic nicht mehr um Keyboards und Choreo kümmern muss. Doch sowohl in Hamburg als auch in Berlin war sie wieder da: diese Kontrolle der Stimme, sicher im Timing und in der Tonation. Selbst Songs, die auf vorherigen Touren eigentlich nie richtig funktionierten und immer zumindest wackelig waren (z.B. Big Time), wurden stark dargeboten. Hier wendet Gabriel allerdings auch ein paar Tricks an: Er reduziert seine eigenen Gesangsbeiträge, lässt mehr von den Backgroundsängern singen und konzentriert sich so auf seine etwas reduzierteren Parts, die dann aber auch exakt so kommen, wie sie kommen müssen: perfekt im Timing, sicher und vor allem sehr präsent!


    Es ist schwer, hier überhaupt einzelne Highlights rauszupicken. Oh But empfand ich als sehr stimmunngsvollen Einstieg. Die unfertige Ballade lebt von Gabriels kraftvoller Stimme, gefiel mir in Berlin dann noch etwas besser als in Hamburg. "Gehabt" hat er mich dann aber vollends mit Come Talk To Me. Für mich wird dieser Song auf dieser Tour in seiner bisher klar stärksten und eindrucksvollsten Version gespielt. Das Unplugged-Arrangement ist wirklich grandios und sorgte bei mir für Gänsehaut vom Scheitel bis zur Fußsohle. In Berlin war der Gesang vielleicht noch einen Tick stärker, in Hamburg war dafür der Aha-Effekt natürlich noch stärker. Danach folgte wirklich Highlight auf Highlight. Der "Hauptgang" war ohnehin ein feuchter Traum, sowohl was die Auswahl der Songs angeht (so schön sperrige Sachen wie Family Snapshot, Family and The Fishing Net, No Self Control) als auch ganz besonders die Qualität der Darbietungen ( Digging so "dreckig" rockig wie nie, Secret World auf dieser Tour wohl in der Referenzversion überhaupt! Nach Secret World hätte die Peter auch abbrechen können, ich wäre glücklich nach hause gegangen!). Beim "Dessert" überrachten mich dann gerade diejenigen Köstlichkeiten, die ich eigentlich gr nicht so auf dem Zettel hatte: Big Time, das endlich auch mal live überzeugen konnte, vor allem aber auch We Do What We're Told (toller atmosphärischer Aufbau, eindrucksvolle Performance mit den Masken und Leuchtkränen) und ein wirklich mitreißendes, grooviges This Is The Picture! Sogar That Voice Again, vermutlich der schwächste Song auf der So, konnte mich überzeugen. Dabei waren das ja noch die "Nebenschauplätze" in der Setlist. Wenn die schon so genial rüberkommen, was wird dann erst aus den großen Klassikern des So-Albums? Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole und langsam wie der Fan-Boy anhöre, der ich wohl vermutlich auch tatsächlich bin, kann ich gar nicht anders als vehement darauf hinzuweisen, dass sowohl Sledgehammer, Don't Give Up, Red Rain als auch Mercy Street und In Your Eyes in den wohl besten Versionen dargeboten wurden, die ich persönlich live erlebt habe. Red Rain (tolle Lichtshow und klasse Animationen mit den rot-verzerrten Musiker-Silhouetten) so rockig wie nie, Gabriel hatte hier auch keine Angst vor den höheren Tönen in den Strophen und hat diese eben nicht nur auf Nummer Sicher eine Oktave tiefer gesungen, ähnlich bei Sledgehammer (den leicht verpatzten Start wegen der Tonschweirigkeiten mit Tonys Bass und dem darauf falsch einsetzenden Brass-Sample)hat Peter souverän lächelnd überspielt), Don't Give Up mit der ganz klar besten Duettpartnerin seit Paula Cole, die auch dem in den letzten Jahren doch recht angestaubten In Your Eyes wieder neues Leben einhauchen konnte.


    Wenn ich denn überhaupt eine schwache Nummer in der Setlist ausmachen wollte, dann würde ich wohl Biko nennen, das es einfach doch schon viel stärker gegeben hat. Und trotzdem ist dieser Song immer noch emotional mitreißend und ein würdiger Abschluss, auch wenn ich mir persönlich einen anderen Rausschmeißer gewünscht hätte. Es tut mir sehr leid, aber auf noch höherem Niveau kann ich nicht jammern :D.


    Danach gab es im Eastside noch ein nettes Meet & Greet im Eastside Hotel mit Shiraz, Gitgo, Pealmu, Littlewood, Cuttig, Soenner, Ixi (und vermutlich noch 20 anderen). Aber hier hatte der Schlafentzug nun doch langsam seinen Tribut gefordert, so dass ich mehr damit beschäftigt war, Koffein nachzukippen, als noch in große Diskussionen einzusteigen. Ich hatte ja noch wieder 3 Stunden Autofahrt vor mir. Das Koffein hat jedenfalls gewirkt und ich konnte um Haaresbreite auf der Autobahn einem lebensmüden Reh ausweichen. Nach dem tollen 3-Gänge-Menü bei Peter hätte ich wirklich kein Wild-Ragout mehr gebraucht.

    “THE NIGHT WE TRACKED DOWN PHIL COLLINS, BECAME BEST FRIENDS WITH HIM, AND TALKED HIM INTO REUNITING WITH PETER GABRIEL, AND THEN WE GOT TO SING BACKUP ON THE NEW GENESIS ALBUM AND IT WAS AWESOME!”

    — Barney Stinson, How I Met Your Mother, Season 7, Episode 21 ‘Now We’re Even’

  • Der Spiegel schreibt auch:
    Gabriel hat sich nach seinem Ausscheiden bei Genesis zeitlebens gewehrt, einer Reunion zuzustimmen. Das Kapitel sei abgeschlossen, er sei Konzept-Künstler und Avantgarde, da schaue man nicht zurück. Eine Argumentation, die so lange glaubhaft war, wie er auf Reminiszenzen an sich selbst verzichtete. Mit der Aufführung von "So" im Jahre 2013 dürfte das obsolet sein. Als letzte Konsequenz muss nun eigentlich eine große Genesis-in-Originalbesetzung-Tour kommen. Zumal Gabriel sogar "Biko" als Zugabe sang. Er hat das Lied nach dem Ende des Apartheid-Regimes ewig nicht mehr gesungen
    So, dann können wir ja wieder auf Teufel komm raus spekulieren...:teufelgrins::p

    Das Leben ist eine Illusion, hervorgerufen durch Alkoholmangel

    Charles Bukowski

  • Alle fanden das Konzert toll. Ich bin wohl der einzige, der es nur "OK" fand.


    Der Sound kam ganz hinten oben vor allem in den Höhen übersteuert an, der Bass war mal da und mal nicht, die Frau hinter mir stank nach Knoblauch, zwei Typen hinter mir quasselten dauernd und ganz oben hat man einfach nicht so viel gesehen.


    Mercy Street war wirklich gut, vor allem der Schluss war besser als auf dem Album. Biko kann ich langsam nicht mehr hören. That Voice Again klingt live nicht ganz so gut und ist wohl auch deshalb nicht so oft in der Setlist aufgetaucht. Solsbury Hill fand ich etwas schlapp und überhaupt hatte ich den Eindruck, dass Peter etwas müde wirkte, aber auch die Berliner gingen nicht so mit, wie ich es mir für Peter gewünscht hätte.


    Die Show war gut, die Lichter und Leinwände wurden super eingesetzt, die deutschen Ansagen wie immer charmant, die Band war klasse, die Backing-Sängerinnen gefielen mir besser als Melanie und Ane, ihr Vorproramm war bemerksenswert, die Auswahl der etwas sperrigeren Songs im 2. Menügang hielten die Aufmerksamkeit hoch, der Unplugged-Teil war herausragend, aber die vorigen Touren waren irgendwie ... überraschender.


    Das ist aber Nölen auf hohem Niveau, denn ich habe es nicht bereut dagewesen zu sein.

    Gedankenrauschen – Da geht noch was!