TotW [20.08.-26.08.12]: MIKE + THE MECHANICS - Silent Running

  • Da ich den Film auch gut kenne und er mir damals bei der deutschen Erstausstrahlung (1974? 1975?) extrem gut gefiel und sogar eine zeitlang mein Lieblingsfilm war, mag das beim Erscheinen des Songs schon viel positive Vorgefühle hingesetzt haben. Dabei wurde aber schnell klar, dass Lied und Film nichts miteinander zu tun haben.
    Es würde mich aber trotzdem auch interessieren, was genau hinter dem Song steckt.

    Zy
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    "The music is the true currency. It's more valuable than the accolades or the money. The relationship is with the invisible muse and you know if she's pleased or if she ain't." - Steve Hackett

  • Volle Punktzahl!!!!


    Ich liebe diesen Song und habe ihn KLÄGLICH vermisst beim Comeback letztes Jahr!


    Umso mehr war ich begeistert, daß sie ihn wieder ins Repertoire aufgenommen haben-bin in Dresden fast ausgerastet vor Freude!!!!!!!


    Das Stück entfaltet sich vor allem auf der Bühne ganz besonders und zaubert eine sagenhafte Atmosphäre herbei!


    Mike`s Soli sind ein Ohrenschmaus, egal wie "exakt" er sie spielt oder nicht.. der Mann hat da ´n wenig mehr zu tun und macht seine Sache FANtastisch!!!


    Freue mich irrsinnig auf die 2013er Tournee!!!!

  • Bin durchaus etwas überrascht, dass revelation, townman und andere dem Stück vergleichsweise wenig abgewinnen können.


    (...)


    Die Menge der Akkorde hat für mich auch wenig Aussagekraft über die Qualität eines Songs. Es ist das große Problem der allermeisten Prog-Bands, dass ihre Musik viel zu konstruiert und gezwungen klingt. Es gibt bei Genesis genug Beispiele, wo sie trotz komplizierter Rhythmik oder Akkordfolgen eine gewisse Leichtigkeit transportieren. Ich glaube, dass Mike Rutherford diese Erfahrung für sein Songwriting und die Songproduktion bei den Mechanics stark zugute kam.


    Interessanterweise war ich hingegen überrascht, wie viel ich einem Mechanics-Stück dann doch abgewinnen konnte. Dass ich den M&M's mal ein "befriedigend" (dieses Wort mal auf der Zunge zergehen lassen...;)) attestiere, dürfte wirklich eine große Ausnahme sein.


    Zum "Akkord-Thema": Die faktisch vorhandene harmonische Armut des Songs ist per se kein Stab, den man generell über derartige Musik brechen könnte. Ich würde dennoch sagen, dass eine solche akkordische Eintönigkeit auch nicht gerade eine besondere Auszeichnung verdient hätte.
    Ich merke bei mir halt, dass derlei Fantasielosigkeit mein gewünschtes Reizniveau in den allermeisten Fällen nicht erreicht. Ausnahmen wären wohl Stücke, die das Reizniveau auf anderen Ebenen erreichen - bei Rockmusik z.B., die vor allem rhythmisch oder auch melodisch um so mehr aufgeladen ist, lasse ich mich auch gerne über einem einzigen Akkord mitreißen. Leider ist das bei den M&M's aber auch nicht der Fall. Das ist alles schlicht und alles glatt, da wird bei mir nix in Wallung gebracht. Lediglich die atmosphärische Vertiefung des sehr stimmigen Refrains lässt meine Neuronen ein wenig feuern.
    Für mich ist also wohl vor allem entscheidend, mit welchen anderen musikalischen Faktoren eine derlei schlichte Harmonik einhergeht.


    Christians Formulierung speziell in Bezug auf Genesis finde ich höchst treffend: Die ungewöhnliche Harmonik der ersten Jahre wird oftmals nicht mit dem Presslufthammer erzeugt, sondern geht überwiegend ganz organisch z.B. mit der Melodie einher. Sie haben ungewöhnliche akkordische Räume und Strukturen erschaffen, ohne die Musik damit zu überspannen. Das waren herrliche Zeiten.
    Klar, und die weniger guten Progbands, die es en masse gibt und gab, können / konnten das nicht so gut. Ich habe neulich aus Versehen "Dream Theatre" gehört wegen dieses komischen Haken-Synthies. Brrrrr...


    Ich wollte keinen Rechtfertigungsreflex provozieren, lediglich zum Ausdruck bringen, dass ich mir durchaus hätte vorstellen können, dass der Song bei den Proggern hier besser weggkommt, als "nur" befriedigend.


    Ich bin ein Progger??? Äh - das wusste ich bislang gar nicht. Was qualifiziert mich für eine solche Zuordnung?


    Einmal editiert, zuletzt von townman ()

  • Was die Harmonik angeht, muss ich mich townman anschließen. Grundsätzlich finde ich Songs, die in Strophe und Refrain die gleiche Akkordabfolge haben, nicht besonders gelungen. Das ist ein bisschen so, als würde einem bei einem 2-Gänge-Menü als Hauptgang die Vorspeise noch ein weiteres Mal serviert - nur in einer größeren Portion.
    Der Rutherfordsche Minimalismus hat hier das Ganze nicht nur auf drei Allerweltsakkorde begrenzt, sondern diesen drei Akkorden auch noch den gleichen Basston spendiert.
    Auch rhythmisch passiert hier nicht viel.


    Dass der Song dennoch zu gefallen weiß (und man unweigerlich mitsummen muss), liegt an der wirklich guten Melodie.


    Eine Sache finde ich dann noch bemerkenswert: Da startet ein Musiker, hier ein relativ bekannter Gitarrist und Bassist, ein neues musikalisches Projekt. Und gleich auf der ersten und damit profilbildenden Single ist er so gut wie gar nicht zu hören. Einen Bass, der den Namen verdient, kann ich nirgends ausmachen - kommt vermutlich vom Synthi. Wenn da ein paar Rhythmusgitarren sind, sind diese so mit Keyboards zugedeckt worden, dass man sie auch nicht hören kann. Bleibt ein wenig Leadgitarre bzw. der zaghafte Versuch eines Solos. Ich kenne keinen anderen Musiker, der sich auf seinen eigenen Aufnahmen teilweise so stark zurücknimmt wie Mike. Im Grunde ist Mike damit der Anti-Tony. Einerseits ist dieses "musikalische Understatement" bewundernswert, andererseits aber auch etwas irritierend.


    9 Punkte!

    But we never leave the past behind, we just accumulate...

    "Von jedem Tag will ich was haben

    Was ich nicht vergesse

    Ein Lachen, ein Sieg, eine Träne

    Ein Schlag in die Fresse"

  • Mir gefällt das Original seit ich's damals erstmals gehört habe, und es gefällt mir auch heute noch sehr gut. Musikalisch vielleicht etwas zu sehr Mitte-Achtiger-Pop, dabei aber etwas düster, rhythmisch recht monoton aber eingängig. Auch der Text ist m. E. gelungen. Quasi ein Bruder von "Land of Confusion".

    Meine Lieblingsversion ist die von Paul Carrack und Band die ich in den letzten Jahren mehrfach live erleben durfte. Auch die aktuelle Mechaniker Besetzung bringt das Stück gut auf die Bühne, keine Frage, aber die Carrack'sche Version hat m. E. noch mehr Wucht und Düsternis.

    14 Punkte.

    Einmal editiert, zuletzt von HoHoHo () aus folgendem Grund: Tippfehler

  • Eintönigkeit ist für mich noch keine Langeweile. Es gibt durchaus langweilige Songs, die auf mehr Harmonien aufbauen als "Silent Running". (Um niemanden anzupi..en, nenne ich ausdrücklich keinen.) Und es gibt eintönige Songs, die es zu ganz großen Hits gebracht haben, wie z. B. "A Horse with no Name" oder "Lady in Black". Offensichtlich passiert zwischen Trommelfell, auditivem Cortex und Limbischen System noch etwas, was sich nicht logisch erklären lässt. Was ein Glück, denn sonst hätten wir alle denselben Musikgeschmack, und alle TotW bekämen von jedem dieselbe Punktzahl und für Diskussionen gäbe es keine Veranlassung mehr.


    Also: ich finde Silent Running zwar eintönig, aber nicht langweilig.

    I'll never find a better time to be alive than now.

    Peter Hammill (on "X my Heart")

  • ...aber möglicherweise gibt es einen unbekannten Film "Silent Running (On Dangerous Ground)", für den der Song geschrieben wurde, jedenfalls scheinen die Szenen aus dem Video zu aufwändig, als dass es keinen Film dazu gibt. Wer weiß mehr?



    Der Song heißt eigentlich nur "Silent Running", wurde dann aber für den Film "On Dangerous Ground" (a.k.a. "Choke Canyon") verwendet, daher der Titelzusatz "Silent Running (On Dangerous Ground)".

    http://en.wikipedia.org/wiki/S…ning_(On_Dangerous_Ground)
    http://www.imdb.com/title/tt0090836/fullcredits#cast

    Soweit ich weiß wurde der Titelzusatz bei späteren Veröffentlichungen weggelassen. Müsste mal schauen wie das bei der Neuauflage des Debutalbums ist, das habe ich aber gerade nicht griffbereit. Bei der "Hits" heißt das Stück jedenfalls nur "Silent Running".