TotW [07.05.-13.05.12]: GENESIS - Back In NYC

  • Die eruptive Energie, die dieser Song förmlich ausatmet, finde ich auch nach dem zigsten Hören noch immer ebenso mitreißend wie bei der Entdeckung von „The Lamb“.
    Keine Liebe auf den allerersten Blick. Das ging mir meiner Erinnerung nach aber mit anderen Passagen des Albums ähnlich, dafür ist das ganze einfach zu komplex.
    Dafür hat das Lied die Jahrzehnte unbeschadet überstanden, und auch das gilt eigentlich für die ganze Platte.

    Durch seine Platzierung am Anfang der Seite galt dem Stück stets besondere Aufmerksamkeit. Freute mich immer schon, während es sich quasi 10 Sekunden lang einrumpelte, auf den folgenden Ausbruch.
    Daß das Ding rockt wie selten mal bei Genesis, liegt nicht nur, aber auch an Gabriels unbarmherzigem Vortrag.
    Das ist natürlich Geschmackssache, passt m.E. hier aber super – ebenso wie an entsprechenden Stellen der `77er/`78er Soloalben, (zu deren Zeit er das Stück live hörbar lustvoll als Zugabe aufgeboten hat).


    Noch roher – allerdings im doppelten Wortsinn – ist nur noch Jeff Buckley, der vielleicht über die Schmerzgrenze geht, aber man hört die Verehrung.


    Aber wenn man ehrlich ist, muss man zugeben, dass man Genesis den Punk, das Aufbegehrende und Rebellische nicht abkauft. Es ist einfach nicht authentisch, wenn ein paar ehemalige Charterhouse-Schüler aus besseren Verhältnissen dreckig klingen wollen.
    Nein, dieser Sound und diese musikalische Haltung PASSEN NICHT zu Genesis - und im Grunde wussten die Jungs das wohl auch selbst.



    Klare Pose, aber die ist integraler Bestandteil des Pop. Und hier wird ja ohnehin gerade ein Teil einer Geschichte erzählt, deren musikalisches Wesen sich analog zum Geschehen permanent wandelt. An der Stelle muß es halt krachen.
    Joe Strummer und Freddie Mercury waren übrigens auch Internatsschüler aus betuchtem Hause.

    Daß Genesis selbst mit ihrem Song fremdelten, halte ich für eher unwahrscheinlich, sonst hätten sie ihn nicht Anfang der `80er wieder ausgebuddelt – und ihn als Opener für das`82er Reunion-Konzert in Milton Keynes verwandt.

  • Der Song gehört auf jeden Fall zu
    mein liebsten Songs auf The Lamb.

    Alleine der Anfang mit dem pumpenden
    Bass rockt mich immer aufs Neue.

    Zudem liebe ich es wenn Peter singt "I dont care who i hurt"....
    Einer meiner Genesis-Lieblingsmomente.

    Play me my Song.
    Here it comes again.

  • Genial, auch in der post Gabriel Zeit. Die 78er Version vom Madison Square Garden, der Hammer vor allem Chester.............!

  • Für mich auch ein genialer Song, zwar nicht am Anfang der "CD", aber dafür trotzdem klasse! Ich glaube mir würde etwas fehlen, wenn es diesen Song nicht gäbe ;)


    14 Punkte einfach so :topp:


    LG Stevx01 :huhu:

    Genesis
    1992 Hockenheim Motodrom
    2007 Stuttgart Gottlieb-Daimler-Stadion

    Phil Collins
    1994 Frankfurt Festhalle
    1997 Frankfurt Festhalle
    2017 Köln Lanxess Arena

    Peter Gabriel
    2013 Stuttgart Hanns-Martin-Schleyerhalle


    TMB
    2012 Frankfurt Jahrhunderthalle
    2013 Frankfurt Jahrhunderthalle

    Clubtag / Event in Welkers
    2012 Lamb Event Welkers
    2014 Anthony Pillips Event Welkers

  • Agressiv und krummrythmisch.
    Als ich vor ein paar Jahren abends wieder durch Manhatten lief, summte ich es vor mich hin, ausgesprochen passend: "Back In New York City!"


    Ich gebe mal 10 Punkte für einen guten Start auf der zweiten LP-Seite,
    die dann besser wird, dann noch besser, dann großartig und dann etwas müde.

    Gedankenrauschen – Da geht noch was!

    Einmal editiert, zuletzt von pealmu ()

  • Ich kannte 'Back in NYC' bis jetzt noch nicht und bin etwas überrascht, ist doch anders. :teufelgrins:
    Find den Song 11 Punkte wert, vorallem Peters Gesang ist kraftvoll, irgendwie herb und ich hab schon Sorge um seine Stimme gehabt, so rauh und teilweise kreischend laut wie er hier singt. Trotzdem tut es dem Lied gerade deswegen gut, es macht eine schöne kühle Atmosphere und bringt das Thema rüber. Auch der Rythmus gefällt mir ist so eingängig.:topp:


    GENESIS..............................Fan seit 1992 > Auslöser: 'We Can't Dance'
    PHIL COLLINS........................Fan seit 1992 > Auslöser: 'I Can't Dance' :tanzen:

    PHIL COLLINS........................Live 07. Juni 2019 Berlin

    GENESIS - the last domino ?.....Live 22. März 2022 Amsterdam


  • Ich bin mit meinem eigenen Text garnicht mehr so zufrieden. Manchmal fließt so eine momentane Stimmung in das Geschriebene ein und lässt einen zynischer wirken,als man "nüchtern" betrachtet ist.


    Was ich zum Ausdruck bringen wollte und besser anders formuliert hätte:
    *Ich mag Gabriel hier nicht gerne singen hören. An anderer Stelle berührt er mich deutlich mehr.
    *BiNYC ist das Stück auf tLLdoB, das mir seit jeher von allen am wenigsten gibt. Ich überspringe es meistens.
    *Das,was die Band spielt gehört wahrlich nicht zu dem schlechtesten,was Genesis gemacht hat.


    Alles in allem würde ich nun 6-7 Punkte geben und würde das auch gerne in der Statistik geändert haben, falls sich jemand die Mühe machen möchte.

    Hier steht nichts wichtiges! Trotzdem danke für's Lesen.

    • Offizieller Beitrag

    Back In N.Y.C. ist eines von vier Stücken auf The Lamb, in denen Rael charakterisiert wird (die anderen drei sind Lilywhite Lilith, The Colony Of Slipperman und The Lamb Lies Down On Broadway). Besonders zu letzterem Stück gibt es eine enge Verbindung, weil beide Raels Beziehung zu seiner Heimatstadt New York illustrieren - aus zwei verschiedenen Blickwinkeln. Während das Eröffnungsstück Rael eben als als einen von vielen zeigt, die nachts ihre Graffiti-Tags an Hauswänden und U-Bahnen sprühen, als einen der Menschen, die das für eine Großstadt doch einigermaßen idyllische frühmorgendliche Straßenbild in New York prägen, ist Back In N.Y.C. das Gegenteil, das Spiegelbild, die umgekehrte Blickrichtung. (Dass man das wörtlich nehmen kann, weil der Teil der Rille, der Back In N.Y.C. beinhaltet, auf der LP genau gegenüber von dem Teil der Rille mit dem Titelsong des Albums beinhaltet, ist ja in der Einführung bzw. der Albumrezension schon dargestellt).


    Back In N.Y.C. ist also Rael, wie er sich in seiner Stadt präsentiert. Es ist ein Teil von dem, das Peter Gabriel in der Geschichte sich einen Namen machen (making a name for yourself) nennt. Rael spricht hier selbst, er spricht direkt den Hörer an - in aggressivem, provokantem Tonfall, dessen Subtext allerdings auch andeutet, wie er sich selbst sieht: "So, du hältst mich also für einen ganz harten Kerl?" kann zumindest implizieren, dass er zwar Bestätigung daraus bezieht, für einen gefährlichen Typen gehalten zu werden, aber eben keiner ist (man drehe den Satz einmal um: "Du hältst mich also für eine Lusche?" und die Fortsetzung "Na, dir werd ich aber zeigen, wer hier ne Lusche ist" drängt sich förmlich auf).
    Er brüstet sich, "Action" zu mögen, sich davon mitreißen zu lassen, und doch sind seine "Kampfnamen" ein wenig lächerlich: Den "Wegbereiter" nennt man ihn, "Rael, den Elektrorasierer" (!), den "Werfer" in der "chain gang".
    Letzteres ist eine sehr eigentümliche Formulierung: Eine "chain gang" ist eine Gruppe von Häftlingen im Arbeitseinsatz außerhalb der Haftanstalt, die zwecks Verminderung der Fluchtgefahr zusammengekettet ist. Es mag natürlich sein, dass Rael Mitglied einer Gang ist, die sich so nennt. Nebenbei klingt auch der britische Bandenkrieg aus dem Battle Of Epping Forest an ("Georgie moves in on the outside left with a chain flying round his head"). Rael nennt sich (oder lässt sich nennen) der "Werfer der chain gang" - ein jugendlicher Krimineller, der an einer bürgerlich-amerikanischen Sportart teilnimmt? Das ist eigenartig. Ganz am Rande sei hier bemerkt, dass es einen Manager der St.Louis Cardinals gab, der ein großes Netzwerk hatte, um junge Baseball-Talente zu entdecken, zu fördern und für sein Team zu gewinnen. Dieses System wurde verschiedentlich "the chain gang" genannt.
    Rael sieht seine Gang jedenfalls als harte Jungs an, weiß aber auch: Die Mannschaft ist nur so stark wie das schwächste Glied in der Kette.
    Rael geriert sich jedenfalls als jemand, der Gewalt lebt, und sich nicht verantwortlich fühlt für seine Umgebung: "Das ist euer Scheiß, in dem ihr da sitzt - ich gehöre hier nicht her". Und er droht dem (bürgerlichen) Hörer im Komfort seines Lebens, dass es vor ihm und seinem Empfinden keinen Schutz gibt. An dieser Stelle steht mir die Überfall- und Vergewaltigungsszene aus A Clockwork Orange vor Augen. Die Parallelen sind jedenfalls vorhanden.
    Ja, Rael präsentiert sich hier als ganz harter Kerl. Als Intensivtäter, würde man heute vielleicht sagen. Und gerade so ist die Musik: Lautstark. Krachend. Das Stück beginnt, als würde eine Wohnungstür gewaltsam aufgebrochen. Und Gabriel singt lauthals obendrüber, kräht triumphierend Raels Selbstdarstellung heraus. Es soll ein grobes Stück sein, das die Rebellion - zumindest die äußerliche Rebellion - eines jungen Mannes zeigt, der sich im Verlauf der Geschichte als gar nicht so unglaublich wild entpuppt.


    Gefällt mir das Stück? Soll es das denn überhaupt?



    10P.

  • Toller Text und durch die Aggressivität der Musik bestens rübergebracht. Ich habe 1975 "The Lamb..." in Hannover live gesehen:topp:, kann mich aber wirklich nicht mehr erinnern, ob Peter bei "When I take out my bottle.." seinen Molotow-Cocktail geworfen hat, oder nicht. Vielleicht ja nicht wegen irgendwelchen Brandschutzbestimmungen. Kann sich hier einer erinnern?
    Da es für mich bessere Stücke auf "The Lamb..." gibt, gebe ich 13 Punkte.