Wählt die besten Peter Gabriel Soloalben (1977-2023)

  • Ja, das meinte ich. Wir vergleichen ständig Dinge miteinander, ob wir wollen oder nicht. Wenn ich auf einen "rauen" Gabriel Bock habe, stelle ich im Geiste die Alben nebeneinander, vergleiche unter diesem Aspekt und lande mit Sicherheit eher bei "Melt" als bei "i/o".

    Und genau deshalb sind diese Rankings ja auch ziemlicher Unsinn. Man müsste schon spezifisch nach dem rockigsten, proggigsten, experimentellsten etc. Album fragen, um wirklich sinnvoll vergleichen zu können. Die Antwort auf die FrGe, welches denn einfach nur "das beste" sei, hängt bei mir eben entscheidend davon ab, auf welche Art von Musik ich gerade Lust habe.

    “THE NIGHT WE TRACKED DOWN PHIL COLLINS, BECAME BEST FRIENDS WITH HIM, AND TALKED HIM INTO REUNITING WITH PETER GABRIEL, AND THEN WE GOT TO SING BACKUP ON THE NEW GENESIS ALBUM AND IT WAS AWESOME!”

    — Barney Stinson, How I Met Your Mother, Season 7, Episode 21 ‘Now We’re Even’

  • Und genau deshalb sind diese Rankings ja auch ziemlicher Unsinn. Man müsste schon spezifisch nach dem rockigsten, proggigsten, experimentellsten etc. Album fragen, um wirklich sinnvoll vergleichen zu können. Die Antwort auf die FrGe, welches denn einfach nur "das beste" sei, hängt bei mir eben entscheidend davon ab, auf welche Art von Musik ich gerade Lust habe.

    Ich selbst denke verhältnismäßig stark in "Gefällt mir"-Rankings. Habe ich Peters Diskografie im Sinn, ragt "So" bei mir gedanklich immer etwas raus. Sehe ich das "Up"-Cover, reagiere ich automatisch verhalten, weil ich weiß, dass es einen der untersten towmnan-Ränge einnimmt. Da ich ein sehr emotionales Verhältnis zur Musik habe, kann ich da nur aus meiner Haut, wenn ich mich bewusst diszipliniere und auf eine sachliche Ebene zwinge, die die persönliche Wertschätzung zurückstellt.

  • Ja, jedes Album klingt anders und kann und darf für sich stehen. Aber das gilt für alle Alben der Welt mit neuer Musik und ist als Hinweis auf eine Großartigkeit für mich zu beliebig.

    Und als Fan von Vergleichen schreibe ich mal mit voller Überzeugung, dass so ziemlich alles miteinander verglichen werden kann, wenn man einen Vergleichsaspekt findet.

    Dies könnte zum Beispiel mein ganz persönlicher Geschmack sein. Und dann kann ich sofort "i/o" mit "Passion" vergleichen, weil ich merke, dass es auf "i/o" Elemente gibt, die ich als geschmacklich problematisch empfinde, bei "Passion" aber nicht. Und das erklärt wiederum, dass ich "Passion" im Gegensatz zu "i/o" als Album durchhörbar empfinde (und auch besser bewerte).

    Ich könnte als Vergleichsaspekte aber noch alle möglichen anderen Sachen finden.

    Wo ich mit dir sehr einig bin: Als Rezensent sähe ich mich geradezu verpflichtet, die Singularität eines Albums zu vermitteln. (Mit dieser Selbstverpflichtung habe ich in einer Rezi mal grenzwertig gespielt, aber grundsätzlich stehe ich dazu.)

    Ja Townie, das stimmt auch. Man auch Äpfel mit Birnen vergleichen (Äpfel! 🙂)

    Aber die Vergleichskriterien müssen fair bleiben.

    IV ist in einem bestimmten gesellschaftlichen, politischen und musikalischen (!) Umfeld entstanden, und ich war in einer bestimmten Phase meines Lebens, vielleicht habe ich sogar bestimmte Erfahrungen mit dieser Musik verarbeitet.

    Bei I/O ist das alles 35 Jahre später, andere Bedingungen, und der Künstler PG ist jetzt auch in einer bestimmten Phase seines künstlerischen Lebens mit anderen musikalischen Fähigkeiten und auch musikalischen Möglichkeiten!

    Wenn ich mich jetzt hinstelle und ein „zweites IV“ (oder So) erwarte, kann ich nur enttäuscht werden. Es soll ja Bands geben, die immer wieder versuchen, ihr Erfolgsalbum zu wiederholen ( und sich vielleicht wundern, dass es nicht so ankommt wie das „Original“).

    Der Künstler PG will sich nicht wiederholen, das kann man ihm schon mal hoch anrechnen.

    Ich meine jetzt die Entwicklung der letzten Alben:

    Up/Scratch my Back/ I/O. Und auch die Songs auf I/O, alle sehr unterschiedlich.

    So, und jetzt hab ich glaub ich den Faden verloren 😅

    I know a farmer who looks after the farm.
    With water clear, he cares for all his harvest.
    I know a fireman who looks after the fire.

  • Auch ich sehe keine Notwendigkeit, die Qualität der PG-Alben zu vergleichen.

    Bei I/O muss ich an die verschiedenen Spielarten der modernen Literatur denken.

    PG hat Alben veröffentlicht, die mit spannenden Fantasie-Romanen a la Der Schwarm vergleichbar sind, I/O ist m. E. eher eine ruhige Erzählung wie z. B. Die Entdeckung der Langsamkeit. Beide Varianten sind wertvoll und machen Spaß!

    Wer meinen Vergleich für schräg hält, könnte durchaus Recht haben!

  • Ja Townie, das stimmt auch. Man auch Äpfel mit Birnen vergleichen (Äpfel! 🙂)

    Aber die Vergleichskriterien müssen fair bleiben.

    IV ist in einem bestimmten gesellschaftlichen, politischen und musikalischen (!) Umfeld entstanden, und ich war in einer bestimmten Phase meines Lebens, vielleicht habe ich sogar bestimmte Erfahrungen mit dieser Musik verarbeitet.

    Bei I/O ist das alles 35 Jahre später, andere Bedingungen, und der Künstler PG ist jetzt auch in einer bestimmten Phase seines künstlerischen Lebens mit anderen musikalischen Fähigkeiten und auch musikalischen Möglichkeiten!

    Wenn ich mich jetzt hinstelle und ein „zweites IV“ (oder So) erwarte, kann ich nur enttäuscht werden.

    Ich bin mir nicht sicher, welche Rolle Fairness dabei spielt. Wenn ich deinen letzten Satz so lese, kommt mir eher Doofheit in den Sinn (natürlich nicht auf dich bezogen, sondern ich stimme dir zu). Ich habe hier im Forum sowas im Vorfeld von "i/o" aber auch nicht gelesen.

    Fairness Gabriel gegenüber? Wäre es unfair, wenn ich ins Forum schriebe: "Ich finde 'Love can heal' einen sehr schnarchigen Song"?

    Ich plädiere da für eine ziemlich uneingeschränkte Unbefangenheit. Dafür, finde ich, ist ein Forum da, dass alle ihre ganz eigenen und gerne auch emotional unverstellten Standpunkte zu Musik ausdrücken können sollten. Ohne das Gefühl zu haben, dass alles megareflektiert, -ausgewogen und -verhältnismäßig sein muss. Solche Ansprüche müssen sich vielleicht Rezensentys gefallen lassen. Wenn überhaupt.

    Fairness finde ich in unserem Umgang miteinander relevanter.

    Aber mal wieder topic: Ich gehe davon aus, dass alle, die diesen Thread lesen (und die Abstimmenden erst recht), am Thema, also einem Ranking, interessiert sind. Und Ranking bedeutet hier natürlich, dass man "Car" mit "i/o" vergleicht, dass man ein "ist für mich besser als" ausspricht. Ich finde das völlig in Ordnung.

  • "So" sehe ich im Ranking einfach deswegen weit oben, weil es Gabriel in der Öffentlichkeit bekannt gemacht hat. Auch bei mir, obwohl ich Genesis 1986 schon kannte. Es war einfach ein Meilenstein seiner Zeit. Und dazu ein herausragendes Duett mit Kate Bush, die auch auf ihrem Höhepunkt des Erfolges war. Heute höre ich es eher selten, einfach weil man fast jeden Ton kennt. Das geht mir ähnlich bei Mike Oldfields "Crises", Marillions "Misplaced Childhood" und vor allem bei "Dark Side Of The Moon".

  • Was ich an den ganzen Vergleichen schwierig finde: Sie versperren einem manchmal die unvoreingenommene Sicht auf das Neue und nehmen einem damit fast automatisch die Möglichkeit, sich voll und ganz auf das Neue einzulassen. Ein bisschen vergleicht man ganz bestimmt automatisch und wenn man Musik überhaupt nicht in das Gesamtwerk einordnen würde, wäre es für echte Fans schon merkwürdig. Aber ich glaube trotzdem, dass man selbst steuern kann, wie offen man an neue Musik herangeht. Wenn man etwas Spezifisches erwartet und diese Erwartungshaltung in seinem Kopf zementiert, verliert man bei eigenwilligen Künstler*innen wie Peter Gabriel oder David Bowie fast automatisch, weil die sich nie selbst kopiert haben und immer wieder andere Wege eingeschlagen haben. Ich habe für „i/o“ versucht, so offen und unvoreingenommen wie möglich an die Songs heranzugehen. An ein oder zwei Dinge musste ich mich etwas gewöhnen und „Olive Tree“ erreicht mich nach wie vor nicht, aber insgesamt glaube ich, dass die Reise 2023 für mich so intensiv und interessant war, weil ich mich sehr bewusst darauf eingelassen habe. Ich will hier nicht spoilern, aber auch durch das, was Hans-Martin Buff über die einzelnen Songs und die Arbeitsweisen von Peter Gabriel berichtet hat, finde ich „i/o“ noch beeindruckender.

  • Ich bin mir nicht sicher, welche Rolle Fairness dabei spielt. Wenn ich deinen letzten Satz so lese, kommt mir eher Doofheit in den Sinn (natürlich nicht auf dich bezogen, sondern ich stimme dir zu). Ich habe hier im Forum sowas im Vorfeld von "i/o" aber auch nicht gelesen.

    Fairness Gabriel gegenüber? Wäre es unfair, wenn ich ins Forum schriebe: "Ich finde 'Love can heal' einen sehr schnarchigen Song"?

    Ich plädiere da für eine ziemlich uneingeschränkte Unbefangenheit. Dafür, finde ich, ist ein Forum da, dass alle ihre ganz eigenen und gerne auch emotional unverstellten Standpunkte zu Musik ausdrücken können sollten. Ohne das Gefühl zu haben, dass alles megareflektiert, -ausgewogen und -verhältnismäßig sein muss. Solche Ansprüche müssen sich vielleicht Rezensentys gefallen lassen. Wenn überhaupt.

    Fairness finde ich in unserem Umgang miteinander relevanter.

    Aber mal wieder topic: Ich gehe davon aus, dass alle, die diesen Thread lesen (und die Abstimmenden erst recht), am Thema, also einem Ranking, interessiert sind. Und Ranking bedeutet hier natürlich, dass man "Car" mit "i/o" vergleicht, dass man ein "ist für mich besser als" ausspricht. Ich finde das völlig in Ordnung.

    Fair gegenüber PG? 🤔

    Rick Rubin hat mal gesagt, ein wahrer Künstler sollte sich nicht an den Meinungen der Rezensenten oder am Publikumsgeschmack orientieren.

    Fair heißt gerecht. Ich habe es genau beschrieben, was ich meine.

    Und selbstverständlich sollte hier jeder vergleichen, wie er möchte. Habe ich auch nicht kritisiert. Das ist ja der Sinn der Abstimmung.

    I know a farmer who looks after the farm.
    With water clear, he cares for all his harvest.
    I know a fireman who looks after the fire.

  • Ich habe für „i/o“ versucht, so offen und unvoreingenommen wie möglich an die Songs heranzugehen.

    Für mich klingt dein Posting, als würdest du davon ausgehen, dass das nicht alle von uns so gemacht haben. Und mir ist unklar, warum das so sein sollte.

    Ich habe es genau beschrieben, was ich meine.

    Für mich klingt das bei dir, als wolltest du für Fairness ggü. dem Album "i/o" plädieren. Bin ich in diesem Fall einfach zu begriffstutzig. :D Macht nichts, ich muss das auch nicht verstehen.

  • Ihr habt alle irgendwie recht. Musik ist ein zutiefst subjektives Ding, dass sich immer verändert. Es hängt von der Zeit ab, wann sie entstanden ist, von der Situation in der der Konsument, die Konsumentin gerade ist, auch vom Lebensalter. Sie ist im Fluss. Ich liebe z. B. PG II, obwohl es sehr von Fripp,s Einfluss geprägt ist. Ich habe es 1978 als Sechzehnjähriger gekauft und es traf mich mit den Problemen, die ich damals hatte, ganz tief. Es half mir mit dem Leben klarzukommen. So ist es bis heute unverzichtbar. Bei So war es vor allem das Konzert in der Waldbühne, III und IV sind einfach herrlich zeitlose Musik. Nun ist I/O da und hat mich wie PG II in meiner jetzigen Lebenssituation ganz tief berührt. Peter gelingt es immer wieder, dass ich ihm ganz fühle. Heute in der Auseinandersetzung mit dem Alter und der dadurch bedingten Sichtweise auf die Welt. Ein Ranking ist da viel zu klein. Neben ihm gelingt das übrigens nur Peter Hammill.