SdW [29.08.-04.09.11]: GENESIS - Down And Out

  • Kommerziell?
    Also bei diesem Lied kann man außer bei hartgesottenen Genesisfans keinen Blumentopf gewinnen.
    Ist mir jetzt erst aufgefallen, dass da jeder seinen eigenen Song macht, trotzdem klingt es in der Gesamtheit passend. Das kann man eigentlich gar nicht logisch begründen, ist wahrscheinlich die unterschiedliche Herangehensweise des Zuhörens.
    11 Punkte

  • Eines der besten Stücke auf dem sehr schwachen Album "And then there were three". 6 Punkte.

  • So ganz kann ich mich mit Christians Text nicht identifizieren. Klar - ATTW3 ist schon deutlich kommerzieller geraten als die Vorgänger, aber das liegt zum Teil eher daran, dass es mehr "Songs" als "Stücke" gibt als an den kommerziellen Qualitäten der einzelnen Songs. Selbst Follow You Follow Me, mit Abstand das "popigste" Lied des Albums, ist eigentlich noch längst nicht so kommerziell wie die späteren Hits der Band, und von Undertow, Burning Rope, Deep In The Motherlode, Scenes From A Nights Dream etc. kann man das schon gar nicht behaupten.


    Wenn überhaupt, würde ich "Down & Out" sogar eher auf die kommerziellere Seite des Albums stellen, aber wie gesagt greift das Argument hier (und auch bei Duke) eigentlich noch gar nicht. "Down & Out" steht in vielen Dingen exemplarisch für das ganze Album: Als einzelner Song betrachtet ist es recht gut, aber sicher kein Highlight der Karriere. Es hat ein etwas dünneres, weniger detailreiches Arrangement als die Stücke des Vorgängeralbums, weniger aufregende und unerwartete Sounds und Melodien, der Sound der Einzelinstrumente ist bereits popiger, d.h. dem von Mainstreamveröffentlichungen ähnlicher. (Diese Entwicklung setzt sich dann auf Duke fort, wo die Songs selbst zwar häufig wieder viel proggiger, vom Sound jedoch noch kommerzieller sind.)


    Um eines klar zu stellen: Ich mag ATTW3, aber es hat einen gewissen Sonderstatus - nicht ganz 70er, nicht ganz 80er :-). Zum einen hat es einen eigentümlichen, Genesis-untypischen Sound, der trotz aller Bombastkeyboards seltsam dünn bleibt, zum anderen merkt man den Songs an, dass sie eigentlich besser sind als ihre Aufnahmen: Das Zusammenspiel ist nicht feurig und verspielt genug, man hat das Gefühl, als hätte jeder Musiker um zwei Uhr nachts allein im Studio seine Teile eingespielt, als wären die Stücke nicht von einer Band, sondern von von einander unabhängig agierenden Musikern eingespielt worden. Natürlich kann das zu bestimmten Zeiten auch wieder seinen Charme haben - manchmal lege ich die Platte auf, weil ich genau darauf Lust habe.


    "Down & Out" ist nicht mein Lieblingsstück des Albums - dafür, dass es recht straight ist, fehlt ihm die Eingängigkeit; von Wucht, Sperrigkeit und Unbequemheit spüre ich wenig. Prophet vergleicht es mit "Eleventh Earl of Mar", ich finde, man kann es auch "Watcher of the Skies" gegenüberstellen, das ebenfalls einen ähnlichen Aufbau hat. Auch hier sieht man, was sich geändert hat: deutlich weniger Wucht im Intro, ein straighterer Rhythmus, eine weniger ausgefallene Gesangsmelodie. Trotz aller Kritik hat das Lied aber seinen Platz auf dem Album, und als einer der rockigsten Songs des Albums stellt er einen guten Opener dar. Die für dieses Album besondere Verschmelzung der Sounds von angezerrter Gitarre, die immer wie mit leichtem Phaser klingt, und den neuen, moderner klingenden Keyboards, macht sich bereits hier bemerkbar und macht "Down & Out" - wie anfangs erwähnt - zu einem sehr albumtypischen Song. Ich schwanke zwischen 2- und 3+ - jetzt, wo ich ihn gerade höre, tendiere ich aber doch zur besseren Note: Also, 10 Punkte.

    FolkProg bei www.favni.de oder fauns.bandcamp.com und favni.bandcamp.com

    • Offizieller Beitrag

    Mein Intro-Text soll ja eine Basis für Diskussionen darstellen, dies ist in diesem Thread wunderbar gelungen, danke für Eure Beiträge dazu, Denkanstöße etc


    ich selbst hab Down And Out 9 Punkte gegeben. Der Anfang ist bärenstark, mir wird es ab ca 2 min aber einfach zu "viel".

  • 10 Punkte von mir, obwohl mich der Song an sich gar nicht mal so aus den Socken haut. Mir gefällt es aber grundsätzlich, wenn Genesis mit Zutaten wie hypernervösem Getrommel und munterem Georgel einen harten Sound zaubern. (siehe auch einige Songs von The Lamb, hier wäre auch DAO nicht negativ aufgefallen)
    Als Opener fand ich DAO irgendwie seltsam, weil der Song eigentlich kaum das Album präsentiert. Ein kräftiger Rocksong der eine LP mit überwiegend balladesker Stimmung einleitet.
    Hat jemand einen Schimmer wie man den Text von Collins interpretieren kann? Klingt für mich wie ein zynischer Kommentar über die Irrungen und Wirrungen im Rockbiz.....

  • Bevor das Album ATTW3 erschien wurde spät 1978 in den Musikmedien und Pressekonferenzen schon bekannt gegeben dass Genesis das weibliche Publikum dazu gewinnen wollte (uA worwörtlich von ein ITW von Hervé Picart) und vor hatte einen markanten Stybruch in ihrer Musik mit kurzen Stücken vor zu nehmen.
    Das war damals Tendenz: weg mit dem Hippy Zeug, back to roots, simple, zusammengefasst und im FM Format, so sollte es gemacht werden.


    Genesis hatten aber keinen Druck so zu handeln wie andere Bands.
    Reizend war die Idee auch für mich, wie Genesis "zusammengefasst" tönen würde.
    Nur mehr zu dritt ? Das waren sie teilweise schon vorher, zB im Cinema Show Solo....
    Kommerziell-tönend ? Das waren sie ja vorher auch schon, IKWIL, Cockoo Cockoon (übrigens zwei Hackett' Kompos) Trick of the Tail, Own Special Way.....
    Kurzes Format ? Das gab es ebenfalls schon, da brauch ich keine auf zu zählen.....
    Neuer Sound ? Wind and Wuthering wurde im gleichen Studio aufgenommen wie ITTW3, David Hentschell war auch wieder am Mischpult...
    Was soll sich da geändert haben ? Muss unbedingt rein hören.


    Wir Hippies waren gewarnt, Stylbruch also.... und kaum war es bekannt gegeben wurde Genesis bald im Radio gespielt...Genesis im Radio ? Und dann noch so oft ?
    Eine Samba Nahmens Follow You irgend was.... :undweg:...


    Nun kaufte ich ATTW3, dachte noch: interressant der The Lamb Schriftzug, und einige Fotomontagen, Rael, 4 Jahre später ?


    Gerade aus den Plattenladen nach Haus gerennt, legte ich den satten Madhatter auf meine Dual Stereoanlage - die gleiche die mich mit Genesis Welten weit von mein Kinderzimmer transportiert hat - extra Diamantnadel gewechselt, und was höre ich als erstes ?


    Down and Out....
    Ja, das beste von Genesis in einen kurzen Song zusammengequetscht, aber.... I Like It !!!!
    Phil singt tatsächlich kräftiger, Tony immer noch so geläufig und inspiriert in seinen Solo, nur...es ist kürzer... die Drumm Parts sind vom Tempo aufwendig, und weil man schon von Kürze spricht macht man aus ein 9/8 und ein anderen 7/8 einfach nur ein 5/4, basta ! (Bald bleiben nur noch 3...)
    Doch, der Song ist Klasse, nur es ist alles kürzer geworden....


    Ziel erreicht ...:dumdi:


    10 Punkte, weil alles gute drinn ist, und der Dreistigkeit sich selber den Schw... etwas kürzer zu schneiden!
    Ob das weibliche Publikum den Kürzeren mehr schätzen wird ist eine andere Frage

  • Down & Out ist durch das athmosphärische Intro und den schrägen Takt der einzige progartige Titel des Albums, das "Dodo/Lurker" des Albums, auf dem Genesis , so Tony Banks nach eigenen Aussagen, es etwas übetrieben haben mit Willen, ein Pop-Album zu machen und insgesamt songlastiger und kürzer zu sein.
    Das Intro und die Hinführung zum Gitarreneinsatz sind toll, und wenn es dann losgeht, ist es ein herrlich hektischer Song, dessen Arrangement und schräger Takt inhaltlich gut zum Text passen.
    Der Refrain ist episch!
    Als Drummer ist es immer mein Lieblingssong der ATWWT, aber wenn es einen Beleg dafür gibt, daß Phil kompositorisch nicht viel beigetragen hat zum Album , dafür aber zur Bedingzng machte, an den Drums dafür viel zu tun zu haben und das dann durch seinen einsetzenden Ehe-Scheidungsfrust nur im Schlagzeug auszudrücken, dann ja wohl bei D & O (und natürlich im Intro von Burning Rope):
    ich sagte es an anderer Stelle schon- was Phil da trommelt ist fast zuviel des Guten. Und auch insofern ungewöhnlich, als Phil hörbar im Studio IMMER eher zurückhaltender war, als Live, wo er sich , zumindest in dieser Phase, immer aus seiner Drum-Inspiration aus dem Fusionbereich zu Spielereien und Abwechslung verleiten ließ, aber im Studio meist eher ein "abgespeckteres", dafür auf Pointierung und Sicherheit angelgets Schöagzeugspiel an den Tag legte...
    Nicht so bei D & O.
    ich würde sogar sagen, so viele , fast haltlos gedroschene 32-tel-Wirbel die Toms rauf und runter wie im Outro zeigte Phil vorher und nachher nicht mehr..Es wirkt, als wäre er frisch von einem Anwaltstelefonat (oder-halt, nein er versuchte da ja noch die Ehe zu retten..frisch vom Flughafen mit der Gewissheit im Bauch, daß das alles nix mehr wird) ins Studio gekommen, hätte diesen First-Take ins Kit gehämmert und wäre danach wieder nach Kanada zurückgeflogen.
    Eigentlich fast unmusikalisch aber trotzdem Hammer! :)


    Was ich an dieser Stelle mal erwähnen muss, ist meine Unzufriedenheit mit der Remasterversion, wenn es ums Schlagzeug geht.. (
    Und nutze diese Stelle einen Thread anzukündigen, daß ich mir da mal einige Sachen generell von der Seele schreiben muß, bzw um zu fragen, ob es einen entsprechenden Thread schon gibt :"Was mich an der Remasterversion nervt".)


    ..aber wie Nick Davies hier die genialen Phil-typischen 16tel-Kickdrum-Schläge im Mix verwässert hat, das verzeih ich ihm nie! WARUM???!!!!


    Ansonsten: 11 Punkte von mir.

    Here come the Cavalry!

  • ach nochmals zu erwähnen, wer den Song mal Live erleben will, sehe sich die nächste Show von The Watch an, Live muss dieser Song sehr powerful wirken !

  • Gefällt mir gut. Episches Intro und schön hektisch. Ein gutes Lied von einem ziemlich unterbewertetem Album.


    Ich vergebe ebenfalls 9 Punkte.

    It requires that you leave behind everything of human ways, human behaviour, human ignorance, human disinformation.


    Last Chance to evacuate Planet Earth before it is recycled