• Wie du im letzten Satz sagst, sind solche Strömungen AUCH dabei. Aber ganz sicher nicht nur. Was glaubst du, warum GEW-Sprecher inzwischen (und zwar nicht erst seit Fukushima) bei Anti-AKW-Demos auftreten? Weil die Laufzeitenverlängerung die erneuerbaren Technologien, d.h. in diesem Fall DEN TECHNISCHEN FORTSCHRITT aufhalten! Andere Leute haben vielleicht auch einfach nur Angst. Ich glaube aber nicht, dass die meisten der Demonstranten fortschritt- oder technikfeindlich sind. Nicht umsonst waren Twitter, Handys, Internetdienste ganz entscheidend bei den Aktionen wie den beiden großen Menschenketten, den Castor-Aktionen, den Promokampagnen. Da gibt es wenige Organisatoren, die noch technikorientierter sind!


    War halt nur der Eindruck den ich hatte, kanns nicht ändern. Aber ich hatte auch vergessen zu erwähnen daß ich erst relativ spät auf der Demo war. Da waren die anderen Leute wohl schon wieder weg.


    Ich sehe es ja auch so daß Kernkraft eigentlich ein alter Hut ist, und daß erst der endgültige Ausstieg das technologische Potential in Sachen erneuerbarer Energie freilegt. Außerdem sind die (wahrscheinlich massenhaft) neu entstehenden Arbeitsplätze auch nicht das Schlechteste.



    Wie schon mehrfach gesagt wurde, ist Japan nunmal DAS High-Tech-Land. Und es gab auch in Deutschland bereits nicht nur genügend Störfälle, sondern auch solche bei denen Techniker so verstrahlt wurden, dass sie erst "aufbereitet" werden mussten, bevor sie anständig begraben werden konnten...


    Wusste ich noch gar nicht. Was waren denn das für Störfälle bei denen Techniker hier so dermaßen verstrahlt wurden ?



    Ob da das demokratische System damit zu tun hat? Islamistische Terroristen sind ja auch nicht notwendigerweise blöd. Um zu erkennen, dass Kernkraftwerke oder Zwischenlager ausgezeichnete Angriffsobjekte sind, braucht man ja nur in der Schule aufgepasst zu haben, und wo die liegen, kann man auch in weniger demokratischen Staaten herausfinden. So gesehen können wir den "Chaoten" auf den Schienen bei Castor-Transporten nur dankbar für den dadurch entstehenden zusätzlichen Polizeischutz sein. Die Täter von 9/11 waren übrigens z.T. auch studierte Leute; unter islamistischen Terroristen gibt es auch Techniker, Physiker usw. Insofern teile ich Prophets Verwunderung...


    Ich zucke halt nur jedesmal zusammen wenn potentiellen Attentätern die nötigen Informationen sozusagen auf dem Tablett serviert werden. Natürlich hat die Öffentlichkeit das Recht von Schwachstellen zu erfahren, gleichzeitig ist die Veröffentlichung dieser Informationen aber auch gefährlich für uns. Auch dann wenn es (leider) intelligente Terroristen gibt, die sich das nötige Wissen vielleicht auch anders beschaffen können.


    Das wurde aber gleich dementiert da man meinte dass diese Daten absolut unglaubwürdig sind.


    Da war ich leider schneller als das kurz darauf folgende Dementi. Aber wahrscheinlich ist es auch relativ egal ob die Grenzwerte millionenfach oder "nur" hunderttausendfach überschritten sind.



    +++ Letzte Meldung: In Reaktor 2 hat es nach Einschätzung der japanischen Regierung eine teilweise Kernschmelze gegeben. Derweil hat ein neues schweres Erdbeben und eine vorübergehende Tsunami-Warnung an der Ostküste Japans die Menschen in Angst und Schrecken versetzt. Quelle: T-Online.de

    "Before Elvis, there were nothing ..."

    - John Lennon


  • Nun, du hast natürlich recht. Es wird immer ein paar verstrahlte Hirne geben, die sich Umweltbewusstsein auf die Fahnen schreiben, aber nicht dementsprechend handeln. Es wird wohl tatsächlich noch einige Zeit dauern, bis sich das gesellschaftliche Bewusstsein tatsächlich im breiten Rahmen ändert. Noch ist es leider so, dass die meisten Menschen ziemlich auf die Umwelt scheißen. Doch das wird und muss sich ändern. Ereignisse wie Fukushima sind zwar dramatisch und schrecklich, jedoch wenn sie ein Posisitves haben, dann die Tatsache, dass sie einige Menschen zum Umdenken bewegen.


    Aber - kann das Fehlverhalten anderer als Begründung für das eigene mangelnde Umweltbewusstsein dienen? Ich sage: Nein! Auch wenn noch so viele Leute die Autobahn mit 250 km/h runterkacheln, wird das an meinem Verhalten nichts ändern. Daher muss ich dann in einem solchen Thread auch nicht darauf verweisen, dass die anderen sich ja weithin ganz böse verhalten und das ganze somit keinen Sinn ergibt. Gerade dann ist es doch erforderlich als Vorbild voran zu gehen und andere ggf. zum Umdenken zu bringen.


    Man sollte sich darüber im Klaren sein, dass man - wenn man sich dafür entscheidet an der industrialisierten Gesellschaft teilzunehmen - dies immer auf Kosten der Umwelt tut. Unser modernes Leben steht nunmal alles andere als im Einklang mit der Natur. Aber: Man muss die Natur nicht noch unnötig kaputt machen! Wenn man schon Auto fährt, muss es dann gerade mit 250 km/h sein? Wenn man schon Strom verbraucht, muss es dann Atomstrom sein, nur weil er 1 ct günstiger ist? Wenn man schon in Städten wohnt, kann man dann nicht auf öffentliche Verkehrsmittel oder das Rad zurückgreifen? Wenn man schon gerne Urlaub macht, muss das immer mit einer Flugreise verbunden sein? Wenn man schon gerne einen PC benutzt, muss dieser ein fettes Netzteil und zwanzig Lüfter haben, die alle massenhaft Strim verbrauchen?
    Diese Fragen ließen sich beliebig fortsetzen. So abgenutzt das auch klingen mag, aber jeder kann einen kleinen Beitrag zum Klimaschutz und zum Energiesparen leisten. Viele kleine Beiträge werden sich zu einem größeren zusammenschließen.


    Im übrigen: Wir sollten nicht fragen, ob die Wende hin zu regenerativen Energien kommen wird, sondern wann. Die bisherige Energiewirtschaft kann in der derzeitigen Form nicht weitergeführt werden. Dies ist eine ganz logische und volkswirtschaftliche Konsequenz. Das Angebot (Ressourcen) wird die Nachfrage (Energiebedarf der stetig wachsenden Population der Erde) schon bald nicht mehr decken können. Märkte reagieren auf solch eine Situation durch Erhöhung des Preises. Und der wird irgendwann so saftig sein, dass die heute noch ach so teuren regenerativen Energien plötzlich wirtschaftlich sind. Darüber hinaus wird die Entwicklung in diesem Bereich immer weiter voranschreiten. Es ist bereits absehbar, dass im Bereich der Photovoltaik in wenigen Jahren die so genannte Netzparität in Deutschland erreicht werden kann. Das heißt, für den Verbraucher ist es dann günstiger eigenen Strom durch Solarzellen zu erzeugen, als diesen von den großen Energieversorgern einzukaufen. Spätestens dann wird nochmals mit riesigen Wachstumraten im Bereich der Photovoltaik gerechnet. Und diesmal sogar auf marktwirtschaftlicher Basis und nicht politisch gesteuert mit Hilfe von Gesetzen wie dem EEG.

    1. Vorsitzender des Deutschen Mike Rutherford Fanclubs

    Pure Vernunft darf niemals siegen!

  • Sebastian


    Du hast absolut Recht. Nur: Mit dem Umweltbewusstsein ist das so eine Sache ...:gruebel:


    Selbst das "grün-nahe" Klientel fliegt viel in den Urlaub und bezieht nicht immer Ökostrom.
    Mülltrennung allein ist kein Beitrag zum Umweltschutz.
    Selbst wenn man sich das sensationelle Ergebnis der Grünen (ich bin kein Mitglied), in BW anschaut, so sind es abzüglich der Nichtwähler eben nur 16 %, die aus ökologischen Gründen ihr Wahlverhalten ausrichten. Provokativ gesagt: Den anderen 84% ist , trotz der Reaktorkatastrophe in Japan, die Umwelt relativ egal. Ist es nicht auch in Wirklichkeit so..?
    Die Ökonomen nennen das Trittbrettfahrer: Lass die Anderen ´mal machen, ich profitiere dann davon. Es gibt tatsächlich Leute die wählen Grün und/oder spenden für Greenpeace um ihr Gewissen zu beruhigen, damit man im Sommer wieder schön in den Flieger steigen kann.
    Das will ich nicht verurteilen, ist aber das Problem.
    Ich glaube, dass es mutige PolitikerInnen braucht, die etwas anstoßen zu mehr erneuerbaren Energien, Atomausstieg, von mir auch auch ein Tempolimit, damit sich ein bisschen ´was ändert.
    Ich bin im Bildungsbereich tätig und muss leider feststellen, dass es mit dem Umweltbewusstsein trotz dieser schrecklichen Ereignisse, nicht gut bestellt ist. Auf der anderen Seite sieht man in BW, dass eine Bewegung aus dem Volk, im Kern aus Protest gegen ökologisch unsinnige Projekte auch etwas verändern kann. Die progressive Minderheit, die jetzt die Mehrheit hat. Warum nicht ? :cool:

  • Nun, du hast natürlich recht.



    das freut mich nun aber wirklich, dass du mir zustimmst und es sogar noch liest.
    ja Du hast recht und ich denke wir sind uns in dem Punkten ja einig. Ich ill nicht sagen nur weil andere es falsch machen muss ich nix tun.

    ich denke nur, dass es viele gibt die, auch wenn es aus Vershen hilft, nun gegen etwas protestieren weil sieeinfach mal dagegen sein wollen. Aber wenn es dann dazu kommt, dass man was tun muss oder auf was lieb gewonnenes verzichten, dann wird es dunkel...

    Dagegen ist leicht, machen ist aber der Punkt.

    Und da bin ich mir nicht sicher, ob all die "ja weg mit Atomenergie und für dei Umwelt eintreten" dann bereit sind 2cent mehr zu zahlen oder mal nicht zu fahren oder fliegen. Und genau ic rede nicht von im Wald wohnen und ale Industrie weg. Mein bauch sagt 70% der Leute sind nicht bereit sich zu ändern, aber sofort dabei wenn man anderen was verbieten oder vorschreiben kann.

    Aber lassen wir uns überraschen. Ich war damals als rot-grün im Bund kam auch gespannt und hey da waren Dinge dann richtig und möglich die hätte ich nie erwartet.

    ME

  • Ich richte mich immer nach dem Motto:
    "Das wenige, dass Du tun kannst, ist viel." Das hilft mir beim Beginnen von Dingen, die eigentlich allein nicht bewältigt werden können. Da nehme ich z.B. immer beim Spazierengehen im Wald eine Tüte mit, wo ich nebenbei Müll einsammel. Natürlich bekomme ich nicht den ganzen Wald sauber, aber was weg ist, ist weg. Ich will damit nur sagen, man muss nicht auf die anderen schauen und wo deren Prioritäten liegen, sondern nur das ändern, was einen selber stört und was man ändern kann. Das macht zufriedener.


    Eine schöne Seite zum Thema Kernenergie:
    Rhetorik und Realität: Die neun Gemeinplätze des Atomfreunds - Hintergründe - Feuilleton - FAZ.NET

  • Ich richte mich immer nach dem Motto:
    "Das wenige, dass Du tun kannst, ist viel." Das hilft mir beim Beginnen von Dingen, die eigentlich allein nicht bewältigt werden können. Da nehme ich z.B. immer beim Spazierengehen im Wald eine Tüte mit, wo ich nebenbei Müll einsammel. Natürlich bekomme ich nicht den ganzen Wald sauber, aber was weg ist, ist weg. Ich will damit nur sagen, man muss nicht auf die anderen schauen und wo deren Prioritäten liegen, sondern nur das ändern, was einen selber stört und was man ändern kann. Das macht zufriedener.


    Eine schöne Seite zum Thema Kernenergie:
    Rhetorik und Realität: Die neun Gemeinplätze des Atomfreunds - Hintergründe - Feuilleton - FAZ.NET


    Wirklich sehr lobenswert diese Einstellung ! Leider mache ich hier in Hamburg ganz andere Erfahrungen, denn im Straßenverkehr geht es hier doch teilweise sehr rücksichtslos zu. Das Blinken scheinen sich einige hier schon gänzlich abgewöhnt zu haben, ist ja auch etwas schwierig wenn man gleichzeitig das Handy am Ohr hat. Von solchen Leuten kann man eine besondere Rücksichtnahme in Sachen Umwelt dann sicher auch nicht erwarten, da ist sich jeder selbst am nächsten ! Aber vielleicht ist das ja auch nur ein Großstadt-Phänomen ?


    Was die rhetorischen Tricks der Atomindustrie anbelangt scheint man dort noch immer nichts dazugelernt zu haben. In der Sendung Report (ARD) wurde gerade der Schichtleiter eines Kernkraftwerks nach den Risiken der Abkühlbecken befragt, und er hat (wahrscheinlich wie er es gelernt hat) mit der Gegenfrage geantwortet wie denn das Risiko beim Überqueren der Straße aussieht ? NICHTS DAZUGELERNT !!! Aber die Identifikation mit dem Unternehmen ist halt so groß daß man zu kritischem Denken schon gar nicht mehr fähig ist. Aber das kennt man ja leider auch aus anderen Unternehmen.

    "Before Elvis, there were nothing ..."

    - John Lennon

  • Jetzt wurde sogar ausserhalb eines Reaktors in Fukushima Plutonium nachgewiesen. Die Menge soll nicht gesundheitsschädlich sein sagen die Betreiber, aber was haben die nicht schon alles gesagt.??


  • Ich bin im Bildungsbereich tätig und muss leider feststellen, dass es mit dem Umweltbewusstsein trotz dieser schrecklichen Ereignisse, nicht gut bestellt ist.


    Das ist auch mein Eindruck, und meine Eltern, die beide Lehrer sind, sagen dasselbe. Ich habe ein bisschen Sorge davor, wie es aussehen wird, wenn "meine" Generation (U30) den Hauptteil der Wähler (und Politiker) stellt. Denn schon in meinem Umfeld erlebe ich praktisch ununterbrochen gerade von den jüngeren, dass sie sagen "ja, weiß ich, tausendfach gehört, aber was soll ich machen, man kann sich nicht den ganzen Tag Alpträume machen, und überhaupt habe ich nicht genug Geld, und man lebt nur einmal" usw. Meine Schwägerin schaut uns nur mitleidig an, wenn wir von Antiatomkraftdemos kommen und meint "Naja, wenn man muss". Die andere meint "ich will gar nichts davon wissen, das macht mir Angst".


    Am größten ist das Umweltbewusstsein leider tatsächlich im Umfeld der 68er-Generation. Natürlich gibt es gerade im Bereich der politisch engagierteren ein verstärktes Umweltbewusstsein, aber der Großteil meiner Altersgenessen scheint mir politik- und umweltschutzmüde zu sein und nur zu hoffen, das eigene Leben mit möglichst viel Bequemlichkeit zu verbringen, bevor das absehbare Ende kommt. Die sagen gar nicht mehr "da kann nichts passieren", sondern eher "es passiert eh, hoffentlich erst, wenn ich weg bin". Wenn man so will, die asozialste Einstellung, die man gegenüber seinen Nachfolgern haben kann... :(

    FolkProg bei www.favni.de oder fauns.bandcamp.com und favni.bandcamp.com

  • Ich möchte auf einen Artikel der FAZ hinweisen, den ich für sehr gelungen halte:


    Reaktorsicherheit: Nach Fukushima stellt sich die Risikofrage neu - Physik & Chemie - Wissen - FAZ.NET


    Wenn ich sage gelungen, bedeutet das nicht, dass ich ihn nicht auch für äußerst kritkwürdig halte. Aber zur Erhöhung des allgemeinen Risikobewußtseins taugt er dennoch sehr gut. Auf jeden Fall eine Wohltat im Dschungel der verbalen Materialschlachten, in denen jeder alles besser weiß, sich im Recht fühlt und sein Gegenüber als verbohrten Depp darstellt. Die besten Argumente hier sind die, die sich jeder selbst ausrechnen kann - Wenn auch nur Pi mal Daumen. Eine Vorstellung von den Prinzipien des russischen Rouletts (wie treffend!) macht sich im Hirn breit.

  • Ich bin ein bißchen aus dem Thema heraus aber ich möchte Euch sagen: es ist (ein unangenehmes Wort, aber wahr) wunderbar, was Ihr hier schreibt, gut argumentiert etc. und es bestätigt meine Ansicht, daß intelligente Menschen Kernkraft ablehnen. So kann es in Deutschland weitergehen.
    Daß die FDP sich gerade zur Antikernkraftpartei wandeln ("mutieren" will ich gar nicht sagen), steht auf einem anderen Blatt.

    We can help You