Phil hat keine Lust mehr auf das Musik-Business

  • Ich habe den Spiegel-Artikel als Satire im Sinne einer sarkastischen Polemik empfunden - und darüber hinaus noch als Spielerei mit dem Vertauschen von Gaddafi und Collins (was ich durchaus unterhaltsam fand).
    Der inhaltliche Kern ist doch hier schlichtweg, dass es offensichtlich Menschen gibt, denen Collins extrem auf den Sack gegangen ist / auf den Sack geht, und die seine (zeitweise) extreme Medienpräsenz als unzumutbare Qual und visuell-auditive Folter empfanden / empfinden. Ist doch o.k., wenn das mal ein wenig zynisch auf die Spitze getrieben wird. Und hier befindet sich auch die angemahnte "Wahrheit" im Sinne einer Beobachtung von Lebenswirklichkeit.


    (Das ist ausdrücklich nicht als stellvertretende Antwort Sebastians gemeint. Das kriegt der selber hin. Ich fand nur martinus' Anstoß, einmal das Wesen von Satire zu überdenken, ganz anregend. Und ich meine, dass hier eine durchaus legitime - wenn auch geschmacklich durchaus zu diskutierende - Art von Satire vorliegt.)

    • Offizieller Beitrag

    Ich habe den Spiegel-Artikel als Satire im Sinne einer sarkastischen Polemik empfunden - und darüber hinaus noch als Spielerei mit dem Vertauschen von Gaddafi und Collins (was ich durchaus unterhaltsam fand).
    Der inhaltliche Kern ist doch hier schlichtweg, dass es offensichtlich Menschen gibt, denen Collins extrem auf den Sack gegangen ist / auf den Sack geht, und die seine (zeitweise) extreme Medienpräsenz als unzumutbare Qual und visuell-auditive Folter empfanden / empfinden. Ist doch o.k., wenn das mal ein wenig zynisch auf die Spitze getrieben wird. Und hier befindet sich auch die angemahnte "Wahrheit" im Sinne einer Beobachtung von Lebenswirklichkeit.


    (Das ist ausdrücklich nicht als stellvertretende Antwort Sebastians gemeint. Das kriegt der selber hin. Ich fand nur martinus' Anstoß, einmal das Wesen von Satire zu überdenken, ganz anregend. Und ich meine, dass hier eine durchaus legitime - wenn auch geschmacklich durchaus zu diskutierende - Art von Satire vorliegt.)


    Das da oben ist ein sachlicher Beitrag, in dem townman seinen Standpunkt deutlich macht, der von dem meinen ursprünglichen abweicht, und der zeigt, dass der Verfasser die Meinung von anderen (zB mir) zwar nicht teilt, aber respektiert.


    An dem Beitrag wird mir auch ein Aspekt noch klarer, der mich an dem Spiegel-Dingens so stört: Das Spiegel-Etwas kommt ungefähr 20 bis 25 Jahre zu spät. "Extreme Medienpräsenz" und "kein Entkommen " - das galt für Phil Collins von etwa No Jacket Required bis We Can't Dance und wäre seinerzeit vielleicht sogar legitim gewesen. Aber heute? Sechs oder sieben Konzerte im Jahre 2010 nach drei bis vier Jahren medialer Abstinenz - das ist wirklich keine Omnipräsenz.


    Satire: Von mir aus. Aber wenn die Fakten, die ihr zugrundeliegen, falsch sind, entwertet sie sich selbst. ("Stoppt Wallenstein JETZT!")


  • An dem Beitrag wird mir auch ein Aspekt noch klarer, der mich an dem Spiegel-Dingens so stört: Das Spiegel-Etwas kommt ungefähr 20 bis 25 Jahre zu spät. "Extreme Medienpräsenz" und "kein Entkommen " - das galt für Phil Collins von etwa No Jacket Required bis We Can't Dance und wäre seinerzeit vielleicht sogar legitim gewesen. Aber heute? Sechs oder sieben Konzerte im Jahre 2010 nach drei bis vier Jahren medialer Abstinenz - das ist wirklich keine Omnipräsenz.


    Satire: Von mir aus. Aber wenn die Fakten, die ihr zugrundeliegen, falsch sind, entwertet sie sich selbst. ("Stoppt Wallenstein JETZT!")


    Ja, die extreme Phase ist ohne Zweifel vorbei. Andererseits erscheint der Artikel zu einem Zeitpunkt, an dem der ehemals übermächtige Despot endgültig abtritt. Und dies ist auch der Moment, in welchem die (ehemaligen) Opfer seiner Gewaltherrschaft abschließend gedenken - und Gerechtigkeit / Wiedergutmachung einfordern.

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    Ja, die extreme Phase ist ohne Zweifel vorbei. Andererseits erscheint der Artikel zu einem Zeitpunkt, an dem der ehemals übermächtige Despot endgültig abtritt. Und dies ist auch der Moment, in welchem die (ehemaligen) Opfer seiner Gewaltherrschaft abschließend gedenken - und Gerechtigkeit / Wiedergutmachung einfordern.


    Gut. Einen Musiker (z.B. Phil Collins) und seine Musik aber in eine Reihe zu stellen mit Despoten und ihren Untaten (z.B., und ich führe hier diejenigen an, die bei wikipedia als Despoten bezeichnet werden, Hitler, Franco, Stalin, Mussolini und Pinochet), geht allerdings doch wohl deutlich über das Angemessene und auch über das Angemessene eines überzeichnenden Vergleichs hinaus.
    Und worin soll die "Gerechtigkeit" im Falle Collins führen? Dass er "sonst weggebombt werden müsste", wie der ursprüngliche Artikel nahelegt? Weil sein Werk unerträglich sei? Ich erinnere mich daran, dass der Spiegel aufs Schärfste protestiert hat, als vor einigen Jahren prominente Vertreter des öffentlichen Lebens in einigen außereuropäischen Ländern dazu aufforderten, einen gewissen dänischen Journalisten zu töten, dessen Werk unerträglich sei. Das galt damals als übertrieben und völlig überzogen...

  • Kritik? Immer - wenn sie fundiert und angemessen ist. Da ich als oberlehrerhafter, tiefbeleidigter und humorbefreiter Fanboy natürlich nicht befähigt bin, das zu beurteilen, bist Du, Sebastian, an dieser Stelle aufgefordert, darzustellen, dass und warum und worin sie fundiert und angemessen ist.


    OK martinus, ich lasse mir eigentlich höchst ungern von jemanden vorschreiben, was ich zu tun und zu lassen habe, aber da du meinen Namen so schön gefettet hast, werde ich mal eine Ausnahme machen. :huhu:
    Wenn ich mich richtig entsinne (und dafür kann ich nicht garantieren) habe ich die Worte "fundiert" und "angemessen" in diesem Zusammenhang gar nicht in den Mund genommen. Daher kann ich dir auch nicht sagen, warum genannte Glosse im Spiegel mit jenen Attributen versehen werden sollte. Ich nehme an, dieses Artikelchen dort soll ein Witz sein, ein Gag, eine humoristische Anmerkung. Als solche überhöht sie natürlich und hat mit einer sachlichen Auseinandersetzung rein gar nichts gemein. Daher halte ich es auch für übertriebene Liebesmüh' und verschwendete Zeit eine ernst gemeinte Reaktion auf diese handvoll Zeilen zum Spiegel zu schicken - die lachen sich doch kaputt.
    Im übrigen: Der Spiegel-Artikel erfüllt ja ganz offensichtlich nicht die Qualitätsanforderungen, die du an Satire stellst. Warum reagierst du dann überhaupt auf diesen Schund? Ich würde ihn ja an deiner Stelle einfach ignorieren.

    1. Vorsitzender des Deutschen Mike Rutherford Fanclubs

    Pure Vernunft darf niemals siegen!

    • Offizieller Beitrag

    Tja, ist die Spiegelveröffentlichung nun "Kritik an den Idolen", wie ... in diesem Thread sagt, oder "Schund", wie ... in diesem Thread sagt?


    Darüber kann man verschiedener Meinung sein, und es finde ein jeder seine eigene Ansicht. Ich fand es erhellend und danke vor allem Townman für seinen Kommentar zur Sache. Aus meinem Blickwinkel ist eine weitere Erörterung nicht sinnvoll.


  • Und worin soll die "Gerechtigkeit" im Falle Collins führen? Dass er "sonst weggebombt werden müsste", wie der ursprüngliche Artikel nahelegt? Weil sein Werk unerträglich sei? Ich erinnere mich daran, dass der Spiegel aufs Schärfste protestiert hat, als vor einigen Jahren prominente Vertreter des öffentlichen Lebens in einigen außereuropäischen Ländern dazu aufforderten, einen gewissen dänischen Journalisten zu töten, dessen Werk unerträglich sei. Das galt damals als übertrieben und völlig überzogen...


    Es wird ja hier ein inhaltlicher Bereich (das "Phänomen" Collins) auf einen anderen Bereich (politische Despotie) quasi metaphorisch übertragen. Ich gewinne bei deinen Bedenken und durch deinen Vergleich mit dem dänischen Journalisten den Eindruck, dass du beide Bereiche miteinander vermengst, was dann natürlich zu sicherlich abstrusen Konsequenzen (Collins wird "weggebombt" oder vor den Internationalen Gerichtshof für Menschenrechte gebracht) führt.


    Nein, realistische Gerechtigkeit im Falle von Phil heißt doch einfach:


    1. lebenslanges Auftritts- und Medienverbot


    2. Verbot und Beschlagnahmung sämtlicher Phil-Solo-Tonträger (obwohl mir's ja bei "Hello I must be going" selbst schwer fallen würde, aber aus Respekt vor den Millionen Opfern...)


    3. Einrichtung einer Stiftung mit Hilfe des beschlagnahmten Collinschen Vermögens, welches aus Tonträger-Verkäufen und Airplay resultiert; die Stiftung soll den im Artikel genannten "Hör- und Hirngeschädigten" zugutekommen.


    Ja, ich höre schon auf.

  • Gut. Einen Musiker (z.B. Phil Collins) und seine Musik aber in eine Reihe zu stellen mit Despoten und ihren Untaten (z.B., und ich führe hier diejenigen an, die bei wikipedia als Despoten bezeichnet werden, Hitler, Franco, Stalin, Mussolini und Pinochet), geht allerdings doch wohl deutlich über das Angemessene und auch über das Angemessene eines überzeichnenden Vergleichs hinaus.
    Und worin soll die "Gerechtigkeit" im Falle Collins führen? Dass er "sonst weggebombt werden müsste", wie der ursprüngliche Artikel nahelegt? Weil sein Werk unerträglich sei? Ich erinnere mich daran, dass der Spiegel aufs Schärfste protestiert hat, als vor einigen Jahren prominente Vertreter des öffentlichen Lebens in einigen außereuropäischen Ländern dazu aufforderten, einen gewissen dänischen Journalisten zu töten, dessen Werk unerträglich sei. Das galt damals als übertrieben und völlig überzogen...


    Wie kann man das denn miteinander vergleichen? Niemand hat ernsthaft vor, Phil Collins "wegzubomben". Die Aufforderungen, Westergaard wegen seiner Islam-Satire zu töten, waren dagegen ernstgemeint. Er braucht Polizei- und Personenschutz. Die einzigen Attentate gegen Collins finden in Form von spöttischen Artikeln statt.

    “THE NIGHT WE TRACKED DOWN PHIL COLLINS, BECAME BEST FRIENDS WITH HIM, AND TALKED HIM INTO REUNITING WITH PETER GABRIEL, AND THEN WE GOT TO SING BACKUP ON THE NEW GENESIS ALBUM AND IT WAS AWESOME!”

    — Barney Stinson, How I Met Your Mother, Season 7, Episode 21 ‘Now We’re Even’

    • Offizieller Beitrag

    Wie kann man das denn miteinander vergleichen?


    Wie kann man Hitler als das Paradebeispiel eines Despoten und Collins miteinander vergleichen, indem man sie auf ein und dieselbe Ebene stellt, wie es der originale Artikel tut? Wenn mir das jemand plausibel erklärt, erkläre ich ihm, wie sich die Folgen miteinander vergleichen lassen.


    Es erschließt sich mir einfach nicht. Und es erschließt sich euch nicht, dass es sich mir nicht erschließt. Es ist mir eigentlich auch ziemlich scheißegal - wenn ich das mit irgendjemandem diskutieren möchte, dann mit dem Autor der Spiegelveröffentlichung, und der war zu feige, seinen Tastaturmüll mit seinem Namen zu zeichnen.

  • In Japan gibt es eine Erdbeben-Katastrophe unglaublichen Ausmaßes, es droht ein Nuklear-GAU mit unabsehbaren Folgen !!!


    Und hier wird eine aufgeladene Diskussion geführt, ob man Phil Collins (in einer Satire !) mit Gaddafi vergleichen darf oder nicht.


    Irgendwie geht's uns doch wirklich ganz schön gut wenn wir sonst keine Sorgen haben ...

    "Before Elvis, there were nothing ..."

    - John Lennon