SdW [05.-11.07.10]: GENESIS - Squonk

  • Wieder einer der Referenz-Songs von Genesis.
    Je nach Tagesform höre ich mir lieber die Studio- oder die Seconds Out Version an.
    Auch hier wieder Phänomänal: Der Moog Taurus.
    15P

  • Die Musik ist für mich wie aus einem Guss. Intensität, Sound, Atmosphäre - alles top.
    Und: Welcher Band sonst würden derartig schrullige, überraschende und vordergründig geradezu abstruse Outros einfallen? Der ganze Song wird atmosphärisch in den letzten Sekunden nochmals völlig anders eingefärbt - ich finde diese Art der hybriden Vielschichtigkeit großartig.
    Phils Drumming - ein Genuss. Allein der wechselnde Einsatz von trockenen Hi-Hat-Achteln auf Ride-Becken (bei 1:08) und dann die scheppernderen (haben die Drummer dafür einen Begriff parat?) Hi-Hat-Achtel bei "In season(...)" ist wirkungstechnisch genial gestaltet. Auch der Einsatz der Crash-Becken ist ganz groß musiziert.
    Phils Gesang: Der Gute singt zwar vielleicht wirklich nicht so kraftvoll-präsent wie in den 80ern, aber dafür auch noch nicht so pervers stereotyp mit nur maximal drei Ausdrucksebenen. Lebendiger, farbiger sind die Vocals für mich bis '77.


    Merkwürdig finde ich - jetzt, wo ich's bei pealmu lese - in der Tat die Idee des "Heavy Squonk". Aber auch der Text an sich ist nicht frei von ungelenken Stellen.
    Überhaupt: Die Qualität der Texte hat nach "The lamb" komischerweise markant nachgelassen.


    Für die Ewigkeit: "Squonk" bleibt wahrscheinlich für alle Zeiten der Opener für das beste Live-Album.


    (13 Punkte)


    martinus: Wann findet meine Vorfreude auf dein Posting ihre Erfüllung?

    • Offizieller Beitrag

    townman: Ob ich jetzt damit Deine Vorfreude erfülle? - Ich wage es zu bezweifeln.


    Also. Die Geschichte vom Squonk, die ja (mit einigen eingeschobenen Zwischenfragen) auf dem WDR-Link weiter oben gut übersetzt ist, basiert auf Beschreibungen eines Tieres namens Squonk, die bereits vor der Mitte des 19. Jahrhunderts in Pennsylvania im Nordosten der USA überliefert wurden. Das sage nicht ich, das sagt der englische Wikipedia-Eintrag zu Squonk (Wer Englisch kann, schenkt sich dieses Gebrabbel einfach und liest dort weiter - es gibt da auch ein Bild eines Squonk).
    Klammer auf: 350 Jahre lang hat man die Träger des ursprünglichen nordamerikanischen Sagengutes vertrieben, ausgebeutet, ermordet und ähnlich freundliche Dinge an ihnen betrieben, plötzlich hat man das Bedürfnis nach einer "ortsansässigen" Sagengestalt, und heraus kommt dabei ein Squonk. Das sind die Segnungen der westlichen Kultur. Klammer zu.
    Also: Squonks sind extrem ängstlich, grottenhäßlich und können sich bei extremer Bedrohung in eine Wasserpfütze auflösen. Das Lied handelt von einem Jäger, der mit einer List so ein Viech gefangennimmt und in seinem Beutel nach Hause trägt. Am Ende hat der Beutel dann einen Wasserschaden. (Ich würde ja wetten, dass seine Jagdkollegen sich vielsagend angeschaut haben: "Ein Squonk. Ja nee, is klar. Ich glaub eher, dein junger Jagddackel ist noch nicht ganz dicht...")


    Der Text spielt in der ersten Strophe kurz auf den englischen Kinderreim von Humpty Dumpty an, aber wohl nur um der Anspielung selber willen: Humpty Dumpty sat on a wall,
    Humpty Dumpty had a great fall,
    All the King's horses and all the King's men,
    Couldn't put Humpty together again.
    Eine Parallel zwischen Humpty Dumpty und dem Squonk besteht natürlich darin, dass keines der beiden Wesen wieder zusammengesetzt werden kann.


    Dann taucht kurz Hans Christian Andersens "Häßliches Entlein" (Ugly Duckling) als zweites Märchen auf. Wenn man besser mit dem englischen Text von Märchen vertraut wäre, ließen sich - vielleicht - weitere Anspielungen finden.


    Ich werde es mal dabei belassen. Das liegt daran, dass Squonk nicht zu den Stücken gehört, die mir von Genesis gefallen. Es ist mir ein Schlüsselreiz für die Skip-Taste. Ich finde es zu angestrengt mit einem unangenehmen Aroma von "Ohja, lass uns mal ein Stück mit einer lustigen Geschichte schreiben."


    Squonk war, wie ich irgendwo aufgeschnappt habe, das erste Stück, das Genesis nach Gabriels Abschied geschrieben haben. Es gibt erste Stücke. Es gibt beste Stücke. Selten gehört ein Stück zu beiden Gruppen.
    Sagen wir: Ausreichend.

  • 14 Punkte von mir. Ich mag mich noch gut erinnern, wie ich den Song an einem Sonntagmorgen irgendwann Ende der Achziger bei SWF3 in der Sendung "lyrics" zum ersten Mal gehört habe (mit adäquater deutscher Übersetzung im Vorfeld). Die Geschichte hat mich schon damals fasziniert.

    "Don't get up gentlemen, I'm only passing through"

  • Ich finde den Song als Opener sehr gelungen, und auf Trick of The Tail (wohlgemerkt SACD) einfach erfrischend gut!!
    Seit Martinus den Song jetzt auch erklärt hat, finde ich ihn glatt noch besser. Ich mag Märchen ;)
    15 Punkte deshalb.

    Eric Clapton: Hamburg Phil Collins: Köln (5x) , Hannover (2x) , Köln (2x) Genesis:15.06.2007 - Hamburg (AOL Arena) Peter Gabriel:18.10.2013 - Hamburg; 03.05.2014 - Hannover Steve Hackett:11.09.2015 - Hamburg, 23.04.2019 - Hamburg The Musical Box: 31.10.2014 - Bremen, 23.11.2018 Bremen Australian Pink Floyd Show: 5x (seit 2015) Roger Waters:14.05.2018 - Hamburg Nick Mason's A Saucerful of Secrets:13.09.2018 - Hamburg Queen+ Adam Lambert: 20.06.2018 - Hamburg Robbie Williams:11.07.2017 - Hannover

  • townman: Ob ich jetzt damit Deine Vorfreude erfülle?


    Aber ja doch! Du hattest ja vor Kurzem den Song explizit zu den "belanglosen" (also 'überflüssigen') Genesis-Liedern gezählt, was ich recht überraschend fand, da "Squonk" musikalisch für mich eine außerordentlich wichtige, absolut unverzichtbare Stellung in der Bandhistorie hat. Ich würde es diesbezüglich ungefähr auf eine Stufe mit "Dance on a volcano" stellen.


    Und da war ich jetzt natürlich gespannt, in welche inhaltliche Richtung deine Wertung gehen würde. Textlich kann ich's einigermaßen verstehen, obwohl mir so ein recht unbeholfen dargestelltes Sagen-Etwas immer noch besser gefällt als die pseudo-romantischen und / oder -gesellschaftskritischen Verfehlungen der Band.


    Und ich war auch gespannt darauf, ob die Musik dir Anlass zur Kritik bietet. (Das geht allerdings nicht so ganz eindeutig aus deinem Posting hervor.)

  • Die Bewertung dieses Songs fällt bei mir immer sehr unterschiedlich aus. Kommt darauf an, wann man mich fragt. Zeitweise finde ich diesen Song richtig klasse, Wochen später kann ich ihn überhaupt nicht mehr leiden und finde ihn einfach scheußlich. Klingt etwas merkwürdig, aber mit dem Song Squonk verbindet mich eine Hass-Liebe. Ich liebe das Album, von dem er stammt, doch ich halte ihn für dessen schwächeren Moment. Geht mir bei dem Titelsong A Trick Of The Tail eigentlich genauso. Der Rest ist klasse. Deshalb bewegt sich meine Wertung im Mittelfeld. Ergebnis: 3 (befriedigend)

    You can blow out a candle
    But you can never blow out a fire
    Once the flames begin to catch
    The wind will blow it higher
    :biko:

    • Offizieller Beitrag

    Aber ja doch! Du hattest ja vor Kurzem den Song explizit zu den "belanglosen" (also 'überflüssigen') Genesis-Liedern gezählt, was ich recht überraschend fand, da "Squonk" musikalisch für mich eine außerordentlich wichtige, absolut unverzichtbare Stellung in der Bandhistorie hat. Ich würde es diesbezüglich ungefähr auf eine Stufe mit "Dance on a volcano" stellen. ... Und ich war auch gespannt darauf, ob die Musik dir Anlass zur Kritik bietet. (Das geht allerdings nicht so ganz eindeutig aus deinem Posting hervor.)


    Der Text ist ganz okay, jedenfalls nicht wesentlich dämlicher als Lieder über Freier mit Mutterkomplex, hirnlose Models oder alte Dämchen auf der Parkbank. Lyrische Glanzstücke sehen anders aus.


    Was die musikalische Seite angeht, kann ich mir über die technischen Aspekte kein Urteil erlauben; mich regt die Musik einfach auf, und nicht auf positive Art. Dass Du das Stück auf derselben Stufe siehst wie Dance On A Volcano, kann ich nicht recht nachfühlen, oder doch höchstens, wenn ich unterstelle, dass Genesis mit beiden Stücken dasselbe erreichen wollten (was immer das Ziel gewesen sein mag). In dem Fall lautet meine Einschätzung allerdings: Das, was bei Dance On A Volcano prächtig geglückt ist, wurde bei Squonk verfehlt.


    Vielleicht magst Du noch einmal herausstellen, was Squonk musikalisch so wichtig macht?

  • Ja, mir gehts da im Grunde ähnlich wie dem MartinUs.
    Auf einem wirklich genialen Album ist Squonk der Schwachpunkt.
    Ähnlich wie DANCE ON A VOLCANO, der 2.Part, ist SQUONK für mich einfach zu verquer, zu durcheinander.
    Ich kann da Martin vollkommen verstehen.
    Irgendwann kommt so eine Stelle an der erwartet man dass das Lied ruhig ausfaded aber es wird noch ein Stück schwerer Kost herangesetzt.
    Ich glaube GENESIS haben sich keinen Gefallen damit getan, das Lied so in die Länge zu ziehen.
    Schade, offenbar interessante Thematik, aber zündet bei mir nicht so wirklich. Trotzdem noch 9 Punkte...

  • Für mich ist der Sound des Schlagzeugs phänomenal und seiner Zeit weit voraus. Am liebsten mag ich die version live von 1980, die mit totaler Power von Phil gesungen ist.
    Live 15, Studio 13 (weniger wg. des Schlußteils)