Qualität von Musik objektiv messbar?

  • Aber warum? Ob eine Melodie auf einem Keyboard von Tony Banks mit den Händen in Real Time eingespielt wird oder ob ein Tüftler das in mühevoller Kleinarbeit z.B. in Cubase einprogrammiert hat und mit dem Midi File den Synthie ansteuert, ist für den Hörer nicht zu unterscheiden.


    Jein! Ein geschultes Gehör identifiziert im letzteren Fall die Aufnahmen aufgrund ihrer 100% Exaktheit (Quantisierung!) als steril und unlebendig. Umgekehrt klingt kein noch so guter Drummer wie eine Drum Machine. Der Faktor Mensch bleibt hörbar. Und das ist auch gut so!



    Der eine kann Keyboard spielen, der andere nicht oder zumindest nicht auf diesem Niveau. Trotzdem können beide ein identisches Endresultat liefern. DIe Musik ist dann zwar anders entstanden, aber das Ergebnis ist das gleiche


    Student A schreibt eine wahnsinnig tolle Diplomarbeit. Student B schreibt die Arbeit von Student A ab. Auch hier liefern beide ein identisches Endresultat. Aber nur A verdient Anerkennung, während B ... nein, da schweige ich mich jetzt lieber aus.



    Man kann natürlich vor der Leistung des Keyboarders einen höheren Respekt haben, aber es ändert nichts am Endresultat. Was willst du denn bewerten? Die Musik oder die Leistung des Musikers? Das sind zwei paar Schuhe.


    Man kann nicht, man muss vor der Leistung des Keyboarders einen höheren Respekt haben! Die Musik und die Leistung des Musikers hängen unmittelbar zusammen. Deshalb bewerte ich beides!


    Vieles von dem, was begnadete Ausnahmemusiker aufnehmen, können auch andere Musiker mit bescheideneren FÄhigkeiten 1:1 nachspielen.


    Erstens werden sie das in den meisten Fällen kaum schaffen, denn dazu gehören neben technischen Fähigkeiten auch das entsprechende Gespür für die Musik, und zweitens ist etwas Nachgespieltes nie so hoch zu bewerten wie das erstmalig Geschaffene!



    Wird Musik dadurch besser, dass sie Passgen enthält, die viele Musiker nicht nachspielen können?


    Musik erhält dadurch "Klasse" und Qualität, dass sie sich von musikalischer Massenware abhebt. Spieltechnische Kompetenz kann da durchaus hilfreich sein.


    Peter Gabriel z.B. ist kein begnadeter Musiker. AUch seine technischen Fähigkeiten als Sänger sind stark begrenzt im Gegensatz zu einem klassisch ausgebildeten Opernsänger. Ist er dehalb schlechter als Paul Potts?


    Gabriels Stimme ist wesentlich prägnanter als die von Potts. Und Potts schafft keine eigene Musik, er ist nur Interpret, deshalb ist Gabriels Leistung als Musiker viel viel höher.


    Wenn ich eine Tonfolge nach dem Zufallsprinzip auswähle, kommen da bestimmt auch sehr originelle Sachen bei raus. Aber ob das deswegen gute Musik ist?


    Gute Melodien entstehen nicht nach dem Zufallsprinzip, sondern nach Gehör!

    But we never leave the past behind, we just accumulate...

    "Von jedem Tag will ich was haben

    Was ich nicht vergesse

    Ein Lachen, ein Sieg, eine Träne

    Ein Schlag in die Fresse"

  • Jein! Ein geschultes Gehör identifiziert im letzteren Fall die Aufnahmen aufgrund ihrer 100% Exaktheit (Quantisierung!) als steril und unlebendig. Umgekehrt klingt kein noch so guter Drummer wie eine Drum Machine. Der Faktor Mensch bleibt hörbar. Und das ist auch gut so!


    Das ist so nicht ganz richtig, würde nur stimmen bei wirklich harter Quantisierung. Um die Sterilität, da dabei entsteht, zu vermeiden, wird oft auf Quantisierung verzichtet. Ein Keyboarder, dem es an spielerischen Fähigkeiten mangelt, wird z.B. schwierige Passagen entweder langsamer einspielen und später die Geschwindigkeit erhöhen oder auch einzelne Passagen nacheinander einspielen und dann zusammen fügen. In beiden Fällen klingt es nicht steril.


    Sterilität kann auch ein Stilmittel sein. Eine bestimmte Quantisierung (es gibt da unendlich viel mehr Möglichkeiten als nur die punktgenaue Quantisierung) kann die interessantesten rhythmischen Effekte habe.



    Student A schreibt eine wahnsinnig tolle Diplomarbeit. Student B schreibt die Arbeit von Student A ab. Auch hier liefern beide ein identisches Endresultat. Aber nur A verdient Anerkennung, während B ... nein, da schweige ich mich jetzt lieber aus.


    Natürlich verdient nur einer der beiden Anerkennung. Aber ob die Arbeit selbst gut ist, wird davon doch gar nicht berührt. Wenn die Arbeit ein Referenzwerk ist, kann es dem interessierten Leser doch egal sein, ob sie aufrichtig erstellt wurde oder jemand geschummelt hat.




    Man kann nicht, man muss vor der Leistung des Keyboarders einen höheren Respekt haben! Die Musik und die Leistung des Musikers hängen unmittelbar zusammen. Deshalb bewerte ich beides!


    Also ich muss gar nichts :D Ich habe durchaus großen Respekt vor Leuten, die für mich tolle Musik hervorbringen, auch wenn sie nur bescheidene oder gar keine Fähigkeiten an den Intrumenten haben.



    Erstens werden sie das in den meisten Fällen kaum schaffen, denn dazu gehören neben technischen Fähigkeiten auch das entsprechende Gespür für die Musik, und zweitens ist etwas Nachgespieltes nie so hoch zu bewerten wie das erstmalig Geschaffene!


    Warum sollten sie denn das Gespür nicht haben? :gruebel: Ich rede von Musikern, die z.B. nicht besonders schnell spielen können. Was hat das denn mit Gespür für Musik zu tun?




    Musik erhält dadurch "Klasse" und Qualität, dass sie sich von musikalischer Massenware abhebt. Spieltechnische Kompetenz kann da durchaus hilfreich sein.


    Womit wir zunächst beim nächsten Problem wären: Wann ist etwas originell? Wer legt das fest?


    [QUOTE=mutzelkönig;250436
    Gabriels Stimme ist wesentlich prägnanter als die von Potts. Und Potts schafft keine eigene Musik, er ist nur Interpret, deshalb ist Gabriels Leistung als Musiker viel viel höher.[/quote]
    Du wirfst hier schon wieder verschiedene Sachen durcheinander. Die Frage war, ob Potts ein besserer Sänger als Gabriel ist und du fängst damit an, dass gabriel eigene Sachen singt. Das ist keine Antwort auf die Frage. Gabriel ist Komponist und Sänger. Potts nur Sänger. Und daraus schließt du dass Gabriel ein besserer Musiker ist? Ich seh da jetzt keinen Zusammenhang. Ob Gabriels Stimme wirlich prägnater als die von Potts ist, ist zunächst deine Meinung. Wie viele klingen schon wie Potts? Es gibt eine ganze Reihe von Sängern, die sehr stark nach Gabriel klingen wie z.B. Shaun Guerin oder der Sänger von ReGenesis.


    [QUOTE=mutzelkönig;250436
    Gute Melodien entstehen nicht nach dem Zufallsprinzip, sondern nach Gehör![/QUOTE]
    Was auch immer du damit sagen willst :confused:

    “THE NIGHT WE TRACKED DOWN PHIL COLLINS, BECAME BEST FRIENDS WITH HIM, AND TALKED HIM INTO REUNITING WITH PETER GABRIEL, AND THEN WE GOT TO SING BACKUP ON THE NEW GENESIS ALBUM AND IT WAS AWESOME!”

    — Barney Stinson, How I Met Your Mother, Season 7, Episode 21 ‘Now We’re Even’

  • Wenn man sich die Frage stellt "Was gefällt mir derartig darin?" merkt man plötzlich, da braucht es ein paar zutreffende Wörter um dass zu beschreiben, und gott sei dank, di gibt es ja - so sind einige Musiker geworden.... ;)

  • Eric: Weißt du, was dein Problem ist? Du siehst nur das als objektiv an, was naturwissenschaftlichen Ansprüchen genügt. Musik ist aber keine Naturwissenschaft, sondern eine Kunst. Wenn also bei einem Vorsingen an einer Musikhochschule die Prüfer darüber entscheiden, welche der Kandidaten sie aufnehmen und welche nicht, dann sind sie so objektiv, wie sie es nur können. Natürlich ist keine dieser Entscheidungen in dem von dir gewählten streng naturwissenschaftlichen Sinne objektiv. Kann sie auch gar nicht sein. Daraus folgt: Eine Aussage wie "Lied A ist objektiv besser als Lied B" ist also niemals gleichzusetzen mit einer Aussage wie "3 ist größer als 2". Trotzdem können Menschen mit musikalischem Sachverstand in vielen Fälle objektive Qualitätsurteile über Musikstücke fällen, nachdem sie Kriterien für Qualität festgelegt haben. Und bevor du diese Kriterien jetzt wieder in Zweifel ziehst ... lass es doch einfach geschehen. Es tut dir mit Sicherheit nicht weh!:huhu:

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  • Eric: Weißt du, was dein Problem ist? Du siehst nur das als objektiv an, was naturwissenschaftlichen Ansprüchen genügt.


    Ja, im Grunde ganz genauso. Auch wenn ich das anders formuliert hätte (und habe). Wie soll ein Urteil denn auch sonst objektiv sein, wenn es nicht eindeutig und unmissverständlich überprüfbar ist? Warum das jetzt mein "Problem" sein soll, weiß ich nicht. Das ist einfach meine Meinung. Und wenn ich dein letztes Posting richtig verstanden habe, gibst du mir ja auch im Wesentlichen Recht. Kriterien muss ich auch gar nicht anzweifeln, du hast ja gar keine genannt :D


    "Lied A ist objektiv besser als Lied B" ist also niemals gleichzusetzen mit einer Aussage wie "3 ist größer als 2"

    Ganz genau. Aber genau diese Eindeutigkeit ist notwendig für eine objektive Aussage.


    Wenn also bei einem Vorsingen an einer Musikhochschule die Prüfer darüber entscheiden, welche der Kandidaten sie aufnehmen und welche nicht, dann sind sie so objektiv, wie sie es nur können.


    Richtig. Sie legen bestimmte Kriterien fest wie z.B. Stimmumfang, Sicherheit beim Trefen der Töne etc. Diese Kriterien können sie dann auch beim Vorsingen der Kandidaten abprüfen und zu einem objektiven Ergebnis kommen. Ein solches Ergebnis würde ich als objektiv anerkennen, auch wenn subjektive Aspekte (ob die Klangfarbe des Sängers dem Prüfer gefällt, mag ihn beeinflussen) niemals vollständig auszuschließen sind. Dennoch ist es eine objektive Beurteilung.


    Und so kann natürlich auch jeder für sich Kriterien festlegen, wann ein Musiker gut ist oder welche Musik gut ist. Diese Kriterien kann man dann auch objektiv abprüfen. Ich kann z.B. als Kriterium für einen Gitarristen festlegen: die Spielgechwindigkeit. Das ist dann auch objektiv überprüfbar und ich kann feststellen, dass Hackett schneller spielen kann als Rutherford.


    Das Problem ist einfach das Festlegen der Kriterien. Da wird wohl jeder andere Prioritäten setzen. Was bei einem ein Positivmerkmal ist, kann für den anderen auch negativ sein. Aber wer von beiden dann Recht hat, ist und bleibt einfach Gechmacksache.

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    — Barney Stinson, How I Met Your Mother, Season 7, Episode 21 ‘Now We’re Even’





  • Nein, objektive Kriterien für die Qualität von Musik gibt es nicht.Das einzige Kriterium für die Qualität der Musik ist nur das Gefallen oder nicht Gefallen und dieses Kriterium ist absolut subjektiv.

  • Gut ist die Musik, die gefällt.


    Kurz und knapp - aber sagt mehr als tausend Threadbeiträge. Schön!
    Meine Meinung: Das "handwerkliche" Können ist definitiv objektiv meßbar. Aber das Können ist nur ein Bestandteil der Musik, da Musik viel viel mehr beinhaltet als nur die Spielfertigkeit des Musikanten. Daher ist Musik in ihrer Gesamtheit m.E. definitiv nur subjektiv einzuschätzen.

    Music is the best

  • Wenn ich hier in meinem Profil schreibe

    Hobby : guuute Musik,

    dann ist das einzig und alleine Musik, die mir persönlich gefällt.
    Es gibt unzählige Musiker, die grosse Werke geschaffen haben, meine ganze Hochachtung davor, aber ich höre sie mir nicht an, weil sie meinen Geschmack nicht treffen.
    Andere wieder lachen mich aus, wenn sie hören, dass ich auf Genesis etc. stehe.
    Insofern hat Sebastian das wirklich vollkommen korrekt ausgedrückt.
    Daryl Stuermer ist bestimmt ein besserer Gitarrist als Mike Rutherford, aber mir gefallen beide.

  • Gut ist die Musik, die gefällt.


    Also das würde ich durchaus unterschreiben. Allerdings ist das auch wieder etwas zuuuu einfach. Wie ich letztens in der recht hitzigen Auseinandersetzung über CAS schon schrieb, finde ich durchaus, dass man soetwas wie "Qualität" der Musik sehr wohl über persönliche Geschmäcker hinaus beurteilen kann. Also beurteilen ohne klar zu messen. Wie auch?!
    Da sind zum einen die handwerklichen Fertigkeiten beim Songschreiben. Ich finde, ganz wichtig in der Qualitätsfrage ist zum Beispiel die Fähigkeit, die gewollte emotionale Wirkung mit Harmonien, Melodien und Klängen zu erzeugen. Ohne quantitative Maßstäbe. Also ein Zwei-Akkord-Titel kann entweder unerträglich stupide, unauffällig mittelmäßig oder total genial sein. Letzteres, wenn es zu einem erkennbaren musikalischen Konzept gehört und dabei genau das trifft, was das Stück bewirken soll oder kann. Ersteres ist der Fall, wenn erkennbar ist, dass der Titel vielleicht mehr sollte, aber der Fantasie, der Vorstellungskraft oder dem musikalischen Sachverstand des Urhebers klare niedrige Grenzen gesetzt sind oder im Moment des Schreibens gesetzt waren.
    Meine niedrigen Grenzen liegen im Finden der richtigen Worte, um das zu umschreiben, was ich hier eigentlich loswerden wollte. Hmm!
    Anderes Beispiel. Für mich gehört die Musik einer gewissen Amy Winehouse klar in die Kategorie "qualitativ hochwertig". Trifft meinen persönlichen Geschmack aber überhaupt nicht! Gibt mir persönlich gar nichts! Trotzdem ziehe ich meinen Hut davor (egal ob der Löwenanteil an Frl. Amy oder ihren Produzenten liegt), das ist handwerklich top, konsequent Stil-treu, gut produziert und so weiter und so fort. Also es muss nicht unbedingt gefallen, um gut zu sein.

    Ich finde, es gibt in der Musik wie auch in anderen Bereichen eine Art Trivialität, welche Anspruch gegenübersteht. Und das ist objektiv (allerdings nicht an quantitativen Dingen messbar) beurteilbar, einordbar, unterscheidbar, wie auch immer. Finde ich ... also persönlich ... nur mal so ... quasi ...

    Gruß aus MV