Roger Waters

  • Du fandst das bestimmt alles andere als lustig.

    In der Tat. Und bei den politischen Ansichten, die Waters so zu haben scheint, hält sich mein "Humor" dann doch arg in Grenzen.


    Obwohl: ganz ohne Komik geht's nicht. So fand ich beispielsweise immer Waters' Kapitalismuskritik recht witzig. "Witzig" deshalb, wenn man sich mal die Ticketpreise für seine Konzerte ansieht. Da bezahlt der Besucher selbst für den ge-arschesten Rang in der hintersten Reihe bereits 100 €. Gewiss, seine Show ist technisch recht aufwendig, aber man erkennt an solchen Preisen, dass Mister Waters offenbar nicht allzu schlecht im Kapitalismus zu leben gedenkt. Sowas nennt man wohl Realsatire. Glaubwürdigkeit dürfte jedenfalls anders aussehen.

    Als Jurist denkt man zumindest ansatzweise darüber nach, ob dies ein Angebot der Rücknahme der Eintrittskarte darstellt - mit entsprechendem Anspruch deinerseits auf Erstattung des Kaufpreises.

    Als Nicht-Jurist kam mir dieser Gedanke eigentlich weniger in den Sinn.


    Am Rande: Ein Nachbar von mir studiert ebenfalls Jura. Der geht jetzt ins Rep (Prüfungsvorbereitung) und hat entsprechend viel um die Ohren. Das erste juristische Staatsexamen (Hochschulexamen) scheint kein Zuckerschlecken zu sein (weil: viel, wirklich sehr viel Stoff). Und in Jura kann man offenbar keine "Vorzensuren" mitnehmen (Ausnahme: der Schwerpunktbereich), sondern die Examensnote hängt hauptsächlich von den Ergebnissen in den Abschlussprüfungen ab (in vielen anderen Studiengängen kann man ja "abschichten"). Finde dies extrem schwer und auch unfair gegenüber anderen Studierenden. Sollte vielleicht mal reformiert werden.

    Bevor du ernsthaft darüber nachdenkst: Das Prozessrisiko ist viel zu hoch, als dass das sinnvoll wäre. Aber interessant wäre ein solches Verfahren schon.

    Aus juristischer Perspektive sicherlich. Bei mir als einfach gestricktem Konzertbesucher ist es halt so, dass ich wegen Musik und Show dorthin gehe, und nicht, um mir eine Politveranstaltung anzusehen. Kenne auch nicht alle politischen Positionen von Waters im Detail, da ich mich eben mit seiner Musik, genauer gesagt: der von Pink Floyd, und nicht seinen Ansichten befassen möchte. Aber einige Aussagen, die er z.B. zum Ukraine-Krieg gemacht hat, lassen mir wirklich die Haare zu Berge stehen. Natürlich muss der Privatmensch Waters seine politischen Meinungen - auch wenn diese für mich teilweise nur schwer erträglich sind - äußern können dürfen. Eine völlig andere Frage ist, ob man ihm dafür ein Forum bieten sollte bzw. noch Geld bezahlen will.


    Rockmusik, wenn sie textlich was rüber bringen will, wird (zwangsläufig) immer etwas politisch sein. Sowas gibt's und gab's immer wieder (warum auch nicht?), selbst in der deutschsprachigen Rockmusik, z.B. bei Udo Lindenberg. Und The Wall und vorher bereits Animals waren das ja gewissermaßen auch schon, wie überhaupt die ganze Zeit damals politischer war und das politische (kritische) Bewusstsein ausgeprägter, insbesondere bei jungen Leuten. Nur wurden hier eben noch ganz andere politische Inhalte transportiert. Von daher ist das mit Waters' heutigen Aussagen nicht vergleichbar.


    Mich hat Waters' "Öffentlichkeitspolitik" zuletzt nur noch genervt. Andere mögen ihm das nachsehen. Gibt ja recht unterschiedliche Meinungen dazu, siehe Video:


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  • Lieber BigJim,


    so konsequent Dein Handeln war muss ich dir leider sagen, dass ich glaube, du hast einen Fehler gemacht.


    Diese Ansage gehört zur Show und soll provozieren. Später in der Show erklärt Roger was die Bar ist. Die Bar ist die Bühne ! Auf der Bühne am Piano trifft er alle Leute und will alle Meinungen sich anhören. Denn man sollte miteinander reden und sich nicht bekriegen, so als Interpretation...


    So kontrovers wir über seine Aussagen reden können, in der Show selbst kommen diese kaum vor. Gestern in Köln redete er eher von seinem verstorbenen Bruder. Und politisch wird es durchaus, wenn er alle US Präsidenten als Kriegsverbrecher verurteilt und ebenso alle Nuklear Waffen weltweit verbieten will. Keine einzige Aussage zum Ukraine Krieg oder Israel, nur dass er die Palästinenser Flaggen vor der Halle gesehen hat und ihnen dankte. Zur Info: In Köln gab es eine kleine Kundgebung vor der Halle mit Infozetteln der Palästinenser. Wie immer sollte man beide Meinungen betrachten, auch wenn ich eigentlich in diesem Forum nicht politisch werden möchte.


    Ich bin da hin wegen der Musik und dazu schreibe ich gleich noch was...


    Gruss


    ChristianM

  • Nun zur Musik:


    Ich habe in den letzten Jahren schon einiger Waters Shows gesehen und war eigentlich vom Bombast immer begeistert. Die Shows waren aber auch immer klinisch tot, irgendwie voll durchgeplant und immer fast gleich. Das ist natürlich notwendig, wenn man eine perfekte zur Musik abgestimmte Show auf den Screens zeitglich laufen lässt.


    Diesmal habe ich mir bewusst einen Platz ganz vorne im Innenraum gegönnt. Ich wollte die Musiker bei der Arbeit sehen. Die Screens habe ich ab uns zu beachtet, jedoch hat mich eher die Band interessiert. Der Nachteil der Rundbühne ist aber, dass wenn man im Innenraum direkt davor sitzt nur ein viertel der Bühne sieht, in meinem Fall der Bassist und das Piano vom Roger, dahinter das Keyboard von Jon Carin. Zeitgleiches auf der anderen Seite der Bühne konnte man sitzend von dort gar nicht erfassen und die Security hat jegliches Aufstehen sofort unterbunden. Da hatte ich früher eine andere Meinung, aber man wird älter und mittlerweile stört es auch mich nicht, die Show komplett im Sitzen zu genießen. Jedoch konnte man aus der Position nicht die ganze Band sehen, auch wenn bei einigen Songs die Positionen mal gewechselt werden.


    Bei Waters Shows in Köln bin ich immer wieder begeistert, wie genial der Sound klingen kann, wenn man echte Fachleute ran lässt. Laut, ausgewogen, echter Surround, der Sound kam von allen Seiten, wie von Pink Floyd erfunden und immer noch eingesetzt. Roger wirkte recht frisch und fast lockerer, als vor 10 Jahren bei den Wall Shows. Teilweise kam der Gesang definitv vom Band, zum Beispiel bei Shine on, das war deutlich zu spüren. Aber auch das ist ja nichts neues und ich würde sagen, er hat defintiv mehr und besser gesungen als früher.


    Und die Überraschung war diesmal: Es war mehr Konzert wie früher. Vielleicht aber auch weil ich so nah an den Musikern war und sah, dass die wirklich spielen. Das auch Roger am Piano live spielt und das es immer am Piano tatsächlich eine Art Bar Atmosphäre gab, die eine Art improvisierte Live Atmosphäre zumindest vorgaukelte.


    Und dann die Überraschung ganz für mich: So funktionierten plötzlich die unbekannteren Songs viel besser für mich. Er hat eine grossartige Version von Deja-vu gespielt und auch The powers that be kam super. Grundsätzlich muss ich doch mal wieder The Final Cut mir anhören, das Floyd Album, welches ich eigentlich am wenigsten höre. Aber The bravery of being out of range und Two suns in the sunset waren tatsächlich grossartig und für mich Höhepunkte. Aber auch, dass endlich mal wieder die Parts 6-9 von Shine on live gespielt wurden, war ganz große Klasse.


    Und plötzlich sind 3 Stunden rum und die Show vorbei. Wahrscheinlich zum letzten mal, dass man ihn sehen konnte. Und immer wenn die 3 Stunden wie im Flug vergehen, weiß ich dass ich auf einem grossartigen Konzert war. Unabhängig von allen Diskussionen rund um seine Person und Aussagen. Die Musik und die Band sind es immer noch wert, gesehen zu werden.


    Gruss


    ChristianM

  • Ich wollte mich zu diesem alten Schwurbler nicht mehr äußern. Ich möchte jedoch die Konsequenz von BigJim hier ausdrücklich unterstützen. Klar hätte man es vorher wissen müssen und, wie ich, keine Karte kaufen. Ich halte es eben so nach wie vor mit Polly Samsons Wutausbruch. Für mich ist der Typ antisemitisch, frauenverachtend, egoman u.s.w. Nein, man kann eben nicht nur der Musik wegen zu seinen Konzerten gehen. Er nutzt diese als Bühne, bzw. seine Bekanntheit durch die Musik, um seine Schwurbeleien an den Mann/die Frau zu bringen. Ja, er macht sogar Kohle damit. Die könnte er doch der Ukraine für die Minderung der Kriegsschäden, oder für Projekte, die sich für die Aussöhnung zwischen Juden und Arabern einsetzen, spenden. Er ist mit seiner brutalen Präsenz erdrückend. Warum erinnern mich seine Konzerte an die Reichsparteitage in Nürnberg? Wieso erliege ich der Versuchung, ihn in die Riege der alten weißen Männer, die Krieg gegen eine multikulturelle Gesellschaft führen und Verschwörungstheorien als Rechtfertigung für ihr Handeln von sich geben, einzureihen? Davon abgesehen hat er musikalisch seit langem nichts Neues zu sagen. Er ist so erbärmlich! Hey BigJim, schreib Waters doch ne Nachricht über dein Handeln. Über seine Antwort wäre ich gespannt.

    Nun habe ich wieder zu viel Zeit mit Waters verbracht. Höre nun als Ausgleich High Hopes.

  • Und politisch wird es durchaus, wenn er alle US Präsidenten als Kriegsverbrecher verurteilt und ebenso alle Nuklear Waffen weltweit verbieten will. Keine einzige Aussage zum Ukraine Krieg ...

    Das ist es ja eben. Warum verurteilt er denn nicht den aktuell größten Kriegsverbrecher, nämlich Putin? Allein das wäre für mich ein Grund gewesen, die Halle zu verlassen.

    so konsequent Dein Handeln war muss ich dir leider sagen, dass ich glaube, du hast einen Fehler gemacht.

    Glaube, habe richtig gehandelt (Begründung siehe oben). Mein Fehler war wohl eher, dass ich mir überhaupt ein Ticket gekauft habe.

    Ich bin da hin wegen der Musik ...

    Diese Haltung respektiere ich. Das Konzert, d.h. Musik und Show/Technik, sollen echt gut gewesen sein, wie ich inzwischen von verschiedenen Seiten hörte und las. Dein Konzertbericht bestätigt das ja auch. In der Hinsicht scheint es ein gelungener Abend gewesen zu sein, was ich auch jedem Konzertbesucher/jeder Konzertbesucherin gönne.

  • Für mich kam das aber überraschend. Denn es war mein erstes Waters-Konzert. Und auch mein letztes. 8)


    Es werden wohl auch die letzten von Waters sein. Vorher aber wird nochmal feste und ausgiebig polarisiert! Wenn er schon ins Klo greift´, dann aber richtig!

    Und noch was. Hat Waters früher nicht die Gigantonomie und die Massenveranstaltungen von Pink Floyd verurteilt? Was hat sich geändert? Geld stinkt nicht?! Oder weil jetzt Waters und nicht Floyd auf der Karte steht? Einen Trost-selbst bei den völlig überzogenen Ticketpreisen: In die ewigen Jagdgründe mitnehmen kann er auch nichts!

    2 Mal editiert, zuletzt von timeless ()

  • Ich hätte noch zwei Tickets für Frankfurt am 28.5.2023/20:00h zu verkaufen:

    1. Rang, Block H, Reihe 3, Platz 26+27, Originalpreis 137€, Verkaufspreis 100€.

    Tickets könnte ich vor Konzertbeginn an der Festhalle übergeben oder alternativ auch vorab auf dem Postweg per Einschreiben.

    Es ist auch möglich, nur ein Ticket zu bekommen.

    Kontaktaufnahme bitte unter ralf-lauer@t-online.de.

  • Ich find's interessant wie hier über die Gier von Roger Waters als Tatsache geschrieben wird. Ich finde das recht spekulativ. Ich weiß nicht was er mit seinem Geld macht, was für einen Lebensstil er pflegt, was er spendet oder auch nicht. Daher wäre ich da vorsichtig einfach sowas unbelegterweise zu behaupten. Oder wissen diejenigen die das schreiben mehr als ich? Ich bin da nicht allzu tief in der Materie drin, wäre also durchaus möglich, nur dann wären Belege angebracht.

  • Ich find's interessant wie hier über die Gier von Roger Waters als Tatsache geschrieben wird. Ich finde das recht spekulativ. Ich weiß nicht was er mit seinem Geld macht, was für einen Lebensstil er pflegt, was er spendet oder auch nicht. Daher wäre ich da vorsichtig einfach sowas unbelegterweise zu behaupten. Oder wissen diejenigen die das schreiben mehr als ich? Ich bin da nicht allzu tief in der Materie drin, wäre also durchaus möglich, nur dann wären Belege angebracht.

    Es gibt auch eine Gier nach Macht, Anerkennung und der Befriedigung der eigenen Größe und Wichtigkeit. Tatsache ist zudem das das stabile Genie von PF früher die eigene Gigantonomie bei Pink Floyd kritisiert hat. Und nun?

    https://www.nzz.ch/feuilleton/…-hallenstadion-ld.1735148

    Tatsache ist auch, das er ganz gut im real existierenden Kapitalismus lebt. Vereinfacht gesagt: "Mit voller Hose läßt sich gut stinken!"