Geschlechterverteilung im Forum

  • Ja sicherlich, man kann gewohnten Popcharts-HörerInnen nun nicht mit "Cinema show" kommen und sich dann wundern, dass die Wertschätzung des Songs nicht überragend ausfällt (war ja auch bestimmt nicht deine Erwartung).
    Trotzdem bleibt für mich die Frage, warum es anscheinend signifikant mehr Genesis-Hörer als -Hörerinnen gibt.
    Hat der Teemeister etwas Recht, wenn er sagt: Mann = Kopf = Genesis und Frau = Herz = Roland Kaiser (alternativ R. Williams, K. Perry...)? Irgendwas stimmt daran für mich nicht...bzw. ist mir das zu simpel.


    Es ist zu simpel. Genesis' Musik hat(te) immer eine emotionale Ebene. Korrektur: emotionale EbeneN. Ich wehre mich auch gegen die Vermutung, dass "kopflastige" Musik besser bei Männern funktioniert. Einerseits schwingt da immer der Vorwurf an die Frau mit, ihren Kopf nicht anstrengen zu wollen und andererseits impliziert das eine nicht (generell) vorhandene Gefühlskälte bei den Herren der Schöpfung. Mein persönlicher Zugang zu Kunst im Allgemeinen und damit auch zu Musik erfolgt immer zuerst über eine gefühlsmäßige Wahrnehmung. Und erst wenn dieser Zugang hergestellt ist, dann kann ich mich intellektuell damit befassen. Manchmal merke ich, dass ich nur auf eine geschickte Hook-Line reingefallen bin und vergesse das Zeug schnell und ein anderes Mal öffnet sich eine Welt vor meinen Augen und Ohren, die erst in der Kombination aus Gefühltem und Erkanntem ihre wahre Tiefe entfaltet. Und bei Genesis finde ich eben beides, sonst wäre ich gar nicht hier sondern bei ... Roland Kaiser. Hab ich ein Glück....

    al's Lebensweisheiten:

    "Man muss sich seiner Arroganz schon bewusst sein, um sie genießen zu können."

  • al board: Deine Einschätzungen und Vorbehalte gegen eindimensionale Zuschreibungen teile ich sofort.
    Hättest du denn noch irgendeine These parat, warum sich hier im Forum so viel mehr Männer als Frauen tummeln? Und warum bis 1978 kaum Frauen bei den Konzerten waren? Was genau machte die Genesis-Musik zu "Männer-Musik"?

  • Diese Frage gibt eine prima Doktorarbeit im Bereich Psychologie ab.....
    Gleiches gilt übrigens für andere Musikstile wie zB Jazz oder Klassik. Da ließe sich jetzt einiges spekulieren, aber letztendlich braucht es da fundierte Untersuchungen. Wenn ich nachher Lust habe mutmaße ich einmal.....

  • Soll ich das alles hier etwa wirklich so ernst nehmen, "....wie es geschrieben steht"?!:eek:

    Ohne hier feministische Debatten lostreten zu wollen: Dass Frauen (angebl.) der (ach, so komplexen) Musik des Progressive Rock nicht folgen können oder wollen, halte ich für ein genauso grosses (aber leider in unserer "Populär-Kultur" sehr verbreitetes) Gerücht, wie dass mit dem "rückwärts-einparken": Ich für meinen Teil habe jedenfalls schon immer lieber rückwärts eingeparkt (und kenne etliche Männer in meinem Bekanntenkreis, die eben genau dieses "hassen"!).:rolleyes:

    Hören mehr Männer, oder mehr Frauen "Klasssische Musik"?!

    Und was hat (hier) eigendlich "Klassische-Musik" mit "Prog-Rock" zu tun?!

    Alles Fragen (so finde ich) über die man(n) sich hier mal durchaus Gedanken machen könnte...

    P.S.:
    Weiss hier eigendlich jemand, dass bspw. ein Grossteil der Stücke, mit denen ein Robert Schumann "Anno Dazumal" solch grossen Erfolg hatte, aus der Feder seiner Frau Clara stammten?! Aber das ist (natürlich) ein anderes Thema...!
    Und betrifft ja auch wieder die sog. "Romantische-Klassik" (oder war das etwa schon der sog. "Impressionismus"?!).

    PACKUNGSBEILAGE MIT WARNHINWEISEN:
    Alle hier von mir geposteten Beiträge stellen lediglich meine ganz persönliche und somit subjektive Ansicht dar! ;)


    "...Download love and download war
    Download the shit you didn´t want
    Download the things that make you mad
    Download the live you wish you had..."


    Nordlichter Stargast ´2012 !



  • Nee, ist schon noch tiefste Romantik.
    Aber nochmal zu meiner Frage: Ich beziehe mich lediglich darauf, dass auch hier im Forum der weibliche Anteil signifikant geringer ist und ja bekanntermaßen die "proggigen" Genesis vor viiiiiiiel mehr Jungs als Mädels spielten. Gibt es dafür eine nachvollziehbare Erklärung? Du hast ja den richtigen Thread ausgegraben, wo wir das am Wickel hatten - aber noch keine überzeugende Antwort da war.
    Zur Feminismus-Debatte: Ich bin mir auch sicher, dass das nix mit "Können" zu tun. Komplexität ist beileibe nichts Männliches (nicht nur grammatisch) - es hat offensichtlich mit dem "Wollen", vielleicht mit einer Art "weniger-angesprochen-und-berührt-fühlen" zu tun. Oder?

  • Um mal die Frauen hier ein wenig in Schutz zu nehmen, möchte ich erwähnen, dass ich einige Bekanntinnen habe, die sich durchaus ab und an für die frühen Genesis begeistern können. So habe ich vor vielen Jahren (damals als die Welt noch in Ordnung, das Gras grün und der Himmel blau war) zu einer präsilvesterischen Feier mit Wein und Joi... Zigaretten mal das Archiv 67 - 75 mitgeschleppt und den Anwesenden CD3 ins Ohr gezwungen. Wat waren die von Dancing with the moonlit knight, Suppers Ready, Twilight Alehouse und natürlich Stagnation begeistert. Hingegen sind fast alle männlichen Bekannten mehr oder weniger Totalverweigerer und blicken mich immer böse an, wenn ich The musical box auflege. Tja, so kann man lästigen Besuch loswerden, aber das ist ein anderes Thema.

    Niveau sieht nur von unten aus wie Arroganz.

  • Männer und Frauen ticken einfach anders, haben unterschiedliche Vorlieben und auch Fähigkeiten. Das ist aber nur eine grobe Regel mit unzähligen Ausnahmen. Tendenziell können sich für Prog wohl eher Männer begeistern. Das wiederum lässt aber keinesfalls einen Schluss auf den einzelnen Mann oder die einzelne Frau zu.

    Musik wird ja auch gerne mit der Mathematik verglichen. Ein Fach, in dem Männer tendenziell talentierter als Frauen sind. Gerade Prog mit seinen vertrackten Rhythmen, krummen Takten, Tempiwechseln ist ja schon eher eine verkopfte, mathematische Musikrichtung, die wohl eher mit der mathematischen Hirnhälfte und weniger mit der emotionalen zu erfassen ist.

    Das heißt aber auch nicht, dass komplexere Musik nicht auch sehr emotional sein kann. Am Erfüllendsten ist Musik wohl, wenn alle Bereiche in ansprechender Weise stimuliert werden, auf die Mischung kommt es an :blah:.

    “THE NIGHT WE TRACKED DOWN PHIL COLLINS, BECAME BEST FRIENDS WITH HIM, AND TALKED HIM INTO REUNITING WITH PETER GABRIEL, AND THEN WE GOT TO SING BACKUP ON THE NEW GENESIS ALBUM AND IT WAS AWESOME!”

    — Barney Stinson, How I Met Your Mother, Season 7, Episode 21 ‘Now We’re Even’

  • hmm,meine Frau liebt Prog! Das spricht natürlich für Sie ,aber keinesfalls lässt das irgendwelche Rückschlüsse auf Geschlechter zu.
    Sie mag z. B. auch Gentle Giant sehr gerne. Sie kann zu den krummsten Takten und verschwurbelsten Akkorden Tanzen und headbangen und findet erstaunlicherweise die Musik auch garnicht so kompliziert(auch wenn sie es tw. objektiv im Vergleich zu anderem ja ist-äh die Musik).
    Ich kann ja nun nicht in Sie hineingucken, weiß nicht ,welche Rezeptoren da bei Ihr eigentlich angesprochen werden aber manchmal beneide ich Sie für Ihre unbefangene Art,sich Musik zu nähern. Da tue ich mich manchmal schwerer.


    Ich möchte jetzt auf keinen Fall so verstanden werden,dass ich glaubte,dass sie,selbst wenn Sie einen Führerschein hätte, bestimmt eine sehr miese Rückwärts-Einparkerin wäre. Aber das habe ich ja auch so nicht geschrieben:rolleyes:

    Hier steht nichts wichtiges! Trotzdem danke für's Lesen.

    Einmal editiert, zuletzt von revelation ()

    • Offizieller Beitrag

    Nur eine Theorie, aber ich denke, ein Hauptgrund für diese Entwicklung ist darin zu finden, dass in den 1960-70ern auch unter den Musikern wesentlich mehr männliche Protagonisten unterwegs waren, die dann der Rockmusik schnell auch ein überwiegend männlich geprägtes Image mitgaben, was auf die Fans je nach Geschlecht hormonbedingt unterschiedlich anziehend wirkte.


    So wollten die männlichen Fans in erster Linie so sein wie ihre Idole, besonders wenn diese sich irgendwie von der Masse abhoben, vor allem durch Zurschaustellung besonders maskuliner Attitüden wie ausgeprägter Individualität in Kleidung und Posen. Den Mädels ging es dagegen eher um die Erfüllung romantischer Gefühle oder Träume. Bedingt durch die extrem geschlechtsspezifische Erziehung dieser Zeit (Jungs spielten Cowboy und Indianer während die Mädels Mutter im Haushalt helfen mussten) spielte Individualität bei den Mädchen eine deutlich geringere Rolle. Noch in den frühen 1960ern ging es nach dem weiblichen Rollenverständnis eher darum, den "richtigen" zu finden, dem Mann eine gute Ehe- und Hausfrau zu sein und viele Kinder zu bekommen.


    Die Industrie hat beide Gewchlechter so gut es ging bedient - und bis heute kaum ein Klischee dabei ausgelassen. Cliff Richard, David Cassidy oder die Bay City Rollers waren gezielt nach ihrem Aussehen gecastet und hatten eine überwiegend weibliche Fangemeinde. Musikalisch war das Easy-Listening, damit es sich möglichst breit verkaufen konnte, während die Jungs eher Status Quo, Ozzy Osbourne und Co. bevorzugen sollten. Mitten dazwischen bewegte sich Progressive Rock, bei dem der eher industrie-skeptische Teil der Jugend Zuflucht suchte - das waren eher die Jungs, weil Rock ihnen nun mal wenig Möglichkeiten für romantische Projektionen bot. Ihnen war die eigentliche Musik dann irgendwann wichtiger als das Aussehen der Musiker. Und je weniger die Musik kompatibel war mit dem Massengeschmack, desto mehr eignete sie sich zur Sicherstellung der eigenen Individualisierung - wohl mit auch ein Grund, warum viele Genesis-Fans der frühen Jahre mit der Pop-Phase der Band nach 1977 nicht viel anfangen können.