Sorry ... warum Chester Thompson?

  • Ich oute mich als Bruford-Fan. Die Art wie er spielt (clever, witzig, arrogant und ohne Rücksicht auf Verluste) imponiert mir.
    Diese kompromisslose Art hat eben auch zur Folge, daß es entweder grandios (siehe Cinema Show) oder fatal (siehe Ende Supper´s Ready) wird.
    Bei Chester ist es eher so, daß eben alles von ihm gespielt werden kann ohne besonders grandios oder besonders fatal zu wirken. Großer Pluspunkt: Chester + Phil = ziemlich grandios:)

    Music is the best

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    "Bill ist immer dann am besten, wenn er seine eigenen Sachen spielt. Er ist kein Session-Typ...er (gibt) nicht sein Bestes..., wenn er die Songs anderer Leute spielt."
    - Mike Rutherford


    "Er ist ein eher analytischer Drummer. Er muss erst nachdenken, muss auch immer zählen."
    - Tony Banks


    "Bill machte niemals zweimal dasselbe. ... Er wollte spielen, wie er es wollte. ... Doch es gibt einige essentielle Anhaltspunkte in dem Stück, die bei Bill allerdings jeden Abend anders ausfielen, sodass das Publikum nicht wusste, wo nun was kam, und immer die Gefahr bestand, das alles auseinanderfiel."
    - Phil Collins


    (Quelle: Chapter&Verse, deutsche Übersetzung)


    Das sagt glaub ich alles. Und das ist genau das, was ich an Brufords Drumming bei Genesis nie mochte und mit "zu beliebig" zu umschreiben versucht hatte. Er spielte Dinge rein, die für meine Ohren nicht reingehörten, spielte nicht zwingend Breaks / Fills und Figuren mit Phil zusammen sondern parallel zu ihm.


    Das gab es mit Chester (zum Glück) nicht mehr. Phil und Chester arbeiteten Figuren zusammen aus und spielten diese dann synchron zusammen. Mit Bruford dagegen waren es stets zwei Drummer, die parallel, allerdings getrennt zeitgleich miteinander spielten. Da war kein Konzept, keine Absprache untereinander hörbar.

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    Bei Chester ist es eher so, daß eben alles von ihm gespielt werden kann ohne besonders grandios oder besonders fatal zu wirken.


    Das sehe ich aber auch nicht als besonderen Nachteil. Sein Verständnis von der Arbeit mit Genesis ist, wie er mehrfach erklärt hat: dass die Band die Musik gemacht hat und auch die Drumline (oder wie immer das bei Schlagzeugern heißt), und dass es sein Job ist, gemäß der Vorgabe zu trommeln.
    Also das gegenteilige Vorgehen bei Bruford und Thompson: Wo der eine zur Musik der anderen "sein Ding macht", blendet sich der andere weitestgehend aus. Das wirkt dann natürlich sehr neutral - oder farblos.

  • Sein [Chesters] Verständnis von der Arbeit mit Genesis ist, wie er mehrfach erklärt hat: dass die Band die Musik gemacht hat und auch die Drumline (oder wie immer das bei Schlagzeugern heißt), und dass es sein Job ist, gemäß der Vorgabe zu trommeln.
    Also das gegenteilige Vorgehen bei Bruford und Thompson: Wo der eine zur Musik der anderen "sein Ding macht", blendet sich der andere weitestgehend aus. Das wirkt dann natürlich sehr neutral - oder farblos.



    Ja, Chester war Musikverwaltungsfachangestellter und BB die kreative Nummer 10. Wenn ich mir den 76er-Konzertfilm ansehe: Da pulsiert es, da passiert was, da schillert's, flimmert's, flirrt's - herrlich. Und dass ein kreativer Spielmacher auch mal 'ne Pause einlegen muss (CC ist 'n bisschen langweilig) - ist bei genialen Diven und divenhaften Genies eben so. Manchmal sind sie 'n bisschen ego, aber auf sie verzichten willste eben auch nicht, denn sie sind prädestiniert für die besonderen, unerwarteten Momente, die in die Geschichte eingehen (na, jetzt wird's ein bisschen dicke, ich geh lieber ins Bett...)

  • Bruford ist wundervoll unkonventionell. "Farbenfroh" - das beschreibt sein Spiel wohl am Besten.
    Sein gesamtes Spiel ist sehr sympathisch: hört man z.B. die witzigen Cowbell-Synkopen und das trockene, industrielle Gepoche von Bruford: ich finde das schon begeisternd.


    Ich persönlich finde "Supper's Ready" 1976 wundervoll. Endlich mal ordentlich viele Becken und nicht nur Trommeln.
    Dass Bruford das Ende zur Selbstdarstellung nutzt, finde ich nicht; er spielt da eher sehr songdienlich und zieht den gleichen Rhythmus weiter durch.

    So, let's drink some wine
    And have a good time.
    But if you really want to come through
    Let the good time, good time have you.
    It's what you've got to do.

  • Ich hab zu dem Thema "Welche Drummer während für Phil gut geeignet außer Bill und Chester" ja schon mal einen Thread eröffnet:

    http://www.genesis-fanclub.de/…tml?highlight=potenzielle


    dann eröffne doch mal einen thread: " welcher gitarrist sollte steve hackett ersetzen". mike rutherford ist kein lead gitarrist, in dieser funktion wirkt er eher amateurhaft, das ergebnis haben wir dann mit and then... um die ohren geknallt bekommen.

  • dann eröffne doch mal einen thread: " welcher gitarrist sollte steve hackett ersetzen". mike rutherford ist kein lead gitarrist, in dieser funktion wirkt er eher amateurhaft, das ergebnis haben wir dann mit and then... um die ohren geknallt bekommen.


    Naja. Erstens ist Rutherford auf "And then.." nicht oft als Leadgitarrist aufgetreten, außer bei "Burning Rope".


    Und zweitens finde ich Rutherford als Gitarristen nicht wirklich amateurhaft. Besagtes "Burning Rope"-Solo finde ich bspw. sehr schön, und auch sein Gebastele bei Ant Phillips und einigen frühen Genesis-Sachen lässt sich sehen.


    Zwar wird er nicht in die Top 10 der versiertesten Leadgitarristen kommen, aber von Amateurhaftigkeit würde ich auch nicht reden.

    So, let's drink some wine
    And have a good time.
    But if you really want to come through
    Let the good time, good time have you.
    It's what you've got to do.

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    Ja, Chester war Musikverwaltungsfachangestellter und BB die kreative Nummer 10. Wenn ich mir den 76er-Konzertfilm ansehe: Da pulsiert es, da passiert was, da schillert's, flimmert's, flirrt's - herrlich.


    So sind die Geschmäcker verschieden - mich stört an den Bootlegs der '76er Tour regelmäßig, dass da, egal ob es eine leise oder laute Passage mit filigranem oder bombastischen Sound ist, immer irgendwas scheppert, klingelt und klötert, weil der Herr Bruford noch etwas zum Draufrumkloppen gefunden hat. Er macht das ja ganz gewiß nicht schlecht, keine Frage, aber mein Geschmack ist etwas, was er damit nicht trifft.

  • Phil Collins setzte dauerhaft auf einen Drummer, der sein Spiel mehr oder weniger kopiert. Das konnte nur ein Drummer sein, der zwar an sich versiert ist, aber sich zurücknehmen kann, wenn es erforderlich ist. Also quasi als "Schatten" von Phil, wenn er am Mikro ist. Diese Vorzüge hat eben Bill Bruford nicht gehabt, so gut er ist. Chester hat bei Genesis nie das gespielt, was er wirklich kann, weil das auch gar nicht gepasst hätte. Aber er hatte die nötige Power, sich auf das von Phil Collins geforderte Drumming zu reduzieren.
    Für mich ist Chester der ideale Genesis-Livedrummer. :huhu: