Sorry ... warum Chester Thompson?

  • hi:topp:


    auf die Gefahr hin, daß ich euren Zorn auf mich ziehe ...


    ich kann es bis heute nicht nachvollziehen, daß sich, nach dem Ausstieg von BILL BRUFORD, die Band dazu entschloß, CHESTER THOMPSON als live-drummer zu verpflichten!:-(


    Ich bewege mich mich bei euch wahrscheinlich auf sehr dünnem Eis ...:sf:


    Ich habe immer mit den Livesachen von GENESIS mit ihm leben können, aber richtig überzeugt hatte er mich nie!
    Seine Fertigkeiten, insb. bei ZAPPA und WEATHER REPORT stehen außer Frage, dennoch stelle ich als Schlagzeuger fest, daß zwischen CHESTER und BRUFORD ein Quantensprung besteht ... und sein - für GENESIS-Vehältnisse - Klopper-Stil so recht nicht paßte!


    Bei vielen Livesongs habe ich den Eindruck, als hätte er keine Lust oder fühlte sich (bei den Songs ab 1981) unterfordert!


    Ich denke, ein junger SIMON PHILIPPS (801/1976) wäre seinerzeit freigewesen ...


    Klar, PHILs Wunsch auf BILL war ein Volltreffer, weil er den Liveversionen einen anderen Stempel aufdrücken konnte (gerade mit seinem melodischen Verständnis):gruebel:


    Tja, wenn und aber ...:huhu:

  • Hi!


    Ich kann deine Überlegungen gut nachvollziehen. Ich habe mich auch schon oft gefragt, warum man mit Chester und Daryl eher unbekannte, bodenständige und amerikanische Musiker verpflichtet hat. Beide sind doch sehr unterschiedlich im Vergleich zu Phil bzw. Steve. Aber ich vermute mal, das war Absicht. Die hätten vermutlich fast jeden haben können, wenn sie gewollt hätten, aber sie wollten nicht. Vielleicht liegt es ja auch daran, dass sie bereits wussten, dass sie in Zukunft eher songorientiert und weniger proggig unterwegs sein werden.


    Was Chester betrifft: Vor ein paar Tagen habe ich zum ersten mal Firth of Fifth von Steve Hacketts Tokyo Tapes gehört. Hier trommelt Chester diesen Song ja - im Vergleich zu den Genesis-Touren - komplett allein. Und da merkt man schon recht deutlich, dass er kein Phil Collins ist. Die Luftigkeit und Filigranität die dieser Song stellenweise erfordert fehlt da einfach.

    1. Vorsitzender des Deutschen Mike Rutherford Fanclubs

    Pure Vernunft darf niemals siegen!

    • Offizieller Beitrag

    Chester Thompson ist technisch wohl der bessere Schlagzeuger - im Vergleich zu Phil Collins. Für Phil war er ein Glücksgriff, da sein Double-Drum Spiel mit ihm perfekt funktionierte.
    Und das war auch der Grund, warum Collins Chester haben wollte - er war vom Double-Drum-Spiel auf Roxy & Elsewhere (Frank Zappa) beeindruckt und wollte genau diesen Stil für Genesis Live-Shows.

    • Offizieller Beitrag

    Ehrlich gesagt kann ich bis heute nicht so ganz nachvollziehen, warum Bill Bruford in Bezug auf Genesis von vielen immer so hochgelobt wird. Ich fand ihn im direkten Vergleich zu Thompson für den Genesis Stil nie als wirklich passend. Er trommelte für meinen Geschmack immer etwas zu verzappelt und zu unkonzentriert / unkonstant, zu beliebig.


    Man vergleiche doch nur mal sein Drumming auf Firth of Fifth auf der Trick-Tour mit Chester's / Phil's Drumming des gleichen Songs auf der darauf folgenden W&W-Tour. Ein himmelweiter Unterschied, und zwar nicht zum Vorteil von Bruford.


    Mit Thompson hatte das ganze mehr Druck, mehr Drive und vor allem mehr Konzeption. Mit Bruford und Collins klang das für mich immer, als würden zwei Drummer nebeneinanderher über den Song trommeln. Mit Thompson dagegen hatte das plötzlich ein Konzept. Da trommelten eben zwei Drummer synchron MITEINANDER und nicht gegeneinander.


    Ich empfinde daher Thompson als Glücksgriff im Vergleich zu Bruford.

  • Zitat

    Da trommelten eben zwei Drummer synchron MITEINANDER und nicht gegeneinander.


    Das ist mir auch bei "Cinema Show" aufgefallen: auf der Three Sides Live und Live over Europe gibt es diese Stelle zum Ende des Keyboardsolos, wo abwechselnd Phil und Chester jeweils zwei Snare-Schläge spielen, was dann einen sehr schönen Effekt gibt.


    Auf Seconds Out klingt die gleiche Stelle irgendwie "verwurschtelt", als hätte Bill Bruford vergessen, was an der Stelle gespielt werden sollen. Er behauptet ja immer, er spielt nicht gerne jeden Tag das gleiche und variiert und improvisiert gerne. Ich vermute eher, dass das eine Ausrede dafür ist, dass er sich die Arrangements nicht merken konnte:teufelgrins:

  • Also ich finde Cinema Show mit Bruford (z.B. auf Seconds Out) sackstark. Belibt eine Allzeit-Favorit von Genesis für mich. Ich finde auch nicht, dass hier gegeneinander angespielt wird, nur weil nicht exakt das selbe getrommelt wird. Es ergänzt sich zu einem großen, tolleren Ganzen.

    1. Vorsitzender des Deutschen Mike Rutherford Fanclubs

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  • Ich stimme Prophet absolut zu.
    Ich mag Bill Brufords Drumming üüüüberhaupt nicht und finde es für Genesis total unpassend. Deshalb höre ich mir auch nicht so gerne Boots der 76er Tour an - das Schlagzeugspiel nervt mich einfach tierisch..... ^^ Dieser Mann brachte es sogar fertig, dass sich fantastische Stücke wie Supper's ready teilweise einfach scheiße anhören.
    Daher bin ich verdammt froh, dass er nach 76 nicht mehr weiter als Tourdrummer spielte - denn Chesters Spiel, das sich ja sehr nah an Phil anlehnt, ist für mich weeesentlich angenehmer und besser.

  • Dass sich Chesters Spiel an Phil anlehnt kann ich aber nur für den "späteren" Phil erkennen. Chester war also durchaus ein Mann für die Zukunft.

    1. Vorsitzender des Deutschen Mike Rutherford Fanclubs

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  • Ehrlich gesagt kann ich bis heute nicht so ganz nachvollziehen, warum Bill Bruford in Bezug auf Genesis von vielen immer so hochgelobt wird. Ich fand ihn im direkten Vergleich zu Thompson für den Genesis Stil nie als wirklich passend. Er trommelte für meinen Geschmack immer etwas zu verzappelt und zu unkonzentriert / unkonstant, zu beliebig.


    Bruford spielt keineswegs "beliebig", da kann man sich sehr sicher sein, dass er einen eigenen Stil hat, an den er sich auch ganz klar hält.


    Sein Spiel ist luftiger und reduzierter als das von Thompson, besonders während und nach der Zeit bei King Crimson hat er einen einfach gehaltenen, aber exakt durchkomponierten Stil.


    Für mich ist Bruford bei Weitem der bessere Drummer, weil er insgesamt deutlich lockerer und jazziger daherkommt, ohne dabei unsicher zu wirken und sehr interessant spielt.


    Zitat


    Man vergleiche doch nur mal sein Drumming auf Firth of Fifth auf der Trick-Tour mit Chester's / Phil's Drumming des gleichen Songs auf der darauf folgenden W&W-Tour. Ein himmelweiter Unterschied

    Ja, durchaus ein himmelweiter Unterschied. Nur, dass ich Thompsons Version nicht hören kann weil das Schlagzeug so übertrieben bombastisch und unpassend ist.


    Zu viel Druck schadet auch dem Sound, weil Druck den Drive hemmen kann.


    Zitat


    Mit Thompson hatte das ganze mehr Druck, mehr Drive und vor allem mehr Konzeption. Mit Bruford und Collins klang das für mich immer, als würden zwei Drummer nebeneinanderher über den Song trommeln. Mit Thompson dagegen hatte das plötzlich ein Konzept. Da trommelten eben zwei Drummer synchron MITEINANDER und nicht gegeneinander.

    Stimmt alles, aber für mich macht das den Sound mehr kaputt als dass es ihm nutzt.


    Z.b. bei "Firth of Fifth": 1976 ist das Schlagzeugspiel noch absolut facettenreich, im Gitarrensolo treibt das Schlagzeug immer weiter, schön viele Becken und diese herrlichen jazzigen Phrasierungen zwischendurch.


    1977 ist das ein einziges Geklumpe, zwar ist da Druck dahinter, aber kein Drive und auch nichts Facettenreiches, nichts wirklich Kreatives.


    Thompsons Spiel richtet sich auch nicht wirklich nach Collins, auch hier kann man die 1973 noch nur von Collins gespielte "Firth"-Version mit der aus 1977 vergleichen.
    Collins spielt insgesamt swingender und nicht so mechanisch wie Thompson, allerdings auch nicht so verspielt wie Bruford: er liegt irgendwo in der Mitte und gefällt mir da auch recht gut.


    Thompson spielt zwar sicher, aber gerade sein Spiel passt nicht zur Genesis-Musik aus 1970-1977. Anschließend wurde der gesamte Band-Sound ja neu entrümpelt, da war das Spiel von Thompson wieder passend; gerade er ist ja Mitbegründer des typischen Collins/Genesis-Schlagzeugsounds der 80er und 90er Jahre.

    So, let's drink some wine
    And have a good time.
    But if you really want to come through
    Let the good time, good time have you.
    It's what you've got to do.

  • ich fand Bruford früher auch nicht pralle für Genesis und mein Fav bleibt wohl auch Thompson, vor allem in den End 70ern und so ab Ende 80er/Beginn 90er, gerade so Abacab Tour Zeiten hat er sehr träge gespielt, für Phils Solo Tourneen in den 80ern hat er aber gut gepasst.


    Man muss auch sagen wirklich das Double Drumming kam ja erst mit Thompson, klar es gab Momente auf der Trick Tour, wie man ja aktuell von TMB wieder zu sehen bekommt, wo beide gemeinsam (also Phil und Bill) zusammen drummen, zum Beispiel eben auf Cinema Show, aber meistens hat Bill die Percussion gespielt als Phil getrommelt hat.


    Man merkt auf der Seconds Out Version von Cinema Show schon den Unterschied, wenn Phil reinkommt. Bill hat einen luftigeren Stil, und Phil lässt es dann krachen.


    Mittlerweile finde ich Bills Stil nicht verkehrt und er war für die Tour auch ok, gerade die Percussions die er brachte haben ihren Reiz. Das verschwand ja mit jeder Tournee die Thompson dabei war mehr. Wobei Phil bis zur Duke Tour noch ein Percussion Set hatte. Auf Abacab bis Mama hat Chester bei Cinema Show die Timbales gespielt, aber danach war die Percussion Seite verschwunden, bis sie 2007 Dezent wieder auftauchte.


    Da ich mit Chesters Stil bei Genesis Live aufgewachsen bin favorisiere ich eher ihn, aber Bill ist nicht zu unterschätzen und auch Solosachen von ihm oder seine Zeit bei Yes und King Crimson ... schade das er keine Tourneen mehr machen will.