TotW: [19.06.-25.06.2017]: PETER GABRIEL - I Don't Remember

    • Offizieller Beitrag

    Bewertung des Tracks "I Don't Remember" nach Schulnoten 38

    1. 15 Punkte - überragend (1+) (7) 18%
    2. 14 Punkte - sehr gut (1) (9) 24%
    3. 13 Punkte - sehr gut (1-) (4) 11%
    4. 12 Punkte - gut (2+) (8) 21%
    5. 11 Punkte - gut (2) (4) 11%
    6. 10 Punkte - gut (2-) (2) 5%
    7. 9 Punkte - befriedigend (3+) (1) 3%
    8. 8 Punkte - befriedigend (3) (1) 3%
    9. 7 Punkte - befriedigend (3-) (1) 3%
    10. 6 Punkte - ausreichend (4+) (0) 0%
    11. 5 Punkte - ausreichend (4) (0) 0%
    12. 4 Punkte - ausreichend (4-) (0) 0%
    13. 3 Punkte - mangelhaft (5+) (0) 0%
    14. 2 Punkte - mangelhaft (5) (0) 0%
    15. 1 Punkt - mangelhaft (5-) (0) 0%
    16. 0 Punkte - ungenügend (6) (1) 3%

    Track Of The Week – 19.06.-25.06.2017

    PETER GABRIEL - I Don't Remember


    Jahr: 1980
    Album: III (Melt) [Rezension]
    Arbeitstitel: unbekannt
    Credits: Peter Gabriel
    Länge: 4:43
    live gespielt: 1980, 1983, 1984, 2007
    bekannte Coverversionen: keine


    Bemerkungen:
    Als Intro zu diesem Stück fungiert das knapp anderthalb Minuten lange Start, das musikalisch eine ganz andere Richtung vorgibt und dann brutal im Schlagzeugauftakt vonI Don't Remember wegbricht. Der Frieden gestört vom Kampf?
    Der Aufbau von I Don't Remember ist klassisch und auch in der Umsetzung noch eher traditioneller Rocksong. Ein paar ungewöhnliche Elemente wie die schneidend-sägenden Gitarrenriffs, die mit langem Delay liegen bleiben, oder die Vocal-Fill-Ins im Echogeschaukel zeugen aber auch von Gabriels neugefundenem Musikselbstverständnis.
    Alles wirkt hin auf eine ätzend-agressive Atmosphäre.
    Textlich bleibt der Song etwas rätselhaft. "I don't remember" - oder wie es in der Deutschen Version heißt "Frag mich nicht immer" - steht das für Selbstverteidigung? Wo jedoch? Im politischen Verhör, vor dem Spiegel, im Beziehungskrieg?
    Die Stimmungslage in einer solchen Anklagesituation hat PG aber kongenial eingefangen.
    Oder?

  • Ich kann mich nicht erinnern, ob ich "I Don't Remember" zuerst live hörte oder die Vorab-Single hatte. In Zeiten des agressiven Punkeinflusses fand ich die Entwicklung von Peter Gabriel nachvollziehbar: Back In NYC, D.I.Y., On The Air und dann eben I Don't Remember. Das war energiegeladen und kraftvoll. Für die amerikanische Plattenfirma war es eher "künstlerischer Selbstmord", weshalb sie den Vertrag kündigte. Hat er mit dem Album dann nicht die Verkäufe sogar deutlich gesteigert? Ach ja, die A&R-Abteilungen und deren Fähigkeit, massenkompatible Musik zu erkennen, sind ein sehr merkwürdiges Thema. Bitte weiterlesen bei "Um & Aaargh" von Anthony Phillips.


    Der Song auf der Single war etwas anders als auf dem Album und ich könnte mir immer noch in den Hintern beißen, die Single mal an jemand verschenkt zu haben, der sie nicht zu schätzen wusste.


    IDR kratzt für mich in der Beurteilung am SEHR GUT, aber irgendwas fehlt mir, ich weiß nur nicht was ....


    NACHTRAG zu Albenverkäufen (20.06.2017):
    Ich habe gerade gesehen, dass er mit seinem ersten Album die Latte doch ziemlich hoch gelegt hatte (+850.000) und bei Melt nur an den 100.000 kratzte. Die deutlichere Steigerung kam erst mit So (+6,4 Mio.)
    https://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Gabriel/Diskografie

    Gedankenrauschen – Da geht noch was!

    3 Mal editiert, zuletzt von pealmu ()

  • Sehe diesen Song auch als Teil der rockigeren, von mir aus punk-beeinflussten Linie von Peter.
    Mir gefällt insbesondere das Drumming. Der Song ist geradlinig und treibt nach vorne, aggressiv gesungen.
    Der Übergang am Anfang gefiel mir schon damals recht gut, dann die schrägen Soundsamples/Synthiesounds und der rohe Gitarrensound, begleitet von der rhythmischen Bassline - beim ersten Anhören war es etwas ungewohnt. Doch sobald der Funke rübergesprungen war.
    Von mir 12 Punkte.

    Zy
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    "The music is the true currency. It's more valuable than the accolades or the money. The relationship is with the invisible muse and you know if she's pleased or if she ain't." - Steve Hackett

  • ....Hat er! Ein verstörender Text wird in eine musikalisch beklemmende Atmosphäre gepackt. Die sägende Gitarre, der pumpende Bass und das knackige Schlagzeug untermauern die aggressive Stimmung. Ich tippe textmäßig auf ein (politisches) Verhör. Der Protagonist kann sich nicht ausweisen und meint von Vers zu Vers, Strophe zu Strophe sich nicht erinnern zu können - aber an was? Eine Straftat? Politisch abweichendes Verhalten? Er fühlt sich nicht verstanden, versteht die Sprache des Verhörenden nicht:
    ".....Strange is your language and I have no decoder
    Why don't you make your inentions clear
    With eyes to the sun and your mouth to the soda
    Saying, "Tell me the truth, you got nothing to fear
    Stop staring at me like a bird of prey
    I'm all mixed up, I got nothing to say
    I don't remember
    I don't remember...."
    Für mich die kulminierende Strophe eines Lieds, das keine Auflösung findet, der Schrei des Titels bleibt - ungehört? Vielleicht soll es wachrütteln, menschenverachtende Verhörmethoden aufzeigen und dagegen etwas zu tun.
    Toll, wie Peter den musikalischen Zeitgeist aufnimmt (New Wave, Punk) und ihm seinen Stempel aufdrückt, ja, innovativ veredelt. Ich erinnere nur an die "Geburt" des Drumsounds ohne Becken. PG 3 ist ein Meisterwerk, das einen möglichen Weg moderner Musik von den 70er-Jahren in die 80er aufzeigt. Peter ist mit diesem Album und den beiden Nachfolgern im Zenit seiner (musikalischen) Kreativiät. I don´t....nee: I remember: Meine Zeit, meine Musik, meine Hilfe zur Selbstfindung. So kann es nur 14 Punkte (1 Punkt Abzug, weil ich die Aussage nicht so ganz nachvollziehen kann) für einen für mich nahezu perfekten Rocksong geben.


    P. S. Habe gerade das Video, https://www.youtube.com/watch?v=9k_ZRyws8Uc , geguckt. Nun bin ich, wie so oft bei Peter, verwirrt: Geht es doch um Vereinzelung, Anonymität, Verständigungsprobleme, also "nur" psychosozialen Themen? Mhm...Für diese Erzeugung von Verwirrung, der Mehrdeutigkeit und Anregungen, seine Songs nicht nur zu konsumieren, sondern über sie nachzudenken, liebe ich Peter :verneigen:

  • Ich habe das Stück auf dem Sampler "Shaking the Tree" kennengelernt und finde es bis heute musikalisch nicht so interessant, die Live-Version auf "Plays live" hatte schon etwas mehr zu bieten. Auf dem Album gefällt mir vor allen "Start" (das Intro zum Song).


    Ich vergebe mal 10 Punkte

  • Hmm. die große Frage ist für mich: Zählt Start nun mit für diesen Song der Woche oder nicht? Ohne wären es ca. 11 Punkte, so habe ich 13 Punkte vergeben. Grund: Start ist für mich das vielleicht genialste Stück der gesamten Gabriel-Karriere. Das Stück hat eine Wahnsinns-Stimmung und einen komplett entrückten, einzig-und eigenartigen Sound. Ein schöneres Instrumental wurde nie geschrieben. I Don't Remember selber ist kraftvoll und catchy, einfach ein gutes Stück, ohne ein Highlight der Melt zu sein. Da gibt es mit No Self Control, Games Without Frontiers sowie Not One of Us noch ganz andere Kandidaten. Insgesamt aber eine Fortsetzung der starken, düsteren Stimmung der Melt und ein weiterer Baustein zu diesem Meisterwerk.

  • Peter hat auf seiner "Melt" unwahrscheinlich viele persönliche Erfahrungen und Eindrücke verarbeitet und sie hervorragend musikalisch umgesetzt, wie ich denke.

    Dieser Song hat zumindest für mich nichts mit einem Verhör oder ähnlichem zu tun, sondern ist wie eine Selbstaussage nach einem erlittenen Schock.

    Ich selbst habe noch nie einen solchen Schock erlitten, nachdem ich dann feststellen mußte: Ich erinnere mich nicht mehr. Doch so etwas gibt es tatsächlich immer wieder. Bei meinem Sohn mußte ich mal so etwas vor über 20 Jahren miterleben, als er sich nach einem (vermeintlichen) Schock nach 6 Wochen (und bis heute nicht!) an all das Erlebte in diesen 6 Wochen zuvor absolut nicht mehr erinnern konnte bzw. kann. Einfach alles wie gelöscht in der Erinnerung! Wenn man das als Vater alles selbst hautnah miterlebt hat, kann man vielleicht die Aussage dieses Songs etwas besser verstehen, nachvollziehen.

    Und ich denke, daß Peter in diesem Song eine persönliche Nach-Schock-Erfahrung verarbeitet hat, das Selbst-Verstörtsein über seinen Erinnerungsverlust. Ich höre aus diesem Song auch wie ein bisschen Selbstanklage heraus. Aber das Wichtigste ist, daß er damit höchstwahrscheinlich Selbsterlebtes verarbeitet hat und uns damit einen unvergleichlichen Song gegeben hat.

    Ich höre ja bekanntlich auch sehr viel rein instrumentale, besonders elektronische Musik, wo jegliches gesungene Wort eigentlich überflüssig wäre. Doch bei Peters Musik ist es oftmals gerade der Text, der mich besonders aufhören läßt. Es ist eben nicht NUR die reine Musik, der Rhythmus usw., sondern gerade auch der Inhalt des Textes und wie er ihn ausdrucksstark rüberbringt.

    Meine Wertung hierfür 12 Punkte (weil es einfach noch viel Überragenderes von Peter gibt).


    p.s.:

    Hier mal noch die Lyrics in Deutsch und Englisch dazu (erstes Suchergebnis):

    https://www.google.de/search?s…j46i131j0i131.fKq6fdnhc24

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