TotW: [22.06.-28.06.2015]: PETER GABRIEL - Family Snapshot

    • Offizieller Beitrag

    Bewertung des Tracks "Family Snapshot" nach Schulnoten 56

    1. 15 Punkte - überragend (1+) (23) 41%
    2. 14 Punkte - sehr gut (1) (16) 29%
    3. 13 Punkte - sehr gut (1-) (6) 11%
    4. 12 Punkte - gut (2+) (2) 4%
    5. 11 Punkte - gut (2) (3) 5%
    6. 10 Punkte - gut (2-) (2) 4%
    7. 9 Punkte - befriedigend (3+) (0) 0%
    8. 8 Punkte - befriedigend (3) (1) 2%
    9. 7 Punkte - befriedigend (3-) (1) 2%
    10. 6 Punkte - ausreichend (4+) (0) 0%
    11. 5 Punkte - ausreichend (4) (1) 2%
    12. 4 Punkte - ausreichend (4-) (0) 0%
    13. 3 Punkte - mangelhaft (5+) (0) 0%
    14. 2 Punkte - mangelhaft (5) (0) 0%
    15. 1 Punkt - mangelhaft (5-) (0) 0%
    16. 0 Punkte - ungenügend (6) (1) 2%

    Track Of The Week – 22.06.-28.06.2015


    PETER GABRIEL - Family Snapshot



    Jahr: aufgenommen 1979, veröffentlicht 1980
    Album: III / „Melt“ [Rezension]
    Arbeitstitel: FMR
    Credits: Peter Gabriel
    Lyrics: ja
    Länge: 4:28
    live gespielt: 1980, 1982, 1983, 1986, 1987, 1988, 1993, 2001, 2002, 2007, 2012, 2013, 2014
    bekannte Coverversionen: keine



    Bemerkungen:
    Den Ausführungen aus der oben verlinkten Rezension ist eigentlich nichts hinzuzufügen:


    In einem der wenigen plotorientierten Songs von Peter Gabriel wird die Geschichte eines politischen Attentats erzählt. Der Text basiert auf dem Buch An Assassin’s Diary des Beinahe-Attentäters Arthur Bremer, der 1972 den Gouverneur von Alabama George C. Wallace (Demokraten) in einem Einkaufszentrum niedergeschossen hatte, ohne Wallace allerdings zu töten. Im Songtext finden sich dann aber auch Elemente, die man als Parallelen zum Mordanschlag auf John F. Kennedy deuten könnte. Der Song steigert sich von einem ruhigen nur von Klavier begleiteten Gesangspart zu einem treibenden Rockrhythmus, an dem das unheimlich stimmig gespielte Saxofon einen starken Anteil hat, bis das Abfeuern des Schusses („and I let the bullet fly…“) in den introspektiven Schlussteil überleitet, der uns einen Einblick in das Seelenleben und die offensichtlich problematische Kindheit des Attentäters gewährt. Am Ende mag man kaum glauben, dass diese Vielfalt an Stimmung und dieses gekonnt aufgebaute Drama nur viereinhalb Minuten lang währt. Erneut also ein hochdramatischer Song, der über Jahre hinweg zum festen Live-Repertoire gehören sollte. Peter Gabriel setzte für den Klaviersound hier zum ersten Mal ein elektrisches Yamaha CP-70-Klavier ein, das bereits seinem Ex-Genesis-Kollegen Tony Banks so gut gefiel und das mit seinem charakteristischen Sound für die Zukunft einen zentralen Platz in Gabriels Keyboard-Setup einnehmen sollte. Auch der gekonnte Einsatz verschiedener Synthesizer-Sounds zur langsamen Steigerung der Stimmung deutet auf Gabriels gewachsene Vertrautheit mit den Mitteln der Musiktechnologie hin.


    Solltet Ihr dennoch Ergänzungen haben, sind diese natürlich wie immer willkommen. Genau wie Eure Meinung zu diesem Song.

  • Der Song hat einen sehr individuellen Aufbau, was daran liegt, dass die Musik hier dem Text folgt. Sehr gelungen, wie ich finde, denn zunächst steigert sich die Musik bis zum äußeren dramatischen Höhepunkt (dem Schuss), bis dann der Schütze nach seiner Tat plötzlich wieder zum unsicheren, bedürftigen kleinen Jungen wird und dieser Nachspann einen markanten und merkwürdigen Kontrast zu seiner kriminellen Energie zuvor bildet.
    Peter singt großartig. Ich würde fast denken, dass "Family snapshot" mit zum Besten gehört, was er bis dato überhaupt eingesungen hatte, er ruft hier innerhalb kürzester Zeit unwahrscheinlich viele Farben und Intensitätsstufen ab, um die seelischen Facetten des Attentäters voll auf den Punkt zu bringen. Manchmal gewinnt er seiner Stimme auf nur einer Silbe einen ganzen Abgrund ab. Der Effekt ist, dass man auch dadurch völlig für die Perspektive des Mörders vereinnahmt wird - man schaut durch seine Augen, man fühlt seine Seele.
    Das Einzige, was ich musikalisch befremdlich finde, ist das bereits erwähnte Saxofon. Ich finde, dass es nicht in diesen Song passt, da es eine Klangfarbe hat, die ich mit dem Textinhalt rein gar nicht verbinde. Schwer zu beschreiben. Aber es erscheint mir auch ganz merkwürdig in den Hintergrund und an die Seite gemischt, als ob Peter ebenfalls nicht ganz überzeugt von ihm war und er es etwas dezent verstecken wollte. Das möchte ich mir jetzt einfach mal so einbilden, und ich bin froh, dass es z.B. diese tolle Live-Version auf der "Plays Live" gibt - ohne Saxofon!
    (13 Punkte)

  • Einfach nur eine 15. Vielleicht mein liebster Song von Peter. Ein heikles Thema, genial und mit Fingerspitzengefühl umgesetzt. Ich habe mich sehr gefreut, das Lied bei der letzten Tour live erleben zu können. Übrigens finde ich hier auch die deutsche Version äusserst gelungen.

    "Don't get up gentlemen, I'm only passing through"

  • großartiger Song!


    Er gehört sicherlich in die Top 5 von Peterchens Solo Schaffen.:topp:


    Aufbau, Stimmung, Performance -Alles unglaublich packend.
    Die Story (ich musste "plotorientiert" erst 2 mal lesen - ploto-was?) ist packend
    ruft sofort Kopfkinoartige Assoziationen hervor und nimmt einen mit auf die Reise vom Kopf
    des Assasinen über den der Lauf der Kugel und produziert, während sie fliegt, einen Flashback in die Kindheit der handelnen Person, als wär man dabei gewesen.


    Diese Authentizität hat man sowohl der literarischen Vorlage, als auch dem Songtext oft vorgeworfen, es würde das Handeln des Täters glorifizieren. Ich sehe es eher als Gütesiegel.


    Peters Vorliebe für das allgegenwärtige Radio ist präsent und ein wichtiger Bestandteil der Story.
    Irgendwo las ich mal, seine Vorstellung des Radios auch als interaktives Medium, das quasi in Echzeit über Dinge berichten kann, irgendeine Ähnlichkeit mit real existierenden Medien haben könnte, ich komm grad nicht drauf welches das war (oder ist...):gruebel:


    lediglich das zuvor erwähnte Saxophon, welches wohl Peter damaliger Vorliebe
    für den amerikanischen Stadion-Rock à la Bruce S. geschuldet ist, fällt etwas aus dem Rahmen.:augenrollen: ich finde die Live Versionen ohne Sax sehr viel besser.


    Auf der BtF-Tour letztes Jahr ganz großes Kino als Bindeglied von akustischem zum
    elektrischen Teil der Show.


    Ich hadere noch mit der deutschen Version, die ich 2008 in Hamburg hören durfte...



    Trotzalledem oder grade wegen:


    15 P



    kabuki

    :pete:

    2 Mal editiert, zuletzt von kabuki ()

  • UK76 und townman ist nicht viel hinzuzufügen. Einer meiner PG - All - Time - Favs! Jedesmal bekomme ich Gänsehaut, wenn sich der dramatische Aufbau in "Let the bullet fly" auflöst und das Ende Begleitung mit Peter `s verzweifelter Stimme herbei fließt. "All turned quite.....Der Rausch der Macht durch die Pistole verfliegt, nur ein kleiner Junge voller Einsamkeit und Ängsten bleibt zurückt. Er wollte doch nur Aufmerksamkeit, im Rampenlicht stehen. So gruselig aktuell, wenn man an Charleston oder Graz denkt....
    Hier passen Musik, Gesang und Text perfekt ztusammen. Live immer ein Highlight, besonders schön bei der "Back to Front Tour" mit dem Umschalten der intimen Wohnzimmerathmosphäre auf den lichtumrankten Overkill eines Rockkonzerts. Ganz klar: 15P



    P. S.: townman: Mich stört das Sax nicht, aber ich vermisse es auch nicht;-)

  • Ein sehr schönes Stück, welches von mir auch fünfzehn Punkte bekommen hätte, wenn ich damit in letzter Zeit nicht allzu inflationär umgesprungen wäre. So gibt es nur 14, was sicherlich auch noch passend ist. Lediglich der Bass klingt mir ein wenig zu sehr nach 80er Jahre, aber was solls.

    Niveau sieht nur von unten aus wie Arroganz.

  • Heute 12 Punkte!


    Ich habe FS erstmals auf dem Sampler Shaking The Tree gehört und muss zugeben,
    dass ich das Stück (welches nach Sledgehammer kam) oft übersprungen habe.
    Was soll´s, ich war jung und konnte offenbar damit noch nicht so viel anfangen,
    bin ich da doch gerade frisch in das Genesis-Universum eingetaucht und dieses,
    mit "Piano-Geklimper" eingeleitete Stück packte mich einfach noch nicht.
    Später (für mich) im Album-Verbund von "Melt" wurde es dann von mir aufmerksamer bedacht
    und es ist dort aus meiner Sicht auch besser aufgehoben.
    Gepuscht wurde das Ansehen viel später nochmals durch die Präsentation auf der BTF-Tour.
    Dieser Wechsel war dramaturgisch einfach brilliant.

  • Ich stimme meinen Vorschreibern wirklich zu.
    Einer der besten Gabriel Songs. Was Stimmung, Aufbau und Inhalt angeht eine klare 15P.
    Minimale Abstriche betr. der Musik, da gibt es für mich noch Luft nach oben.
    Ergibt 14 P.

    Zy
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    "The music is the true currency. It's more valuable than the accolades or the money. The relationship is with the invisible muse and you know if she's pleased or if she ain't." - Steve Hackett

  • Wenn mich jemand bitten würde, ein Stück auszusuchen, das die Anziehungskraft von Gabriel als Autor und Interpret ausmacht, würde ich diesen Song auf jeden Fall in die sehr enge Wahl nehmen.
    Auch wenn die Perspektive äußerst unbehaglich ist, viel intensiver geht es kaum.
    Kein Körnchen Staub nach 35 Jahren. Alles weitere wurde schon gesagt, und zwar sehr gut.

    Toll townman, mich hat das Saxophon nie gestört, aber jetzt, wo Du's sagst, höre ich da auch eine kleine Überambition der Regie. Super, echt! Weigere mich trotzig, deshalb einen Punkt abzuziehen. Pöh.

    Gabriel-Wochen gerne bis Jahresende ausdehnen, vielen Dank!