SdW [01.-07.02.10]: GENESIS - Fountain Of Salmacis

  • Falls ich Ähnliches irgendwo schon mal geschrieben haben sollte, tut's mit leid:
    Genesis beginnt für mich praktisch erst richtig mit NC, hier ist stilistisch und ausdrucksmäßig der große Durchbruch gelungen.
    Und TFOS ist das reifste Stück auf NC, der erste richtig "große" Genesissong der Diskographie ("Musical box" hat mir strukturell einfach noch zu viele Schwächen, zu viel Leerlauf).
    Obwohl ich zweifellos allen Musikern hier ein größtes Kompliment auch für die Spielleistung machen muss, so möchte ich doch mal speziell auf MR aufmerksam machen: Das ist doch eine megainspirierte, kraftvolle und doch differenziert-filigrane Bassarbeit, oder?
    Und als Gegenstück zu der FOF-Diskussion: Hacketts Solo ist wirklich toll, aber wie Daryl es auf der angesprochenen TSL-Version zelebriert, bringt's meine Neuronennetzwerke fast zum Durchglühen.
    (14P.)

  • 15 Punkte, was sonst? Immer schon. Wird auch so bleiben. Wüsste nicht, was man an diesem Juwel noch besser machen könnte. Mehr gibt's dazu nicht zu sagen.

    I'll never find a better time to be alive than now.

    Peter Hammill (on "X my Heart")

  • Da sind sie die Roots. Für mich einer der Einsteiger zu Genesis. Ich habs damals fast nicht fassen können, welche emotionalen Welten da aufgingen. GRANDIOS! Die großen drei auf Nursery gehören auch heute noch zu meinen Favorites.
    Der Song hatte großen Einfluss auf andere Bands des Art-Prog-Genre bis in die 80er. Da war aus dem vielfältigen Soundmaterial von Salamacis bei anderen Bands oft einiges wiederzuerkennen.
    Mir (als AD-Fan) fällt das besonders bei Anyone's Daughter auf - bei "Piktors Verwandlungen" und "Adonis" meint man immer wieder in der Salamacis-Quelle zu landen (aber nur wegen der Soundbilder - plump gekupfert wurde natürlich nicht!).
    Ich gebe 15 Punkte

  • Ohne zu zögern 15 Punkte...von der ersten bis zur letzten Sekunde perfekt...einer meiner absoluten Favoriten...
    Die unglaubliche Dynamik, die Hammond-Orgel, das anschwellende Mellotron...die Ghost-Notes in der Strophe...(überhaupt eine der schönsten Strophen)...das Solo am Schluss... ...ich liebe diesen Song...

  • Ohne zu zögern 15 Punkte...von der ersten bis zur letzten Sekunde perfekt...einer meiner absoluten Favoriten...
    Die unglaubliche Dynamik, die Hammond-Orgel, das anschwellende Mellotron...die Ghost-Notes in der Strophe...(überhaupt eine der schönsten Strophen)...das Solo am Schluss... ...ich liebe diesen Song...



    Da ist alles gesagt, dieser Song gehört mit The Musical Box zu meinen Genesis-Lieblingssongs!
    Als kleine Impression dieser Abstimmung, hier der Song in seiner Perfektion. Live dargeboten, von 5 Ausnahmekünstlern.
    YouTube - Genesis - Fountain of Salmacis (Nursery Cryme 1971)



    Von mir natürlich 15 Punkte

  • Von mir 8 Punkte,
    mich strengt dieses Stück einfach nur sehr an, wobei es
    Toni Banks an der Orgel auch nicht besser ergangen sein kann.
    Den Gitarreros ging es bei "The Return Of The Giant Hogweed"
    nicht viel besser. Irgendwann in den Neunzigern hat sich die
    Techno-Szene dem Haupt-Thema gewidmed und ich hatte echt lange
    gebraucht rauszufinden auf welchem Genesis-Album das Original war. :gruebel:

    • Offizieller Beitrag

    Der Wortschwall von Salmacis


    Teil 1: Hermaphroditos und Salmacis (Ovid, Metamorphosen 4.285-388; eigene Übersetzung)
    Teil 2: Genesis und die klassische Vorlage
    Teil 3: Ein kleines Glossar




    Immer wieder haben sich Genesis bei ihren Texten von der Literatur inspirieren lassen. Supper's Ready hat klare Bezüge zur Bibel, White Mountain schmeckt nach Jack London, The Cinema Show nach T.S.Eliot. In den jeweiligen Solokarrieren gingen die Musiker damit auch ganz offen um - man denke nur an Smallcreep's Day oder A Curious Feeling.


    Ich wäre sehr neugierig zu erfahren, wie Peter, Mike und Tony in Charterhouse in Latein waren, und ich wage die Behauptung, dass ihnen, sofern sie gut waren, die Auseinandersetzung mit der Dichtung der ausgehenden römischen Republik und der frühen Kaiserzeit großes Vergnügen bereitet hat. Dichter wie Horaz und Catull schrieben für ein sehr gebildetes Publikum, das es genoss, die Zwischentöne in einem Gedicht zu hören, sorgsam versteckte Anklänge, fein- und feinstziselierte Anspielungen. Es war gleichsam ein intellektuelles Spiel, das Dichter und Leser miteinander spielten, eine literarische Schnitzeljagd auf hohem Niveau. Genesis hatten dafür zweifellos eine Menge übrig; in einem Beitrag zum Song der Woche Get 'Em Out By Friday habe ich dort einmal beispielhaft die Spielereien mit den Namen dargestellt. Von den römischen Dichtern, die um die Zeitenwende blühten, war Horaz der kultivierte, feinsinnige Vertreter, während Catull ein ziemlich frecher Hund war (wer hätte es wohl sonst gewagt, Caius Iulius Caesar in einem Schmähgedicht "du schwuler Romulus"* zu nennen?). Nach ihnen folgte ein augusteischer Dichter, der es wagte, Themen von Liebe und Erotik, die bis dahin der "kleinen" Dichtung vorbehalten waren, in die "große Form" des Epos zu gießen: Ovid. Drei Werke sind hier besonders zu nennen: Die Liebeselegien ("Amores"), die berüchtigte Liebeskunst ("Ars Amatoria", der der Dichter nach Meinung einiger seine Verbannung verdankt) und dann der grandiose Durchgang durch die Verwandlungen in der Mythologie von der Erschaffung der Welt bis zum Kaiser Augustus, die Metamorphosen.
    Im vierten Buch der Metamorphosen findet sich die Quelle für den Text der Fountain of Salmacis, von dem ich weiter oben bereits eine Übersetzung geboten habe. Obwohl Ovid hier die epische Form benutzt, behält er doch die Sprache und die Sprachspielereien bei, ganz besonders das Doppelköpfige in der Ausdrucksweise: Wenn er in einem Sommergedicht erwähnt, dass die "flinken Eidechsen durch das Gebüsch huschen", kann jeder Leser bestätigen, dass das im Mittelmeerraum im Sommer so ist. Man kann sich aber auch daran erinnern, dass die Eidechse ein Phallussymbol ist - und schon geht es um etwas ganz anderes. So auch hier.


    [Fortsetzung folgt]





    *)Wörtlich "cinaede Romule". Es war nicht unschicklich oder verboten oder sonstwas, wenn ein junger Römer eine Zeitlang Lustknabe eines älteren Römers war; die Römer sahen das recht entspannt - sie hatten nicht einmal das Vokabular, um Menschen in schwul, hetero, bi oder sonstwas zu kategorisieren. Aber dem damals mächtigsten Menschen in Rom ehemaligen Cinaedentum vorzuwerfen, ist eine ziemlich freche Provokation. (Für ganz neugierige: Caesar war zweimal verheiratet und das anscheinend glücklich).

  • ohne zu zögern: volle 15 Punkte für einem meiner Lieblingssongs von Genesis überhaupt. Wenn mein ewiger Genesis-Dreier (Trespass, Lamb, Seconds Out) nicht schon besetzt wäre, käme garantiert Nursery Cryme als nächstes.

    3 Mal editiert, zuletzt von Colonyslipperman ()

  • [Fortsetzung folgt]


    Dank an den Lateiner für seine lehrreichen, gut recherchierten und interessant aufbereiteten Informationen, die wir auch schon bei GEOBF bewundern durften. Ich warte schon auf die Fortsetzung.

    I'll never find a better time to be alive than now.

    Peter Hammill (on "X my Heart")