PETER GABRIEL | 10.06.2023 KÖLN - Lanxess-Arena (i/o the tour)
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Bei In Your Eyes stört mich zudem, was ich aber schon einmal bemängelte, der schlechte Keyboarder. Sein Solo ist amateurhaftestes Geklimpere. Dass Don E nun auch noch dabei singt, macht es nun nicht besser. Selbst David Sancious auf der Back To Front Tour konnte es nicht. Legendär ist als er einmal nur eine einzige Taste seines Pianos anschlug als Solopart. Wow.
In Your Eyes - nein Danke.
Keine Ahnung was er da machte, aber das war auch in Amsterdam sooooo schlecht.
Besser gesagt: es klang schrecklich. Vielleicht Technikfehler?
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Ein letzter Traum unter vollem Mond
In der Arena versammelt Peter Gabriel seine Fans am Lagerfeuer – Doch der Funke springt nicht überVON CHRISTIAN BOS
Am Anfang ist das Feuer. Es lodert mitten auf der Bühne. Aus den Tipi-förmig aufgebockten Holzscheiten ziehen Rauchschwaden an einem großen römischen Ziffernblatt vorbei, hinter dem man die Silhouette eines Mannes ausmachen kann. Er trägt einen orangen Overall und malt alle paar Minuten ein neues Zeigerpaar auf den weißen Grund. Kaum, dass die Pfeile auf VIII und XII weisen, schlendert Peter Gabriel auf die Bühne.
„Die Zeit gibt den Ton an“, stellt der Sänger in der doppelreihigen Nehru-Jacke fest: „Sie hat jeden von uns fest im Griff, aber die Fantasie kann der Zeit entkommen.“ Er liest die Worte auf Deutsch ab, fordert sein Publikum auf, sich viereinhalb Milliarden Jahre in die Vergangenheit zurückzuversetzen, als ein Meteorit, der auf der toten Erde einschlug, das Feuer des Lebens entfachte. Dann scherzt er noch ein wenig über die verjüngten Abba-Avatare, die in London auf der Bühne stehen. Sein Avatar sei dagegen älter, schwerer und kahlköpfig. „In Wirklichkeit entspanne ich mich gerade an einem Strand in der Karibik und gleiche einem griechischen Gott.“ Unter dem nun ebenfalls entspannten Gelächter der 16 000 Zuschauer setzt Gabriel sich ans Lagerfeuer, ein Keyboard auf dem Schoß. Tony Levin, sein langjähriger Bassist, gesellt sich mit seinem Chapman Stick dazu. Zusammen stimmen sie „Jetzt kommt die Flut“ an, Horst Königstein hat das Stück von Gabriels Solodebüt ins Deutsche übertragen.
Das Ziffernblatt ist jetzt verschwunden, an seiner Stelle dreht sich langsam der Mond auf seine dunkle Seite. Die ist von der Erde aus bekanntlich nie zu sehen. Vielleicht träumen wir, eine absurd große Lagerfeuergesellschaft. „Trink leer, Träumer“, singt Gabriel, seine hohe, raue, warme Stimme dringt durch die Arena, „bald ist nichts mehr.“
Ein wunderbarer, unerwarteter Anfang ist das. Neun Jahre lang war Peter Gabriel nicht mehr in Köln zu erleben, schon für diese ersten Minuten hat sich das Warten gelohnt. Bald hat sich die ganze Band um das Feuer versammelt. In „Growing Up“ singt Gabriel von einer, seiner Geburt aus der Sicht des Kindes. Ganz sachte greifen die akustischen Instrumente ineinander, man fühlt sich von ihnen getragen, schwebend wie das Kind im Bauch der Mutter.
Dann geht der Mond unter, die Musiker wechseln an ihre jeweiligen Stationen, und nur wenige Lieder später ist ein Großteil des Zaubers verflogen. Der Grund, aus dem sich Peter Gabriel entschlossen hat, mit 73 Jahren noch einmal auf große Tour zu gehen, heißt „i/o“: Sein zehntes Studioalbum, das erste mit neuem Material seit 21 Jahren, von dem bislang nur sechs Songs erschienen sind. Gabriel veröffentlicht sie immer zum vollen Mond, in jeweils drei verschiedenen Mixen. Angeblich hatte er die Songs dazu längst geschrieben – und grübelt seitdem über ihre bestmögliche Form. Eine schwere Geburt. Aber Gabriel war schon immer ein detailverliebter Zauderer, maximal desinteressiert am Verwertungszyklus des Musikgeschäfts.
Als ihm 1986 mit seinem fünften Album „So“ der Sprung in den Mainstream gelang, er mit der Single „Sledgehammer“ ausgerechnet seine alten Kollegen von Genesis vom Thron der US-Charts stieß, ließ er dem Erfolg keine neuen Songs von vergleichbarem Schmiss folgen. Komponierte stattdessen den Soundtrack für Scorseses „Die letzte Versuchung Christi“, verarbeitete eine schwierige Scheidung in endlosen Therapiesitzungen und meldete sich erst sechs Jahre später mit „Up“, seinem hermetischsten Album zurück. Aus dem spielt er in Köln die zerquälte Rocknummer „Digging in the Dirt“, eine einsame Trompete quetscht sich aus der aufgewühlten Erde.
Ansonsten besteht die Setlist genau zur Hälfte aus neuen Songs und die senken die Temperatur am Lagerfeuer beträchtlich. Nicht, dass sie schlecht wären. „And Still“, ein Nachruf an seine 2016 gestorbene Mutter, klingt nach „Strawberry Fields Forever“-Wehmut, „i/o“, der Titelsong, in dem sich Gabriel als winziger Teil des großen Ganzen beschreibt, trotzt der Demut einen beinahe mitreißenden Refrain ab – und die Ballade „Playing for Time“, zuerst wieder nur mit Gabriel am Keyboard und Levin am Chapman Stick, berührt live sehr viel mehr als in der von Streichern zugebutterten Aufnahme.
Doch im Großen und Ganzen klingen die neuen Stücke nach Saturierten-Pop, selbst die Apokalypse (in „Four Kinds of Horses“) kommt recht gemütlich rüber. Für die visuellen Umsetzungen hat Gabriel mit verschiedenen Künstlern kollaboriert, Ai Weiwei, der Prominenteste unter ihnen, hat polierte Stinkefinger-Skulpturen animiert. Die Abfolge der Songs wirkt ähnlich abweisend: „Sledgehammer“ reißt das Publikum verlässlich von den Stühlen – um es gleich darauf in die Pause zu schicken. „Don’t Give Up“ möchte man sich gar nicht ohne Kate Bush vorstellen, doch Gabriels Cellistin Ayanna Witter-Johnson erweist sich als große Stimme, erhält Standing Ovations.
Und Gabriel? Lässt das emotional geschüttelte Publikum mit dem müden Menetekel „The Court“ ratlos zurück. „Big Time“ elektrisiert, eine afrikanisch angehauchte Nichtigkeit namens „Live and Let Live“ zieht daraufhin prompt den Stecker.
Am Ende versöhnen das ewig frische „Solsbury Hill“, die „So“-Ballade „In Your Eyes“ und die Widerstandshymne „Biko“. Die lässt Peter Gabriel vom Publikum zu Ende singen. Aber wie viel überzeugender hätte diese Lagerfeuergemeinschaft geklungen, wenn in den zwei Stunden davor häufiger der Funken übergesprungen wäre.
Gut, sooo vernichtend ist die Kritik ja gar nicht. Über kleine Ungenauigkeiten (nein, das ist kein Chapman Stick, den Tony Levin am Anfang spielt; Us oder Up, immerhin 50 % richtig) wollen wir mal hinweg sehen.
Der Schluss ist wohl jener in Journalistenkreisen verbreiteten Krankheit geschuldet, am Ende jedes Textes krampfhaft wieder den Bogen zur Einleitung schlagen zu müssen. Lagerfeuer, Funke, was läge da näher. Eine KI hätte sich auch nicht anders entschieden. Dass der Funke dann nicht überspringt – ja mei, man ist halt kein Hofberichterstatter.
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Wem wirft der Bos das eigentlich vor?: "Aber wie viel überzeugender hätte diese Lagerfeuergemeinschaft geklungen, wenn in den zwei Stunden davor häufiger der Funken übergesprungen wäre."
Müsste er sich das nicht eher selbst vorwerfen, wenn seine Aufnahmefähigkeit SO begrenzt und gerastert ist? Was hat er sich denn gewünscht? Eine Best - of - Hits - Show? Aber er spricht ja nicht von sich selbst, sondern versucht zu erklären, warum Gabriel in Köln versagt hat. Egal, lohnt nicht, sich darüber aufzuregen, wenn ein Journalist sich selbst als Maßstab für die abschließende Beurteilung eines Konzertes nimmt und so tut, als wäre Gabriel in Köln durchgefallen. In my eyes ist höchstens sein Artikel durchgefallen.
Ich fand dieses Mischungsverhältnis zwischen schnell und langsam, laut und leise, alt und neu genau richtig.
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Hallo Leute, ich war auch da, aber ich mache bei dem "Wer ist der beste Fan"-Spiel hier mal lieber nicht mit.
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Zitat
eine afrikanisch angehauchte Nichtigkeit namens „Live and Let Live“ zieht daraufhin prompt den Stecker.
Danke für die Info Tom .. Pheeeew .... neben vielen anderen Sachen DAS ist besonders schwierig zu lesen.. NICHTIGKEIT !!!! (AFRIKANISCH ANGEHAUCHT) (???) Welch Banause (!) Egal.. Viel Spaß den Leuten in Hamburg gleich und bis morgen in Frankfurt
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So sind Journalisten halt heute leider oft; die Überschrift muss polarisieren und im Text ist es dann recht weichgespült. So ganz unrecht hat er aber dann leider auch nicht … der Bos.
Live and let live ist z.B. auch nicht mein Song.
Ich finde es aber - hier im Forum - auch nicht fair, wenn der „normale“ Fan, der halt kommt um die Hits zu hören, herabgewürdigt wird.
M.E. ist es das gute Recht eines Konzertbesuchers, das zu erwarten. Auch wenn er dann mal enttäuscht wird.
Peter hat natürlich auch das Recht, die Songs zu spielen, die er möchte. Er hatte es kürzlich im Interview beim WDR auch so dargestellt, er sei ganz froh, nicht immer die selben Sachen spielen zu müssen. Das erklärt vielleicht auch die Turbo-Version von Solsbury Hill.
Viel Spaß an alle wünschen in HH und F.
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Aachener Zeitung:PeterGabrielAachenerZeitung12062023.pdf
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Aachener Zeitung:PeterGabrielAachenerZeitung12062023.pdf
Danke fürs teilen .. das ist mal ein gescheiter Artikel.. (!)
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Danke fürs teilen .. das ist mal ein gescheiter Artikel.. (!)
In der Tat. Es geht auch anders.
Hallo Leute, ich war auch da, aber ich mache bei dem "Wer ist der beste Fan"-Spiel hier mal lieber nicht mit.
Finde ich ziemlich schräg, auf jeden Fall arg verkürzt resümiert, in Anbetracht dessen, was hier die letzten Seiten an buntem, pluralistischem, meist differenzierten Austausch zum Konzert in Köln zusammen gekommen ist. Schade, dass du am Austausch nicht teilnehmen möchtest, was natürlich dein gutes Recht ist. Aber davon lebt ja nun mal ein Forum.