Gleich geht es los. 
Es sind tatsächlich auch Leute unter 50 hier, ganze Familien
Es sind tatsächlich auch Leute unter 50 hier, ...
Wahrscheinlich die Enkelkinder der Genesis-Konzert-Stammbesucher. 
Was für ein sensationelles Konzert! Besser geht's einfach nicht. Die totale Perfektion in Musik. Vom ersten Moment bis zum letzten grandiosen Ausklang von Los Endos. Der Sound war vollkommen und äußerst druckvoll, gleichzeitig äußerst differenziert und präzise. Ziemlich weit vorne, in der fünften Reihe saß ich.
Ace of Wands war der erste Höhepunkt. Was für ein Katapult - Start! Ich liebe dieses Kaleidoscope-Juwel! Ich weiß nicht mehr, ob Steve uns vor oder nach dem As der Stäbe begrüßt hat. Er hatte mit seinem Witz über die vielen Unfälle gesprochen und dass sie sich aber nicht unterkriegen ließen, sondern einfach weiter machten, und mit dieser Tour große Freude haben. Ein Blick voller Dankbarkeit von ihm geht auch nach oben. Steve war in seinem Element (also Feuer).
Jedes Stück war ein Höhepunkt. Devil's Cathedral muss man einfach live erleben. Bombastisch, wie bei einem sehr modernen Orgelkonzert in der Kirche. Ehrfurchteinflößend. Und dann geht die Achterbahnfahrt los. Wir sitzen drin. Spectral Mornings, da muss man nichts zu sagen, das reinste Wohlfühlbad in einer wunderschönen Landschaft bei Sonnenaufgang.
Sogar Everyday, dem ich sonst nicht viel Beachtung schenkte, hat mich mitgerissen, vor allem beim exzellenten Gitarrensolo. A Tower struck down, zum ersten Mal live erlebt. Das Ego, der Turm, stürzt ein, absolut empfehlenswert, Hackett hat es erlebbar gemacht. Besser könnten King Crimson so etwas nicht umsetzen. Aber das ist echte Hackett -Musik, kein Crimson - Imitat, ganz klar Hacketts Handschrift. Dann war auch Camino Royal ein Höhepunkt - unendlich viel besser als auf dem Studioalbum, exzellent von ihm selbst gesungen, mit einem der besten Saxophon - Soli, die ich jemals gehört habe. Und der Abschluss der ersten Halbzeit, der Instrumentalteil vom Hierophanten, war ein nicht enden wollender, sich allmählich und ins Ewige steigender Orgasmus. Einfach nur grandios. Diese erste Hälfte wäre mir das Geld (70 Euro) und die einstündige Fahrt schon wert gewesen, ach was, das lässt sich gar nicht bezahlen, völliger Quatsch diese Redewendung.
In der Pause sprach mich einer an, der mich kannte, ein Klient von vor mehr als 10 Jahren. Er hatte vor kurzem ein Buch von mir gelesen. Und jetzt trifft er mich hier. Er will, dass ich noch eines schreibe. Jetzt weiß ich wenigstens, wer das ist, der mein Buch gelesen hat und weiß jetzt, für wen ich das nächste schreibe. Na jedenfalls war er auch sehr begeistert. Er erzählte, dass er ihn schon damals (in den 70ern?) im Kölner Sartory - Saal erleben durfte.
Nach der Pause geht es wieder los mit einem Höhepunkt: Watcher of the Skies, perfekt gesungen von Nad, nachdem das phantastische Orgelintro bis ins Unermessliche anschwillt. Die Steigerung der Morsealphabet - Staccato - hämmernden Rhythmus-Gruppe ist live absoluter Wahnsinn. Time Table, ebenfalls phantastisch gesungen, kommt wirklich gut nach dem Watcher. Sehr gefühlvoll umgesetzt. Auch bei Get em out by Friday meistert Nad spielend leicht und äußerst ausdrucksstark alle schwierigen Passagen. Nun, bei Can - Utility sind mir das erste Mal tatsächlich die Tränen gekommen. Jetzt war ich also auch dran. Meine Güte, was für ein grandioses Stück Musik, ich werde demütig. Horizons hatte er in Wuppertal wegen der Verletzung weggelassen, jetzt hat er es mit einem äußerst virtuosen zusätzlichen Intro sogar noch eingeleitet. Der Mann ist einfach Spitze! Und dann kommt der heiligste Epos aller wahren Genesis - Fans (sorry, falls es jemand nicht so empfindet, die anderen sind natürlich nicht minder "wahr"), in absoluter Vollkommenheit gespielt, absolut fehlerfrei: Die spirituelle Reise per se, umgesetzt in Musik und Text. Dass Lovers Leap in meiner Gegend mitgesungen wurde, hat mich nicht gestört. Ich tat es ja selber. Supper's Ready ist für mich der heilige Gral des sogenannten Progressive Rock, mein absolutes Lieblingsstück. So gut gespielt, wie zu den besten Zeiten von Genesis, aber mit noch besserem Sound. Auch hier muss ich wieder vor Nads Gesangsleistung den Hut ziehen. Jede einzelne Passage ist ein vollkommener Genuss. Die Apocalypse wurde grandios umgesetzt und das Finale trieb mir mal wieder die Freudentränen ins Gesicht. Wieder mal ein musikalischer und gleichsam spiritueller Orgasmus. Wie schön, daß Steve nicht aufhören will zu spielen. So lange ging das entzückende und entrückende Gitarrensolo am Ende in Wuppertal glaub ich nicht. Wahrscheinlich wegen dem Orchester. Das ist doch die reinste Transformation, Verklärung und Auferstehung am Ende! Langsam wird es wieder stiller. Standing Ovations, bis zu den Zugaben, Firth of Fifth und Los Endos. Diese Musik, ich sterbe, mein Gott, das ist wirklich der Wahnsinn! Die unbekannte Frau rechts neben mir war ebenfalls gerührt und bekam sich nicht mehr ein. Sie musste auch ihre Verzückung loswerden und mitteilen, wie ergreifend sie das fand. In der Tiefgarage ging es nicht vorwärts und da habe ich mit diesem Text hier schon angefangen.
Also ich freue mich für jeden mit, der ebenfalls auf einem Konzert dieser Tour war oder noch hingeht.
Für mich ist dies die neue Inkarnation von Genesis, seit dem ersten Genesis Revisited Konzert vor etlichen Jahren. Ich habe das Gefühl, dass die zunehmend besser werden. Steve spielt das mit so viel Leidenschaft und Hingabe, z. B. Firth of Fifth, und auch alles andere, da kommen The Musical Box oder auch The Watch nicht ran. Das hier ist halt das Original! Außerdem mag ich auch seine eigenen Kompositionen.
Was ich vergaß : Das Bass - Solo von Jonas war absolut lohnenswert, sehr virtuos. Wir haben zwischendurch teilweise im Rhythmus mit geklatscht. Das Schlagzeugsolo vor Los Endos war auch einsame Spitze. Es war sehr intelligent aufgebaut, mit vielen klangvollen Details, Überraschungen und dem Jazz entliehenen, schwierigen Beats und schnellen Läufen. Es wurde eben nicht einfach darauf losgetrommelt, sondern klang vielmehr wie eine sehr geschmackvolle, raffinierte Komposition.
Die Musiker waren alle mit Seele dabei. Ich sah in den Gesichtsausdrücken von Steve und Nad viel ausdrucksstarke, leidenschaftliche Mimik.
Mögen uns Steve und seine kostbare Band noch lange erhalten bleiben! Aber wir müssen schon sehr dankbar sein, denn dass Steve noch immer so fit, vital und brilliant auf der Bühne spielen kann, ist ja auch nicht selbstverständlich.
Supper's Ready (...) So gut gespielt, wie zu den besten Zeiten von Genesis, aber mit noch besserem Sound. Auch hier muss ich wieder vor Nads Gesangsleistung den Hut ziehen.
Ich könnte mir vorstellen, dass wir heutzutage wirklich Performances solcher Klassiker erleben, die Genesis in dieser Qualität nicht oder nur selten auf die Bühne bekommen haben. Ich bin auch von Nad nach dem Konzert noch überzeugter als zuvor schon.
Allerdings beziehe ich The Musical Box da ein. Es gibt ja Äußerungen von Genesis selbst, die bestätigen, dass es früher tendenziell nicht so "perfekt" lief, in vielerlei Hinsicht (Bühnentechnik, Sound, auch die musikalische Performance).
Von daher weine ich den verpassten 70ern gar nicht mehr sooooo nach wie früher. Wenn Genesis-Musik auf dem Niveau von Steve oder TMB live zu hören ist, macht mich auch das sehr glücklich. Davon hätte ich früher in den 80ern noch nicht mal zu träumen gewagt.
Bei Steve merkte ich persönlich in HH nochmals (wenig überraschend), dass die Genesis-Hälfte klar vor der Solo-Hälfte liegt. Das hat natürlich in erster Linie kompositorische Gründe. Allerdings sind es auch solche Sachen wie der vorgefertigte Gesang, zu dem Steve und auch z.T. die anderen ein lächerliches Schauspiel aufführen. Du hast es als perfekt empfunden, ich fand die Performance bei "Camino Royale" & Co als wirkliche Publikumsverarsche.
Ich könnte mir vorstellen, dass wir heutzutage wirklich Performances solcher Klassiker erleben, die Genesis in dieser Qualität nicht oder nur selten auf die Bühne bekommen haben. Ich bin auch von Nad nach dem Konzert noch überzeugter als zuvor schon.
Von daher weine ich den verpassten 70ern gar nicht mehr sooooo nach wie früher. Wenn Genesis-Musik auf dem Niveau von Steve oder TMB live zu hören ist, macht mich auch das sehr glücklich. Davon hätte ich früher in den 80ern noch nicht mal zu träumen gewagt.
Sehe ich genau so.
Du hast es als perfekt empfunden, ich fand die Performance bei "Camino Royale" & Co als wirkliche Publikumsverarsche.
Habe ich da irgend etwas nicht mitbekommen, oder war da was in Hamburg anders? Was meinst Du mit "Publikumsverarsche"?
Sehe ich genau so.
Habe ich da irgend etwas nicht mitbekommen, oder war da was in Hamburg anders? Was meinst Du mit "Publikumsverarsche"?
Der "perfekte" Gesang, von dem du schriebst, war nicht live. Steve will es aber so aussehen lassen, als ob. Ich empfinde das als peinliche Farce.
Der "perfekte" Gesang, von dem du schriebst, war nicht live. Steve will es aber so aussehen lassen, als ob. Ich empfinde das als peinliche Farce.
Ok, das wusste ich nicht. Dann bin ich also darauf reingefallen.
Ist das offiziell bekannt, oder Dein Eindruck?
Egal, ich habe es trotzdem genossen. Die Musik und die Instrumente waren trotzdem echt, Steves Gitarrensoli auch. und wie!
Hier ein paar Bilder von Aachen:
1) Horizons
2) Horizons
3) Supper`s ready
4) Watcher of the Skies
Ok, das wusste ich nicht. Dann bin ich also darauf reingefallen.
Ist das offiziell bekannt, oder Dein Eindruck?
Ich weiß gar nicht recht, was davon "offiziell bekannt" ist. Aber es ist erstens schon seit vielen Jahren bei ihm deutlich zu hören und wurde zweitens hier im Forum schon von vielen bestätigt. In HH war es jedenfalls unüberhörbar. Ich weiß gar nicht, in welcher homöopathischen Dosis der Live-Gesang feigenblattartig dazugemischt wird. Er ist allerdings nur minimalst zu hören.
Mich stört gar nicht so sehr, dass er den Gesang technisch reproduziert, sondern eher der Eiertanz, den er zur Täuschung des Publikums dabei aufführt.
Mich stört gar nicht so sehr, dass er den Gesang technisch reproduziert, sondern eher der Eiertanz, den er zur Täuschung des Publikums dabei aufführt.
Amen!
Es ist schade, dass er zum Zwecke der gesanglichen Perfektion hier etwas macht, das ein live agierender Musiker nicht machen sollte.
Aber man sieht ja, dass er damit richtig fährt. Die übergroße Mehrheit der Konzertgänger kriegt es gar nicht mit oder stört sich nicht daran. Und das kleinliche Gemecker von ein paar wenigen Puristen ist ohnehin kaum relevant.
