PETER GABRIEL - die deutschen Alben - Rezension und Analyse

  • Abschließend bist du zu jung, um die 80er einigermaßen kompetent beurteilen zu können.

    Und THE UNKNOWN STUNTMAN ist ein netter Song. Daher immerhin ein kleiner Dank für diese Erinnerung! :)

    Selbst Lee Majors äußerte Unverständnis darüber, dass dieser Song es in die deutschen Charts schaffte.


    „Ich weiß nicht warum, aber jeder hat einen Hit in Deutschland. David Hasselhoff hatte einen Hit in Deutschland, einen Nummer-eins-Hit. Ich hatte einen Nummer-eins-Hit in Deutschland. Ich glaube, die verstehen da drüben einfach nicht viel von Musik.“ Eine Aussage, der man bei funktionierendem Gehör eigentlich nur folgen kann. Dass Du den unbekannten Stuntman nett findest zeigt dann auch gleich, wie wertlos Deine "Korrektur" ist. Quelle - Bitte selbst scrollen


    Was das kompetente Beurteilen angeht: Junge Menschen wie ich, die nicht vollkommen rat- und hilflos vor moderner Technik sitzen, können sich diese Musik auch über ein Zaubermedium namens Internet oder CD oder, wenn sie etwas nostalgisch veranlagt sind, auf Vinyl anhören. Das ging nicht nur in den 80ern. Und ohne sich in kitschiger Nostalgie zu suhlen bleibt zu konstatieren, dass in den 80ern so viel Müll produziert wurde, dass das eigentlich für drei Jahrzehnte reicht.

    3. Zwischen Fans von Songs wie LOOKING FOR FREEDOM und THE UNKNOWN STUNTMAN auf der einen Seite und Liebhabern der deutschen Gabriel-Songs auf der anderen Seite einen Zusammenhang zu sehen, ist mehr als abenteuerlich. Das sind künstlerisch gesehen völlig verschiedene Paar Schuhe.

    Eingedenk des Resultats der deutschen "Übersetzungen" stehen beide auf einer Stufe. Ob ich mir nun Kauderwelsch wie "Könnten Blicke töten, wärt ihr flöten" oder "I've been looking for freedom, i've been looking so long" in den Gehörgang presse macht am Ende keinen Unterschied, beides Quark.


    2. In den Charts anderer Länder finden sich auch "geschmackliche Verirrungen". Das ist kein Alleinstellungsmerkmal Deutschlands.

    Von diesen Ländern wollte aber keines eine lokalisierte Version des Albums. Die deutsche Version gab ihnen dann ja auch recht mit dieser Entscheidung.

    Niveau sieht nur von unten aus wie Arroganz.

  • Dass Du den unbekannten Stuntman nett findest zeigt dann auch gleich, wie wertlos Deine "Korrektur" ist. Quelle - Bitte selbst scrollen

    Das hat unmittelbar mit eigenem Erleben und schönen Erinnerungen zu tun. Aber wie schon gesagt, dafür bist du sicher zu jung.


    Darüber hinaus denke ich, dass sich Lee Majors irrt, wenn er seinen Song als Nr. 1 in den deutschen Charts bezeichnet. So erfolgreich war der Titel nicht. Bei wikipedia liest man von Platz 11. Das kommt deutlich besser hin.


    Last but not least: Klugscheißermodus on: Der von dir zu recht als banal bewertete Text zu LOOKING FOR FREEDOM stammt übrigens aus den 70ern. Den sollte man also nicht den 80ern anlasten:

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    But we never leave the past behind, we just accumulate...

    "Von jedem Tag will ich was haben

    Was ich nicht vergesse

    Ein Lachen, ein Sieg, eine Träne

    Ein Schlag in die Fresse"

    2 Mal editiert, zuletzt von mutzelkönig ()

  • Und ohne sich in kitschiger Nostalgie zu suhlen bleibt zu konstatieren, dass in den 80ern so viel Müll produziert wurde, dass das eigentlich für drei Jahrzehnte reicht.

    (...)

    Eingedenk des Resultats der deutschen "Übersetzungen" stehen beide auf einer Stufe. Ob ich mir nun Kauderwelsch wie "Könnten Blicke töten, wärt ihr flöten" oder "I've been looking for freedom, i've been looking so long" in den Gehörgang presse macht am Ende keinen Unterschied, beides Quark.

    Ich war in den 80ern leider dabei und bin dementsprechend, auch was das "Lebensgefühl" betrifft, megakompetent. Und ich stimme dir natürlich zu. Der 80er-Müllberg ist ja bis heute noch nicht abgetragen und belastet die Umwelt - die weiteren Spätfolgen sind kaum absehbar.


    Zu den Gabriel-Alben: Das war ja immerhin gut gewollt und ist neben dem Fremdschämpotenzial ja sogar auf kuriose Weise ein bisschen unterhaltsam - weil lustig. Zudem hat ein gut gewolltes künstlerisches Scheitern meine vollste Sympathie. Es bleibt aber ein Scheitern.


    Vielen Dank aber an Gerd Müller für die informative Aufbereitung. :thumbup:

  • Und wusstest ihr, dass wenn man looking for freedom rückwärts singt, also die Melodie, dabei Boney Ms rivers of Babylon raus kommt!?

    Sorry für OT, aber ich denke, das sollte jeder wissen!


    Höre die deutschen Alben sehr sehr selten, aber Danke für den schönen Bericht.

    • Offizieller Beitrag

    Hahaha...Looking for Freedom in berauschender Original-Version...geil! 8o Ich wusste lange nicht, das da zwei meiner 80er Heroes von Spliff mitgewirkt haben. Sorry für Off-Topic.

    Got no friends? Got no fun? Listen to SPLIFF and you'll see the sun!

    Club-Mitglied seit 1991
    +++ GENESIS (11x ab 1987)
    + PHIL COLLINS (12x ab 1990) + PETER GABRIEL (20x ab 1987) + STEVE HACKETT (11x ab 2003) + MIKE & THE MECHANICS (11x ab 1989) + RAY WILSON/_CUT (7x ab 1999) + THE MUSICAL BOX (15x ab 2003) +++ Nächste Station: Steve Hackett, 18.07.2024

    • Offizieller Beitrag

    Ein paar Worte zur Kritik an Gabriels Aussprache und den deutschen Texten:


    Deutsch ist für Menschen mit Englisch als Muttersprache schwer zu lernen. Das gilt auch schon für die Aussprache an sich. Neben dem Umstand, dass die Laute im Englischen und Deutschen leicht anders positioniert sind, kommt hinzu, dass die deutschen Umlaute ö und ü keine echte Entsprechung im Englischen haben. Wenn ihr also Briten trefft, die gut und weitgehend akzentfrei Deutsch sprechen, dann kennt ihr jemand, der/die daran hart gearbeitet hat und gute Lehrer*innen hatte.

    Vor diesem Hintergrund finde ich es nicht angemessen, Peter Gabriel anzukreiden, seine Aussprache der deutschen Texte sei mitunter unverständlich - zumal er sie ja nicht nur sprechen, sondern auch noch singen musste. Ganz im Gegenteil: Ich finde, Peter Gabriel hat in puncto "Vortrag" durchaus gute Arbeit geleistet.


    Man kann natürlich beklagen, dass die deutschen Texte mitunter nicht "deutsch betont" bzw. "deutsch phrasiert" sind. Na klar. Aber woran liegt das? Das liegt daran, dass die Lieder natürlich auf englische Texte ausgelegt sind, also englischen Phrasierungen und englischen Betonungsmustern folgen. Und die sind anders als die deutschen, schon weil englische Wörter in aller Regel kürzer sind. Die Schwierigkeiten, die sich daraus ergeben, sind vor allem dem Übersetzer zur Lösung aufgegeben. Und hier, finde ich, hat Horst Königstein gute Arbeit geleistet. Es ist keine geringe Leistung, einen rhythmisierten Text im weitgehend selben Rhythmus zu übertragen und dabei die Aussage und die Wortbilder einigermaßen zu bewahren!


    Wenn ich dann so etwas lese:

    Zitat

    Auch hier trifft jedoch "Du löscht noch eine Kerze, doch nicht ein großes Feuer" nicht gerade die Bedeutung von "You can blow out a candle, but you can't blow out a fire"

    ...., dann geht mir einigermaßen der Hut hoch. "Eine Kerze kriegst du noch aus - ein großes Feuer löscht du nicht mehr." Das ist der Inhalt beider Sätze. Hier zu differenzieren spaltet ziemlich dünne Haare.

    Ja, Gabriel hätte noch mehr an der Aussprache arbeiten können - aber man bedenke den zeitlichen Rahmen für die Projekte. Ja, Königstein hätte hier oder da auch anders formulieren können - aber es ist mindestens fraglich, ob sich eine sprachlich andere Lösung in die vorgegebene Rhythmisierung eingepasst hätte (oder umgekehrt).


    Es ist ein Projekt, mit dem man nur scheitern kann. Insofern: Respekt für den Mut, das zu machen. Zweimal. (Oder dreimal, wenn man Hier Kommt Die Flut einzeln zählt).

  • Ich stimme Dir vollkommen zu, außer bei der "Haarspalterei".

    Du hast bei Deiner Angabe des Inhalts mit dem Ausruck "auskriegen" einen schönen Kompromiss angeboten, der auch vom Sinn her passt. Aber "blow out" bedeutet: auspusten; bei "löschen" hingegen denke ich an die Feuerwehr - und die kann auch ein großes Feuer löschen.

  • Es ist ein Projekt, mit dem man nur scheitern kann. Insofern: Respekt für den Mut, das zu machen.

    Auch ich habe größten Respekt für ein künstlerisch ambitioniertes Scheitern. Wenn man allerdings davon ausgeht, dass das Scheitern in dieser Konstellation vorprogrammiert war, würde ich dem Unterfangen mindestens so viel Dummheit wie Mut zuschreiben.

    • Offizieller Beitrag

    Hast du denn einen singbaren Gegenvorschlag?


    Ansonsten sind diese Details genau die Abstriche, die man bei so einer Übersetzung machen muss. Wobei ich zugebe, dass auch ich bei den Übersetzungen von Königstein Stellen kenne, die ich a) sinnverändernd übersetzt und b) unnötig verändernd übersetzt finde. Beides zusammen wohlgemerkt.