14.03.2022 - KÖLN, Deutschland - Lanxess Arena | GENESIS: The Last Domino? Tour

  • So, jetzt noch ausführlicher:


    Es war ein sehr emotionaler, aber vor allem auch ein sehr guter Konzertabend gestern in Köln.


    Zum ersten Mal nach mehr als 2 1/2 Jahren live Musik (mein letztes Konzert war Bob Dylan in Stuttgart im Juli 2019). Als die ersten Takte von Dukes intro erklangen hat mich das gleich total ergriffen. In diesem Moment wohl etwas weniger, weil das Genesis waren, sondern ganz einfach weil ich mal wieder die Wucht eines live vorgetragenen Rockstücks spüren durfte.


    Dass die da vorne Genesis sind und zwar Genesis at it's best, das hat mich dann bei Mama so richtig gepackt. Ich habe mir bewusst kein Video dieses Songs im Vorfeld angesehen und so war mein Glück um so grösser. Aus dem harmlosen Mütterchen von 2007 ist wieder ein echtes Monster geworden. Da hat einfach alles gestimmt. Und die Mutter hat auch gleich den Ton angegeben. Das gesamte Konzert hatte viel mehr Biss als 2007.


    Das nächste Monster kam bereits im Übernächsten Song. HBTS, vor allem Part 2 hat unglaublich reingeknallt. Dazu eine Inszenierung die echt gewaltig und gruselig war. Ein Traum.


    Das neue Medley hat mir sehr gut gefallen. Obwohl stimmlich natürlich grenzwertig für Phil, war Afterglow diesmal so, wie ich es endlich mal sehen und hören wollte. Nick an den Drums einfach genial.


    Und dann der Akustik-Teil: Wie schon bemerkt, ein absolutes Highlight für mich. TA mag ich sowieso, für mich das geniale Beispiel eines gelungenen Drei-Minuten-Popsongs. Schön, dass hier mal Daryl das Gitarrensolo beisteuern durfte. Zum Lamm hab ich mich ja bereits ausgelassen. So etwas wie mein stiller Höhepunkt des Sets. Und FYFM mit dem Lichtermeer im Publikum war ein richtig runder Abschluss dieses Teils.


    Duchess hat mich erstaunlicherweise nicht ganz so sehr vom Hocker gerissen, wie erwartet. Lag vielleicht auch daran, dass der Sound in dieser Phase bei mir etwas breiig rüberkam. Dafür war NSOM echt ein Hingucker. Endlich kriegt der Song an dieser Stelle des Konzerts mal eine richtige visuelle Inszenierung (auch wenn sie mich ein wenig an "time" von Pink Floyd anno 1994 erinnert hat).


    FOF war wieder Nicks Ding, obwohl ja eigentlich Daryl endlich mal im Mittelpunkt stehen durfte und IKWIL war die Party für die älteren Fans (die jüngere Frau neben mir war wohl eher erstaunt, warum ich diesen Song so abfeiere). Der spontane "Stagnation"-Chor nach dem Song war das Party-Highlight. Phil: "we're recieving something". Als die Leute dann weitersangen (ich voll dabei) kam die Geschichte mit "wir sind für's Singen bezahlt". Hier hat man echt gemerkt, dass Phil mehr drauf hat als die Standart-Spässe.


    Domino: Was soll ich sagen? Erste Gedanke nach zwei Zeilen: Phil kann das nicht mehr singen. Zweiter Gedanke: Doch, das kriegt er noch hin. Dritter Gedanke bei TLD: Scheisse, das sieht ja aus wie die Bilder der zerbombten Städte in der Ukraine. Plötzlich war der Song kein eighties-Relikt mehr, sondern bitterlich aktuell. Die Visualisierung mit den rotierenden Lichtern am Ende war natürlich allererste Sahne, aber der Moment war für mich mehr Gedenken und Mitleiden als Genuss.


    Wie gut, dass nachher TIAA kam, das war Balsam für die Seele. Auch wenn mir Phils finales "I don't wanna go" ziemlich eingefahren ist.


    Leider kam nun für mich ein echter Hänger:

    TTT packt mich in dieser Kurzversion einfach nicht. Hätten sie sich sparen können. IT war OK, schöne Lightshow. ICD war echt nur noch langweilig, da hätte ich lieber was wie "Jesus" gehabt.


    Aber das war zum Glück nicht das Ende. Ich war überrascht, wie gut Phil das MK-Intro gesungen hat. Da hatte ich dann wirklich Tränen in den Augen. Der Abschluss mit CC war einfach wunderschön. Darauf tosender Applaus, ein letztes Mal Abschied nehmen. ;(


    Der Sound allgemein war sehr gut, gegen Ende fand ich die Background-Sänger etwas übersteuert. Leider hat, wie schon oft bemerkt, der Taurus etwas gefehlt. Dafür fand ich Daryls Bass extrem knackig abgemischt (HMTS, NSOM).


    Kleines Detail zum Schluss: Habt ihr den kleinen Kameraroboter beachtet, der vor Tony auf einer Schiene fährt? Echt neckisch das Ding, könnte der kleine Bruder von BB8 sein :)


    Tja, das war's dann also für mich mit Genesis. Unglaublich, dass es am Ende doch noch geklappt hat. Ich werde dieses Konzert ganz anders in Erinnerung behalten als das (beileibe nicht schlechte) Konzert 2007. Rock is back und wie!

    "Don't get up gentlemen, I'm only passing through"

  • Ich habe in Block 214 gesessen und habe niemand ohne Maske gesehen.


    Ich bin heute den ganzen Tag gut gelaunt trotz Müdigkeit wegen nur 5 Stunden Schlaf.

    Das Konzert war einfach sensationell.Hier hat wirklich fast alles gestimmt und Phil hat besser gesungen als 2017 und 2019.


    Nach dem betrachten meiner Handyvideos steht fest die Videos sehen gut aus und der Ton ist ebenfalls wirklich gut.


    Das Liveerlebnis ist jedoch tausend mal besser und es waren meine schönsten 2,5 Stunden seit Jahren.


    Danke Genesis für den schönen Abend.

    • Phil war in Stimmung wie eh und je und hatte über die komplette Dauer des Konzerts das Publikum in der Hand. An Schlagfertigkeit hat er nichts eingebüßt.

    Das sehe ich genauso.

    Dritter Gedanke bei TLD: Scheisse, das sieht ja aus wie die Bilder der zerbombten Städte in der Ukraine. Plötzlich war der Song kein eighties-Relikt mehr, sondern bitterlich aktuell. Die Visualisierung mit den rotierenden Lichtern am Ende war natürlich allererste Sahne, aber der Moment war für mich mehr Gedenken und Mitleiden als Genuss.

    Ja, das habe ich so ähnlich auch gedacht. Manche Songs sind eben zeitlos.

    Das Blitzlichtgewitter von Domino erinnerte mich an das Herabfallen von Bomben. Oder an Maschinengewehre.


    Die beiden Hintergrund-Sänger fand ich auch etwas sehr laut.



    Am Meisten geärgert habe ich mich über einen hageren, hochgewachsenen Mann schräg vor mir, der ständig am Filmen war, und mir somit das Blickfeld versperrte Ich habe zwar versucht, mit dem Handy ein paar Bilder zu machen, aber er ist auf fast allen mit drauf. Mitsamt Gerät. So ein Ärger !

    "There are crawlers under my lambswool feet..."
    (Quelle)

  • Ich will auch mal ein wenig von gestern Abend berichten:

    nach dreistündiger Anreise mit dem Zug haben wir gegen Mittag erstmal das Gepäck ins Hotel gebracht, dafür haben wir uns ein 24-Std-Ticket der KVB geholt. Anschließend sind wir mit der Tram zur Lanxess-Arena gefahren, von dort zum Rheinufer, auch zum Hyatt-Hotel, wo vorm Hotel und auch an der Rheinpromenade einige Konzert-Besucher, aber niemand von der Band auszumachen waren.

    Ich war derjenige mit dem roten 2007-IT-Fan-T-Shirt, anscheinend muss ich aber in ganz Köln wohl der einzige gewesen sein. Ich habe weder in der Stadt noch später in der Arena jemanden mit diesem Shirt gesehen.

    Meine Frau und ich haben die Sonne am Rheinufer genossen, haben dann um 18 Uhr in der L'osteria Köln-Deutz was gegessen und sind dann ganz gemütlich
    zur Arena.

    Nach dem Einlass-Prozedere sind wir um 19:40 Uhr gleich zu unseren Plätzen. Mir fiel auf, wie eng und steil die Bestuhlung in der Arena war, kein Vergleich zur Jahrhunderthalle bei Steve Hackett in Ffm ein paar Tage zuvor.

    Unsere Plätze im Block 217 waren gut, nah am Geschehen, allerdings fast 90 Grad zur Bühne. Darunter hat vermutlich der Gesamtsound und die Gesamtoptik der Lightshow etwas gelitten. Ich konnte mit meiner Lumix-Kompaktkamera jedoch etliche gute Fotos von der Seite schießen. Diese Kamera ist mittlerweile meine "Konzertkamera", die bei der Taschenkontrolle diskret in der Hosentasche verschwindet und beim Konzert dank gutem Zoom doch ordentliche Fotos macht.

    Zu den Songs selber schreibe ich nur so viel: anfangs hatte Phil etwas Timing- und Intonationsprobleme, die sich im Laufe des Abends merklich besserten.

    Besonders gefallen haben mir persönlich:

    Behind the lines/Duke's end
    Mama

    Home by the sea
    Cinema show/Afterglow

    That's all und Lamb aus dem Acoustic part (das werden wir mit unserer Band wahrscheinlich auch mal proben), Duchess (war eine ziemlich gelungene Variation zum Original
    No son of mine hat mächtig gerockt
    Firth of fifth (da hatte ich ja den Vergleich zu Steve am letzten Donnerstag)
    I know what I like mit Stagnation-Einlage
    I can't dance fand ich dieses Mal auch gut, das Songwriting ist halt simpel gestrickt
    und dann natürlich der Schluss Dancing with the moonlit knight und Carpet crawlers. Auch das werden wir mit der Band mal spielen.

    Nic hat die Show sowas von gerockt, dass man die früheren double drum parts nicht vermisst hat. Er wird sicher seinen Weg als Drummer auch ohne Genesis und Phil Collins machen.

    Mike war für mich die Überraschung des Konzerts. Er hat alles gegegeben, seine Bassparts waren zusammen mit Nic das Rückgrat der alten Songs. Auch seine Solos bei den neueren Sachen waren gut. Er hat im Vorfeld der Tour wohl echt geübt.

    Über Daryl muss man keine Worte verlieren, seit fast 45 Jahren eine gitarristische Bank bei Genesis. Aber FoF gefällt mir vom Feeling bei Steve immer noch besser.

    Tony war wie immer sehr konzentriert, seine Songschreiberqualitäten innerhalb der Band sind meiner Meinung nach hauptverantwortlich für den Genesis-Sound.

    Daniel und Patrick, die beiden Backgroundsänger, haben ihren Job gut gemacht. Sie waren nicht als Solisten gebucht, sondern als möglichst unmerkliche Unterstützung für Phil's gesangliche Schwächen. Und das haben sie wirklich klasse hinbekommen.

    Und Phil: er war gestern Abend in Köln so spontan und witzig, dass man auch gemerkt hat, wie gut drauf er war.

    Besonders die selbstironischen Ansagen über die Gage und die Vorstellung des tollen gutaussehenden Gitarristen, Songschreibers, der heute leider nicht da sein kann, dafür ist Mike aber da.

    Solche Frotzeleien kann man nur unter langjährigen Freunden bringen, ich habe mich weggeschmissen vor Lachen.

    Phils's Gesang bei Dancing with th moonlit knight hat zudem bei mir einen Kreis geschlossen. Dieser Song hat mich vor 46 Jahren bei einem Schulkameraden zu einem Genesis-Fan gemacht und auch immer wieder begleitet.

    Derzeit nehme ich Klavierunterricht, damit ich den einen ioder nderen Genesis-Song zukünftig mal ordentlich interpretieren kann.

    Zum Schluss noch ein paar Worte zum Vergleich Steve Hackett mit Genesis:

    das SH-Konzert hat mir in Bezug auf die alten Sachen musikalisch besser gefallen, Supper's ready oder Cinema show komplett haben Genesis eben seit 40 Jahren nicht mehr gespielt. Die Gitarrenparts bei Firth of Fifth und Los Endos gefallen mir von Steve einfach besser, weil seine Gitarre "gently weeps". Dieser sphärische Sound ist und bleibt einfach Steve's Markenzeichen, und ich denke, Daryl weiß das auch und kopiert den Hackett-Sound und Spielweise nicht einfach.

    Die Lightshow von Steve kann natürlich mit der von Genesis nicht mithalten, dafür kosteten die besten Tickets bei ihm auch nur 66 €. Bei der zu erwartenden Zuschauerzahl wären Videowände wirtschaftlich auch nicht zu vertreten und bei der entsprechend kleineren Hallengröße auch nicht erforderlich.

    Dafür war der Klang in der Jahrhunderthalle (in der Genesis selbst 1973 und 1975 aufgetreten sind) so klar, so differenziert wie es in einer Betonarena wie der Lanxess-Arena einfach nicht möglich wäre. Aber auch Steves Lightshow war für "nur Licht" sehr gut.


    Bei Nads Stimme scheiden sich die Geister. Ich kenne ihn bereits als Sänger des Genesis sound alike-Projekts "Unifaun". Da hat er mich an eine Mischung aus Peter und Phil erinnert und das mochte ich.

    Mittlerweile hat sich auch seine Stimme in Richtung tiefere Lage verändert, was natürlich nicht ganz zu Second's out passt, als Phil Mitte zwanzig war. Meiner Meinung nach hat er es gut gemeistert.

    Beide Konzerte im Doppelpack waren jedenfalls für mich eine tolle Gelegenheit, von meiner Band Genesis Abschied zu nehmen.

    Auf Wunsch würde ich die besten Fotos des Genesis-Abends hier irgendwo einstellen.

    Can you tell me where my country lies
    said the unifaun to her true love's eyes

  • Kann ich nicht bestätigen, im Unterrang Block 210 sehr disziplinierte Maskenträgerzuschauer*innen und sympathische Ordner*innen, die sehr nett auf die Maskenpflicht hingewiesen haben, falls mal jemand sie nicht (richtig) an hatte...

    Genesis Peter Gabriel Phil Collins Steve Hackett
    20.06.87, MA 22.05.93, DO 12.07.90, DO 14.08.92, Montréal
    03.07.92, GE 10.11.93, DO 21.11.97, DO 06.11.03, K
    27.07.92, K 30.04.03, OB 09.07.98, K (Big Band) 09.05.14, BO
    26.06.07, D 25.05.03, K 12.06.04, K 27.03.15, DO
    14.03.22, K
    05.05.04, DO 12.04.17, BO

    14.06.07, GE 21.05.19, E
    25.07.09, Malmesbury
    29.09.20, E
    02.10.10, K 20.07.22, E
    16.10.13, D 23.07.22, Loreley
    02.05.14, K
    10.06.23, K
  • Ein sehr emotionaler Moment:


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    "Don't get up gentlemen, I'm only passing through"

    • Offizieller Beitrag

    Hier zwei Full-Show-Videos unterschiedlicher Qualität (beide nicht von mir):


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  • Schaut euch mal den Schluss an. Ich hab mich schon in der Halle gefragt, was Phil und Mike da miteinander bequatschen. Ich dachte für einen Moment, Mike fordert Phil auf, nochmals was am Mikrofon zu sagen.

    "Don't get up gentlemen, I'm only passing through"

  • Ach was, die haben nur besprochen, ob sie sich bei Mike oder bei Phil im Hotelzimmer nach der Show treffen und ob Mike noch die Wasserflasche vom Konzert dorthin mitbringt...

    "Whenever sort of Spinal Tap is on or something, and you see these moments, you think, 'I've been in a band like that'...that's Genesis!'"
    Phil Collins in "Sum Of The Parts", 2014

  • "I think, we're recieving something..."

    Nun ist es ein Jahr her seit meinem persönlichen Abschied von Genesis und die Erinnerungen sind immer noch wach. Es war Genesis, zum allerletzten Mal, es war das erste Rockkonzert nach der langen und ermüdenden Covid Zeit (ja, es war damals schon noch ein bisschen seltsam, mit so vielen Leuten gemeinsam in einem Raum zu sein...) und es war ganz einfach eine grossartige Show.


    Obiges Zitat von Phil steht für einen ganz besonderen Moment an jenem Abend. Nach IKWIL stimmt ein spontaner Fanchor nochmals das Stagnationen-Zitat an und der Gesang kommt bei Phil an, der promt darauf reagiert. Seine witzige, spontane Reaktion zeigt, dass er diesmal nicht auf Autopilot läuft, sondern wirklich noch ein letztes Mal Spass an der Sache hat.


    Scheen war's!


    "Don't get up gentlemen, I'm only passing through"