So, jetzt noch ausführlicher:
Es war ein sehr emotionaler, aber vor allem auch ein sehr guter Konzertabend gestern in Köln.
Zum ersten Mal nach mehr als 2 1/2 Jahren live Musik (mein letztes Konzert war Bob Dylan in Stuttgart im Juli 2019). Als die ersten Takte von Dukes intro erklangen hat mich das gleich total ergriffen. In diesem Moment wohl etwas weniger, weil das Genesis waren, sondern ganz einfach weil ich mal wieder die Wucht eines live vorgetragenen Rockstücks spüren durfte.
Dass die da vorne Genesis sind und zwar Genesis at it's best, das hat mich dann bei Mama so richtig gepackt. Ich habe mir bewusst kein Video dieses Songs im Vorfeld angesehen und so war mein Glück um so grösser. Aus dem harmlosen Mütterchen von 2007 ist wieder ein echtes Monster geworden. Da hat einfach alles gestimmt. Und die Mutter hat auch gleich den Ton angegeben. Das gesamte Konzert hatte viel mehr Biss als 2007.
Das nächste Monster kam bereits im Übernächsten Song. HBTS, vor allem Part 2 hat unglaublich reingeknallt. Dazu eine Inszenierung die echt gewaltig und gruselig war. Ein Traum.
Das neue Medley hat mir sehr gut gefallen. Obwohl stimmlich natürlich grenzwertig für Phil, war Afterglow diesmal so, wie ich es endlich mal sehen und hören wollte. Nick an den Drums einfach genial.
Und dann der Akustik-Teil: Wie schon bemerkt, ein absolutes Highlight für mich. TA mag ich sowieso, für mich das geniale Beispiel eines gelungenen Drei-Minuten-Popsongs. Schön, dass hier mal Daryl das Gitarrensolo beisteuern durfte. Zum Lamm hab ich mich ja bereits ausgelassen. So etwas wie mein stiller Höhepunkt des Sets. Und FYFM mit dem Lichtermeer im Publikum war ein richtig runder Abschluss dieses Teils.
Duchess hat mich erstaunlicherweise nicht ganz so sehr vom Hocker gerissen, wie erwartet. Lag vielleicht auch daran, dass der Sound in dieser Phase bei mir etwas breiig rüberkam. Dafür war NSOM echt ein Hingucker. Endlich kriegt der Song an dieser Stelle des Konzerts mal eine richtige visuelle Inszenierung (auch wenn sie mich ein wenig an "time" von Pink Floyd anno 1994 erinnert hat).
FOF war wieder Nicks Ding, obwohl ja eigentlich Daryl endlich mal im Mittelpunkt stehen durfte und IKWIL war die Party für die älteren Fans (die jüngere Frau neben mir war wohl eher erstaunt, warum ich diesen Song so abfeiere). Der spontane "Stagnation"-Chor nach dem Song war das Party-Highlight. Phil: "we're recieving something". Als die Leute dann weitersangen (ich voll dabei) kam die Geschichte mit "wir sind für's Singen bezahlt". Hier hat man echt gemerkt, dass Phil mehr drauf hat als die Standart-Spässe.
Domino: Was soll ich sagen? Erste Gedanke nach zwei Zeilen: Phil kann das nicht mehr singen. Zweiter Gedanke: Doch, das kriegt er noch hin. Dritter Gedanke bei TLD: Scheisse, das sieht ja aus wie die Bilder der zerbombten Städte in der Ukraine. Plötzlich war der Song kein eighties-Relikt mehr, sondern bitterlich aktuell. Die Visualisierung mit den rotierenden Lichtern am Ende war natürlich allererste Sahne, aber der Moment war für mich mehr Gedenken und Mitleiden als Genuss.
Wie gut, dass nachher TIAA kam, das war Balsam für die Seele. Auch wenn mir Phils finales "I don't wanna go" ziemlich eingefahren ist.
Leider kam nun für mich ein echter Hänger:
TTT packt mich in dieser Kurzversion einfach nicht. Hätten sie sich sparen können. IT war OK, schöne Lightshow. ICD war echt nur noch langweilig, da hätte ich lieber was wie "Jesus" gehabt.
Aber das war zum Glück nicht das Ende. Ich war überrascht, wie gut Phil das MK-Intro gesungen hat. Da hatte ich dann wirklich Tränen in den Augen. Der Abschluss mit CC war einfach wunderschön. Darauf tosender Applaus, ein letztes Mal Abschied nehmen.
Der Sound allgemein war sehr gut, gegen Ende fand ich die Background-Sänger etwas übersteuert. Leider hat, wie schon oft bemerkt, der Taurus etwas gefehlt. Dafür fand ich Daryls Bass extrem knackig abgemischt (HMTS, NSOM).
Kleines Detail zum Schluss: Habt ihr den kleinen Kameraroboter beachtet, der vor Tony auf einer Schiene fährt? Echt neckisch das Ding, könnte der kleine Bruder von BB8 sein
Tja, das war's dann also für mich mit Genesis. Unglaublich, dass es am Ende doch noch geklappt hat. Ich werde dieses Konzert ganz anders in Erinnerung behalten als das (beileibe nicht schlechte) Konzert 2007. Rock is back und wie!