08.03.2022 - BERLIN, Deutschland - Mercedes-Benz Arena | GENESIS: The Last Domino? Tour

  • Nach einem unvergesslichen Konzert am Montag seitlich auf den Rängen habe ich mich spontan entschlossen, auch noch für den 8.3. ein Ticket zu kaufen, um als Teil der "very tiny people in the back" die komplette Bühnenshow genießen zu können. Und ja, alle stimmen überein: sie haben im Vergleich zum ersten Konzert noch eine Schippe draufgeschlagen. Wahnsinn!


    Während mich am Montag (in positiver Hinsicht) die Wucht und der Bombast der durch Mark und Knochen gehenden Drums erschlagen hatte, aber daraunter die Gitarren- und Keyboardparts litten, war der Sound hinten ausgewogener.


    weitere Anmerkungen:


    - Mikes Spielfreude ist der absolute Oberhammer. Der Kerl hat sich durch die Mechanics-Tourneen so viel Selbstvertrauen angespielt, dass es mich nicht gewundert hätte, wenn er Daryl die Gitarre entrissen und das FoF-Solo selbst übernommen hätte. :D Während man früher nach HBTS drei Kreuze machen konnte, wünschte ich mir heute gern noch mehr von ihm. ABACAB bspw.


    - Nic nimmt alle mit. Wahnsinniger Drive. An keiner Stelle habe ich die Dual Drums vermisst. Nics Energie und die technischen Möglichkeiten kreieren einen unglaublich fetten Sound, dass man außer aus Nostalgiegründen kein zweites Kit benötigt.


    - Warum zur Hölle wurde Duchess 40 Jahre nicht mehr live gespielt? Hätte nie vermutet, dass die aus diesem Übersong live noch so viel mehr herausholen. Mein persönlicher Höhepunkt!


    - Generellhaben mich die Anpassungen/Veränderungen der Songs gefallen. Die "unplugged"-Session so untypisch für Genesis, jedoch perfekt. LLDOB hat einen Mega-Groove, klang nie besser! Fast wünsche ich mir, sie würden ein unplugged-Album aufnehmen als Abschluss ihres Schaffens. Phils verletzliche Stimme passt da wunderbar rein. Die nervigen Keyboardsounds aus FYFM gegen Pianosounds ersetzt: genial, noch nie habe ich den Song so genossen.


    - In Berlin 1 haben sich die Backgroundsänger mit Phil öfter (NSOM) gedoppelt und das klang teilweise wie zwei verschiedene Songs. In Berlin 2 haben sie sich gefühlt mehr zurückgenommen oder Phil hat die Stellen einfach besser getroffen, wer weiß. Auf jeden Fall die richtige Entscheidung mit den Sängern, auch wenn die Puristen den Kopf schütteln.


    negativ für mich waren nur folgende Punkte:


    - Domino im Finale hat nicht mehr die Wucht wie früher. Zu Beginn des zweiten Teils (Last Domino) "looped" der Song so vor sich hin und man wartet gefühlt eine Minute auf Tonys Einsatz. Bei Berlin 1 dachte ich, er hätte sich verspielt oder den Einsatz verpasst. Das war aber in Berlin 2 genauso. Wurden die Keyboardsounds einfach nur zu schlecht abgemischt?


    - Der Übergang von FL und CS bleibt Mist. Wobei... es hatte etwas so wie die "Sinphonie mit dem Paukenschlag" früher im Musikunterricht. Die Frau vor mir ist regelrecht zusammengezuckt. Naja, kann man machen, aber lieber hätte ich FL komplett gehört. Ist schließlich einer der besten Songs des Trios und nicht so totgenudelt wie IKWIL (das mit nur halbherzigem Tamburineinsatz nicht mehr so viel Spaß macht).


    Also, an alle, die noch Zögern: geht hin! Bei dieser fulminanten Show wünscht man sich, die Jungs würden noch lange nicht aufhören.

    • Offizieller Beitrag

    interessant

    Am 7. hatte ich oft das Gefühl, dass die „nicht-Hits“ besser angekommen sind. Ok, dass That’s all frenetisch bejubelt wurde, will ich nicht verschweigen - is aber auch ne feine Version.

  • Nach zwei Jahren Hoffen und fiebern ist es nun also plötzlich vorbei.

    In erster Linie bin ich ja dankbar, dass es überhaupt geklappt hat, so viel hätte schief gehen können: Dass sie überhaupt bei uns spielen, die Genehmigung für die Show, Phils Gesundheit, dass Babysitterin und Bahn pünktlich sind und natürlich bis zum letzten Tag das Hoffen, dass man von Omikron verschont bleibt. Hat alles geklappt! Bloß geht es mir oft so, dass, wenn man etwas so Großes so lange erwartet, es einem dann in dem Moment so unreal vorkommt, dass man nicht so einteigen kann, wie man dachte.


    Das Konzert aber war großartig. Ich saß am Rand quasi direkt hinter Tony und leider war der Sound in der Ecke doch ziemlich schwammig. Aber man hat dort gut Nic beobachten können, wie er Dampf macht. Und man konnte zuerst sehen, wie sich die Band von hinten der Bühne nähert, etc. Man war einfach dicht dran.


    Bei seinen (sehr wenigen) Worten über den aktuellen Krieg war Phil sichtlich bewegt, möglicherweise den Tränen nah, vielleicht fiel das Statement auch deshalb so knapp aus und der Einstieg in Land of Confusion wurde verpasst.


    Mir hat Daryls Solo bei That’s All gut gefallen (auch wenn mir diese Gitarrenchimäre vom Klang her zu dünn ist). Apropos Daryl: Im Firth-of-Fifth-Solo, was eigentlich sein musikalischer Höhepunkt sein sollte, war der Kommentar meiner Frau, was er doch für einen imposanten Backenbart (sic) hätte. So sind die Wahrnehmungen unterschiedlich fokussiert.


    Generell bester Dinge verließ man die Halle (die trotz der Größe immer recht gut strukturiert und organisiert scheint). Der Eindruck des Abends im Gesamten ist aber am Ende sichtlich geprägt von der Bahnfahrt, die einem ein schwer zu beschreibendes Gefühl hinterließ: Wir im Zug, nachdem wir einem in der Summe doch ziemlich teuren Vergnügen frönten, und um uns herum die Menschen aus der Ukraine, die im Zug waren, weil sie um ihr Leben fürchten müssen, die Kinder, die ihre ganze Kindheit auf einen kleinen Rucksack reduziert ins Ungewisse tragen …


    Eine Frage noch an die Kenner: Worauf spielte denn das Videotape „The One Show ’14“ in der Projektion bei Throwing it all away an?

  • Eine Frage noch an die Kenner: Worauf spielte denn das Videotape „The One Show ’14“ in der Projektion bei Throwing it all away an?


    Ich halte mich zwar für keinen extremen Kenner, aber meine Neugier spornt mich an zu Höchstleistungen:


    Und wenn ich die tollen Berichte hier so lese, dann freu ich mich extremst auf Sonntag in Köln bzw. dass ich mich vorgestern noch sehr kurzfristig zum spontanen Ticketkauf habe überreden lassen. :) :) :)

  • Duchess uninspiriert ...

    Duchess war überraschend groß und fett, der Track gehört auch auf die großen Bühnen. Es wurde seit 1981 nicht mehr live gespielt, zum Glück ist es nun zurück. Es passt zur Bandgeschichte selbst und die WUCHT war schon enorm. Der Sound war etwas breiig in der Arena, aber imho dürften sowohl die ITAT-Schreier und Altfans positiv beeindruckt sein, trotz der Transponierung der Tonhöhe. Phil hat das Stück nicht zurückgehalten und imho eines seiner besten Gesangsleistungen mit diesem Stück dargelegt.

    Ja, wat denn nu? Sind das noch die widerstreitenden Gefühle oder meintest du beim ersten "Duchess" ein anderes Stück?

    FolkProg bei www.favni.de oder fauns.bandcamp.com und favni.bandcamp.com

  • Ich verstehe das so, dass chin bei der ersten Erwähnung die Bühnen- / Leinwandshow meint und bei der zweiten die musikalischen Umsetzung und Performance und vielleicht auch Dramaturgie innerhalb der Setlist :)

  • - Mikes Spielfreude ist der absolute Oberhammer. Der Kerl hat sich durch die Mechanics-Tourneen so viel Selbstvertrauen angespielt, dass es mich nicht gewundert hätte, wenn er Daryl die Gitarre entrissen und das FoF-Solo selbst übernommen hätte. :D

    Mann, bin ich froh, dass das nicht passiert ist !!!!!!!!!!!!


    Apropos Video-Tape: Ich wüsste echt gern, ob es weltweit auch nur eine Person gibt, die "When in Rome" auf VHS-Video hat...

    FolkProg bei www.favni.de oder fauns.bandcamp.com und favni.bandcamp.com

  • Ich bin immer noch total begeistert von gestern Abend :huepfen:

    Nachdem ich die Posts von Gyni, Earl und ecclipse gelesen habe, bin ich nochmal mehr froh, dass ich nur gestern Zeit hatte.

    Na klar, auch ich hätte mir mehr alte Stucke gewünscht, aber das ist wohl der Kompromiss, den sie versuchen.

    Die Gesangsleistung von Phil war viel besser als ich es befürchtet hatte, die ungewohnten Backgroundsänger haben aber definitiv geholfen. Daher finde ich, dass es eine gute Entscheidung war.

    Nic ist grandios. Und das mit erst 21. :drum:

    Tony war wie immer. Gut, aber bloß keine Emotion zeigen. Aber so ist er wohl.

    Mike war wirklich präsent.

    Bei meinen Konzerten zwischen 1981 und 2007 konnte man den Eindruck haben Daryl ist maßgeblicher als Mike. Das war diesmal definitiv anders.


    Für mich persönlich war der Abschluß mit Carpet Crawlers richtig gewählt und gleichzeitig sehr emotional. Da ich wusste, dass es der Letzte des Abends wird, habe ich Abschied von Genesis als Live-Performance genommen. In der Stimmung - euphorisch und traurig gleichzeitig - habe ich mich dann auf den Weg nach Hause gemacht.

    Am Montag geht es nach Leipzig zu Steve.
    Nach dem Konzert ist wieder vor dem Konzert - ist das nicht großartig ?

    it's one o'clock and time for lunch ...:kaffee:

  • Sehr schön und ausgewogen geschrieben.

    Am Ende versöhnen sich Genesis und die kopfgesteuerte Feuilleton-Presse noch... es geschehen doch noch Wunder.