TotW: [5.4.-11.4.2021]: PETER GABRIEL - The Feeling Begins

  • Besser als Thom könnte ich es nicht formulieren. Musik des Aufbruchs, der Suche, des Zweifels, der Erleuchtung - zutiefst menschlich. Musik, die nur Peter so schaffen konnte. Damals war er im Zenit seiner musikalischen Fähigkeiten. Für die Gefühle, die dieses Lied und das ganze Album in mir auslöst, vergebe ich 15 Punkte.

    • Offizieller Beitrag

    „Das Gefühl beginnt sehr zart, sehr liebevoll – bis die Klauen zupacken“, heißt es im Film, und gerade so führt The Feeling Begins den Hörer in die Klangwelt ein: Eine dunkle Bordun eröffnet das Album. Wie die frühe Morgendämmerung zieht das Duduk mit sehnenden Klängen den Schleier der Stille von der Musik. Kräftig setzen Perkussionsinstrumente ein und treiben das Thema nach einer kleinen Atempause auf einen rhythmischen Höhepunkt.


    Welches Gefühl das ist, wird im Film - soweit ich mich erinnere - erst später und eher nebenbei erklärt; der Zimmermannssohn, wie Kazantzakis ihn in der Romanvorlage beständig nennt, schildert hier, wie Gott von ihm Besitz ergreift oder wie Gott sich in ihm bemerkbar macht ... (theologisch Beschlagenere mögen sich die geeignete Formulierung ausdenken).


    Man könnte bei der Musik auch an die Zeit um Sonnenaufgang an einem ebenso schönen wie stillen Ort denken; wie sich aus dem langsam blauer werdenden Nachtdunkel ein Hauch von Licht erhebt, dann einzelne Sonnenstrahlen über den Horizont tasten und bald die Sonne selbst über den Horizont steigt, alles erhellt und die Landschaft mit all ihrem Leben erweckt.


    Ich mag die Musik von Passion; sie ist ungemein spröde, wirkt trotz der vielfältigen Instrumente karg - und hat trotzdem oder gerade deswegen einen besonderen Reiz. The Feeling Begins ist ein wunderbares Stück an und für sich und ein nahezu perfekter Auftakt zu einem aufregenden Album.


    15 Punkte.

  • Ich mag solche orientalischen Klänge. Ich assoziiere dabei Wüste, Dünen und Turban-Romantik.

    Wäre das nicht der dieswöchentliche SdW hätte solche Art von Liedern niemals Peter Gabriel zugeordnet.

    ICh mag den sachten Beginn und die Steigerung mithin dem treibenden Schlagzeugspiel, was mich schon fast an GENESIS' Drum-Duet erinnert. Ich kenne den Film nicht, aber glaube dass solch orientalische Klänge filmische Szenen unwahrscheinlich gut untermauern können. Ich würde tatsächlich auch 15 Punkte geben, weil ich mich dabei ertappe, den Song immer wieder hören zu wollen...

  • Ich höre Passion immer in der Fastenzeit vor Ostern. Gehört für mich einfach dazu.
    Ein wunderbares Album, was für mich auch gut ohne den Film funktioniert und Bilder in mir hervorruft.
    Einige Schnipsel der Passion benutzte Peter bei seinem Computerspiel EVE

  • Mir ging es anders als den meisten, die hier vorher gepostet haben. Ich habe, als das Album herauskam, in einem Plattenladen reingehört und fand es furchtbar und habe es daher nicht gekauft.

    Mir hat sich die Musik er später erschlossen, als ich sie, nachdem ich den Film nochmal gesehen hatte, neu entdeckt habe. Seitdem gibt es Momente, ich denen sie genial zur Stimmung passt und einfach wunderbar ist. Gerade eben, im Homeoffice sitzend, kommt bei mir, während draußen Schnee fällt, diese Stimmung einfach nicht auf. Vermutlich deshalb gibt es von mir 10 Punkte.

    it's one o'clock and time for lunch ...:kaffee:

  • Habe zuerst Ende 1988 od. Anfang 1989 den Film im Kino gesehen und mir später den Soundtrack gekauft. Im Kino wirkten die Lieder besser, wohl wegen dem audiovisuellen Feeling. Habe die CD dann wohl noch 2-3 mal gehört, ehe sie, wie leider so viele, im Regal verstaubte. Zeit sie mal wieder rauszukramen. Fand sie damals Ok.

    Genesis, 20.06.1987, Maimarktgelände, Mannheim

    Phil Collins, 11.05.1990, Festhalle, Frankfurt

    Genesis, 04.07.1992, Hockenheimring

    The Musical Box, 05.11.2003, Jahrhunderthalle, Frankfurt

    Seconds Out, 25.12.2005, 25.12.2006, Colos-Saal, Aschaffenburg

    Genesis, 13.03.2022, Lanxess Arena, Köln

  • Im Kino wirkten die Lieder besser, wohl wegen dem audiovisuellen Feeling.

    "Lieder" ist da wohl nicht ganz der korrekte Terminus, handelt es sich doch nicht um ihrer Gesangsparts beraubter Strophe-Refrain-Konglomerate. Und natürlich wirkt Filmmusik "im Kino" aka im Kontext des Films besser. Es handelt sich hier ja um Filmmusik. Diese ist meist einer von vielen Bausteinen, die einen Film ausmachen. Losgelöst von ihren Counterparts Story, Bildsprache, Schauspiel, Sounddesign, kann Filmmusik nicht die volle Wirkung entfalten. Es ist ja in etwa so, als höre man von In The Air Tonight nur Drumcomputer und Drums. Bestimmt beeindruckend, aber irgendeine Kleinigkeit fehlt dann halt doch.

    al's Lebensweisheiten:

    "Man muss sich seiner Arroganz schon bewusst sein, um sie genießen zu können."

    • Offizieller Beitrag

    Wobei man sagen muss, dass im Falle von Die letzte Versuchung Christi die Tracks auf dem Soundtrack nochmal deutlich nachpoliert wurden, dass sie auch unabhäng als Instrumentalalbum funktionieren.


    Das Album erschien auch erst im Jahr nach dem Kinostart des Films.

  • Zitat

    Lieder" ist da wohl nicht ganz der korrekte Terminus, handelt es sich doch nicht um ihrer Gesangsparts beraubter Strophe-Refrain-Konglomerate.

    Jetzt, wo Du es sagst: Doch, genau diesen Eindruck habe ich bei einigen Stücken, am meisten bei "A Differend Drum". Und "Passion" funktioniert in meinen Ohren absolut losgelöst vom Film, den man nicht kennen muß, um diese Musik zu lieben; freilich eine Ausnahme bei Soundtracks.

  • Das ist einer der Teile des Soundtracks, den man sehr gut auch einfach unabhängig vom Film hören kann.


    Als Soundtrack selbst kann man Gabriels Arbeit nicht hoch genug einschätzen. Gabriels Musik hebt den Film nochmals in ganz andere Sphären und macht zusätzlich deutlich, dass es hier nicht um einen historischen "Sandalen-Schinken" geht, sondern um eine theologisch/philosophische Auseinandersetzung mit der Figur Jesu. Sicher gehört "the last temptation" nicht zu den besten Filmen Scorseses, aber er ist so etwas wie ein Schlüssel zum Verständnis seines filmischen Werks. Denn in diesem Film wird explizit theologisch durchexerziert, was implizit in vielen anderen seiner Filme mitschwingt.


    Ach ja: Allein schon wegen Harry Dean Stantons Kurzauftritt als Paulus ist dieser Film ein Muss!

    "Don't get up gentlemen, I'm only passing through"