Einer der besten Schlagzeuger?!

Zitat von Gerd Müller

Was nun die Collins-Diskussion angeht, würde ich es sehr interessant finden, wenn mal jemand, der gut Schlagzeug spielt, technische Aspekte von Phils Spiel genauer analysieren würde:

Was macht er anders als andere?

Wo ist er besonders präzise? Welche Figuren hört man von ihm nie? usw.

Das kann ich gerne einmal machen, ich habe auch eine Abschlussarbeit am Konservatorium geschrieben über ihn, das war aber 2002 und ich hab nur ne PRint-Version, also keine digitale

Generell ist es aber so, dass er insgesamt mehr mit seinem Feeling besticht als mit ungeheurer Schnelligkeit oder technischem Gefrickel. Er spielt viele Single Rolls über die Toms, synkopische meldiöse fill-ins die auch gerne mal über den Takt hinausgehen. Vielleicht mach ich mal ein Video wo ich euch ein paar Figuren/Rhytmen/Fill-Ins von ihm erkläre und spiele. Wenn ich mal Zeit hab

HIer noch ein älteres Video von Sina, wo sie 10 ihrer Drummer Vorbilder und deren verschiedene Styles vorstellt:

townman

Das 'Aber' bezog sich auf den Satz, dass es in diesem Forum kaum objektive Einschätzung von Phils Fähigkeiten geben könnte.

Ich wollte auch nicht andeuten, dass Phil ein 'High-Class'-Fusion Drummer ist, aber ich finde es ist ein Teil seines Werkes der im Zusammenhang mit der gestellten Frage erwähnt werden muss und hilft seine Fähigkeit einzuordnen. Sein Drumming mit Brand X ist speziell, zeigt auch andere Seiten seines Drummings auf und auch dass er nicht nur zu Pop und Prog drummen kann.

Für mich als Nichtmusiker ist und bleibt Phil zusammen mit Neil Peart mein absoluter Lieblingsschlagzeuger.

Ich mag bei weitem nicht alle Schnulzen von ihm als Sänger, aber als Drummer

Ich gebs zu, ich habe ja auch etwas die Tendenz Phil als Schlagzeuger zu verklären.

Was eine realistische Einschätzung wohl stark erschwert ist die Tatsache, dass Phil ganz einfache «eine Marke» ist, die mit gewissen Werten und Assoziationen verbunden ist. Das erschwert evt. einem Schlagzeuglehrer einen unverstellten Blick auf einen Populärmusiker zu werfen. Da es einfach nicht chic ist Phil im Programm zu haben. Den Fans gehts natürlich andersrum auch so.

Aber in den 80igern waren es wohl viele andere (kommerzielle) Beweggründe als nur sein Können, dass so viele veranlasst hat ihn auch nur für die kleinsten Fragmente bei Plattenaufnahmen spielen zu lassen. Sting am Bass, Knopfler oder Clapton an der Gitarre und Phil am Schlagzeug – das perfekte 80iger-Paket.

Nun ich selbst stelle folgendes fest: 1992 strahlte Phil am Schlagzeug und Genesis überhaupt eine derart hohe Autorität und Präsenz und Energie an den Instrumenten aus (und natürlich vorallem Phil am Schlagzeug), dass das bei mir einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen hat. Ich habe zahlreiche gute Schlagzeuger gesehen (von Steve Gadd über Vinnie Colaiuta, über Simon Philips, Dave Weckl etc.) Phil stand hier nicht hinten an, wenns jetzt nicht nur darum geht wieviele krumme Takte aufs Mal, wie schnell kombiniert werden können.

Später wurde aber für mein subjektives Empfinden alles etwas weniger virtuos, schleppender. Beim Bigband-Projekt fand ich bereits es fehlt einfach was, er füllt die Rolle nicht aus als Schlagzeuger.

Gewaltig gut finde ich sein Schlagzeug in jeder Hinsicht Anfang 80iger, da gibt es ein paar (schlechte) Aufnahmen die mich umhauen, dieses Reunionkonzert mit Peter beispielsweise, Back to New York City...

Wahnsinn... oder weniger bekannte Aufnahmen auf einer Platte von Martin Page überzeugen mich sehr. Tears for Fears... welch Enttäuschung nach Jahren: den raffinierten Teil zu Beginn spielt Manu Katché...

soweit mein Senf zum Thema...

Lest einfach nochmal seine Autobiographie. Habe keine Lust, es jetzt rauszusuchen, aber Phil selbst schrieb sinngemäss, dass er nicht einer der besten war, er wäre aber sehr gut gewesen. Und dabei bezog er sich wohl auf die endenden siebziger Jahre und Teile der achtziger Jahre.

Nach eigener Aussage war er also nicht einer der Besten, aber sehr gut.

@ rivanov: Ich warte sehr gerne auf Dein Schlagzeugspiel hier. Wäre doch eine schöne Sache für uns in diesen trüben Zeiten.

Danke auch für Deine Ausführungen zu Phil. Hab es sehr gern gelesen !

Zitat von charles bukowski

Lest einfach nochmal seine Autobiographie. Habe keine Lust, es jetzt rauszusuchen, aber Phil selbst schrieb sinngemäss, dass er nicht einer der besten war, er wäre aber sehr gut gewesen. Und dabei bezog er sich wohl auf die endenden siebziger Jahre und Teile der achtziger Jahre.

Nach eigener Aussage war er also nicht einer der Besten, aber sehr gut.

Eine realistische Selbsteinschätzung von ihm. Sehr sympathisch. Hat er nicht auch mal verlauten lassen, er sähe den Höhepunkt seines Drummings Mitte der 70er (Lamb-Zeiten)?

Aber ich denke, die ursprüngliche Frage:" Einer der besten Schlagzeuger", kann man trotzdem mit ja beantworten.

Ob einer ihn nun an Nr. 3 oder ein anderer ihn an Nr. 22 sieht ist ja egal, zu den besten zählte er bestimmt zu seiner Blütezeit.