29.10.2019 BERLIN - THE MUSICAL BOX: A Genesis Extravaganza

    • Offizieller Beitrag

    THE MUSICAL BOX - A Genesis Extravaganza 1970-77


    Ein noch nie da gewesenes musikalisches und visuelles Fest für alle Genesis-Fans der Jahre 1970 - 1977


    29.10.2019 BERLIN - Verti Music Hall



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    Deutscher Genesis Fanclub it: The Musical Box - A Genesis Extravaganza 1970-1977 - Tourdaten



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  • Christian

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • [here might be spoilers!]


    Das war er also, mein relativ spontaner Besuch in Berlin. Auf dem Weg zur Halle dachte ich erst, der Laden müsse ja zum Bersten voll werden, aber weit gefehlt, denn die mit mir strömenden Menschenmassen wollten allesamt in die nebenstehende Mercedes Benz Arena, wo irgendwelcher Firlefanz stattfand. Die Verti Music Hall dagegen stellte sich als reichlich mager besetzt heraus. Ich fand meine Platz fein am rechten Rand, wo ich mich tendenziell so oder so nicht wohl fühle, in diesem Falle allerdings die Keyboard-Burg jede Sicht auf das Schlagzeug verbaute. Mit Beginn des ersten Sets bemerkte ich, dass die Keyboards außerdem die Gitarrentöne überstrahlten. Die Show begann erwartungsgemäß mit verschiedenen Stücken der Viererbesetzung und einem überraschenden Down & Out. In der Mitte lag noch ein instrumentales medley, das ich aber recht zusammengestückelt empfand. Obwohl mit Entangled und Ripples einige meiner Lieblingsstücke gespielt wurden und die Band sich sichtlich abmühte, kam bei mir irgendwie nicht so richtig Stimmung auf. Auch das übrige Publikum schien eher verhalten. Denis Gagné versuchte einige Collins-Publikums-Aufheiterungen, die allerdings eher mit Irritation denn Jubel aufgegriffen wurden. Keyboardlastiger Mix, schlechte Sicht und ein in Teilen leblos wirkendes Publikum ließen in mir die Furcht aufsteigen, dass eines der teuersten Konzerte dieses Jahr auch das enttäuschendste werden könnte.


    Da ich mich damit nicht so recht zufrieden geben wollte, suchte ich mir in der Umbauphase einen anderen Sitzplatz, eher links und mittiger aber auch weiter hinten als Reihe 3. Der Effekt war deutlich: Ich konnte die Gitarren hören und die Befürchtung, dass man hier tatsächlich den "Steve" heruntergemischt hatte, war verflogen. Ja, dieses Mal kamen die Keyboards etwas zu kurz, aber hier war alles stimmiger. Trotz einiger etwas hektischer und scheinbar überstürzter Instrumentenwechsel bei Sébastien Lamothe wirkte alles nun, da wir uns jenseits des Lamms in der Gabriel Ära wiederfanden, etwas straffer, sicherer. Auch das Publikum erwachte aus seinem Dornröschenschlaf und ließ sich hin und wieder zu etwas mehr als höflichem Applaus hinreißen, der von einem Stück zum anderen auch zunehmend Jubel beinhaltete. Salmacis, Stagnation, Can Utility und Looking for Someone waren nette Überraschungen, doch erst die großen Klassiker rissen die kleine Menge richtig mit, bis die Band mit ihrem Namensgeber Standing Ovations bekam und dann von der Bühne verschwand.


    Dass es noch eine Zugabe geben würde, war dann keine Überraschung, weil der Bühnentechniker sofort anfing Gitarren auszutauschen und ein wenig umzubauen. Die Band kam zurück, griff zu 12-Saitern und wartete, bis sich alles gesetzt hatte. Jemand schrie von hinten "Supper's Ready", was erst mit Gelächter quittiert wurde, bis jemand von vorne rief "Nee, das wäre doch viel zu lang!"

    ...

    "Walking across the sitting room..." begann Denis darauf, beinahe, um der Spaßbremse einen kleinen Streich zu spielen - einen Streich, der die Menge fesselte (bis auf den einen Typen, der vor mir im Sitz hing und nicht einmal am Ende der Stücke klatschte und eher wirkte, wie im Wartezimmer eines Urologen). Am Ende verklangen die letzten Töne, die kleine Menge tobte vor Freude, das Saallicht ging an und recht still und leise schlurfte das Publikum in die Berliner Nacht.


    Ja, ich war ein wenig enttäuscht. Ich habe doch noch einmal Supper's Ready, Cinema Show und sogar meine heimliche Lieblingsballade Entangled (die ich einst meinem ersten Sohn als eine Art Schlaflied vorgesungen habe) live gehört. Leider war irgendwie die erhoffte Stimmung nicht da. Die Musik war mehr als solide und professionell gespielt, aber es gab neben der Musik recht wenig Show. Wo Genesis für extravagante Bühnenauftritte und -effekte bekannt waren, gab es hier nur ein paar bunte Lichter, einen kaum erkennbaren Laser und immerhin einen Fuchskopf. Der Rest? Naja. Für ein Livekonzert etwas mager, in meinen Augen. Der Klang war brilliant und klar, Keyboard und Gitarre etwas zu stark im Saal getrennt, sodass man nur in der Mitte des Saals wirklich alles mitbekam. Die Auswahl der Stücke und ihre Dramaturgie wirkte auf mich etwas fahrig. Vor vielen Jahren habe ich TMB mit der Lamb Show in Bremen gesehen und war geradezu davongeblasen von allem, so mitreißend war das. Hier wirkte das Ganze über weite Strecken irgendwie klinisch, Teile des Publikums dagegen klinisch tot. Es war ein schönes Wiedersehen mit "alten Freunden", von denen man dachte, dass man sie so nicht mehr sehen könnte. Ob das alles 79 Euro und insgesamt fünf Stunden Autofahrt wert war? Da bin ich mir noch nicht sicher...

  • Vor vielen Jahren habe ich TMB mit der Lamb Show in Bremen gesehen und war geradezu davongeblasen von allem, so mitreißend war das. Hier wirkte das Ganze über weite Strecken irgendwie klinisch

    mmmhh...also meiner Ansicht nach ist eben genau dies der Pluspunkt im Vergleich zu den 1:1 Show-Dublikaten, dass es eben nicht mehr so klinisch wirkt...

  • mmmhh...also meiner Ansicht nach ist eben genau dies der Pluspunkt im Vergleich zu den 1:1 Show-Dublikaten, dass es eben nicht mehr so klinisch wirkt...

    Das mag die Idee gewesen sein, aber ich habe es nicht so empfunden, sondern eher so, dass diesem zurückgenommeneren, schlichter gehalteneren Konzept die Schlüssigkeit als Show-Gesamtpaket fehlt. Wie immer grob subjektiv...

  • Das mag die Idee gewesen sein, aber ich habe es nicht so empfunden, sondern eher so, dass diesem zurückgenommeneren, schlichter gehalteneren Konzept die Schlüssigkeit als Show-Gesamtpaket fehlt. Wie immer grob subjektiv...

    Ich hatte mir bezüglich der Show eigentlich auch erhofft, dass sie die eine oder andere Verkleidung kreieren würden. Oder Show-Effekte wie bei The Lamia. Leider beschränken sich die neuen Show-Effekte auf Video-Einspielungen. Dennoch ist das gesamte Auftreten deutlich lockerer und weniger klinisch.

  • Nun ist einige Zeit nach dem Konzert vergangen. Zeit, sich zu sammeln, Eindrücke zu ordnen und die ersten heftigen Emotionen herunterfahren zu lassen. Ein Gedanke vor Beginn des Konzerts und während des Collinsteils: "Welch ein Fiasko!" Nun, das hat sich gelegt, auch weil ich die Frage: "Was willst du denn?", nicht klar beantworten kann. Ich muss dazu sagen, dass ich TMB seit ihren ersten Auftritten in Deutschland regelmäßig besucht habe. Ich habe all die alten, nachgespielten Genesis-Shows gesehen, mehrmals Foxtrott, Selling (u.a. 2 x Black Show), Lamb (wie oft?), die Old-Show in Oberhausen und Trick. Da war mir bewusst, was ich wollte: Rocktheater im Sinne von Genesis zu Gabriel-Phase. Oh ja und wie oft wurde ich belohnt! Aber, die Trick-Show ließ dann Zweifel aufkommen. Dennis Gagne´kann den Phil nicht! Sie haben das dann gelassen, gut so! Nun diese Genesis Extravaganza - Geschichte zu der ich im letzten Jahr nicht gegangen bin, weil: s. o.

    Ja, und nun? Doch Fiasko? Ja, weil der Veranstalter (WV wat war ditte? Warum nicht wieder der Admiralspalast?) einen seelenlosen Betonklotz am seelenlosen, kalten, aus dem Boden gestampften, zu betonierten Mercedes-Benz-Platz ausgesucht hatte und sich nur ein Häuflein Getreuer durch die fluhafengleiche Sicherheitbarriere gequält hatte.

    Zunächst saß ich oben auf der Empore, klasse Sicht, guter Klang (bis auf das Schlagzeug, das, etwas neben dem Gesamtsound stehend, krachte und schepperte) und zu Eis erstarrte Zuschauer, die sich nicht mal vom Tanz auf dem Vulkan erwärmen ließen. Klar, schweigend, konzentriert zuhören, so kennt man die Fans des Prog - okay, aber ohne jubelnden Applaus? Hey, hier wird eurer Lieblingsband ein Denkmal gesetzt! Nun, mir wurde da bewusst, wie sehr Genesis auf einen Klangteppich, fast Brei, ohne Ecken und Kanten wert legten, zumindest in der Phil-Ära (siehe Second´s Out). Nicht so schlimm, wie z.B. Yes, aber dadurch wenig Platz für (Rock-)Gefühle lassend.

    TMB spielten routiniert, schön der Gitarrensound, mächtig die Keyboards, etwas weich der Bass und Dennis quälte sich den Phil ab. Eleventh Earl of Mar, Dance On A Vulcano und Down & Out (hach, hier gewann ich die Erkenntnis, wie sehr die Leadgitarre von Steve bei dem Keyboardbrecher fehlte. Was für ein Verlust, sein Abgang!) sind eben geprägt vom ausdruckstarken Gesang Phils. Gut, die Auswahl von Entangled (kein Schlagzeuggeschepper, sanfte Gitarren, zurückgenommene Keyboards - mein Highlight der ersten Hälfte) und Ripples (klasse Animation). Allerdings spülten die Instrumentals die Gesangesstücke in den den Hintergrund. Bei ...In That Quiet Earth fehlte mir Afterglow. Nach einem nicht überzeugenden Los Endos gab es eine Pause. Ich wanderte nach unten und setzte mich, sehr nachdenklich, mittig nicht weit weg von der Bühne. Was soll ich sagen? Welch ein Glück, dass mit Fountain Of Salmacis die Gabriel-Phase begann. Die zurückgenommene Maskerade (nur der Fuchs), die dezente Lightshow, der sympathische Plauderton von Dennis und die Songs versetzten mich ganz schnell in eine Zeit der jungen Band, in die Zeit der Tingelei durch die Clubs (Friars, Ronnie Scotts u.ä.) und kleinen Hallen (ItalienTour), des Ausprobierens und Zusammenfügen des genialen Spiels der Musiker. Endlich sprang der Funke über! Es gab mehr Applaus und gerührte Gesichter, so dass sich Dennis zu einem: "Wusste ich doch, Qualität steht über Quantität!", hinreißen ließ.

    "Supper´s Ready als Zugabe war aller Ehren wert, auch ohne den Maskenbombast. Doch kein Desaster? Wenn, dann ein ganz kleines. Die Location, die wenigen Fans und das Unbehagen, die Phil-Ära beackern zu müssen lassen einen schalen Geschmack zurück. Oder war es das überteuerte, maue Bier?