@drumdani Bekanntlich habe ich zu der Setliste, dem Prinzip der Aufteilung in 3 Akte und der Nutzung der Leinwand eine teils ziemlich gegensätzliche Meinung zu dir, aber toll einen so begeisterten und detaillierten Bericht zu lesen! Auch wenn mein Gesamtfazit ein anderes ist, aber das tut dem Ganzen ja keinen Abbruch!
From Mr. Bassman To Mr. Fox (oder "The Night 'The Lamb' was played in 1972") - A Tranformation In 3 Acts (ACHTUNG ... Mehr Spoiler als in einer Autowerkstatt)
-
-
-
-
Prophet Danke und kein Thema, so ein Bericht ist immer subjektiv
Ja, und so schön emotional! Mag ich besonders, auch gerade weil ich skeptisch, ob dieses Konzeptes war/bin und selbst gerne emotional schreibe. Ja, und sauer, weil sie auch 2019 Berlin meiden
-
Wenn man in die Halle kommt wird man erst mal eine übliche Bühne mit Podest vorfinden, die an alte Genesis Bühnen angelehnt ist, plus Percussion Set und extra Keyboard auf der linken Seite (vom Publikum aus gesehen) als auch mehrere Mikroständer an den oberen Enden der Bühne. Bevor ich mit der Analyse anfange sei gesagt, auch ich hatte auf eine "normale" Setlist gehofft, von der Struktur etc, diese Geschichte mit 3 Akten klang erst Mal ein bisschen seltsam. Im Prinzip ist es eine Mischung aus verschiedenen Shows die TMB gemacht hat, aber hauptsächlich (außer in Act 2 natürlich) die TMB selten bis nie gespielt hat. Eine reine "obskure" Setlist wäre sicher auch toll gewesen (Stagnation, Visions Of Angels etc...) aber rein dramaturgisch hätte man das ganze nicht besser lösen können. Denn jeder Part baut auf den nächsten auf, und gleichzeitig erinnert mich die Herrangehensweise an die Kollegen aus Kanada namens "Rush", die auf ihrer 40er Tour vor ein paar Jahren nicht nur chronologisch rückwärts gehen sondern auch die Bühne vereinfachten. Ganz so strikt wie Rush machen sie es (rein mit dem Set ließt) aber nicht, jeder der aber dieses Jahr ein Konzert von TMB geshen hat wird aber schon hier merken was ich meine. Das alles wurde mir erst während dem Konzert bewusst, aber der Reihe nach:
Act 1 - The Wind's Tail
'Unquiet Slumbers For The Sleepers... : Klasse Idee den Anfang noch als "pre-show music" zu nehmen und während dem Song das Licht ausgeht und die Band auf die Bühne kommt. Ich liebe das wenn man weiß das nach dem nächsten Song das Licht ausgeht, bei Phil war das immer "Souareba", bei Metallica ist es AC/DC "It's A Long Way To The Top", bei Iron Maiden "Doctor Doctor" ... man macht sich mental quasi bereit und weiß "Gleich gehts los" ... Der Drumroll wird dann vom neuen (und klasse!!) Drummer eingeleitet und dann beam mich weg Scotty! Das Zitat von Phil an der Wand "I think people underestimated our contribution" ist zweierlei deutbar, zum einen als Peter ging dachten viele er machte alles und Genesis sei die Backing Band und mit dne vergangenen Jahren habe ich heute immer noch das Gefühl das Genesis die Anerkennung hatten (bei aller spätereren Hiterfolge) die sie verdient hatten in ihrer Musik, nicht nur auf Phil Collins bezogen, sondern alle Bandmitglieder, und somit ist dies gleichzeitig eine Art Würdigung.
...In That Quiet Earth': In Saarbrücken erst mal ein "Flash" da "Wind And Wuthering" eines meiner Lieblings Genesis Alben ist und ich außer "Afterglow" noch nie etwas davon von Genesis live gehört hatte. Dazu habe ich die Platte erst vor kurzem wiederentdeckt. Gerade die Instrumentalpassagen daraus finde ich klasse. Als ich so rumschaue denke ich "wer ist denn der Kerl am Bass?" und merke "das is ja Denis Gagné" ... erst Mal ungewohnt aber Respekt, der Kerl spielt super Bass. Zum Teil Zwei wechselt er zum Percussion Set.
Robbery Assault And Battery / Wot Gorilla: Die Overtüre wird mit diesem Double verlängert. Ich finde es klasse wenn Konzerte mit einem Instrumental anfangen. Der Übergang zu "Robbery" kommt super, das Tempo ist ähnlich und ein paar Takte nur Drums und Bass, das groovt Klasse aber den Teil hatte Genesis so nie drin, ein Übergang, wenn man nicht weiß was kommt dann ist das ein kleiner "Aha" Moment. Beide Instrumentale Teil von "Roberry" werden zusammengefügt und dann knallt einem der Drummer auch schon ohne Pause den Beat von "Wot Gorilla?" um die Ohren. Auf youtube gibt es ein Video vom ursprünglichen Medley, da gefällt mir die Änderung mit dem "Gorilla" besser, es hämmert von "In That Quiet Earth" bis zum Ende durch. Visuell hat man ganze passend zum Wind And Wuthering Cover bzw zum Trick Cover unterlegt.
Blood On The Rooftops: Denis kommt nach vorne und singt, bzw ab der Mitte vom Keyboard. Ich finde es toll das man das Theater zum großen Teil weggelassen hat. Denis agiert mir viel freier und auch die Band ist nicht mehr ganz so sklavisch an den Details verhaftet. Seine Rolle während des Konzertes ändert sich in den 3 Akten und genau das ist auch ein Grund warum ich die Setlist so klasse finde und es die Unterteilung braucht, aber in allen Bereichen fühlte ich mehr Denis Gagne singen als bisher. Und "Blood On The Rooftops" hat mich sehr positiv überrascht, wenn er natürlich die Gabriel Songs besser singt meistert er dieses Stück sehr gut.
Dance On A Volcano: Nach einer kurzen Begrüßung kam dann das Album "A Trick Of The Tail" an die Reihe. Auch wenn ich die Trick Tour von TMB schon gesehen hatte, die Versionen dieses Jahr kommen deutlich besser. Und hier setzt auch der Punkt ein der mir bei dieser Show so gefällt... Gagné bleibt Gagné und hat mich trotzdem dadurch viel mehr gesanglich bewegt als zuvor. Er war nicht mehr Schauspieler sondern er sang die Songs und auch wenn er die Phrasierungen natürlich weitesgehend nachsang kam viel mehr Emotion durch, kam mir zumindest so vor.
Los Endos: Mit dem Closer der Trick Albums endete dann auch Teil 1 ... Und genau hier bin ich anderer Meinung als die Meisten. Denn "Los Endos" muss hier hin, warum? Ganz einfach, würde TMB eine "normale" Show spielen wo "Los Endos" als Closer des Hauptsets oder in die Zugabe kommt, das wäre sicher klassischer wie Genesis es gemacht hat, aber genau das wäre für mich das langweiligste gewesen, so wird der Song dem Gesamtkonzept der Show untergeordnet. Ich würde mir öfter wünschen wenn Bands mal solche festen Strukturen aufbrechen und Songs verschieben, das gibt ganz andere Möglichkeiten die Setlist zu strukturieren, wieder sehe ich Parallelen zu Rush die ihre Klassiker immer wieder an anderen Stellen spielen. Hatte mich gewundert über den fehlenden Laser, da ich gemeint zu haben ihn auf einem Video von England 2018 gesehen zu haben, aber es wurde geschrieben das der Laser kaputt sei. Hätte an der Stelle auch irgendwie nicht gepasst, wenn er da gewesen wäre, hätte es mir sicher gefallen aber durch die Verschiebung in Set 1 wäre es meiner Meinung zu früh zu viel gewesen.
Act 2 - Broadway Melodies:
The Lamb Lies Down On Broadway: Nach einem kurzen Videointermezzo folgt schnell das bekannte Intro von "The Lamb" ... das letzte Mal das ich von TMB die "Lamb" Show sah war glaube ich 2006. Somit war es über 10 Jahre her das ich dieses Format live gesehen hatte und selbst die Songs die Genesis 2007 spielte, das ist auch nicht viel später gewesen. Somit hatte dieser Teil etwas frisches. Lamb startete gewohnt kraftvoll und Denis konnte seien Rael Look wieder ausgraben, nicht ganz so streng wie auf den Lamb Shows, keine Perrücke zB. Die damals ungenutzten Dias brachten auch visuell etwas frisches.
Fly On A Windshield/Broadway Melody Of 1974: Schön auch diese Kombo dabei zu haben. Der Instrumentalpart scheppert schön und man sieht sich förmlich auf den Straßen von New York City.
In The Cage: Hier ist dann der erste Bruch, vom Album. Aber das ist ok, es ist und soll ja auch dem gesamten Showkonzept untergeordnet sein. Denis hat sich mittlerweile entschieden bei In The Cage nicht mehr oben ohne auf die Bühne zu kommen, auch er wird älter ... aber trotzdem war die Darbietung viel emotionaler als die einstudierte 75er Performance. Hier ist auch ein gutes Beispiel, er erinnerte mich eher an Phil sich ja selten kostümierte. Dieser ganze Lamb Block hatte eher was von Pihl als er 1983/84 bei "Cage" kurz diese Lederjacke anzog um Rael anzudeuten aber nicht Rael zu spielen, und genauso kam mir das auch dieses Jahr vor. Dadurch hatte dieser Block aber viel mehr Authentizität als ich erst vernahm.
Back In N.Y.C.: Hatte fast vergessen das man auch diesen Geheimfavoriten von mir im Set hatte. Dieses tolle Wirre Stück hat mir schon immer gefallen und wurde auch kräftig gespielt und gesungen. Auch hier wieder mit viel Ausdruck von Denis aufgeführt, und seine Art zu singen hatte leicht etwas von der Archive 1967-1975 als Peter die Lamb neu eingesungen hatte. Vielleicht täusche ich mich aber gewisse Stellen kamen mir so vor, das meine ich aber nicht negativ sondern im Gesamten kam der Gesang viel rotziger rüber und diese langgezogenen Stellen "from the waaaaay that I feeeeeaaaaaaal" ... Geil, geil geil
Hairless Heart/Counting Out Time: In alter Tradition auch diese Kombo am Stück. "Hairless" Heart ist eines der Stücke die auch von älteren Platten hätten stammen können, trotzdem ist da so ein Twist der das ganze "amerikanischer" klingen lässt und visuell deutet man den kommenden Song auch bereits an. "Counting Out Time", in alter Tradition der humorvollen Titeln, mit den passenden erotic visuals. Genau Richtig um in Amerika 1975 mal richtig zu schocken
The Carpet Crawlers: Denis sang einige Stellen im Refrain tiefer als Gabriel, hat mir sehr gut gefallen, glaube auch das dieser Song garnicht so einfach zu singen ist in der Tonhöhe. Auch ewig nicht mehr gehört folgte dann zum Ende vor der Pause einer der wenigen Klassiker an diesem Abend. Diese wenigen Klassiker sorgen für eine gewisse "Stabilität" im Set und sorgen in ihrer sparsamen Dosierung gleichzeitig dafür das diese Show so frisch daherkommt.
Der "Lamb" Teil ist sicher der "normalste" des Abends da er sicht auf den ersten Blick nicht so wirklich von der 75er Show unterscheidet, minus ein paar Andere Dias und eben freiere Performance. Aber gleichzeitig ist es eine Art "hinhalten" zum großen "Hauptact" des Abends. Und genau deswegen ist diese Steigerung eben so weichtig. Klar, man hätte die Stücke durcheinander spielen können, aber in der Reihenfolge gleich der dritte Teil einem Hammer, und diese Wirkung geht nur wenn man die anderen Sachen vorher gespielt hat. Teil 1 fand ich stark, er weißt schon man auf Teil 3 hin, eben eher ungwohnte Songs zu hören. Gerade das Fehlen von "Afterglow" oder ähnlichen Songs und trotzdem "Volcano" und "Los Endos" dabei haben zeigt die Mischung. Und dann kehrt erst mal eine Art "Ruhe" ein mit dem Lamb Teil der super gespielt ist und gleichzeitig viel mehr von den üblichen Verdächtigen bereithält. Wäre man hier auch obskur gefahren mti "The Lamia", "Slippermen" etc, dann wäre das zu viel gewesen, so kommt man erst Mal in den Genuss ein paar Klassikern und gerade "Crawlers" als einer der absoluten Klassikern beendet dann die erste Hälfte, bzw Act 2.
In der Pause wird dann erst Mal umgebaut und es laufen auf der Leiwand diverse Zeichnungen von alten Instrumenten. Für Fans natürlich eine große Portion Nostalgie (wer nicht gerade am Bierstand bzw auf dem WC die Pause verbringt versteht sich ). Und was läuft aus den Boxen? Genau, "Tubular Bells" von Mike Oldfield, wie auf der "Selling" Tour Anfang der 70er bzw auch bei TMB als sie diese Show spielten. So wird klar gemacht, nun geht es an die Zeit vor "The Lamb", jetzt kommt der Teil der die Show erst richtig besonders macht. Und bevor ich dazu komme ... hätte ich die Setlist nicht gekannt, es wäre schon fast zuviel gewesen. Denn mein erstes TMB Konzert 2004 hat mich den alten Alben erst näher gebracht, ich hatte die zwar und kannte sie auch. Aber textlich und tiefer musikalisch bin durch TMB dahingekommen, von Lamb ganz zu schweigen. Vorher kannte ich die üblichen Klassiker, aber gerade die hinten heruntergefallenen Songs bekommen nun ENDLICH ihre Würdigung und das war wie ein "Who is Who" davon. Und visuell geht man ab jetzt ganz sparsam um, sprich was vorher die Leinwand übernommen hat machen jetzt die Lichter und man ist meiner Lieblingszeit der Gabriel Ära ganz nahe, der Livephase vor den Kostümen, Die Früh/Sommerphase 1972.
Act 3 - Before The Ordeal
A Place To Call My Own: Wär hätte gedacht das er mal ein Stück der ersten Genesis Platte live zu hören bekommt? Ich nicht ... Diese erste LP hat mir einige Schätze zu bieten und ich finde sie lange nicht so schlecht wie sie gemacht wird. Der Closer davon ist einer diese Schätze. Auf den orchestralen Schluss hat man verzichtet und geht dafür in den ersten kompletten Song im 3rd Act über.
Time Table: Auf dem Foxtrot Album versteckt zwischen diesen ganzen Übersongs, vor allem "Watcher" und "Supper's Ready" hat diese kleine Ballade nie die Chance bekommen live zu glänzen. Man fragt sich warum, denn genau diese Stücke bringen auf dem Album die nötige Balance und hätten live bestimmt auch gut funktioniert. Außerdem sind es diese Stücke die, wenn auch textlich deutlich geheimnisvoller, zeigen das Genesis schon damals eingängige Songs schreiben konnten. Und spätestens hier ist Denis Gagné in seinem Element. Denn trotz fehlender Perrücke des jungen Gabriel und Kostümierung (ok sein Outfit hier geht schon in die Richtung der 1972er Phase) habe ich nach langem endlich wieder das Gefühl der junge Gabriel steht vor mir. Bei den letzten Konzerten war es eher ein "Gagné spielt Peter Gabriel" Gefühl. Trotz der gelegentlichen Freiheiten in Performance und Gesang bring des Denis fertig dadurch die Illusion noch besser hin als durch das perfekte aber doch sterile kopieren.
Seven Stones: Und dann folgt mein heimliches Highlight meines Lieblingsalbums der Gabriel Ära. Auch wenn sie es in Duisburg 2007 einmal spielten, diesen Song kann ich nicht oft genug hören. Ich habe zu dieser Musik viele Bilder toller Zeiten aus meinem Leben im Kopf, da ist der Text wirklich zweitrangig, so toll der auch ist. Dieses Mellotron, in diese Klanglandschaft da könnte ich mich reinlegen Und auch hier, wie Denis diese hohen Passagen meistert, Wahnsinn!
Can-Utility And The Coastliners: Der zweite Hidden Gem auf Foxtrot folgt direkt drauf. Nach einer weiteren kurzen Ansage über die Odysee der Entwicklung des Titels kommen die 12-String Gitarren zu ihrem Einsatz. Vor mir macht sich sprichwörtlich die Landschaft des Foxtrot Covers lebending und ich habe das Gefühl am Meer zu stehen. Genesis selbst fand den Song immer ein bisschen "too fragmentic", mag sein, aber die Teile passen gut zusammen. Denis meinte auch es einer der Lieblingssongs von TMB selbst seien, das merkte man auch bei der Darbietung.
Looking For Someone: War diese letzte Viertelstunde schon eine reine Achterbahnfahrt kommt nun die Kür, DER Song des Abends, DIE Wiederentdeckung. Wieder frage ich mich warum Genesis mit Gabriel dem Song später nicht mehr eine Chance gegeben hat. Es gibt zwar eine BBC Live Version von 1970, aber das wars dann auch schon. In den späteren Tourneen gab man "The Knife" den Vorzug. Ich hätte nie gedacht das "Looking" live dermaßen reinknallen könnte, der Schluss hatte dann einen ähnlichen Stroboskopeffekt wie "The Knife" oder "Hogweed". Mich welche einer Energie TMB dieses Juwel den Leuten um die Ohren hauen ist schon bemerkenswert.
After The Ordeal: Als wäre das nicht schon genug gibt es noch den Instrumentaltrack von "Selling". Tony hasst den Song bis heute, warum weiß ich nicht. Denis wechselte vom Gesang ans CELLO. Und genau das ist auch was mir an dieser Show auch gefällt, denn Denis ist nicht mehr nur ein Gabriel Klon sondern er wirkt auch musikalisch aktiv mit. Hier wird dann auch die Leinwand wieder aktiv und Bilder von Genesis von 1969-1977 werden chronologisch (mehr oder weniger) darauf projeziert, nicht nur eine Verneigung vor einer grandiosen Band sondern auch ein emotionaler Moment für die Fans. Und gleichzeitig lässt es das kleine Licht von "After The Ordeal" noch heller strahlen.
The Cinema Show: Am Ende des Hauptsets gibt es dann aber doch nochmal einen Klassiker. Ich hätte diesen Song am ehesten mit etwas anderem ungewöhnlichem ersetzt als ich die Liste gelesen habe, aber die Version passt. Und gerade die Reduzierung der Visuals, klar die Discokugel kommt wieder drin vor, lenkt nicht so sehr ab. Gerade im Instrumentalteil hat man einfach nur ein paar Lichter und darf die Band beim musizieren beobachten. Hier nochmals ein riesen Kompliment an den neuen Drummer, er ist nicht Levac, das ist wohl keiner, aber er hat solch einen Spaß da oben und hat den richtigen Stil die Songs zwar zu covern aber nicht 1:1 nachzuspielen.
Aisle Of Plenty: Und genau wegen diesem Song MUSS "Cinema Show" der Closer sein. Ich hätte nie gedacht das mich dieser kurze Epilog von "Selling" so flashen würde. Wenn man denkt es geht nix mehr erscheint das Album Cover auf der Leinwand und wird lebendig, fadet langsam aus bevor auch der Song im dunkeln leiser wird und am Ende ein einziger Chord vom Mellotron die Show beendet ... das geht ganz tief....
------------ In der Zeit als die Leute die Zugabe fordern kommen erst einmal die Credits von der Show, normalerweile zeigt man das am Ende, aber in diesem Fall macht es Sinn das hier zu machen, dazu gleich mehr. Auf jeden Fall gibt es nach dem Dank an allen Leuten auch ein "Thank You Tony Banks Mike Rutherford Phil Collins Peter Gabriel Steve Hackett For Changing Many Peoples Lives" mit einem Foto der Lamb Ära und das ist eigentlich die Message des Abends.
Entangled: Die Band kommt zurück und spielt noch je einen Collins- und Gabrielära Titel. "Entangled" gab es zwar schon auf der Tour aber nach dieser Tour De Force im dritten Akt ist es genau das richtige um runterzukommen. Eine tolle visuelle Animation mit der "Nurse" die auch am Ende die "Bill" präsentiert rundet den Song ab. Nach der Gabriel Ilussion wirkt der Song aber überhaupt nicht störend denn wieder singt Denis sehr überzeugend. Da das Outfit ja noch von Teil 3 an den jungen Gabriel vor den Maskierungen erinnert sieht es so aus als würde Peter "Entangled" singen Das stört aber überhaupt nicht sondern zeigt nicht nur das Denis beide Dinge singen kann sondern auch verbindet, vielleicht ungewollt, beide Zeiten in einem Song.
The Musical Box: Zum Schluss folgt dann nur der Signature Song, welcher der Band auch den Namen gegeben hat. Es gibt, wie am ganzen Abend, keine Story vorher. Nur einzelne Ansagen. Das ist auch gut denn manchmal hielt sich Denis ein bisschen zu sklavisch an manche Geschichten, aber ok, die Reproduktion der Tourneen war auch eine andere Baustelle. Auch hier ist wieder die eher rauhere Version der 1972er zu bestaunen. Die Lichter sind von den Farben an die "Selling" Tour angelehnt. Zum Finale gibt es dann auch endlich das Originalkostüm für den Song zu bestaunen, the fox head and the red dress. Die Closing Section wird dadurch auch wieder normal gesungen, nicht wie sonst mit dem Old Man Outfit wie ein solcher sondern kräftig und vital. Dies ist das einzige "Theater" im Konzert, die Closing Section erinnert an die Version von Bataclan 1973, ebenfalls mit dem Fuchsoutfit. Danach gehen die Lichter aus und die Show ist aus. Der Fuchs verlässt die Bühne auf die er 2,5 Stunden zu vor als Bassist gekommen ist. Danke The Musical Box!
Jetzt sind wir aber noch nicht fertig, denn es kommt ja noch ein Konzert in Luxemburg und da gab es einige erwähnenswerte Änderungen, nicht nur im Set sondern auch im Gesamten. Aber der Reihe nach:
Im Rockhal Club (nicht die große Halle sondern nebenan der kleine Club) angekommen erstmal in der ersten Reihe gemütlich gemacht, mein erstes TMB Konzert als Stehplatz. Das hat schonmal zu einer lockeren Atmosphäre was mitsingen und mitgehen angeht geführt.
Die Bühne war viel spartanischer als auf dem "normalen" Konzert in Saarbrücken, es gab kein Podest, keine Discokugel ...
Nebenbei mal wieder auf den aktuellen Stand bringen lassen von den "Glorreichen Zwei" bringen lassen (Grüße hiermit an euch!) und in der Pause auch erfahren das Denis wohl angeschlagen war, davon hat man aber nicht wirklich etwas gemerkt und ob die Setliständerung darauf hinzudeuten war weiß ich nicht. Vor allem im Lamb Teil ging er heftigst zur Sache.
Zunächst aber erlosch das Licht und die Band kam auf die Bühne, erste Überraschung ... KEINE LEINWAND, somit auch kein Intro von "Unquiet Slumbers", der Drummer begann mit dem Intro von "In That Quiet Earth" und ab ging es. Die Fehlenden Leinwände waren aber nicht negativ, denn das ganze entwickelte sich zu einer Art "The Musical Box performs Genesis Music in the stage of 1972 style" Abend, was Set 3 ja fast durchgängig bei den normalen Shows auch war. Aber die Songs in den ersten 2 Akten wirkten dadurch viel rauher. Was dem ganzen die Krone aufsetzte war der Sound, so einen geilen Sound hatte bei TMB schon lange nicht mehr. In SB war der Sound am Anfang noch nicht perfekt, hier ging es vom ersten Moment zur Sache, gerade bei "Blood On The Rooftops", das Mellotron, wow! Denis berüßte die Leute in französisch und weiter gings mit Act 1.
Auch die Trick Songs haben gewonnen, zu lustig der Patzer von "Mike" Sebastian Lamonthe, er verhaute mal direkt das Intro von "Dance On A Volcano" bevor das Schlagzeug einsetzte, machte einen sehr eindeutigen Blick, spielte weiter und los gings. "Los Endos" klang seltne so brachial, als der "Squonk" Reprise anfing hatte ich nur gehofft das keine Perrückenträger im Publikum waren, falls ja, man hätte sie sofort erkannt ... Den Teil am Percussionset spielte ein Roadie. Durch die fehlenden Videoeinspielungen ging es ein Tick züger mit dem nächsten Teil ohne Vorwarnung weiter.
Mein Highlight des Abends war Akt 2, The Lamb. In SB toll mal wieder die Songs zu hören hatte man gestern gemerkt was für einen Kraft in den Songs steckt wenn man die ganzen Dias weglässt. Alles was es brauchte waren dezente Lichter, die Band hatte wohl Feuer gefangen und knallte den Leuten Akt 2 mit der Power von Genesis 1972 um die Ohren. Dieser Mix, die Songs von 1975, aber mit der minimalen Ausstattung der früheren Shows, hat mich umgehauen, nicht nur visuell, auch die Power der Band. Denis performte Rael erst Recht als Punk und da Punk ja auch minimalistisch geprägt ist passte die Abwesenheit jeglicher Dias noch besser zur Darstellung. Hatte ich in SB schon das Gefühl auf den Straßen von New York unterwegs zu sein kam ich mir vor als sei ich selbst ein Punk Bei "In The Cage" hielt es den Drummer garnicht mehr und sehr pushte die Band regelrecht durch, der Keyboarder musste schon lachen. "Back In NYC" war auch nicht weniger intensiv. "Hairless Heart" und "Counting" ohne die entsprechenden Dias wirken auch viel besser. "Carpet Crawlers" war durch die Stehplatzatmosphäre zum Mitsingen genutzt worden, im ersten Moment hatte Denis so einen kleinen "aha" Moment als er das merkte ... so wurde das ganze zu einer Celebration von Genesis in der TMB nicht nur die Songs spielen und die Leute zuhören sondern man das ganze vereint anstimmte. Ich weiß nicht was die Lizenz der Musik angeht (bzw ob man für die reine Aufführung der Songs eine Lizenz bräuchte) , mein Wunsch wäre die "Lamb" Platte komplett mit dieser Bühne live zu sehen! Man ahnt garnicht was dort alles drinsteckt wenn man das Visuelle weglässt. Die Pause kam gerade recht denn ich war einfach nur baff.
In der Pause gab es KEIN "Tubular Bells" vom Band und natürlich auch keine Animationen der Instrumente.
Akt 3 hatte dann ja die gleiche Richtung. Durch das fehlente Podest stand Denis bei "A Place To Call My Own" am Mikro statt zu sitzen. Die restlichen Songs waren weitere Highlights, es ist einfach toll das man diesen Songs endlich den Raum gibt die sie verdienen. Der einzige Song der wegfiel war "Can Utility", ich hatte auch die Vermutung warum, also ging es nach "Seven Stones" direkt mit "Looking For Someone" weiter. Danach verlies Denis kurz die Bühne und der Keyboarder stimmte "Firth Of Fifth" an. Ganz überrascht hatte mich es nicht da man es im Soundcheck gehört hatte. Am Anfang hatte der Keyboarder einen kleinen Patzer, aber egal, generell machte die ganze Aufmachung der Show das ganze viel Menschlicher und TMB kamen noch mehr als Genesis rüber weil sie noch weniger wegliesen und nur die Musik zur Illusion hatten. Beim Gitarrensolo spielte Denis am Mikro Percussion, nicht wie bei der Selling Show wo er hinter die Bühne ging. Das man hierfür "Can Utility" weglies fand ich ein bisschen schade da es gerade diese Songs verdient hätten dauerhaft im Set zu bleiben, visuell wäre eher "After The Ordeal" mein Tipp gewesen. Ich hoffe daher das man nicht den "Fehler" macht und zu viele der Songs die man auf der "Selling Tour" gespielt hat mit einbaut, gerade das Fehlen der Klassiker macht diesen Teil so frisch, für den Abend war es aber nett mal eine Änderung zu Saarbrücken zu haben. "After The Ordeal" folgte mit französischer Ansage direkt auf "Firth", dieses Mal Denis nicht am Cello sondern am Keyboard und Flöte. Direkt ohne Ansage ging es in die "Cinema Show", noch schlichter durch den Wegfall der Discokugel wurde die Band einfach blau angeleuchtet. Das Ende mit "Aisle Of Plenty" kam auch so klasse rüber und beendete das Hauptset.
Auch wenn seine Performance weiterhin stark war merkte man bei den Songs ab "Firth Of Fifth", auch durch die Info das er wohl angeschlagen sei, das Denis das Maximum aus sich rausholte und langsam ans Limit kam. Meine Vermutung war das man "Entangled" weglässt, so kam es dann auch. Wobei man sagen muss von der Gesamtzeit her 12 Min (Can Utility und Entangled) gegen 10 von (Firth Of Fifth), macht nicht wirklich etwas aus. Eher spreche ich Denis meinen riesen Respekt aus das er das Maximum aus sich rausholte. Somit ging es gleich zu "The Musical Box" welches den Abend wie in Saarbrücken eindrucksvoll beendete. Beim Ende wenn Denis, wieder zum Fuchs verwandelt, "now now now" singt gab es keine Lichter die jedes "now" unterstützten sondern die ganze Bühne wurde entsprechend angestrahlt. Schwer zu beschreiben, beim "Old Man" und auch wenn er als Fuchs singt wir Denis von vorne angestraht wenn er den Part singt, der Vorläufer zu Phils "Mama" Lache live, diesen Effekt gab es vereinfacht, ohne Rhythmus und auf die ganze Bühne verteilt, wenn das verständlich erklärt ist. Damit war auch dieses Konzert Geschichte.
Nach dem Konzert erst mal sammeln und verarbeiten war angesagt. Da ich heute nicht arbeiten muss lies ich das locker angehen und ging erst raus als die Security die Leute darum bat. Was bleibt hängen? Zwei unterschiedliche Shows, eine Setliständerung. Ich kann jetzt im Nachhinein, auch wenn ich gestern im ersten Moment Luxemburg klar den Vorzug gegeben habe, nicht sagen welches Konzert besser war. Vom Sound auf jeden Fall gestern. Die Setlist fand ich in Saarbrücken besser, eben wegen "Can Utility" und "Entangled". Aber die rohe Performance, gerade von "The Lamb" war gestern schon speziell. Generell war das gestern visuell komplett wie Act 3 und zeigte The Musical Box noch mehr als Genesis, sprich die Illusion war noch echter, durch kleine Patzer und alles hatte man noch mehr das Gefühl es sei Genesis, denn damals lief auch nicht alles glatt. Es war ein Abend TMB zu Genesis wurden und im Jahr 1972 schonmal zeigten was sie in den kommenden 5 Jahren alles machen würden. Und für den Typ der hinter mir direkt nach dem Konzert brüllte "Kein 'Supper's Ready'?" NEIN, diese Show ist für die Hardcore Fans, die Underdogs, und das soll auch so bleiben!
Danke TMB für zwei wirklich tolle Abende, das war ganz groß. Ob es 2019 klappt weiß ich noch nicht, aber mit dieser Show hat TMB für mich ihr Highlight gesetzt!
Danke, Drumdani, für dieses ausführliche Loblied! Ich habe recht viel davon ähnlich erlebt. So z.B. die "Los endos"-Platzierung: Ich habe das in Bremen sofort akzeptiert und auch goutiert, dass es in diesem Konzept eben an der genau "richtigen" Stelle war. Dein Sinn für die Dramaturgie des Abends gefällt mir aber auch insgesamt. Ich habe auch diese "Frische" wahrgenommen, es war live Vertrautes und Unvertrautes in einem schlüssigen, aber nicht vorhersehbaren Ablauf. "Cinema show" z.B. war natürlich ein Klassiker (fast) zum Schluss des regulären Sets (geil!) - aber wie bezaubernd war es dann, dass das vielstimmige "Aisle of plenty" mit einem Fade Out (!) und einer mich sehr berührenden Videosequenz den in der Genesis-Historie so gar nicht üblichen Abschluss brachte.
Dein zweites Konzert hätte ich ob der veränderten Bedingungen auch sehr gerne gehört, liest sich sehr gut. Ebenfalls mal was anderes, und ich mag es natürlich prinzipiell sehr gern noch puristischer auf die Musik konzentriert. Klasse!
-
Danke townman... beim Gesamtkonzept passt "Los Endos" da super hin.. hätten sie eine normale Setlist quer gemischt... dann hätte ich es nicht passend gefunden.
"Aisle Of Plenty" ist so klasse umgesetzt und das "Lebende Artwork"... so kann man ein "Anghängsel" mal richtig in Szene setzen.
Ohne Visuals war es halt mehr auf die Musik reduziert und die Songs wirkten wieder anders, aber grad die "Visuals" in Act 3 sind super, sie haben in Luxemburg zwar nicht gefehlt, aber dennoch eine Bereicherung
-
Mhm, nun ist das Konzept von TMB freier, selbstständiger und damit frischer (wie ihr beschreibt) geworden. Darf ich dann ganz vorsichtig nach einer Umsetzung auf einem visuellen Trägermedium fragen? Würden sie es wollen, würden sie eine Lizenz dafür bekommen? Ich konnte doch aus privaten und beruflichen Gründen nicht nach Bremen bzw. Leipzig kommen und hätte nicht nur aus diesen egoistischen Gründen den Zauber gerne für die Ewigkeit festgehalten .
Ja, Genesis ist eben Musik für die Ewigkeit.....
-
Danke für die seeeehr ausführliche und begeisterte Konzertbeschreibung.
Denke habe da etwas verpasst. Mir hat TMB auch immer am besten Gefallen, wenn sie das selbst auferlegte Korsett der genauen Kopie etwas abgelegt hatten (war meist bei Musical Box der Fall).
-
Danke! Wir arbeiten schon an der Überführung auf die Hauptseite
-
Danke! Wir arbeiten schon an der Überführung auf die Hauptseite
Ehre wem Ehre gebührt.
-
Ehre wem Ehre gebührt.
Aua🤣🤣🤣