Collins hat jedes Recht, das zu singen, was er singt.
Zweifelsohne. Ich denke, dass Prophet ihm dieses künstlerische "Grundrecht" auch nicht absprechen möchte, sondern eher auf die Ebene ästhetischer Angemessenheit abzielte.
Er besingt eben die Situation, die Clapton seinerzeit widerfahren ist. Das ist weder unpassend noch befremdlich.
Na ja. Klar, da ist dieser Collins, der Pop-Musik als Vehikel einfachster Herzensdinge versteht. Und das klappt ja mit der hunderttausendfachen Variation des "Rock me Baby right here on the floor"-Mantras seit Jahrzehnten - wenn nicht Jahrhunderten, sofern man Pop-Musik sehr weit fasst - wunderbar.
Und dann aber der Ansatz, dass Pop-Musik auch für Themen herhält, die dem fluffigen "Sex and Party"-Bereich nicht angehören. Politik, Gesellschaftskritik, Tod...
Pop funktioniert durch ein Prinzip der Einfachheit und Eingängigkeit. Das gleitet auch gern und schnell ins Naive und Einfältige, ins Klischee ab. Dies kann ich besser verschmerzen, wenn es eh um fiktionale Nichtigkeiten, um einen inhaltslosen Eskapismus geht. Wenn das aber wie hier mit einer realen menschlichen Katastrophe korrespondiert, ist die geschmackliche Fallhöhe m.E. entsprechend groß. Große Vorhaben erfordern großes Gespür und Können. Genesis erlaubten sich als Band zu Gunsten der Bequemlichkeit und des Massenerfolgs eine Abkehr hiervon, und die wird bei keinem anderen Song so offenbar wie bei SILY: Die Katastrophe wurde konsumgerecht glattgebügelt und uns in Hochglanzpapier eingewickelt unter den Weihnachtsbaum gelegt - mit Schlittenglöckchen als stimmungsvoller Beigabe. Wie herzig.