Vor 40 Jahren veröffentlichten GENESIS "Wind & Wuthering" - das letzte Studioalbum mit STEVE HACKETT

  • Vielleicht reiße ich hier zwei Aussagen zu sehr aus dem Zusammenhang, aber widersprechen die sich nicht?


    Da muss er jetzt erst mal überlegen, wie er da wieder rauskommt...:)


    Trick auf Lamb, dieser Umbruch ist absolut extrem, dennoch gefiel mir vll. wg. diesem "jetzt ist alles anders und neu" Trick damals besser als W&W.
    Heute ist es wohl umgekehrt. Ich emfinde Trick irgendwie noch als Übergangsalbum, auf der Suche nach einem neuen Stil, nach neuer Identität. Klar, nach dem Vorgängeralbum und dem Weggang von Gabriel.
    Aber eigentlich ist W&W auch wieder ein Übergangsalbum, nur konsequenter und auch mit dieser herbstlichen Grundstimmung.
    Als Hackett dann auch noch weg war, war wirklich alles anders. Deshalb ist W&W auch das letzte Genesis-Album. Ich weiß, für andere fing Genesis danach erst richtig an...:rolleyes:


    Wenn man die ersten Hackett-Soloalben hört und sich vorstellt, dass er dieses unglaubliche Potential bei Genesis weiter entwickelt hätte, unvorstellbar spannend!
    Der Rest ist Geschichte: Genesis wurde (ohne ihn) berühmt, Hackett nicht.
    Interessant ist wirklich, wie sich W&W (76) und Voyage of the Acolyte (75) oder Please don't touch (78) unterscheiden. Auf Solopfaden ging Steve Hackett da schon ganz andere Wege.
    Entweder hat es ihm Spaß gemacht, hier und da andere Wege zu gehen, oder er hat sich ziemlich dem "Bandstil" unterworfen.
    Da er aber noch sehr viel von dem W&W Album live spielt, denke ich, dass er dieses Album und auch die (letzten) Jahre mit Genesis mochte.
    Als Album mit herbstlichem Touch ist es also wirklich gut als Abschlussalbum geeignet.
    Zumindest als Abschluss der 4er Band.

    I know a farmer who looks after the farm.
    With water clear, he cares for all his harvest.
    I know a fireman who looks after the fire.

  • Auch wenn es kurz vor Weihnachten erschienen ist,
    ich habe es im Herbst 1992 zum ersten mal gehört
    und somit wird es wohl immer ein Herbstalbum bleiben
    (noch dazu mit diesem Cover und dem Titel).


    Für mich war es der Einstieg in die progressive Welt von Genesis und in den Prog-Rock allgemein.
    Für dieses Zweck ist es auch bestens geeignet,
    halten sich doch "leichte" und "schwere" Stücke in etwa die Waage.


    Es beginnt mit einem Kracher (Earl)
    und dann komt auch schon eins meiner Lieblings-Stücke von Genesis (One For The Vine)
    in dem sich die beschriebene Ausgewogenheit nochmals zeigt,
    dann wird es etwas gefällig (YOSW) und schließlich locker (WG) ohne langweilig zu werden.
    Dann mit AIAMN wieder ein Brocken (zumindes für ein Pop-verwöhntes Ohr),
    ein Experiment, welches zeigt, wie gut das romantische,
    von der Gitarre bestimmte Songwriting eines Steve Hackett
    mit der "Balladen-Hit-Rezeptur" eines Phil Collins harmoniert (BOTR)
    und dann das Medley, was nochmal alles präsentiert, was Genesis zu dieser Zeit ausmacht
    um schließlich in ein weiteres, meiner all-time favorite-Songs (Afterglow) von Genesis überzugehen.


    Ja, für mich ein großartiges Album!!!

    • Offizieller Beitrag

    Da muss er jetzt erst mal überlegen, wie er da wieder rauskommt...:)


    I just skip across :)


    Aber da du gerade dieses Adjektiv verwendest:


    Wind & Wuthering wird sehr oft als "herbstliches" Album beschrieben. Wenn man im Forum nach "herbstlich" sucht, beziehen sich 11 von aktuell 30 Fundstellen (Stand vor Erstellung dieses Beitrags) auf Wind & Wuthering.


    Liegt das an dem in sich sehr stimmigen Cover - oder an der Musik? Hätte ein anderes Cover das Ganze zu einem Frühlingsalbum oder Sommeralbum gemacht? Beispielsweise das sonnig-gelbe Trick Of The Tail Cover mit einem alternativen Titel, z.B. House Of The Four Summer Winds? Was ist das "herbstliche" in der Musik auf diesem Album?

  • Ich tue mich schwer damit, der mir aus der Seele sprechenden Rezension von Robert Krauskopf, Deutscher Genesis Fanclub it: Genesis - Wind & Wuthering - CD Rezension etwas hinzuzufügen. Wind And Wuthering ist für mich DAS Album, das zeigt, wie gut die vier Musiker zusammenspielten, komponierten und aus dem großes Schatten Peter Gabriels hervorgetreten waren. Man hört auf dem Album auch eine Öffnung in andere Richtungen, dem Jazz, dem Soul, dem Pop und der Klassik. Banks, Collins, Hackett und Rutherford bildeten selbstsicher und selbstbewußt eine Einheit, die ihre Stärke durch den Input des Einzelnen fand ("A Sum Of The Parts"). Ich hörte "Wind" nach dem warmen, zarten verspielten "Trick", den brachialen, skurrilen, old-england-fashioned "Foxtrot" und "Selling", sowie dem surrealen Meisterwerk "Lamb". Es kam mir wie die Summe (wieder!) aus all den Alben vor, nein, keine Selbstkopie, sondern die Essenz all des vorher geleisteten. Dieser Gedanke bildete sich vor dem Wissen, dass dies das letzte Album mit Steve war. Okay, mein Einstieg in den Genesis - Kosmos stellt "ATTWT" dar, nur kannte ich die personellen Wechsel innerhalb der Band nicht so gut. Ich fand die Musik einfach geil und wollte alle Platten haben (ich war 16).
    So möchte ich hier nur noch auf die Herbststimmung eingehen. Es beginnt mit dem Titel: "Wind und Gebrause" (auf Deutsch). Also, wer da nicht an Herbststürme denkt, die die Blätter von den Bäume fegen und mit kühlen Lüften den heiteren Sommer vertreiben.....Das Cover drückt mit dem einsamen, nackten Baum vor grauer (Nebel-) Landschaft auf die Seele. Damals waren Cover als Ausdruck der zu erwartenden Musik immens wichtig. Ach ja, die Musik: Ich zitiere ein paar Strophen, der Songs, die mich immer nur an den Herbst denken lassen:


    Die Handlung im "Eleventh Earl Of Mar" geht gleich mit einer Szene aus einem golden werdenden Regentag, wie wir ihn Ende Oktober oft erleben, los. Nach der unruhigen Bewegung des Tages, geprägt durch den Regen, hält das Herbstgebrause die Luft an und schenkt uns ein paar Stunden Ruhe mit einer Reminiszenz auf den Sommer:


    "The sun had been up for a couple of hours,
    Covered the ground with a layer of gold.
    Spirits were high and the raining had stopped,
    The larder was low, But boy that wasn't all."


    Überspringen wir den Song "One For The Vine", dessen tragische, unvermeidbar erscheinende (politische) Verwicklungen herbstschweren Gedanken entlockt zu sein scheinen. Wir wenden uns einem melancholischen (Liebes?)Stück zu, in dem endlich der Wind, der wohl immer mit dem Herbst in verbindung gebracht wird, benannt wird:


    "Whose seen the wind not you or I,
    But when the ship moves she's passing by.
    Between you and me I really don't think,
    She knows where she's going at all."


    Immer wieder Melancholie, die vermeintliche Unausweichlichkeit des Schicksals. Die Ironie, die das menschliche Streben mit seinem: "Wir wissen doch, wie es ausgeht!" oft beinhaltet. Diese Ironie, dieser Witz wird herrlich musikalisch, wie textlich in "All In A Mouses Night" dargestellt:


    "LOVING COUPLE:


    I can't see you but I know you're there.
    Got to get beside you cos it's really cold out here.
    Come up close to me you'll soon be warm.
    Hold me tightly like we're sheltering from a storm."


    Komm, lass uns kuscheln, draußen zieht ein Sturm auf! Schnell ins Bett! Auch die Mäuse verkriechen sich in den Dielen, hinter den Wänden.....


    Na ja, und dann kommt DER Herbstsong des Albums: "Blood On The Rooftops." In den dunklen, grauen Tagen der trüben Jahreszeit begegnet uns der Mensch, verkrochen in seiner Bude, um TV, oder Sport zu gucken, einen Tee zu trinken...und auf Weihnachten zu warten, auf das Licht des Erlösers (?)....(Abwarten und Tee trinken?) Ich kann beim Hören dieses wunderschönen Stücks immer nur an den Film Noir denken. Melancholie pur, die nur der Herbst kennt:


    "Dark and grey, an English film, the Wednesday Play
    We always watch the Queen on Christmas Day
    Won't you stay"


    Nach dem Herbstspiel (wunderbar ausgedrückt im Gitarren - und Keyboardspiel) der beiden Instrumentals, deren Titel "Unquiet Slumbers For The Sleepers......In That Quiet Earth den letzten Satz des Romans "Wuthering Heights" von Emily Brontë bilden, findet die nahezu unerträgliche Traurigkeit, Melancholie, Vergänglichkeit allen Seins, endlich die Erlösung in "Afterglow". Tony hat hier bewußt die letzten Gedanken, die einen Menschen am Abend (Herbst) des Lebens befallen, geschrieben. Im Gegensatz zu Grieg, der stimmgewaltig die Sonne, den Lebensbringer, aufgehen lässt (Peer Gynt Suiten), verlässt uns hier das Licht im Sonnenuntergang. Das Leben neigt sich zur Ruhe und wird mit dem Leichentuch des herbstlichen Nebels zugedeckt. Es bleibt die Hoffnung auf Wiederauferstehung.........:


    "But now, now I've lost everything,
    I give to you my soul.
    The meaning of all that I believed before
    Escapes me in this world of none, no thing, no one."


    Doch, doch, "Wind And Wuthering" ist für mich ein Meisterwerk, vergleichbar der Schönheit des Herbstes, die Ausdruck in den seltenen Stunden, in denen die Sonne von Rauhreif bedeckte gelbrote Blätter leuchten lässt, findet.

  • Zitat


    Liegt das an dem in sich sehr stimmigen Cover - oder an der Musik? Hätte ein anderes Cover das Ganze zu einem Frühlingsalbum oder Sommeralbum gemacht? Beispielsweise das sonnig-gelbe Trick Of The Tail Cover mit einem alternativen Titel, z.B. House Of The Four Summer Winds? Was ist das "herbstliche" in der Musik auf diesem Album?


    Glaube ich eher nicht, zumindest bei mir ist es nicht so (bei anderen Alben hingegen schon). W&W hat sein herbstliches Attribut bei mir eher durch die dünnen, klaren und halt auch recht kalten Töne, wohingegen Trick für mich schon fast etwas winterliches hat. So gemütlich am Kamin rumsitzen und so weiter. Als Sommeralben würde ich da eher Foxtrot oder Nusery Cryme sehen, vor allem wegen der Cover. Trespass hingegen ist natürlich das gesamte Universum und nicht mit so profanen Dingen wie dem Wetter vergleichbar. ;)

    Niveau sieht nur von unten aus wie Arroganz.

    • Offizieller Beitrag

    Trespass hingegen ist natürlich das gesamte Universum und nicht mit so profanen Dingen wie dem Wetter vergleichbar. ;)


    Du meinst aufgebläht, hohl und im Verhältnis zum Volumen ziemlich frei von Substanz? :teufelgrins:


    Mich lässt Wind & Wuthering an den Herbst denken... einerseits wegen des Covers, das universell und auf jeweils verschiedene Weise zu jedem Stück auf dem Album passt, und dann auch wegen der Stücke:
    Bei "Schottland" kommt mir die typische Herbstnebelwetterlage in Schottland in den Sinn (allerdings kann man dort besonders im Westen eine "typische Herbstnebelwetterlage" zu jeder Jahreszeit erleben, wie ich auf Wanderungen erlebt habe, die dennoch zu meinen schönsten Reiseerinnerungen zählen).
    Das Motiv der wolkenverhangenen Bergflanken setzt sich in One For The Vine fort. Your Own Special Way ist wie einer dieser völlig verregneten Sonntage im Spätherbst, an denen man schon um halb zwei nachmittags nur noch hofft, dass bitte endlich die Zeit vergehen möge ("wenn man alle Bäder genommen hat, die man sinnvollerweise an einem Tag nehmen kann, und der Zeiger der Wanduhr sich unerbittlich langsam auf drei Uhr zubewegt, und dann beginnt die lange trübe Teezeit der Seele", wie Douglas Adams es formulierte).
    Wot Gorilla ist dann ein sonniger Lichtblick, ein Herbstmoment, in dem selbst Erwachsene fröhlich durch Laubhaufen tollen.
    All In A Mouse's Night und Blood On The Rooftops stellen drei mögliche Aktivitäten für Herbstabende vor: essen, vermehren und fernsehen. Oder lesen, zum Beispiel Wuthering Heights, das ich nicht oft genug empfehlen kann und das ja hier titelstiftend war. Und wenn man dann in völliger Trübsal versinkt: Afterglow.

  • Zitat

    Du meinst aufgebläht, hohl und im Verhältnis zum Volumen ziemlich frei von Substanz? :teufelgrins:


    Ich meinte, dass auch Du ohne ziemlich aufgeschmissen wärst. :p


    Plausibler fände ich dennoch die Erklärung, dass das Cover vom Album geprägt wurde (und somit herbstlich ausfällt) und nicht, dass das Cover den herbstlichen Eindruck erst vermittelt.

    Niveau sieht nur von unten aus wie Arroganz.

  • Weiß jemand, ob auf W&W älteres Material Verwendung fand?


    Ich meine Material, das nicht speziell für dieses Album geschrieben wurde.


    Gruß CM

    "Ich glaube, dass sich mein Standpunkt, nachdem ich die Band verlassen habe, nicht dramatisch geändert hat.(...).

    Aber ich bin immer stolz darauf, was ich tat und was sie taten"

    Peter Gabriel

  • Mit Wind and Wuthering haben sich Genesis endgültig in den Olymp der Musik katapultiert. An Klangflut ist das Album kaum zu übertreffen. ...in that quiet Earth ist ein Feuerwerk der Klänge. Was bei Genesis immer wieder interessant ist, sie verstehen es beindruckende Klänge aus Ihren Instrumenten rauszuholen. Verzerrte Gitarre aber auf eine wundervoll orchestrale Art. Mike Rutherford ist ein phantastischer Rythm Gitarrist geschweige denn Bassist.