Ich suche übrigens immer noch die Aroma Plus - hatte die mal auf Cassette von einem Freund überspielt, als die schon lang vergriffen war.
Da bist Du nicht der Einzige... ich hatte das Ding in den 80ern ziemlich intensiv gesucht, und sehr viele scheinen nicht zu existieren. Anders gesagt, die "Vision of Angels" Single habe ich zum Verkauf mit eigenen Augen häufiger vor mir gesehen, nämlich genau einmal...
Inzwischen hab ich es aufgesteckt, bzw. wenn sie doch mal auftaucht, kostet sie wahrscheinlich so viel wie der Militärhaushalt einer kleineren Bananenrepublik.
Was die Sicht auf Bands wie Foyer des Arts angeht, macht es natürlich einen Unterschied, ob sie aus dem realen Zeitablauf oder retrospektiv erfolgt. Kunst im Allgemeinen und Rockmusik im Besonderen schwebt nun mal nicht (ganz) im zeitlosen abstrakten Raum sondern ist immer (auch) zu einem sehr konkreten Zeitpunkt an einem sehr konkreten Ort entstanden.
Ein ganz wesentlicher Teil von Foyer des Arts war die Provokation und Grenzüberschreitung. Wenn Du die Band lange Zeit später entdeckst, dann erscheinen die Platten zwangsläufig sehr viel homogener, als sie tatsächlich beim ersten Mal wirkten. Ich hatte die "Sekretärin" ungefähr beim Erscheinen gekauft, ich glaube im seligen "Unterm Durchschnitt" in Hamburg, wenn ich jetzt nicht völlig genf bin...
Ich kannte sie jedenfalls schon, als zum ersten Mal die "Königin" in Point (Südfunk 3 Stuttgart) lief, was *tatsächlich* zu eine Folge grotesker Eklats in der Redaktion führte. Das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen, daß sich *während* einer Live-Sendung im öffentlich rechtem Rundfunk Moderatoren gegenseitig bei offenem Mikrofon "Volksverdummung" vorwerfen und die weitere Sendung boykottieren.
In jedem Fall war Foyer des Arts für meine Generation nackte Revolution gegen den Lauf der Welt, die sich Jahre später natürlich totgelaufen hatte, wodurch Platten wie die "Irrtumstaverne" auf mich nicht mehr die anarchistische Urgewalt der Anfänge entfalten konnten.
Eine Band, die sich erstaunlich gut über die Jahre gehalten hat, sind die Neubauten. "Kollaps" war beim Erscheinen ein ähnlicher Schock wie "Bullerbü", aber im Unterschied zu Foyer haben sie ihre Tongewalt und Radikalität sehr wirkungsvoll in fortlaufend neuen stilistischen und formalen Kontext gestellt. Deshalb findest Du auch kaum einen, der alle ihre Studio-Alben gleichermaßen schätzt...
Ich liebte "Kollaps", aber die "Zeichnungen" waren mir damals schlichtweg zu sehr inszenierte Kunst. Aber als dann plötzlich "Halber Mensch" rauskam, war ich weggeblasen - wenn mir irgend jemand vier Jahre vorher gesagt hätte, daß sich der anarchistische Maschinenlärm der Anfangsjahre in einen hochdisziplinierten A-Capella Chorgesang überführen läßt, der dann auch noch vom Mixer von Depeche Mode produziert wird, hätte er/sie jedenfalls von mir einen Vogel gezeigt bekommen...
Wer die Neubauten ganz und gar nicht kennt, für den Einstieg empfehle ich das Album "Haus der Lüge". Grönemeyer erzählt ja ganz gerne, er selber hätte entdeckt, daß man "Deutsch" vor allem als Rhythmusinstrument einsetzen müsse. Mal abgesehen davon, daß das schon Ton Steine Scherben ein Jahrzehnt vorher wußten, die Neubauten führen uns vor, wie man Deutsch auf *natürliche* Weise als Rhythmusinstrument einsetzt... :cool: