For Absent Friends / Non Musicians > memories to keep

  • Ach tom, dieselbe Quelle kann man so oder so lesen


    Ich mag die englische Art der Obituary (nein, nicht die Band). Die Bedeutung des Wortes ist vielschichtiger, nicht so eng in der Auslegung, nicht so verkniffen scharf abgegrenzt wie viele unserer deutschen Worte. In Foren eine Anteilname am vergangenen Leben auszutauschen finde ich angebracht. Ich habe viele Wegbegleiter und Vertraute verloren und glaube schon: Für das Umfeld von Verstorbenen mag es tröstend sein, wenn irgendwo, auch an unerwarteten Orten, nette Erinnerungen aufschimmern und Spuren deren Handelns nachhallen. Die schönsten Obituaries finden sich im Tagesspiegel Berlin. Und die geben mir immer etwas.

  • Habe nichts "richtig gestellt", nur eine Antithese formuliert. Und kommt sicher öfter vor, ist also nichts Einmaliges.


    Kondolenz in einem Internetforum halte ich für Unsinn, denn wie sollte man den Hinterbliebenen dort sein Beileid bekunden? Zumal man in der Regel weder die gestorbene Person noch ihre überlebenden Verwandten persönlich kennen dürfte. Daher wirst du mich hier höchst selten bei sowas ertappen. ;)

    Künstler, ob Musiker oder Non-Musiker, begleiten einen oft viele Jahrzehnte im Leben mit ihrer Arbeit. Dann ist man schon doch auch schon eine Art von Angehöriger. Und die Hinterbliebenenen, die sich in so einem Forum wie hier finden, können dann in den entsprechenden threads gut gegenseitig den Verlust betrauern.

  • Ja ich weiß - das ist der fundamentale Irrtum, dem "Fans" im allgemeinen unterliegen. 8o

    Nö. Man könnte auch sagen, man ist ein guter Freund des Toten, oder er war einem ein guter Freund, eine gute Freundin. Manch MusikerIn ist/war das für mich. Läuft alles auf des gleiche hinaus. Man darf ruhig sagen, dass man traurig ist - und Erinnerungen teilen, und würdigen, was hinterlassen wurde

  • Also, das „er war ein guter Freund für mich.“ würde ich gelten lassen, mit Betonung der letzten beiden Worte. Ich teile mit dem/der Musiker*in sein/ihr Werk. Es ist sogar Teil meines Lebens. Vielleicht begegnen wir uns auf einer, hm…spirituellen (?) Ebene. Trotzdem ist er/sie ein fremder Mensch, kein (e)Freund(in), oder sogar Familienmitglied, denn es besteht keine gegenseitige Bekanntschaft. Sehe ich diese Grenze nicht mehr, wird es m. E. pathologisch.

  • Uhm, naja, klar, Realitätsbezug ist schon ein gutes Ding. Das unterscheidet die Stalker (sie liebt mich, wir gehören zusammen) und umnachtete Teenies im Curt C.-Fall von Vereins-zusammen-erischen. Schlimm ausgrenzend auf der anderen Seite jede Verengung, jedes zwanghafte Abschotten a la "nur Freund und Angehörige erlaubt". Das ist unnatürlich.

    Was ist mit der guten alten Land-Kultur? Wo riesige Polterabende gefeiert werden oder bei einigen Völkern Hochzeiten mit über 1000 Leuten, so entsandte bei uns jedes Haus mindestens einen Vertreter zu Beerdigungen, auch wenn man dem Verstorbenen nicht grün war. Man hatte halt einen Teil des Lebes eine ähnliche Luft geatmet. Hatte jemand ein pralles Leben gelebt, um so mehr Beteiligte. Oft hatten die Alten bereits selbst vorgesorgt für das traditionelle "Fell versaufen" der Nordländer: Das gute Leben und die Gastfreundschaft noch einmal hochleben lassen, feiern mit möglichst vielen, egal ob nah oder fern. Warum soll das in der neuen Community nun anders sein müssen?

  • Uhm, naja, klar, Realitätsbezug ist schon ein gutes Ding. Das unterscheidet die Stalker (sie liebt mich, wir gehören zusammen) und umnachtete Teenies im Curt C.-Fall von Vereins-zusammen-erischen. Schlimm ausgrenzend auf der anderen Seite jede Verengung, jedes zwanghafte Abschotten a la "nur Freund und Angehörige erlaubt". Das ist unnatürlich.

    Was ist mit der guten alten Land-Kultur? Wo riesige Polterabende gefeiert werden oder bei einigen Völkern Hochzeiten mit über 1000 Leuten, so entsandte bei uns jedes Haus mindestens einen Vertreter zu Beerdigungen, auch wenn man dem Verstorbenen nicht grün war. Man hatte halt einen Teil des Lebes eine ähnliche Luft geatmet. Hatte jemand ein pralles Leben gelebt, um so mehr Beteiligte. Oft hatten die Alten bereits selbst vorgesorgt für das traditionelle "Fell versaufen" der Nordländer: Das gute Leben und die Gastfreundschaft noch einmal hochleben lassen, feiern mit möglichst vielen, egal ob nah oder fern. Warum soll das in der neuen Community nun anders sein müssen?

    Von "müssen" ist hier nun wirklich nie die Rede gewesen - auch nicht durch die Blume. Tobt euch aus, das macht doch jede:r nach dem eigenen Bedürfnis.

    Ich finde halt einige Sachen echt schräg, die zu Geburtstagen und nach Todesmeldungen hier im Forum passieren, und kann mich Tom wohl ziemlich genau anschließen. Aber dass so etwas mal gesagt wird, sollte auch für die okay sein, die gerne wem auch immer kondolieren (oder gratulieren - das finde ich auch immer sehr lustig :saint: ).

  • ... trotzdem ist er/sie ein fremder Mensch, kein (e)Freund(in), oder sogar Familienmitglied, denn es besteht keine gegenseitige Bekanntschaft. Sehe ich diese Grenze nicht mehr, wird es m. E. pathologisch.


    ... ja, das stimmt, natürlich, aber ist das nicht schon ein bisschen zu selbstverständlich, um es zu erwähnen?


    .

    Kondolenz in einem Internetforum halte ich für Unsinn, denn wie sollte man den Hinterbliebenen dort sein Beileid bekunden? Zumal man in der Regel weder die gestorbene Person noch ihre überlebenden Verwandten persönlich kennen dürfte. Daher wirst du mich hier höchst selten bei sowas ertappen. ;)

    .. ich wunder mich halt, dass Du, tom, Dich hier mehr als einmal darüber mokiert hast, dass Leute einfach mal sagen, "schade, dass der oder die KünstlerIn tot ist" - und dann noch kurz an das Werk erinnern... Ich finde zwar, ein Forum ist dafür da, zu schreiben, was man denkt, aber bei der Häufigkeit frag ich mich, warum Du das vergleichsweise häufig betonen musst, zumal...


    ... es doch doch in Wirklichkeit gar nicht darum geht, den echten Hinterbliebenen/Angehörigen zu kondolieren, das finde ich eine höchst absurde Annahme. Meinst Du auch sicher nicht wirklich ernst. ;)

    Wie kalt wäre das aber, wenn hier kein ein einziges Mitglied mal kurz mit ein paar Worten auf den Todesfall von Musizerenden oder anderen Kunstschaffenden reagieren würde. Spiegel etwa, Tageszeitungen, TV dürften dann auch keine Nachrufe veröffentlichen. Und um nix anderes handelt es sich in den beiden Todesfall-Threads, wenn auch in kleinerem Rahmen, und jeder so, wie er mag.

  • Von "müssen" ist hier nun wirklich nie die Rede gewesen - auch nicht durch die Blume. Tobt euch aus, das macht doch jede:r nach dem eigenen Bedürfnis.

    Ich finde halt einige Sachen echt schräg, die zu Geburtstagen und nach Todesmeldungen hier im Forum passieren, und kann mich Tom wohl ziemlich genau anschließen. Aber dass so etwas mal gesagt wird, sollte auch für die okay sein, die gerne wem auch immer kondolieren (oder gratulieren - das finde ich auch immer sehr lustig :saint: ).

    Klar, jedes 1 "m a l gesagt" ist okay. Ich zähl aber gern "mal" aus, um valide zu klären, wieviel Male "mal-gesagt werden"-Kritik (meh, der Nachruf zu kurz, zu lang, zu belanglos, zu intensiv, zu falsch, zu schräg...) .... 8):saint: Wenn man Agnostiker ist, warumliest und reviewt man dann hier mit? Mir ist nicht so ganz klar, w a s genau "schräg" an w a s ist. Die Übertragung der ländlichen Abschiedskultur auf Netz- Communities? Könnte man das übersetzen als Fortsetzung des Stirnrunzelns, mit dem Städter früher gern von oben herab auf die Sitten der ländlichen Gemeinden blickten?

  • Klar, jedes 1 "m a l gesagt" ist okay. Ich zähl aber gern "mal" aus, um valide zu klären, wieviel Male "mal-gesagt werden"-Kritik (meh, der Nachruf zu kurz, zu lang, zu belanglos, zu intensiv, zu falsch, zu schräg...) .... 8):saint:

    Ich verstehe deinen Gedanken wahrscheinlich nicht ganz genau. Aber mir scheint, du möchtest etwas zählen, um daraus eine Schlussfolgerung ziehen zu können. Falls das mit Tom zu tun haben sollte: War es nicht so, dass du annahmst, er wolle kondulieren, er dies aber dann auf deine Bemerkung hin verneinen musste und zur Erklärung anfügte: Kondulieren an dieser Stelle sei aus seiner Sicht ziemlicher Quatsch?

    Und ich selbst habe das, glaube ich, seit meinem Einstieg hier 2008, noch nie gesagt - obwohl ich schon sehr oft über die Art und Weise irritiert war, wie hier im Forum zum Teil der Toten gedacht und Jubilarys gratuliert wird. Nach 16 Jahren wurde es dann aber auch mal Zeit, Emotionen müssen raus. :saint: