Die Politik ist tot, es lebe die Politik! - kleiner politischer Frühschoppen, Live-Ticker, Austicker und was man sonst noch so zur Meinungsbildung braucht - oder auch nicht...

  • Dann wollen wir mal hoffen, dass diese Proteste auch einen nachhaltigen Teil der momentan geschätzt 22 Prozent AfD-Wähler so stark beeindrucken/überzeugen, dass sie ihre Wahlentscheidung ändern.

    Tatsächlich scheint es so zu sein -- und das deckt sich auch mit meinen eigenen, statistisch natürlich nicht repräsentativen Erfahrungen -- dass unter diesen 22% sehr viele sind, die glauben, dass mindestens 80% so denken wie sie, und es nur eine ganz kleine, linke akadmische Minderheit ist, die nicht ihrer Meinung ist, was geschlossene Grenzen, Abschiebungen, Umweltpolitik, Politiker einsperren oder gleich hochsprengen usw. betrifft. Ich könnte da einige Beispiele erzählen. Insofern ist es vielleicht trotzdem hilfreich, wenn möglichst viele öffentlich zeigen, dass sie anderer Meinung sind, selbst wenn sie das Wahlverhalten dieser 22% (die vielleicht nicht offen rechtsradikal sind, was immer das dann noch heißen soll, die aber jedenfalls Politiker, die davon reden, Menschen ohne Arierpass abzuschieben oder gar zu töten, zumindest weniger schlimm als die Grünen finden) nicht ändern. Denn wenn man glaubt, ca. 80% der Bevölkerung würden so denken wie die AfD, muss man ja logischerweise davon ausgehen, dass die öffentliche Meinung mehr als unzureichend abgebildet wird, oder gar die Wahlergebnisse manipuliert sind.

  • Als Jemand, der in den letzten Wochen mit mehreren Bekannten, die Sympathien für eine AfD-Wahlentscheidung hegen, diskutierte, um sie eventuell zurück in den Kreis der demokratischen Parteien blicken zu lassen, eine kleine Anmerkung: dieses Überemotionalisierende, persönlich Diffamierende und das "Diskutieren" vom Standpunkt einer im Voraus angeeigneten Überlegenheitsattitüde, ist dem (an sich lebenswerten) Anliegen nicht förderlich. Da kann man noch so gute Argumente vorbringen. Wenn das noch zunehmen sollte, lachen sich Höcke und Co. ins Fäustchen und ich sehe Blau...

    Einmal editiert, zuletzt von Rob Plant ()

  • Als Jemand, der in den letzten Wochen mit mehreren Bekannten, die Sympathien für eine AfD-Wahlentscheidung hegen, diskutierte, um sie eventuell zurück in den Kreis der demokratischen Parteien blicken zu lassen, eine kleine Anmerkung: dieses Überemotionalisierende, persönlich Diffamierende und das "Diskutieren" vom Standpunkt einer im Voraus angeeigneten Überlegenheitsattitüde, ist dem (an sich lebenswerten) Anliegen nicht förderlich. Da kann man noch so gute Argumente vorbringen. Wenn das noch zunehmen sollte, lachen sich Höcke und Co. ins Fäustchen und ich sehe Blau...

    Ich kann das so für mein Umfeld, in dem ich 3 Personen kenne, die mit Blau sympathisieren oder auch schon mal gewählt haben, bestätigen.

    Das sind übrigens alles keine Menschenfeinde, sondern überdurchschnittlich gebildet und politisch interessiert.

    Niemand von ihnen teilt diese krassen Deportationsfantasien!

    Sie alle sind von der Demokratie und unserer Verfassung überzeugt, aber seit ca. 2015 durch bestimmte Entscheidungen/Entwicklungen zunehmend enttäuscht und von der Politik sukzessive entfremdet.

    Was die wollen, ist eine deutlich andere Politik als die jetzige, vor allem auch im Bereich von Migration. Eine dezidiert konservativere Politik.

    Das sind nach meiner Einschätzung (bei 2 von 3 weiß ich es sicher) enttäuschte, ehemalige CDU-Wähler/Mitglieder, die man durchaus zurückgewinnen kann. Aber eben nur durch ein klar anderes politisches Angebot.

    But we never leave the past behind, we just accumulate...

    "Von jedem Tag will ich was haben

    Was ich nicht vergesse

    Ein Lachen, ein Sieg, eine Träne

    Ein Schlag in die Fresse"

  • Aber eben nur durch ein klar anderes politisches Angebot.

    Das da wäre ?

    P.C.=82 Düsseldorf,90 Berlin,94 Dortmund

    P.G.=03 Oberhausen+Köln,04 Dortmund,23 Köln

    GENESIS-78 Saarbrücken,81 Dortmund,92 Gelsenkirchen,07 Düsseldorf

    S.H.=79 Köln,88 Bochum,13 Oberhausen,22 Utrecht+Essen,23 Wuppertal,Essen+Freiburg

    M.A.TM.=89 Düsseldorf

    R.W.=02 Wuppertal,23 Remscheid


    HEART=22.06.24,Berlin

    BRUCE SPRINGSTEEN=05.07.24,Hannover

    S.H.=07.07.24,Zoetermeer

    STEVIE NICKS=16.07.24,Antwerp

    DIRE STRAITS EXPERIENCE=23.07.24,Essen

    HOOTERS=24.07.24,Köln

    ADELE=14.08.24,München

  • Meine Hoffnungen, dass die derzeitigen Demos große Auswirkungen auf das Wahlverhalten der (bisherigen)AfD-Wählerschaft haben werden, sind doch recht überschaubar.


    Aber die sind meiner Meinung nach gar nicht der Adressat. Vielmehr geht es darum, dem Narrativ der angeblichen schweigenden Mehrheit, dem "Wir sind das Volk" Gebrüll deutlich zu widersprechen.


    Wer in letzter Zeit auf X (ehemals Twitter) oder anderen sozialen Medien unterwegs war, bekommt oft den Eindruck, als letztes Einhorn unter Orks zu leben. Elon Musk hat die Plattform erfolgreich nicht auf links, sondern auf stramm rechts gedreht, ein Eldorado für Querdenker, AfDler und die gesamte rechte Bubble. Die Gegenstimmen haben sich nach und nach zurückgezogen, sind immer mehr niedergebrüllt worden. Ein paar wenige halten noch tapfer die Stellung, aber der Algorithmus von X sorgt dafür, dass deren Reichweite nur so weit geht, wie es für das Anstacheln der Niederbrüller notwendig ist, damit es nicht zu langweilig wird.


    Die Bestätigung, dass X nicht die Wirklichkeit widerspiegelt, sondern dass die Mehrheit der Gesellschaft nach wie vor rechten Hass und Hetze entschieden ablehnt, tut da einfach gut. Viele, die schon befürchteten, mit ihrer Meinung bald alleine dazustehen, können wieder Hoffnung schöpfen. Das gilt ganz besonders für die ostdeutschen Bundesländer, die man ja fast schon für "verloren" hielt wo jetzt teilweise 10.000 Menschen in einer Stadt mobilisiert werden konnten - und das sehr spontan, ohne lange Vorbereitung und Aufforderung. Wie wohltuend muss der Anblick dieser Menschenmassen für die Bürger*innen der Städte sein, die sonst eher durch Pegida- oder Querdenkermärsche aufgefallen waren.


    DAS sind die eigentlichen Adressaten der Demos gegen Rechts!


    Weiterhin natürlich die Politik, Printmedien und Fernsehsender, die sich durch die Erfolge der AfD genötigt sehen, immer stärker auf die AfD Themen aufzuspringen und ihnen damit eine scheinbare Bedeutung und Relevanz verleihen, die sie gar nicht haben, die dadurch aber größer gemacht werden. Die Demos können hier ein wichtiges Signal sein, dass man in letzter Zeit einfach zu viel diejenigen beachtet hat, die am lautesten geschrien haben, dass die tatsächliche Mehrheit die Positionen dieser Schreihälse aber entschieden ablehnt.

    “THE NIGHT WE TRACKED DOWN PHIL COLLINS, BECAME BEST FRIENDS WITH HIM, AND TALKED HIM INTO REUNITING WITH PETER GABRIEL, AND THEN WE GOT TO SING BACKUP ON THE NEW GENESIS ALBUM AND IT WAS AWESOME!”

    — Barney Stinson, How I Met Your Mother, Season 7, Episode 21 ‘Now We’re Even’

  • Das sind übrigens alles keine Menschenfeinde, sondern überdurchschnittlich gebildet und politisch interessiert.

    Ich sage es mal extra ganz sensibel und vorsichtig: Du hast es bestimmt nur übersehen, aber vor und hinter dem Komma fehlt es an logischem Zusammenhang.

    Das sind nach meiner Einschätzung (bei 2 von 3 weiß ich es sicher) enttäuschte, ehemalige CDU-Wähler/Mitglieder, die man durchaus zurückgewinnen kann. Aber eben nur durch ein klar anderes politisches Angebot.

    Da du ja weißt, wie es geht: Hol sie bitte zurück. Und sag gerne Bescheid, wenn es geklappt hat. Wir können jede gute Nachricht gebrauchen.

    Da du selbst sagst, dass es denen auf ein anderes politisches Angebot ankommt, spielen die Demos gegen Rechts dann ja wohl doch keine Rolle. Stattdessen kannst du die Abgedrifteten dann pädagogisch feinfühlig mit der Werteunion ködern.

  • Das da wäre ?

    Tja, da wird es leider schwierig, da ich das mit diesen Menschen nicht detaillierter erörtert habe. Ich kann daher nur vermuten.

    Ich vermute, sie möchten auf jeden Fall eine CDU-geführte Bundesregierung. Am besten mit jemandem wie Merz als Kanzler.

    Dann selbstverständlich ohne Beteiligung von Rot, Grün und Linken. Was es ja quasi unmöglich macht, da auch ein Bündnis mit der AfD ausgeschlossen werden kann.

    Aber vielleicht unter Beteiligung von FDP, Freien Wählern oder Wagenknecht?

    Sehr viele unsichere und schwierige Prognosen. Gucken wir einfach mal, wie das Wahljahr so wird...

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  • Stattdessen kannst du die Abgedrifteten dann pädagogisch feinfühlig mit der Werteunion ködern.

    Hm, ich glaube ich gebe ihnen zunächst mal die letzten Seiten dieses Threads zur Lektüre.

    8o

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  • Das sind übrigens alles keine Menschenfeinde, sondern überdurchschnittlich gebildet und politisch interessiert.

    Niemand von ihnen teilt diese krassen Deportationsfantasien!

    Das fällt mir leider irgendwie immer schwieriger zu glauben. Unter den AfD-Sympathisanten, die ich kenne, sind die meisten ebenfalls persönlich total nett und v.a. sehr hilfsbereit. Aber wenn bestimmte Themen kommen -- Israel bzw. "die Juden" ist da nur ein aktuelles -- frage ich mich doch, wie erwachsene Menschen so reden können, wenn sie es eigentlich nicht so meinen. Wenn man jetzt mal die Sache umdrehen würden: Nehmen wir an, ein Teil z.T. einflussreicher Grünen-Politiker würde, zusammen mit Leuten von linken NGOs, nicht nur öffentlich davon sprechen, z.B. SUV-Fahrer aufgrund ihrer umwelt- und menschenwohl gefährdenden Autowahl mindestens einzusperren und im Zweifelsfall hinzurichten, sondern das bei Geheimtreffen auch noch planten, die Grünen würden dann als Partei erklären, dass es vielleicht ein bisschen krass ausgedrückt sei, das Ganze ja aber auch irgendwie verständlich und SUVs nun mal tatsächlich viel gefährlicher seien und man daher gegen deren Fahrer endlich mal was tun müsste, was ist dann von den Wählern zu halten, die diese Partei weiterhin wählen? Vor allem, wenn es nur eines unter vielen solchen Ereignissen ist?