TotWeekend: [03.-06.07.15]: PHIL COLLINS - (Love Is Like A) Heatwave

  • Lieber Peter, ob dein Beitrag nun ausgefallen genug für den Preis ist oder nicht: Mein Votum für einen der besten hättest du, denn du benennst m.E. haargenau die neuralgischen Punkte dieser Coverversion.
    Klar, das Arrangement, die Produktion, der Sound - das lässt sich ganz gut an und da wurde sicherlich vieles richtig gemacht.
    In dem Moment aber, in welchem Phils Stimme ertönt, hat diese Version verloren. Ja, es klingt angestrengt, dünn, etwas schneidend. Und es fehlt gänzlich an positiver Ausstrahlung, an Charme. (Und hinsichtlich des Sax-Solos kann ich dir nur vollstens zustimmen.)
    Ich will nicht sagen, dass dieser Song nicht prinzipiell auch von einem alternden Mann überzeugend gesungen werden könnte. Aber dann müssen da einfach good vibrations rüberkommen und nicht so ein laues Lüftchen. Collins war aber zu dieser Zeit nicht nur ein alternder, sondern auch ein abgehalfterter Musiker. Er konnte den Song einfach nicht mehr so transportieren, wie es z.B. Martha Reeves & The Vandellas seinerzeit getan haben. Ungeachtet der Tatsache, dass Collins auch diesen Song für seine mittlerweile stumpf gewordene Stimme in eine ungünstigere Tonlage transponieren musste, schmettert Martha Reeves das Ding mit einer ungleich mitreißenderen Frische und Collins in den Schatten stellenden Glanz in die Runde. Da kommt dann auch wirklich Freude auf. (5 Punkte)


    Phil Collins als abgehalfterten (laut Duden heruntergekommenen) Sänger zu bezeichnen ist schon eine Frechheit und aufgrund seiner Erkrankung menschenverachtend... Der Mann hat von Anfang an den Sound von Genesis geprägt, wie kann mann so etwas in einem Fan-Forum über diese Band schreiben? :mad:


    Der Song ist auch keiner meiner Favoriten und auch stimmlich war Phil natürlich schon besser drauf, trotzdem ist die Platte eine Herzensangelegenheit von ihm und er hat jede Menge Leidenschaft in die Produktion gesteckt. Von daher gebe ich dem Song eine 2-. Besser gefallen mir beispielswese Going back oder Some of your Lovin.

  • Also, nun ist es kühler und es entsteht doch noch eine Diskussion über das Lied und einen "abgehalfterten" Sänger....
    Ich habe mich am Freitag recht enthusiastisch über den Song geäußert. Mir ist heute und nicht nur heute bewußt, wie sehr Musik von Stimmungen abhängig ist. Freitag passte das ganze Ambiente für diesen Song - Feierabend, gute Laune, Spaß, Genußmittel u. ä. Nun wird es kühler und ich werde Musik wieder vor der Anlage sitzend, konzentrierter hören. Dafür ist Phil´s Solo - Schaffen im Großen und Ganzen nicht das Richtige und wurde hier schon dementsprechend von mir bewertet. Ich glaube, Phil wollte es auch nie so. Er ist zu erdig, um in Prog bzw. Kunstrock - Dimensionen vorzustoßen. Dies belegen auch seine Motown - Cover - Versionen. Wo andere "abgehalfterte" Künstler ruhige, ernste Altersweisheits-Werke veröffentlichen, macht´s Phil auf die Lockere, Fröhliche, Tanzbare. Er bleibt sich treu und was ist schlecht daran? So ein ruhiges, seine Stimme und seinen Rücken schonendes meloncholisches Alters - Album wäre doch zerrissen worden - oder?
    Ja, sein Gesang wirkt schon angegriffen, aber ihn deswegen abgehalftert nennen? Nee! Sollte er verstummen? Kann er als Vollblutmusiker eigentlich nicht....und: Wollen wir das denn?


    P. S. Außerdem ist es sehr mutig als "Weißer" diese "schwarze" Musik zu covern, zu interpretieren Wie dolle kann man da auf die Nase fallen.....Phil ist es gut gelungen, äh, will sagen, er hat sich nicht blamiert!

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  • Phil Collins als abgehalfterten (laut Duden heruntergekommenen) Sänger zu bezeichnen ist schon eine Frechheit und aufgrund seiner Erkrankung menschenverachtend... Der Mann hat von Anfang an den Sound von Genesis geprägt, wie kann mann so etwas in einem Fan-Forum über diese Band schreiben? :mad:


    Och,wenn man künstlerisch und physisch von ganz oben kommt und (egal aus welchen Gründen) dystrophiert, dann ist doch "herunterkommen" nun wirklich keine unpassende Beschreibung.


    Den Song und seine Interpretation finde ich lau. Am Gewinnspiel möchte ich nicht mitmachen,bitte;):rolleyes:.

    Hier steht nichts wichtiges! Trotzdem danke für's Lesen.

  • Ein Sänger, der seinen Zenit überschritten hat, verwirklicht sich einen Traum, den ich ihm von Herzen gönne. Ein paar Jahre früher wäre vielleicht besser gewesen, die Strahlkraft seiner Stimme hat deutlich nachgelassen, und so mischt sich in das Mitwippen ein leises Bedauern. Meine Definition von "abgehalftert" sähe allerdings entschieden anders aus. (Auf Beispiele verzichte ich gern, denn wie wir wissen, bei Musik, Religion und Fußball sind die Menschen empfindlich).

    Den Charme der Originale erreichen Collins' Interpretation ohnehin nicht, das gilt m.E. für die gesamte Platte. Das 1:1-Konzept ist geeignet, die Wertschätzung des Musikers zu transportieren, aber eine bloße Reproduktion kann unmöglich für Enthusiasmus sorgen. Da bliebe, um ernsthaft zu punkten, der reine Vortrag, aber da unser Held hie und da hörbar arbeiten muß, bleibt der Gewinn für den geneigten Hörer überschaubar.

    Jenseits dieser Problematik hat es "Heatwave" sicherlich nochmal besonders schwer, wenn man weiß, wie die junge Rasselbande The Who dereinst durch das Stück gefegt ist. (Und auch Daltrey hat alles andere als eine R&B-Stimme).

    Aber Collins hat nie einen Zweifel daran gelassen, daß er nicht mehr als eine schlichte Verneigung im Sinn hatte. Die ist ihm gelungen, und bei diesem Song reicht es bei mir für eine solide Drei. Wohltemperiert.

  • Phil Collins als abgehalfterten (laut Duden heruntergekommenen) Sänger zu bezeichnen ist schon eine Frechheit und aufgrund seiner Erkrankung menschenverachtend... Der Mann hat von Anfang an den Sound von Genesis geprägt, wie kann mann so etwas in einem Fan-Forum über diese Band schreiben? :mad:


    Na ja, kann man als Schlagzeuger und Sänger künstlerisch heruntergekommener sein, als wenn man nicht mehr in der Lage ist, Schlagzeug zu spielen und zu singen? Zudem hörte man über sein Privatleben auch Dinge, die darauf hindeuten, dass er ziemlich am Boden war.


    Und wenn du schon extra dudenst: 'Abgehalftert' heißt auch 'seines Einflusses beraubt', und das ist bei Collins zum Zeitpunkt von "Going back" auch schon längst der Fall gewesen. Eine gewisse Öffentlichkeit guckte wegen des großen Namens damals, was der denn noch so zu bieten hat, aber im Vergleich zu den 80ern und 90ern war Collins' Einflussstärke mit den Retro-Schinken homöopathisch gering.


    Und dir, townman, empfehle ich dringend mal die Doku auf der Bonus-DVD des Albums zu schauen.


    Warum denn? Ich würde mir davon nämlich eigentlich nichts groß versprechen.

  • Na ja, kann man als Schlagzeuger und Sänger künstlerisch heruntergekommener sein, als wenn man nicht mehr in der Lage ist, Schlagzeug zu spielen und zu singen? Zudem hörte man über sein Privatleben auch Dinge, die darauf hindeuten, dass er ziemlich am Boden war.


    Finde ich hier aber trotzdem deplaziert, weil Phil erkrankt war (und ist). Ach, Privatleben ist Privatleben....


    Und wenn du schon extra dudenst: 'Abgehalftert' heißt auch 'seines Einflusses beraubt', und das ist bei Collins zum Zeitpunkt von "Going back" auch schon längst der Fall gewesen. Eine gewisse Öffentlichkeit guckte wegen des großen Namens damals, was der denn noch so zu bieten hat, aber im Vergleich zu den 80ern und 90ern war Collins' Einflussstärke mit den Retro-Schinken homöopathisch gering.


    Ich denke, dass Phil das gar nicht wollte, Einfluss gewinnen. Er hatte das Geld, um sich diesen Wunsch der Verneigung vor der Musik seiner Jugend zu erfüllen. Ich würde sogar sagen, der kommerzielle Erfolg und Kritiken waren ihm herzlich egal.


    Warum denn? Ich würde mir davon nämlich eigentlich nichts groß versprechen.


    Warum? Es bringt doch vielleicht Erkenntnis und wäre fair! Ich möchte auch auf den FAZ - Kommentar verweisen.


    Noch eine Bemerkung: Ich bin kein Fan von Phil´s Solo-Schaffen und kann den GENESIS - Alben ab dem ABACAB-Album nichts mehr abgewinnen. Im Gegenteil, Phil´s All-Gegenwart in den 80er - Jahren haben mich ihn fast hassen lassen. Sich so zu vermarkten - welch Verrat an den Idealen der Kunst??? Nun, muss ich da seinen körperlichen Verfall mit Häme sehen? Bestimmt nicht! Er wird seinen richtigen Platz in der Musik(industrie)-Geschichte bekommen. Wie alle Menschen macht(e) er auch Fehler, die er sich eingestehen muss.
    Also, let´s swing!

  • Zitat

    Ach, Privatleben ist Privatleben....


    Leider hat das nie jemand Phil gesagt. ;)


    Zitat

    Ich denke, dass Phil das gar nicht wollte, Einfluss gewinnen. Er hatte das Geld, um sich diesen Wunsch der Verneigung vor der Musik seiner Jugend zu erfüllen. Ich würde sogar sagen, der kommerzielle Erfolg und Kritiken waren ihm herzlich egal.


    Hat ja auch keiner behauptet.

    Niveau sieht nur von unten aus wie Arroganz.

  • Nicht ganz mein Ding. Aber so zwischendurch gehts noch.
    Gut gemacht auf jeden Fall. Phil singt das absolut gut und passend. Die Musiker legen sich ins Zeug - von daher stimmt es an sich. Ist einfach nicht die Musik die ich gerne höre. Daher nur 6 Points.

    Zy
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    "The music is the true currency. It's more valuable than the accolades or the money. The relationship is with the invisible muse and you know if she's pleased or if she ain't." - Steve Hackett


  • Nun, muss ich da seinen körperlichen Verfall mit Häme sehen? Bestimmt nicht!


    Es scheint so, als wenn wir in diesem Fall anders mit Begriffen umgingen. Warum sollte ich Häme spüren, wenn ich feststelle, dass Collins heruntergekommen ist. Du selbst nennst es Verfall. Das liegt für mein Verständnis eng beieinander. Und freuen tue ich mich darüber ebenso wenig wie du.
    Dass du hier Fairness ins Spiel bringst, bestärkt mich in dem Gedanken, dass wir uns bislang nicht so richtig verstanden haben. Dieser Hinweis macht mich hinsichtlich seines Kontextes ebenso ratlos wie Christians Empfehlung der Doku.