Am Hofe des karminroten Königs

  • @PS@townman: Denkst Du auch an den Einfluss von Peter Sinfield?


    Ich bin da nicht so kundig, was die Person Peter Sinfield angeht. Aber er scheint mir viel von dem ausgefüllt zu haben, was für dieses spürbare "Gesamtkonzept" des Albums nötig war. Ich denke da z.B. auch an das Beispiel Peter Gabriel zu den "Lamb"-Zeiten. Die anderen guckten ihn einigermaßen schief an, als er denen sagte, er wolle die gesamten Texte des Albums schreiben. Das war aber wiederum notwendig für dessen konzeptionelle Geschlossenheit - diese geht einfach (nicht NUR wegen der Texte) in erster Linie auf Gabriels Kappe.


    Hattest du an sowas bei deiner Frage gedacht? Oder was findest du an Sinfield bemerkenswert?


    townman versucht m. E. KC´s Poesie der Klänge in Worte zu fassen


    Freut mich, dass dies bei dir auch so angekommen ist. Genau das war meine Idee bei der Erstellung des Threads, denn das steht bei der Beschäftigung und auch beim Austausch mit Musik für mich an oberster Stelle: Die "Poesie", also der ästhetische Ausdruck von Musik.


    Mutzelkönigs erstes Posting offenbarte ein anderes Interesse: Hat das Album "In the court of the crimson king" überhaupt die Ausnahmestellung innerhalb der Progszene verdient, die ihm von mehreren Seiten immer wieder zugesprochen wird? Ja, ist es überhaupt dem Prog zuzurechnen, oder bietet es im Großen und Ganzen nicht einfach konventionelle Rockmusik?


    Da steckt man dann natürlich in eher analytischen bis akademischen Zusammenhängen. Ich finde aber für das Forum grundsätzlich wichtig, dass jeder über alles schreiben sollte, was ihn interessiert. Und mich interessieren Fragen zur Stilistik und zu Musikgeschichtlichem auch immer wieder. (Ehrlich gesagt, glaube ich daran, dass auch dies die Genussfähigkeit und das Verständnis für Musik in gewissen Zusammenhängen vergrößern kann.)
    Wer also keine Lust hat, meine bisherigen naiven Gedanken ihr Unschuld verlieren zu sehen, wer auf eine theoretische Hintergrunddiskussion keinen Wert legt, der kann sich jetzt einfach ausklinken und sich lieber was Gutes auf die Ohren geben, als noch weiterzulesen.


    ------------------------------------------------------------------------


    Deine Überlegung, Mutzelkönig, in Wirklichkeit böte das Debütalbum von 1969 fast nur konventionelle Kost, könnte man wohl nur fundiert diskutieren, wenn man einen breiten Überblick über die Rockmusik der 60er hätte. Den habe ich aber nicht. Von daher machte es Sinn, wenn du konkret würdest: Welchen konventionellen Bands sollen die frühen Crimsons und welchen konventionellen Alben soll denn "In the court of the crimson king" ästhetisch gleichen? Ich bleibe da ausgesprochen skeptisch und würde ganz laienhaft erwarten, dass es so einen Gesamtentwurf bis dato noch nicht gegeben hatte.


    Etwas mutiger gehe ich die Frage an, ob King Crimson progressive Rockmusik im Sinne des Stilbegriffs 'Prog' boten: Ja, natürlich. Du führst zwar an, dass in ihren frühen Songs "rhythmisch, melodisch und harmonisch kaum etwas passiert, das man für gewöhnlich mit progressiver Rockmusik verbindet". Ich halte aber dagegen, dass diese drei Parameter nicht die Kernaspekte dessen treffen, was hier wichtig ist.
    Ich habe den Eindruck, dass du den Begriff 'Prog' inhaltlich verengt auffasst, und zähle andere Merkmale auf, die mit King Crimsons erstem Album und Prog in Verbindung gebracht werden können:


    1. Betonung der Albumstruktur als Gesamtkonzeption mit "Werkcharakter" durch verschiedene Kohärenz erzeugende Elemente und damit Abkehr von zusammenhangslosen Einzelsongs
    2. Ästhetisch-konzeptionell ambitionierte und verhältnismäßig komplexe, durchaus auch vieldeutige oder verrätselte Wort-Ton-Beziehung
    3. Eklektizismus: Zu finden sind hier mehrere Einflüsse vor allem aus Jazz und Klassik. Das bezieht sich auf die Formsprache als auch auf das erweiterte Instrumentarium. Damit einhergehend ist auch eine Aufwertung rein instrumentaler Anteile im Gesamten zu hören.
    4. Sonderfall 'Mellotron': Natürlich stimmt die Gleichung Mellotron = Prog überhaupt nicht. Das wäre ja Quatsch. Es ist vielmehr so, dass das Mellotron (als durchaus damals 'fortschrittliches' Instrument!) auf Grund seiner klanglichen Möglichkeiten bestens für den Prog geeignet war und damit auch eines seiner neuartigen Merkmale eindrucksvoll unterstrich: die klassisch-sinfonische Klangästhetik (siehe Eklektizismus)
    5. Absage an flüchtige Konsumierbarkeit durch ausladendere, komplexere und z.T. auch weniger "gefällige" Mittel der Gestaltung; damit einhergehend möchte ich festhalten, dass jedes einzelne Stück auch eine individuelle Gesamtstruktur aufweist und keinem stereotypen Formverlauf entspricht. Da bin ich sehr nahe bei duke77.


    Ich hatte ja zwei Songs vorgestellt, und da gibt es eben auch konkretere Prog-Indizien, z.T. sogar auch in harmonisch-melodischer oder rhythmischer Hinsicht:


    Bei "I talk to the wind" z.B. wird eine schlichte Dur-Moll-Harmonik deutlich überboten, es finden sich vorwiegend komplexere Septakkordfolgen, die noch dazu z.T. nur sehr entfernte Verwandtschaften haben (E-Cmaj7 usw.). Damit einhergehend entstehen auch einige ungewöhnliche Dissonanzen. Zudem gibt es eine kontrapunktisch orientierte Verfahrensweise bei den Klarinetten in den Strophen als klassisch-eklektizistisches Mittel. Auch die nachgeschobene Flötenimprovisation ist von der Form her sicherlich nicht konventionell. Zudem geht das Stück dann per Überblendung fließend in "Epitaph" über.


    Bei "Epitaph" z.B. gibt es eine asymmetrische Phrase beim Intro. Das konventionell ja wohl eher repetitive Element des Schlagzeugbeats wird mehrfach ge- und unterbrochen. Stattdessen zeichnet sich die Rhythmik durch eine gewisse strukturelle Varianz im Dienste der ästhetischen Wirkung aus. Der gesamte Mittelteil ist mit Sicherheit per se unkonventionell auf mehreren Ebenen (Rhythmik, Instrumentierung, Form, Satztechnik, Ausdehnung, Wirkung). Und die insgesamt ausladenderen Grob- sowie Feinstrukturen muss ich nicht noch extra hervorheben.


    Ich denke grundsätzlich, es macht weniger Sinn festzuhalten, welche Progelemente nicht vorhanden sind, als darauf zu gucken, welche da sind. Gibt es überhaupt Progstücke, welche die entsprechenden möglichen Merkmale komplett aufweisen?


    Und zuletzt: Was ist nun mit der "Geburtsstunde des Prog"? Vielleicht hast du es im hiesigen Prolog gelesen. Ich selbst bin da auch skeptisch. Und unter den Babyblauen Rezensenten gibt es diesbezüglich keinesfalls nur einhellige Meinungen.
    Mein bisheriger Eindruck ist: "In the court of the crimson king" war diejenige Veröffentlichung, die zum ersten Mal von Presse und einem breiteren Publikum als stilprägendes " Prog-Gesamtkunstwerk" wahrgenommen wurde. (Ich halte es auch für möglich, dass die Marketingabteilung der Plattenfirma entsprechend mitgeholfen hat.) King Crimson hatten die Tendenzen der Zeit hier offenbar musterhaft auf den Punkt gebracht. Und wer das vor den anderen schafft, hat sich seinen Platz in den Geschichtsbüchern halt gesichert.


    Auch hier nun abschließend eine Gegenfrage: Welches Album sonst sollte als erstes Progalbum gelten? (Nach meinen Ausführungen wird es dich nicht wundern, dass ich auf die Zeit VORHER gucken würde.)

  • Vielleicht gibts hier ein paar "Antworten"?!
    https://www.youtube.com/watch?…llttM8ushzQEnHE-g&index=6
    https://www.youtube.com/watch?…llttM8ushzQEnHE-g&index=5
    https://www.youtube.com/watch?…=UULJKe3llttM8ushzQEnHE-g
    (..bei Clip 2 hatte ich leider keinen Ton...:confused:).


    Hier "The Syn" als einer der "Vorgänger-Band-Projekte":
    https://www.youtube.com/watch?v=e0yYhajX9mQ

    Z.B.
    dem Gründungszeitpunkt nach zu "bewerten", wären da ja noch diese Herren. (Hier mit ihrem Erstlingswerk):
    Yes (Album)


    Oder aber diese hier: (Wiki)

    Die Ära Syd Barrett: 1965 bis 1968


    1964 kam Roger Waters nach London und lernte bei seinem Architekturstudium an der Polytechnischen Hochschule Nick Mason und Rick Wright kennen. Sie gründeten die Cover-Band Sigma 6 und interpretierten aktuelle Blues- und Beatsongs. Mitglieder der Band waren auch die Sängerin und spätere Ehefrau von Richard Wright, Juliette Gale, der Bassist Clive Metcalf und der Sänger Keith Noble.[4] 2010 berichtete Roger Waters in der Show von US-Talkmaster Jimmy Fallon, dass der erste Bandname „The Mega Deads“ lautete.[5] Im selben Jahr änderten sie den Namen in The Tea-Set, auch kam Gitarrist Bob Klose hinzu. Später nannten sie sich The Screaming Abdabs und schließlich Abdabs. 1965 trat Syd Barrett als Sänger und Gitarrist der Band bei. Gale, Metcalf und Noble traten bald darauf aus, und Roger Waters stieg von Gitarre auf Bass um. Barrett gab der Band den Namen The Pink Floyd Sound, abgeleitet von den Vornamen seiner beiden Lieblings-Bluesmusiker Pink Anderson und Floyd Council.
    Nach der Aufnahme eines ersten Demos verließ Bob Klose die Band bereits wieder zugunsten einer Karriere als Fotograf.[6] Manche meinen, er sei aufgrund von Unstimmigkeiten mit Barrett ausgestiegen.[4] Da nur zwei Demo-Aufnahmen mit Klose an der Gitarre existieren (Lucy Leave und I’m a King Bee) und die Band erst nach seinem Ausstieg damit begann, die für die frühen Pink Floyd typischen psychedelischen Elemente einzusetzen, herrscht vielerorts Uneinigkeit darüber, ob er als Gründungsmitglied gezählt werden sollte oder nicht. Der Name wurde dann auf The Pink Floyd und schließlich zu Pink Floyd verkürzt.[7]
    Ab 1966 spielten Pink Floyd im Londoner Untergrundclub „UFO“, in dem sie sich schnell einen Namen machten und zur Hausband wurden. Die ersten Erwähnungen in der Presse erfolgten in der Untergrundzeitung „The International Times“, sowie in der „Sunday Times“ im Oktober 1966. In beiden Artikeln wurde über den Auftritt von Pink Floyd im Roundhouse berichtet.[8]
    Am 10. März 1967 veröffentlichte Pink Floyd ihre erste Single Arnold Layne bei EMI. Der Rundfunksender Radio London verweigerte die Ausstrahlung des Stückes mit Verweis auf den Text, in dem es um einen Transvestiten geht, der Unterwäsche stiehlt. Die Quellen sind sich aber uneins darüber, ob es der Piratensender Wonderful Radio London[9][10] oder BBC Radio London[11][12] gewesen ist. Am 16. Juni desselben Jahres erschien bereits ihre zweite Single See Emily Play.
    Barrett war prägend für die frühen Jahre von Pink Floyd,[13] gab die psychedelische Richtung vor und schrieb fast alle Stücke für das erste Album The Piper at the Gates of Dawn sowie die ersten drei Singles.[14] Mit wachsender Popularität der Band verschlechterte sich seine psychische Verfassung allmählich, verstärkt durch maßlosen Drogenkonsum, was die Zusammenarbeit mit ihm zunehmend erschwerte. Teils stand Barrett nur noch regungslos auf der Bühne, statt zu spielen. So kam es, dass David Gilmour, dessen eigene Gruppe sich gerade auflöste, Anfang 1968 als fünftes Mitglied aufgenommen wurde. Dieser sollte Barrett bei Live-Auftritten zunächst nur unterstützen und ersetzte ihn schließlich ganz. Barrett blieb als Songwriter vorerst erhalten, bis am 2. März 1968 entschieden wurde, ohne ihn weiterzumachen. Auf dem zweiten Album A Saucerful of Secrets ist nur noch eine einzige Komposition von Barrett enthalten. Seine restlichen Stücke aus dieser Zeit wurden 1970 auf zwei Soloalben eingespielt, zum Teil unter Mitwirkung der anderen Pink-Floyd-Mitglieder. Die Auseinandersetzung der restlichen Gruppe mit dem Abgang Barretts und seiner psychischen Erkrankung durchzieht das weitere Werk der Gruppe.
    Ausprägung eines neuen Stils: 1968 bis 1970


    Auftritte der Gruppe, vor allem im Londoner UFO-Club, weckten das Interesse von Filmregisseuren an ihrer Musik. Die Band erhielt mehrere Aufträge zur Mitwirkung an Filmsoundtracks, so bei den Filmen Zabriskie Point und More. Die Platte „More“ erschien fast zeitgleich mit dem Doppelalbum Ummagumma, das eine experimentelle Studioplatte und einen Live-Teil umfasst.
    Atom Heart Mother von 1970 ist das erste Pink-Floyd-Album, das in Großbritannien den ersten Platz der Albumcharts erreichte. Neben drei Songs, die vom Folk beeinflusst sind, enthält es die 23-minütige Suite Atom Heart Mother, bei der ein Orchester und ein teilweise experimentell eingebrachter Chor zum Einsatz kamen, sowie die 13-minütige Soundcollage Alan’s Psychedelic Breakfast. Der Nachfolger Meddle belegte Platz 3. Die zweite Seite der Schallplatte füllt das 23 Minuten lange Echoes aus, das mit seiner Mischung aus introvertierten Refrains und experimentellen Instrumentalteilen den Weg für das nachfolgende Konzeptalbum The Dark Side of the Moon ebnete. In den USA blieb der Erfolg zunächst aus – über Platz 55 kam man dort trotz gut besuchter und umfangreicher Tourneen nicht hinaus. Einen Achtungserfolg brachte ihnen dort der Filmsoundtrack Obscured by Clouds ein, das als erstes ihrer Alben in die amerikanischen Top 50 einstieg. Free Four, ein Song mit vergleichsweise schnellem Tempo, wurde öfter von US-amerikanischen Radiosendern gespielt als jede andere ihrer früheren Singles.

    Vielleicht tuen sich an dieser Stelle jedoch nur noch umso mehr Fragen auf?!
    Stichwort: das Spätwerk der Beatles. Bzw. "The Fab Four" als unüberhörbarer Einfluss in den Anfangstagen diverser (auch o.g. Bands) :ratlos:
    https://www.youtube.com/watch?v=K514zwsD3Po



    (Hier noch ein Auszug aus dem Wiki:(

    Allen Trennungsgerüchten zum Trotz begann die Gruppe am 24. November 1966 mit den Aufnahmen für ein neues Album. Am 13. Februar 1967 erschien die Doppel-A-Seiten-Single Strawberry Fields Forever / Penny Lane, auf der sich die Beatles musikalisch-nostalgisch ihrer Heimatstadt Liverpool widmen. Erstmals seit 1963 erreichte die Platte nicht die Spitze der britischen Hitparade, sondern blieb auf Rang 2 stehen, was darauf zurückzuführen ist, dass die Verkaufszahlen der Single durch zwei geteilt wurden, um somit als zwei einzelne Singles in den britischen Charts geführt werden zu können.
    Fünf Monate lang arbeiteten Lennon, McCartney, Harrison und Starr in den Abbey-Road-Studios an ihrer LP Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band, die als eines der ersten Konzeptalben in die Musikgeschichte einging.[30][31][32] Die unbegrenzt verfügbare Aufnahmezeit ermöglichte es den Beatles, alle Studio-Ressourcen einzusetzen und wochenlang an einzelnen Musik- oder Text-Passagen zu feilen. Es entstanden Stücke wie With a Little Help from My Friends, Lucy in the Sky with Diamonds und When I’m Sixty-Four. An den Aufnahmen zu A Day in the Life wirkte ein 41-köpfiges Orchester mit. Für das Coverfoto ließen sich die Beatles in Kostümen vor einer Bilderwand berühmter Persönlichkeiten (unter anderem Stan Laurel, Mae West, Bob Dylan, Shirley Temple, Aleister Crowley und Marlon Brando) ablichten. Begleitet von großem Medieninteresse wurde Sgt. Pepper am 1. Juni 1967veröffentlicht.
    Peace & Revolution (1967–1968)


    Nachdem Bob Dylan die Beatles 1964 mit der Droge Marihuana bekannt gemacht hatte, griffen die Gruppenmitglieder im Laufe der Zeit auch zu stärkeren Drogen. John Lennon und George Harrison waren bereits 1965 mit LSD in Kontakt gekommen. Paul McCartney gab im Juni 1967 während eines Fernsehinterviews öffentlichkeitswirksam bekannt, viermal LSD konsumiert zu haben.
    Am 25. Juni 1967 traten die Beatles mit der von Lennon komponierten Friedenshymne All You Need Is Love in der per Satellit weltweit übertragenen BBC-Fernsehsendung Our World Live auf, die von 400 Millionen Zuschauern gesehen wurde. Zu den Gästen in den Abbey-Road-Studios, wo die Aufnahmen stattfanden, gehörten Mick Jagger, Keith Richards, Eric Clapton, Keith Moon und Marianne Faithfull. Die Single All You Need Is Love wurde am 7. Juli 1967 veröffentlicht. Sie brachte die Gruppe beiderseits des Atlantiks an die Spitze der Hitparaden zurück.
    Ende Juli 1967 verbrachten die Mitglieder der Beatles mit ihren Frauen einen gemeinsamen Urlaub in Griechenland. Die Idee zum Kauf einer privaten Insel und die damit verbundene Einrichtung eines Aufnahmestudios wurde verworfen, nachdem die griechische Regierung den Besuch zur Touristenwerbung nutzte. Am 19. August 1967 wurde Ringo Starrs zweiter Sohn Jason in London geboren.
    Auf Pattie Harrisons Anregung hin besuchten die Beatles am 24. August 1967 einen Vortrag des indischen Gurus Maharishi Mahesh Yogi, der in London für die Techniken der Transzendentalen Meditation warb. Die Gruppe wurde zu einem Einführungs-Wochenende nach Bangor eingeladen. Mit dabei waren auch Mick Jagger und Marianne Faithfull. Während des Kurses erhielten die Beatles die Nachricht, dass ihr Manager Brian Epstein am 27. August 1967 tot in seiner Wohnung aufgefunden worden war.
    Schockiert vom Tod ihres Freundes begannen die Beatles am 11. September 1967 mit den Dreharbeiten für ihren dritten Film Magical Mystery Tour. Die psychedelische Komödie nach einer Idee von Paul McCartney entstand völlig ohne Drehbuch. McCartney übernahm weitgehend die Rolle des Regisseurs, was bei Lennon und Harrison für Verstimmungen sorgte. Das Soundtrack-Album Magical Mystery Tour (unter anderem mit The Fool on the Hill und I Am the Walrus) wurde am 27. November in den USA veröffentlicht. Die Single Hello, Goodbye erschien bereits am 24. November. Am 26. Dezember 1967 feierte Magical Mystery Tour im BBC-Fernsehen Weltpremiere, um kurz darauf – als erster Misserfolg – von Presse und Kritikern zerrissen zu werden.[33]


    https://www.youtube.com/watch?v=K514zwsD3Po


    ...und hier noch das wohl allseits bekannte Beispiel (mal in "abgespeckter" und "entgräteter" Form:D):
    https://www.youtube.com/watch?v=BpCuzW378e8
    ...auch interessant:
    https://www.youtube.com/watch?v=fazUEawGPns


    (Wobei die Weiterführung dieser Diskussion vielleicht mal wieder besser im "Was-ist-Prog"-Thread aufgehoben wäre...?:gruebel:).


    By the way: das Debut-Album von KC ist übrigens auch nicht "mein Ding"... :(

    PACKUNGSBEILAGE MIT WARNHINWEISEN:
    Alle hier von mir geposteten Beiträge stellen lediglich meine ganz persönliche und somit subjektive Ansicht dar! ;)


    "...Download love and download war
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    5 Mal editiert, zuletzt von RiverOfChange65 () aus folgendem Grund: The Fab Four...

  • townman + RiverOfChange65: Vielen Dank für die umfangreichen und tollen Ausführungen. Ich weiß gar nicht, wo ich jetzt anknüpfen soll, versuch es aber mal. Hoffe, es ist nicht zu unsortiert.


    townman, auch ich habe keinen großen Überblick über die Musik der 60er Jahre, bin da also alles andere als kompetent. Und nein, mir fällt auch spontan keine Band ein, die damals so ähnlich wie KC klang, von daher kann man ihnen sicher eine gewisse Eigenständigkeit zusprechen (wobei natürlich jeder Musiker auch die Einflüsse aus seiner musikalischen Sozialisation aufgreift und verarbeitet). Auf jeden Fall unterscheidet sich das Debut von KC deutlich vom Sound der Beatbands, die die erste Hälfte der 60er dominierten. Ich höre da auch durchaus den Willen, mit althergebrachten Sounds und Formen zu brechen und etwas Neues zu machen. Wird es dadurch schon "progressiv"?
    Schwierig...


    Die BEATLES z.B. haben auf ihren letzten Alben auch viele neue Dinge ausprobiert und die Grenzen der bis dahin bekannten Popmusik stark erweitert. Für mich persönlich würde ich das aber eher unter "experimenteller Pop" als "Prog" einsortieren. Keine Ahnung warum, aber BEATLES und PROG gehen für mich nicht zusammen. Wenn ich begründen müsste, warum das so ist, würde ich vielleicht mit der technischen Klasse der Musiker argumentieren: Prog-Musiker ragen grundsätzlich schon spieltechnisch aus der Masse der Musiker heraus, und auch ihr (theoretisches) Wissen über Musik ist oftmals überdurchschnittlich. Trifft auf die BEATLES vermutlich weniger zu.
    Ist natürlich nur so ne subjektive Faustregel, die wissenschaftlichen Untersuchungen nicht standhalten dürfte.;)


    Das erste Prog-Album ... Da nehme ich die Empfehlung von RiverOfChange65 gerne an. Ja, YES waren 1969 schon viel mehr als KC dort, wo ich persönlich Prog verorten würde. Mit PINK FLOYD hab ich's nicht so, müsste mich damit noch beschäftigen. Habe aber im Moment keine Zeit, weil ich ständig den neuen Longtrack von HAKEN hören muss. That's prog for sure! Sorry für das Abschweifen...


    townman, dein erweiterteter Kriterienkatalog für Prog ist interessant, da möchte ich auch noch kurz mit Blick auf Crimsons Debut drauf eingehen:


    1. Betonung der Albumstruktur als Gesamtkonzeption / Werkcharakter / Kohärenz: Das machen in der Tat viele Prog-Bands und auch bei KC ist das zu bemerken. Ist das nun ein typisches Prog-Merkmal? Schwierig. Im Grunde gilt dies ja auch für jedes größere Stück "klassischer" Musik (Opern, Sinfonien etc.). Auf jeden Fall ist KC ganz klar eine "Alben-Band". Von daher gibt es da eine Affinität zu progressiver Musik.


    2. Wort-Ton-Beziehung: Kann ich leider gar nichts zu sagen, da ich den Texten von KC bislang Null Beachtung geschenkt habe. Mea culpa!


    3. Eklektizismus: Ja, ich höre da verschiedene Einflüsse aus Jazz und Klassik. Die höre ich aber auch z.B. auf einem Album von Billy Joel, den ich aber auch nicht dem Prog zurechnen würde.


    4. Mellotron: Zustimmung! War für die progressiven Ansätze in der Musik eine gute klangliche Neuerung. Wird auch von vielen Progbands verwendet. Was mich stört ist die pauschale Assoziation Mellotron = Prog, die vielerorts existiert. Andererseits ist es wohl unvermeidlich, dass jede Musikrichtung auch ein paar Klischees erzeugt. Man muss halt nur wissen, dass es sich dabei um ein Klischee handelt.
    Anekdote am Rande: Ich war kürzlich auf einem Konzert von FLYING COLORS. Im Vorprogramm spielt John Wesley mit Band. Ziemlich profane Rockmusik, aber dann ging ein Raunen durch's leicht gelangweilte Publikum, und die Aufmerksamkeit stieg um gefühlte 100%. Was war passiert? Nun, der Bassist spielte jetzt einen Stick!!! Stick = Prog, hahaha... (der Stick war in dem betreffenden Song übrigens kaum zu hören, und proggiger wurde die Musik auch nicht)


    5. Absage an flüchtige Konsumierbarkeit: Einverstanden! Gilt sicher auch für KC. Gilt aber - vor allem - auch für z.B. Jazz. Passt aber auch, da KC deutlich vom Jazz beeinflusst sind.


    Was die beiden von townman schon besprochenen Stücke angeht, so kann ich für mich nur noch einmal sagen, dass mir da zu wenig Merkmale erfüllt sind, die auf progressive Rockmusik hindeuten (damit sage ich nicht, dass ich diese Stücke schlecht finde).


    Bei EPITAPH habe ich zudem noch eine befremdende Analogie zu eine anderen Song entdeckt, wodurch progressive Assoziationen unterdrückt werden.


    Hört selbst (ab 1:26):


    Mike Oldfield "nuclear" from the album Man on the rocks - YouTube


    Ansonsten muss ich mich aus Zeitgründen erst einmal aus dieser Diskussion verabschieden. Ist aber spannend!

    But we never leave the past behind, we just accumulate...

    "Von jedem Tag will ich was haben

    Was ich nicht vergesse

    Ein Lachen, ein Sieg, eine Träne

    Ein Schlag in die Fresse"


  • ...-...
    5. Absage an flüchtige Konsumierbarkeit: Einverstanden! Gilt sicher auch für KC. Gilt aber - vor allem - auch für z.B. Jazz. Passt aber auch, da KC deutlich vom Jazz beeinflusst sind.
    ...-...


    Bei genauerem Hinhören (v.a. auch bei den Interviews mit Peter Sinfield), wird der Einfluss aus der "Jazz-Ecke" ja auch noch deutlicher:
    https://www.youtube.com/watch?…=UULJKe3llttM8ushzQEnHE-g
    Aber auch Gentle Giant finden Erwähnung....


    ...und hier auch nochmal:
    https://www.youtube.com/watch?v=hgwAWGEMn7E


    Hier das im Interview ewähnte "Hörbeispiel":
    https://www.youtube.com/watch?v=l0ZUM7TYmSc


    ...auch interessant:
    https://www.youtube.com/watch?v=Jyb2N3DmgLQ


    Robert Fripp erzählt dann (in einem weiteren Interview) auch von seiner ganz persönlichen "Initialzündung", als er eines Tages als Jugendlicher im Radio "Sgt. Peppers" hört: "...that changed my live...!".

    @Mutzel:
    Schade dass du jetzt- wo´s gerade "spannend" wird- aus dieser "Diskussion" wieder "aussteigen" willst.:-( (Aber das Zeit-Problem ist mir natürlich "bestens" bekannt...:augenrollen:).


    ...alles andere hier erwähnte, hatten wir in den "was-ist-Prog"-Threads- glaub´ich- bereits mehrfach "durchgekaut"...:rolleyes:

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    Einmal editiert, zuletzt von RiverOfChange65 ()

  • townman, auch ich habe keinen großen Überblick über die Musik der 60er Jahre, bin da also alles andere als kompetent. Und nein, mir fällt auch spontan keine Band ein, die damals so ähnlich wie KC klang, von daher kann man ihnen sicher eine gewisse Eigenständigkeit zusprechen (wobei natürlich jeder Musiker auch die Einflüsse aus seiner musikalischen Sozialisation aufgreift und verarbeitet). Auf jeden Fall unterscheidet sich das Debut von KC deutlich vom Sound der Beatbands, die die erste Hälfte der 60er dominierten. Ich höre da auch durchaus den Willen, mit althergebrachten Sounds und Formen zu brechen und etwas Neues zu machen. Wird es dadurch schon "progressiv"?
    Schwierig...!


    Na ja, was sonst sollte "progressiv" im wörtlichen Sinne sein, als mit "Sounds und Formen zu brechen und etwas Neues zu machen"? Du lieferst hier die Antwort gleich mit.
    Jedenfalls haben sich deine Gedanken, ob das Crimson-Album damals konventionelle Kost war, erstmal wohl erledigt.


    townman, dein erweiterteter Kriterienkatalog für Prog ist interessant, da möchte ich auch noch kurz mit Blick auf Crimsons Debut drauf eingehen:


    1. Betonung der Albumstruktur als Gesamtkonzeption / Werkcharakter / Kohärenz: Das machen in der Tat viele Prog-Bands und auch bei KC ist das zu bemerken. Ist das nun ein typisches Prog-Merkmal? Schwierig. Im Grunde gilt dies ja auch für jedes größere Stück "klassischer" Musik (Opern, Sinfonien etc.). Auf jeden Fall ist KC ganz klar eine "Alben-Band". Von daher gibt es da eine Affinität zu progressiver Musik.!


    Um jetzt endgültig alle Hemmungen hinsichtlich eines trockenen Akademismus über Bord zu werfen: Ich zititere jetzt mal, was in meinem "Brockhaus Musik" zum Stichwort "Progressive Rock" steht: "Der Begriff Progressive Rock kam um das Jahr 1965 auf, als das Phänomen Rockmusik Jazzmusiker wie auch traditionell ausgebildete Musiker anzog und Rockmusiker die Möglichkeiten der Langspielplatte als Basis für ausgedehnte, musikalische Abläufe entdeckten; gleichzeitig verlor die Single-Schallplatte als genuines Mittel der Rockmusik an Bedeutung. (...) 'Progressive' bezieht sich also nicht etwa auf hinsichtlich Harmonik, Melodik oder Rhythmik fortschrittliche Musik - obwohl innerhalb von Progressive Rock auch dieses möglich ist -, sondern ist ein Begriff des Marketings, um diese Musik von der Musik der Single-Schallplatten abzugrenzen."


    Demnach wären Albumstruktur (und Eklektizismus) sogar die beiden herausragenden und ursprünglichen Merkmale des Prog.


    Der Zusammenhang aber von Albumstruktur und Klassik besteht natürlich überhaupt nicht. Eventuell haben die Progger aber selbst hinsichtlich der Albumstruktur Vorbilder gehabt. Ich selbst denke da sofort an Charles Mingus' "The black saint and the sinner Lady" - das hat definitiv Albumstruktur und am Ende eine echte Reprise. Ich schätze mal, dass es sowas im Jazz der 60er noch häufiger gab. Mutzelkönig meinte mit dem Hinweis auf die Klassik sicherlich eher den Werkcharakter. Und klar: Das kommt aus der Klassik und hat hundertprozentig dann die Progger beeinflusst, war also ein eklektizistisches Merkmal des Prog.


    3. Eklektizismus: Ja, ich höre da verschiedene Einflüsse aus Jazz und Klassik. Die höre ich aber auch z.B. auf einem Album von Billy Joel, den ich aber auch nicht dem Prog zurechnen würde.!


    Das ist eine Milchmädchenrechnung. Prog könnte es natürlich nur dann sein, wenn mehrere Merkmale zusammenkommen. Denn: Man würde ja auch nicht bei jedem Taktwechsel gleich an Prog denken. Sowas ist viel zu einfach gedacht.

  • Am Hofe des karminroten Königs 4: Voll schizzo



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    Das könnte er sein, der "21st Century Schizoid Man". Er ist das Gesicht des Albums in dreifacher Hinsicht: Zum einen natürlich, weil er schon auf dem Cover den großformatigen Wahnsinn darstellt. Zum anderen, weil der gleichnamige Track als Opener fungiert und damit einen prägenden Stellenwert im Bewusstsein des Hörers einnimmt. Und nicht zuletzt: Der (hier personifizierte) Wahnsinn kann als eines der ganz zentralen Motive des Gesamtwerks "In the court of the crimson king" gelten.
    Hier könnt ihr seine musikalische Bekanntschaft machen: https://www.youtube.com/watch?v=y4eRpwRJgzk

    Hoppala, das ist ja gar nicht die Albumfassung. Habe ich leider nirgendwo gefunden. Aber die hier [BBC Session von 1969] verschafft durchaus auch einen guten Eindruck vom Song.
    Was schade ist: Auf dem Album ist der Gesang, der ja eh wenig melodiös und dafür mehr einem erregt-neurotischen Schreien nachempfunden ist, zusätzlich noch stark verzerrt. Und das drückt natürlich klanglich nochmals intensiver aus, in welcher ungehemmten Aggressivität der "Schizoid Man" sich hier zeigt. Diese wird von den anderen Musikern nach Kräften unterstützt: Michael Giles, der Drummer, spielt entfesselte Tiraden, wohingegen Bass, Sax und Gitarre in einhelliger Unbarmherzigkeit riffen, was das Zeug hält. Immer wieder durchziehen chromatische Auf- und Abgänge den Verlauf - das klingt alles andere als gefällig und nett.
    Und so muss man sagen, dass der Song schon mal eine deutlich sichtbare Kerbe in das schwere Metall sägte, welches in den 70ern dann groß in Mode kam. 1969 hatte Gitarrist Robert Fripp passenderweise auch noch keine ganz kurzen Haare und spielte sogar im Stehen. Weitere Heavy-Attribute wären von ihm wohl kaum zu erwarten gewesen.


    So konkret wie hier ist die zuvor schon mehrfach erwähnte Gegenwartskritik der Texte sonst nicht: Die Zeile "Innocents raped with napalm fire" musste selbstverständich auf den Vietnamkrieg bezogen werden und dürfte den Hippies aus der Seele gesprochen haben. Und somit ist auch klar, dass der Zukunftsaspekt im Titel ("21st century") in Wirklichkeit nur umso stärker auf das Jetzt verwiesen hat. Robert Fripp hat den Song wohl sogar einmal dem damaligen Vizepräsident der USA, Spiro Agnew, "gewidmet".

    Aber der "Schizoid Man" repräsentiert nicht nur die bösen, machtgeilen Politiker, sondern auch unsere eigene zügellose, aber blinde Gier ("blind man's greed"). Dieser Gier wird in der nächsten Zeile dann als sinnfällige Antithese ein (immaterieller) Lebensaspekt gegenübergestellt, der offenbar in blinder Vernachlässigung und Ignoranz immer weiter ausblutet: "Poets' starving children bleed".
    Und so bringt die vorletzte Zeile des Songs das im landläufigen Sinne "schizophren" (= widersinnig) anmutende Leben (wohl westlicher Provenienz) auf den Punkt: "Nothing he's got he really needs".

    Da muss nun jeder selbst wissen, ob und wie er die richtigen Prioritäten im Leben setzt. So "wahnsinnig" :rolleyes: :teufelgrins: leicht erscheint mir das persönlich allerdings nicht immer zu sein.

    Der nächste Fettdruck stellt euch jemanden vor, der das mit den Prioritäten auf beneidenswert unschuldige sowie natürliche Art und Weise ziemlich gut macht. Mit einem 'Aber' hintendran. Dazu später mehr.


    4 Mal editiert, zuletzt von townman ()

  • Ach ja, King Crimson. Habe glaub ich im Sommer 2007 mir das Debut-Album gekauft. Habe ja legendäres von diesem Album und von der Band gehört und musste mich mal selbst überzeugen. Nun ja, ehrlich gesagt, zu 100% hat es nie bei mir gezündet, so wie die ganze Band nie wirklich. Höre gerade Sleepless von Absent Lovers, schon sehr geil das Stück, mag auch einige andere Stücke, z.B. eben Schizoid Man und den Titeltrack von diesem Album, aber naja, die große Begeisterung kam trotzdem nie. Immer ertappe ich mich dabei, wie ich interessiert zuhöre und versuche, mich reinzuhören, aber wirklich packen konnte mich die Musik nie. King Crimson ist eine von diesen Bands, die, wenn nur irgendein winzig kleines mir unbekanntes Detail anders wäre, es meine absolute Lieblingsband auf diesem Planeten wäre, außer Genesis natürlich. Die Band hat ja eigentlich alles: Verrückte, wahnsinnige Alben und Songs. Viele außergewöhnliche Instrumentals. Tony Levin und Adrian Belew ab den 80ern. Gewaltige Sprünge im Sound (gibt es so extrem wirklich sonst nur bei Genesis). Total bekloppte, verrückte Song-Namen. Es ist wirklich alles da. Aber bei den individuellen Stücken geht das Problem los, und kaum was erreicht mich so wie Stücke von Genesis, Tull, Moby, Gorillaz, Beatles, Who, was weiß ich wer noch. Naja, wie gesagt, ab und zu kratze ich mal an der Oberfläche, vielleicht wird es ja noch was. Vielleicht mit Absent Lovers. Denn wenn, dann muss wohl die 80er Variante von KC herhalten.


    In The Court of the Crimson King war mir immer ein wenig zu bombastisch und toternst, ein Beweis, dass es davon eben auch mal zu viel werden konnte. Herausragende Momente sind natürlich Schizoid Man und vor allem diese instrumentalen Zwischenspiele des Titeltracks, z.B. diese Mellotron/Keyboard Passage direkt nach dem 2. Refrain, erinnert fast an eine magische Unterwasserwelt, das liebe ich! Leider hört es dann auch bald wieder auf. Wind und Epitaph sind wirklich nicht mein Ding. Auch hier wieder: Ich habe das Gefühl, ich könnte das Album lieben wenn einige Sachen etwas anders wären. Es gibt einfach nicht viele Bands, wo ich dieses seltsame Gefühl habe.


    Zusammenfassung: Der Opener dieses verdammten Albums hat wohl meine Existenz im Voraus erahnt :D :D

    Einmal editiert, zuletzt von kaden09 ()

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    Und so muss man sagen, dass der Song schon mal eine deutlich sichtbare Kerbe in das schwere Metall sägte, welches in den 70ern dann groß in Mode kam. 1969 hatte Gitarrist Robert Fripp passenderweise auch noch keine ganz kurzen Haare und spielte sogar im Stehen. Weitere Heavy-Attribute wären von ihm wohl kaum zu erwarten gewesen.



    Dazu noch eine kleine Abzweigung:


    2005 erschien die Cover-Sammlung "Under Cover" des Urvaters des Schwermetalls Ozzy Osbourne.


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    Amazone-Text:
    Kernstück von Under Cover sind die zehn Stücke, die auch schon in der Prince Of Darkness-Box zu finden waren. Das britische Heavy-Metal-Unikat verneigt sich vor Idolen wie den Rolling Stones ("Sympathy For The Devil"), den Beatles ("In My Life") oder Buffalo Springfield ("For What It´s Worth") und wärmt mit Tochter Kelly seinen Black-Sabbath-Hit "Changes" neu auf, präsentiert aber auch einige Überraschungen, die man ihm stilistisch nicht unbedingt zugetraut hätte. King Crimsons Prog-Epos "21st Century Schizoid Man" interpretiert er genauso überzeugend wie David Bowies Hymne "All The Young Dudes" und Arthur Browns "Fire". Alle Songs wurden sorgfältig auf den Ozzman abgestimmt, von versierten Begleitmusikern eingespielt und stimmig produziert. Als Bonustracks erwarten den geneigten Ozzy-Fan noch John Lennons "Woman", Joe Walshs "Rocky Mountain Way", Creams "Sunshine Of Your Love" und "Go Now" von Moody Blues.


    Für mich ist das eine Werkschau anderer "Art".


    Was ich damit sagen will ist, dass der Weizen, der sich in den 60rn von der Spreu trennte, an deren Ende begann eigene Wege zu gehen. Dieses Cover-Album dürfte da so eine Art Rückblick auf die eigene Entstehungsgeschichte als auch die Verwandschaft zu anderen Weizensorten bieten.


    Progressiv ist, was sich (kulturell) entwickelt und keine Marke (Brand).


    Zumindest Wiki reiht Moody Blues demnach in die Progression ein.


    Um an die älteren Posts anzuknüpfen, in denen die Moody Blues erwähnt werden, habe ich hier noch einen Gig, der es vielleicht "sichtbar" macht, was junge Leute damals an ihnen "auffällig" fanden. Aus heutiger Sicht, so finde ich, erscheint dieser Auftritt in seiner Aufmachung regelrecht skurril:



    Auch das ist eine Art von Progession. Im Video übrigens auch zu sehen: Brian Epstein, der Manager der Beatles, der die Moody Blues unter seinen Fittichen hatte.

    Der Sänger der Moody Blues, Denny Laine, der diesen Song Wiki zufolge unbedingt aufnehmen wollte, arbeitete später mit Paul McCarney in der Gruppe Wings eng zusammen.


    P.S. Ausgestorben oder im großen Pool verloren gegangen ist dann diese Richtung: Reflections Of My Life, ein Song der Popgruppe Marmalade von 1969.
    Musikalisch nicht sehr weit von Moody Blues' Go Now entfernt mit einem Text, der in seiner schmerzverträumten Art der düstern Zukunftsvision von King Crimson nicht das Wasser reichen kann.

  • First of all: Lillywhitelillith, dass du hier gepostet hast, freut mich sehr.:huhu:


    Hast du denn die Ozzy-Werkschau? Falls ja: Wie empfindest du seinen Zugriff auf den "21st century man"?


    Über die Moody Blues stolpere ich jetzt alle Nase lang, wenn es um King Crimson geht: In verschiedenen Foren / auf Websites, in Büchern und persönlichem Austausch mit deren Autoren (na ja, einem). Und bisher kenne ich kaum was von denen.


    Wie siehst du denn persönlich das "Go now"? Was daran empfindest du als "skurril", was wiederum als "progressiv"? (Jetzt, wo ich's schreibe: Das schließt sich ja gar nicht aus...)


    kaden09: Danke für deine persönlichen Erfahrungen mit KC. Vieles davon kann ich auch vom eigenen Erleben her gut nachvollziehen. Zu bombastisch und zu todernst - Treffer! Was für ein Glück wir doch haben, dass Peter Gabriel einen so hintergründigen Humor hat. "The lamb" ohne humoristische Einlagen - bleib mir wech! "Nursery crime" ohne "Harold"? "Selling England (...)" ohne "Mr. Farmer"? "A trick (...)" ohne Bankräuber? No way.


    Ja, die große Ernsthaftigkeit des KC-Debüts - aller Hintergründigkeit und allen (surrealen)Brüchen zum Trotz - artet auch mir etwas zu doll in zu gewollte Schwere aus, in etwas zu viel Pathos und Klangwalze. Neulich habe ich ja betont, dass dieses etwas leichtere "I talk to the wind" einen so wichtigen und unverzichtbaren Gegenpol zu "21st century schizoid man" und "Epitaph" bildet - aber da ist dann eben immer noch diese Melancholie, etwas Getragenes, das dieses Gewichtige nicht so richtig aufhebt.


    Einmal editiert, zuletzt von townman ()

    • Offizieller Beitrag

    Über die Moody Blues stolpere ich jetzt alle Nase lang, wenn es um King Crimson geht: In verschiedenen Foren / auf Websites, in Büchern und persönlichem Austausch mit deren Autoren (na ja, einem). Und bisher kenne ich kaum was von denen.

    Das ist schade, wenngleich die Moodies nicht unbedingt Jedermanns Geschmack sind. Vielen sind sie zu soft und zu schmalzig. Machen wir einen kleinen Ausflug in die Moody-Welt - ihre Alben sind mir seit den frühen 1970ern vertraut, da mein Onkel ein großer Fan war und ist.


    Man muss vor allem ein wenig schauen, welche Inkarnation der Band man meint - nach dem Singlehit Go Now (eine Coverversion eines Soul-Songs von Bessie Banks) floppte nämlich erstmal alles, was danach kam, einschließlich des Debutalbums "The Magnificent Moodies", das ebenfalls überwiegend aus Coverversionen von R&B-Klassikern bestand. Daher ging die Band auseinander - Denny Laine und Bassist Clint Warwick wurden durch Justin Hayward und John Lodge ersetzt, die mit ihren starken Eigenkompositionen fortan den neuen Sound der Band dominieren sollten. Daher ist die Besetzung Edge, Hayward, Lodge, Pinder, Thomas das eigentliche "klassische" Line-up (die ersten drei sind heute noch dabei).


    Das zweite Album "Days of future passed" war dann ein echter Durchbruch - ein weiterer großartiger Meilenstein aus dem Gründungsjahr des Progressive Rock 1967. Ein frühes Konzeptalbum, bei dem einzelne Songs durch orchestrale Arrangements miteinander verbunden wurden - das hatte so noch niemand vorher versucht. Keyboarder Mike Pinder ist hier zu hören als Pionier des damals noch recht neuen Mellotrons, das danach auf allen Moody Blues-Alben eingesetzt wurde. Das Album warf zudem den Welthit Nights in white satin ab; eine Blaupause für viele weitere Moody Blues-Balladen. Dieses und die folgenden Alben bis 1972 gelten als die "klassischen" sieben Moody Blues-Alben, die eigentlich in keiner Sammlung fehlen sollten. Hervorragend waren auch die Covers - meist aufwändigst gestaltet mit umlaufenden Gemälden und manche hatten sogar ein eingeheftetes Booklet. 2006-2007 wurden sie als SACD wiederveröffentlicht, bis auf eins enthielten sie auch den jeweiligen Quad-Mix aus den frühen 1970ern. Diese Ausgaben sind sehr zu empfehlen - insbesondere bei "Days of future passed" gewinnt das Album durch die Surround-Dimension enorm.


    Die Verbindung zu ITCOTCK ist wahrscheinlich das Mellotron. Greg Lakes Gesang ist zudem ähnlich schwülstig-schmalzig wie der von Hayward. Ansonsten sehe ich wenig Parallelen. Die Moodies waren dann doch deutlich konventioneller und weniger überraschend. Nach ihrer Pause von 1972-1977 kamen sie dann auch mit ziemlich traditionellem AOR zurück, zu dem auch schon ihre letzten der klassischen Alben tendierten.


    Die britische Band Barclay James Harvest wurde übrigens lange Zeit als "Moody Blues für Arme" bezeichnet, weshalb sie für ihr 1977er Album "Gone to earth" eine geniale Parodie von Nights in white satin unter dem Titel Poor man's Moody Blues aufnahmen.