STEVE HACKETT - Wolflight (Neues Album, VÖ: März 2015)

  • Die Platte lässt mich seltsam kalt. Wahrscheinlich, weil zu vieles darauf klingt wie schon mal gehört. Klingt über weite Strecken wie "Son of Wild Orchids and Tunnel's Mouth".

  • Für mich der beste Hackett seit Wild Orchids (vielleicht sogar gleichauf mit To Watch The Storms). Im Gegensatz zu den Vorgängeralben Out Of The Tunnels Mouth und Beyond The Shroudes Horizon verlieren sich die Songs diesmal nicht allzusehr in Aneinanderreihungen von Versatzstücken, sondern sind - obwohl ungewöhnlich lang - koheränter, etwickeln sich organisch. Zwar zeigt Steve auch hier wieder seine gesamte Bandbreite an Stilen und Einflüssen (Prog, Pop, Klassik, World Music, Blues...), hier passen die Songs aber besser zueinander und funktionieren als Album.


    Pluspunkte gibt es für


    • die grandiose Gitarrenarbeit
    • die insgesamt rockigere Ausrichtung mit klarer Gitarrendominanz
    • für Steves Verhältnisse sehr guter angenehmer Gesang - mit nur wenigen "nervigen" Effekten
    • die insgesamt sehr liebevolle und aufwendige Produktion
    • Midnight Sun - der Bonustrack ist das eigentliche Highlight des Albums


    Abzüge für


    • den Kitschfaktor: Mir ist es es insgesamt zuviel mit den Chören, den Streichern und dem Hall
    • und da sind wir auch schon beim Artwork. Gut, da hat man sich viel mühe gegeben. Aber das Cover finde ich entsetzlich kitschig. Auch die Fotos gefallen mir durchweg überhaupt nicht
    • Wenn man schon einen 5.1 Mix macht, dann bitte einen, bei dem man zumindest merkt, dass es mehr als Stereo ist. DIe Musik gibt eigentlich mehr als genug her, um daraus einen ansprechenden Surround-Mix zu machen. Hier hat man leider alle Chancen vertan.

    “THE NIGHT WE TRACKED DOWN PHIL COLLINS, BECAME BEST FRIENDS WITH HIM, AND TALKED HIM INTO REUNITING WITH PETER GABRIEL, AND THEN WE GOT TO SING BACKUP ON THE NEW GENESIS ALBUM AND IT WAS AWESOME!”

    — Barney Stinson, How I Met Your Mother, Season 7, Episode 21 ‘Now We’re Even’

  • Geht Euch das auch so oder bin ich bekloppt? In Track 04 "The Wheel's Turning" hör ich ganz viel "The Electric Light Orchestra". Sowohl der Gesang klingt für mich total nach Jeff Lynne als auch die Melodie. Die Melodie ist doch voll ELO. Und die Streicher sind es sowieso. Und dann - Zufall? - hatten ELO ja sogar auch noch ein Stück, das so ähnlich hieß oder in dem zumindest diese Textzeile vorkam, "Big Wheels Turning". Also, mein Herz lacht und schmunzelt, ich fühle mich bei Track 4 in meine ELO-Teenagerzeiten versetzt... :););)

    • Offizieller Beitrag

    Wo wir schon bei Ähnlichkeiten sind - ich hatte Steve ja in Dortmund gefragt, ob die Ähnlichkeit zweier Melodie-Themen von Fire On The Moon und Wolflight (dem Titelsong) zufällig oder beabsichtigt ist. - Er wusste nicht, was ich meinte und ich konnte es nicht gut genug erklären (und es war ja auch nicht wirklich wichtig), aber dafür jetzt hier:


    In diesem Soundclip sind die beiden Songs genau an den identischen Stellen ineinandergeblendet. Der Unterschied besteht eigentlich nur darin, dass bei dem älteren Song (aus dem 2009er Album "Out Of The Tunnel's Mouth") die Melodie gesungen wird, während bei Wolflight das Thema von der Sologitarre getragen wird.




  • Lieber Eric, dafür hättest Du gleich eine ganze Batterie an likes verdient, volle Zustimmung in Bezug auf die Musik. Und danke, dass Du mir den Bonus-Track nahegebracht hast.
    Aber leider kann ich Dein posting nicht liken, weil Du das Artwork so miesmachst :rolleyes: Also ich finde die Bilder, das Cover und das Poster nicht kitschig, sondern passend zu Steves Fantasy-Anspruch. Sein Gesicht auf dem Plakat ist der Idee des Albums nach angemessen rockig.


    Recht hast Du im Kitsch-Bereich aber natürlich bei den Videos. Da wäre ein gutes, ehrliches Lektorat angebracht gewesen.


    Aber es sind wirklich starke Songs auf dem Album, hm? Die Prog-und Rock-Elemente, Chris Squire, Love Song To A Vampire und Dark Thunder sind meins, mal abgesehen vom Ende (mal wieder in den Bereich "zuviel gewollt" entglitten), ein klarer Schnitt hätte den Track knackiger gemacht.


    Ach, ich hab jedenfalls Ohrwürmer. Unglücklicherweise heute von der Passage in Wolflight, die mir am wenigsten gefällt .... der freedom-Sequenz. Heul. Ich habs übertrieben und muss nach dem 30sten Hören etwas von meiner ersten Begeisterung downgraden.


    Fazit: Es ist ein wunderbarer Hackett, wenn man ihn sparsam und zu richtigen Gelegenheiten auflegt.

  • Im zweiten Hördurchlauf stehend, möcht ich noch nichts zur Musik sagen, aber nachdem die CD recht gut klang und jetzt die BR läuft, der 5.1 Mix....



    [*]Wenn man schon einen 5.1 Mix macht, dann bitte einen, bei dem man zumindest merkt, dass es mehr als Stereo ist. DIe Musik gibt eigentlich mehr als genug her, um daraus einen ansprechenden Surround-Mix zu machen. Hier hat man leider alle Chancen vertan.
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    ....der ist wirklich seltsam abgemischt. Irgendwie sehr viel auf dem sub-kanal und aus den rearspeakern klingts wie ein stereo-upmix. Schade!

    you're the ones we've been waiting for...
    Genesis - 98 München - 07 Linz, Düsseldorf x 2, Berlin, München - 22 Berlin x 2, London x 2

    • Midnight Sun - der Bonustrack ist das eigentliche Highlight des Albums


    [FONT=Arial, sans-serif]Ja Eric, in diesem Satz steckt viel Wahrheit. Und trotzdem (oder gerade deshalb?!) tut er so weh. Denn MIDNIGHT SUN ist ja nicht nur ein schöner Abschluss des neuen Albums, sondern er macht dem Hörer eben auch klar, was ihn bei den vorherigen Stücken (vielleicht auch nur unterschwellig) gestört hat. Oder anders formuliert: Wenn man auf einem Hackett-Album ein Bonusstück (!), an dem Hackett in eher geringem Maße und Roger King überhaupt nicht beteiligt war, zum Album-Highlight erklärt, dann spricht dies nicht unbedingt für dieses Album.[/FONT]


    [FONT=Arial, sans-serif]Aber man würde WOLFLIGHT auch nicht gerecht, wenn man es ein „schlechtes Album“ nennen würde. Nein, schlecht ist es sicher nicht. Dennoch, mit echter Liebe ist es auch in Dortmund in diesem Fall schwierig, selbst wenn sich der Künstler durch seinen warmherzigen Auftritt einen Sympathiebonus verschafft hat, den womöglich zehn schlechte Alben nicht aufzehren können. Der Musiker Steve Hackett ist ein ganz Großer, sein Album WOLFLIGHT kann da leider nicht mithalten. [/FONT]


    [FONT=Arial, sans-serif]An Hacketts Kernkompetenz, seinem Gitarrenspiel liegt es sicher nicht. Gitarren gibt es dort in Hülle und Fülle, und sie alle (besonders die klassischen Nylon-Parts und die singenden und solierenden E-Gitarren) haben Hacketts Signature-Sound. So wollen ihn seine Fans hören. Da macht es auch nichts, wenn das eine oder andere Gitarren-Lick so oder ähnlich schon frühere Aufnahmen dekoriert hat. Hacketts Gitarrenspiel war und ist nicht nur vielseitig, sondern sehr gefühlsbetont und songdienlich. Gerade deshalb nutzt es sich kaum ab. [/FONT]


    [FONT=Arial, sans-serif]Beim Thema Gesang wird es schon schwieriger. Zugegeben, „für seine Verhältnisse“ singt Steve wirklich gut. Aber was sind das für Verhältnisse? Wie schon auf den letzten Alben bekommen wir überwiegend mehrstimmige und mehr oder weniger verhallte Gesangdarbietungen geboten. Eine einzelne klare Leadstimme ist selten zu hören. Die mehrstimmigen Gesangspassagen wirken von ihrer Klangfarbe teilweise monoton, weil es eben oft nur Steves Stimme ist, die man zu hören bekommt. Sobald sich Amanda Lehmann gesanglich beteiligt, ist dies eine hörbare Bereicherung.[/FONT]
    [FONT=Arial, sans-serif]Wenigstens – Eric hat es auch schon bemerkt – sind nervige Gesangseffekte (wie auf CORYCIAN FIRE) glücklicherweise selten. Letztlich muss man jedoch bilanzieren, dass Steve trotz erkennbaren Bemühens und gewisser kaschierender Effekte kein wirklich guter Sänger ist. Er hat im Interview klar gesagt, dass er diese Songs selbst singen wollte. Unabhängig davon hätte das Album sicher von einer Aufteilung der Gesangsparts (Amanda, Gary oder weitere Gastsänger) profitiert.[/FONT]


    [FONT=Arial, sans-serif]Während ich mich mit Steve als Sänger noch recht gut arrangieren kann, fällt mir das bei seinem musikalischen Partner Roger King zunehmend schwerer. King fungiert wie auch schon auf den letzten Hackett-Alben als Co-Produzent, Co-Writer, Keyboarder und multimedialer Soundkaspar in Personalunion. Schon seine Rolle als Keyboarder interpretiert er in einer Weise, die mir missfällt. Originäre Keyboardsounds wie Klavier, Orgel, Rhodes oder analoge Synthesizer hört man von ihm nur noch selten. Statt dessen wird man über weite Strecken des Albums mit Samples bombardiert. Vor allem füllige Streicher- und Orchestersounds, sowie Chorsamples lauern fast hinter jeder Ecke. Und als sei das noch nicht genug, werden auch noch diverse Percussioninstrumente, ein großer Teil der Bässe und viele Schlagzeugparts komplett mit dem Computer erzeugt. Man könnte auch sagen: King imitiert mit seinem Keyboard/Computer vorrangig andere Instrumente, anstatt dass er das Keyboard einfach mal nach Keyboard klingen lässt. [/FONT]
    [FONT=Arial, sans-serif]Diese digitalen Reproduktionen echter akustischer Instrumente/Stimmen sind rein klanglich betrachtet durchaus erstaunlich. Man kann sie kaum noch vom Original unterscheiden. Das Problem ist ein anderes: Während ein echtes Orchester wahnsinnig viel Geld kostet, und sich ein Musiker gut überlegen muss, welche Parts seines Albums er mit z.B. echten Streichern aufwerten will, ist eine einmal gekaufte Software ohne Zusatzkosten beliebig häufig einsetzbar. Dies führt dann leider wie beim Album WOLFLIGHT oft zu einer maßlosen Dosierung. Weniger wäre hier eindeutig mehr gewesen. Das Orchester als zusätzliche Klangfarbe hat hier keinen Reiz mehr, es ist eine ausgelutschte Klangkomponente und ein permanenter Nervfaktor, dem man nur in der Albummitte (EARTHSHINE und LOVING SEA) und am Ende entkommen kann. Das Album ertrinkt manchmal förmlich in Bombast und Kitsch. [/FONT]
    [FONT=Arial, sans-serif]Da ist es fast kein Wunder, dass ein Keyboarder, der sich so an der Klangechtheit von Samples zu berauschen scheint, auf diesem Album rein spieltechnisch nicht ein einziges Ausrufezeichen setzt. Dabei ist King durchaus ein Keyboarder, der auch mal ein tolles Solo zaubern könnte. Macht er aber nicht. Schade![/FONT]


    [FONT=Arial, sans-serif]Auch als Produzent bzw. Verantwortlicher für den Audiomix kann King mich (wieder) nicht überzeugen. Das Schlagzeug ist teilweise deutlich zu leise und kann sich kaum durchsetzen. Der Bassanteil im Mix klingt auch sehr mäßig, was auch daran liegen mag, dass der Bass in den Arrangements als eigenes Instrument oft auch gar nicht auftaucht. Insgesamt klingt die Abmischung somit „untenrum“ irgendwie „schwachbrüstig“ bzw. es fehlt das Fundament. Der Aufnahme fehlt ganz einfach der Druck. Einen Begriff wie „Groove“ scheinen King und Hackett ohnehin nicht zu kennen. Selbst das SQUACKETT-Album klingt da in meinen Ohren noch etwas besser, aber da war ja auch auf allen Stücken hörbar ein Bassist involviert. Nun ist dies ja nicht das erste Album, bei dem Hackett-Fans sich mit einem mediokren Gesamtsound begnügen müssen. Bleibt die Frage: Ist Kings Produzentenschaft für alle Zukunft in Stein gemeißelt?[/FONT]
    [FONT=Arial, sans-serif]Ich erwarte ja keine Referenz-Abmischung a la Steven Wilson, aber ein paar neue Köpfe/Ohren täten Hacketts Produktion sicher gut. [/FONT]


    [FONT=Arial, sans-serif]Noch ein Wort zu Hacketts Band. Wenn Roger King deutlich zu viel Raum auf diesem Album hat, dann haben die anderen tollen Musiker deutlich zu wenig Raum. Rob spielt zwar ein tolles Saxophonsolo auf BLACK THUNDER – aber da ist das Stück eigentlich schon zu Ende, und das Solo wirkt ein wenig deplatziert. Gary spielt nur auf 3 Stücken Schlagzeug (warum nicht auf mehr?), und Nick Beggs ist als Bassist gar nur auf einem Stück zu hören. Amandas Gesang ist auch nicht so präsent wie auf dem Vorgänger. Chris Squires Gastauftritt scheint mehr dem Marketing als musikalischer Notwendigkeit geschuldet zu sein. Er spielt auf LOVE SONG TO A VAMPIRE, allerdings erst ab Minute 7:45, und dann nicht einmal für 60 Sekunden. Allerdings macht auch dieser überzeugende Kurzauftritt deutlich, dass dem Album ansonsten ausgearbeitete Basspartien weitgehend fehlen.[/FONT]


    [FONT=Arial, sans-serif]Was das Songwriting angeht, so bietet WOLFLIGHT ein gutes bis solides Niveau. Der Titelsong, der Vampir-Longtrack und auch die Rummelplatz-Hommage kommen ansprechend komplex und doch gefällig daher, ohne banal zu sein. LOVING SEA ist als kompakte Schrammelnummer gut platziert. Ungeachtet dessen hat man an vielen Stellen das Gefühl, die eine oder andere Melodie so oder ähnlich schon mal gehört zu haben. Das ist bei einem Musiker wie Hackett, der in den letzten 12 Jahren unglaublich viel geschrieben und aufgenommen hat, wahrscheinlich unvermeidbar. Dennoch bleibt der Grat zwischen charmantem Selbstzitat und schamlosem Selbstplagiat ein schmaler. Gerade gegen Ende kippt das Ganze dann leider in die zweite Richtung. Die Melodie im ersten Teil von DUST AND DREAMS ist die gleiche wie in THE POOL OF MEMORY AND THE POOL OF FORGETFULNESS vom Album METAMORPHEUS. Ob Hackett dies vergessen hat oder hier eine Melodie bewusst ein zweites Mal verwendet hat, wird er nur selbst wissen. Die abschließende Akkordfolge von HEART SONG kam mir auch spontan bekannt vor, und – siehe da – es handelt sich hier um die Akkordfolge aus THE SUMMER BACKWARDS vom SQUACKETT-Album. Hier wurde immerhin die Tonart gewechselt. [/FONT]
    [FONT=Arial, sans-serif]Doch damit leider nicht genug. Es folgt der sehnlichst erwartete Gastauftritt von Drummer Hugo Degenhardt, der auf DUST AND DREAMS und HEART SONG spielen soll. Hierbei handelt es sich dann lediglich um ein zweitaktiges Sample (!) eines Drumparts aus VALLEY OF THE KINGS.[/FONT]
    [FONT=Arial, sans-serif]Sprich: Drummer Hugo Degenhardt hat bei den Aufnahmen zu diesem Album eigentlich gar nicht richtig mitgewirkt. Sein Beitrag ist auch alles andere als aufregend, sondern alt, abgestanden und langweilig. Dies ist für sich betrachtet schon enttäuschend, wird aber dann regelrecht ärgerlich, wenn – wie geschehen – noch explizit mit seiner Schlagzeugbeteiligung geworben wird. Vielleicht sollte man da einfach die Klappe halten, ansonsten fühlt man sich als einigermaßen kompetenter Zuhörer irgendwann verarscht.[/FONT]


    [FONT=Arial, sans-serif]Was das Artwork anbelangt, bin ich zwiegespalten. Das Cover selbst und diese ganze „Wolfsidee“ finde ich hinreißend. Die anderen Fotos im Booklet finde ich auch sehr gut gemacht. Hier und da sehe ich jedoch eine „visuell-auditive Diskrepanz“. So denke ich, dass die Instrumentierung von BLACK THUNDER nicht wirklich zum Text und Songthema passt. Da kommt für mich einfach kein „Südstaaten-Feeling“ auf, sorry Steve... [/FONT]

    But we never leave the past behind, we just accumulate...

    "Von jedem Tag will ich was haben

    Was ich nicht vergesse

    Ein Lachen, ein Sieg, eine Träne

    Ein Schlag in die Fresse"

  • Mutzelkönig, danke! Ich finde es super, das Album und das, was ich daran unterschwellig vielleicht ebenfalls irgendwie merke, aber oberschwellig nicht so richtig benennen kann, einmal so genau erklärt zu bekommen. Toll!


    Und trotzdem: Ich mag das Album!