TotW: [03.-09.03.14]: PETER GABRIEL - Sky Blue

    • Offizieller Beitrag

    Wie das ganze nun im gerühmten Mix klingt, kann ich nicht beurteilen, würde aber dennoch behaupten, daß ein wirklich guter Song in der Lage wäre, mich auch aus dem scheppernden Küchenradio anzuspringen.

    Naja, das ist so ein Gemeinplatz, nach dem Motto: ein guter Song bleibt ein guter Song, egal wie er aufgenommen ist oder mit welchem Equipment man ihn abspielt. Und der Umkehrschluss - schlechte Songs werden auch nicht durch optimalen Sound besser, oder wie der Engländer sagt: you can't polish a turd.


    Diese Thesen finde ich in ihrer Schlichtheit etwas fragwürdig. Das berühmte "Küchenradio" ist in der Regel nur mit einem Lautsprecher ausgerüstet, der das Signal also nur in mono und ohne die Bassfrequenzen wiedergibt. Mit etwas Glück und je nach Stil/Genre sind das dann vielleicht keine entscheidenden Details, die da fehlen.


    Die Details können jedoch darüber entscheiden, ob ein Song interessant klingt oder nicht - jedenfalls bei dieser Art von Musik, die ich nicht unbedingt als (Küchen-)Radio-tauglich bezeichnen würde. Denn die Wahrnehmung von Details kann entscheidend sein entscheidend für die Aufmerksamkeitsspanne, die man einem Musikstück zubilligen möchte. Das ist nicht unbedingt ein bewusster Prozess, daher hat man kaum Einfluss darauf. Hinzu kommt natürlich auch, dass man beim Surround-Hören ohnehin stärker auf die Musik konzentriert ist - das macht man nicht nebenbei wie in der Küche.


    Sky Blue in der Stereofassung war für mich deutlich zu lang und zu lang-weilig, als dass ich näher in die Tiefe eintauchen wollte. Da machen die Ohren ganz schnell dicht und alles plätschert so oberflächlich daher und perlt dabei mehr oder weniger vollständig ab. In Surround war plötzlich alles ganz anders. Ich habe vielleicht bei noch keinem anderen Song so intensiv erlebt, wie sich eine andere Abmischung und die geänderte Hörsituation unmittelbar auf die Rezeption auswirkt.


    Da du diese Erfahrung bisher nicht gemacht hast, redest du hier ein wenig wie ein Blinder über Farben. Andererseits kann ich deine Vorbehalte nachvollziehen - mir mussten die Ohren ja auch erst geöffnet werden. ;)

  • Wie das ganze nun im gerühmten Mix klingt, kann ich nicht beurteilen, würde aber dennoch behaupten, daß ein wirklich guter Song in der Lage wäre, mich auch aus dem scheppernden Küchenradio anzuspringen.


    Naja, das ist so ein Gemeinplatz, nach dem Motto: ein guter Song bleibt ein guter Song, egal wie er aufgenommen ist oder mit welchem Equipment man ihn abspielt.
    Diese Thesen finde ich in ihrer Schlichtheit etwas fragwürdig.


    In der Form halte ich die Aussage auch für überspitzt und so nicht zutreffend. Nun kann man aber nicht behaupten, dass der normale Stereo-Mix von Sky Blue, wenn man ihn auf einer anständigen Anlage hört, auch nur annähernd in die Richtung "schepperndes Küchenradio" geht. Und wenn die Wirkung des Songs tatsächlich mit dem 5.1-Sound steht und fällt, dann liegt die Annahme kompositorischer Schwächen durchaus auf der Hand.


    Ich habe mir übrigens eben den 5.1-Mix nochmal angehört und empfinde die Strophe nicht minder langweilig und einfallslos als vorher und ich habe nach wie vor das Bedürfnis, mit Beginn des OH-HO-HO-HO-HO-Chores auszuschalten. Hinzu kommt, dass ich das Gefühl, die Stimmbänder der Bassstimme direkt neben dem eigenen Ohr oder gar im eigenen Hals schwingen zu spüren recht unangenehm und eklig finde.

  • Naja, das ist so ein Gemeinplatz, nach dem Motto: [...] mir mussten die Ohren ja auch erst geöffnet werden. ;)


    Also, wo Du Dir soviel Mühe gegeben hast, will ich schon noch antworten. Bißchen später geworden, aber wegen dieses Phillips kommt man ja zu nix.
    Sicher hast Du schon gemerkt, ich bin ein schlichtes Gemüt und schreibe häufiger über Dinge, von denen ich keine Ahnung habe. Meine Rezeption von Musik erfolgt ganz überwiegend über das Vorhandensein von etwas, das ich als Laie melodische Struktur nennen würde. Die, so meine nach wie vor hartnäckige Behauptung, tritt mir auch durch einen vergleichsweise lausigen Lautsprecher entgegen. Umgekehrt wollte ich nicht bestreiten, daß ein Stück freilich durch entsprechenden Klang aufgewertet werden kann. Auch frühere Gabriel-Alben leben durchaus vom Sound-Design, geben mir aber kompositorisch mehr.

    Denn die Wahrnehmung von Details kann entscheidend sein entscheidend für die Aufmerksamkeitsspanne, die man einem Musikstück zubilligen möchte. Das ist nicht unbedingt ein bewusster Prozess, daher hat man kaum Einfluss darauf.


    Jein. Die Intensität, mit der ich mich einem Stück Musik widme, ist ja noch von so vielen anderen Faktoren als dem Klang abhängig, die ich mir unmöglich jederzeit bewußt machen kann oder will, (von Kontrolle darüber ganz zu schweigen), aber ich habe natürlich sehr wohl beträchtlichen Einfluß darauf, mich in einer bestimmten Situation für konzentriertes Hören zu entscheiden. Das kann auch in der Küche stattfinden.

    Wobei das zitierte Küchenradio mehr als ein Bild gedacht war. Es gibt hier übrigens auch ganz ausgezeichnete Exemplare mit durchaus achtbarem Klang. Mein eigenes ist gar nicht so toll, und dennoch erfaßte ich vor Jahren des Nachts mithilfe dieses kleinen Apparates in einer Sendung, in der die mir bis dahin unbekannten Unthank-Sisters vorgestellt wurden, innerhalb von Sekunden die Güte der Musik. Angesichts der Schönheit der Stimmen und der dargebotenen Melodien fiel mir fast der Löffel aus der Hand, und am nächsten Tag zog ich los um die Platte zu besorgen. (Die dann natürlich über die Anlage noch besser klang, keine Frage).
    Um es mal für TM bewußt esoterisch zu formulieren und damit die beliebte Zone der Irrelevanz zu entern: Musik sendet mir ihre Botschaft, wenn sie es für richtig hält, gerne auch unabhängig von der Qualität der Klangquelle.

    "Signal To Noise" beispielsweise, um noch weitere Behauptungen aufzustellen und wenigstens annährend zum Thema zurückzukommen, hätte sich vermutlich auch in meiner Küche durchgesetzt. Und gerade da wäre ich auf die Surround-Geschichte richtig gespannt. Aber auch "Sky Blue" würde ich natürlich jederzeit eine Chance geben.

  • Dieser Song ist für mich untrennbar mit der DVD Growing Up, der Livedarbietung , der visuellen und choreografischen Aubereitungund dem ohrenbeteubend guten 5.1-Sound verbunden und hat sich im Oktober letzten Jahres auf einen Schlag von einer am rande wahrgenommenen Nummer zu einem begeisterungswürdigen Monument der leidenschaftlichen Intensität entwickelt.


    Dank an dieser Stelle nochmal an Christian,Bernd,Peter & Eric, die mich damals zum Gabe-Enthusiasten machten.


    14 P

    Hier steht nichts wichtiges! Trotzdem danke für's Lesen.

  • Für mich bettet sich dieser Song absolut in UP ein. Einfach ein Highlight auf diesem Album, das mich von Anfang an gefangen genommen hatte und nur noch getoppt wurde von "Signal To Noise" und "I Grieve".

    Von mir eindeutig 13 Punkte.