Stellen wir uns mal vor, Jon Anderson würde eine Biografie schreiben. Der große Illusionist, der uns etwa vor drei Jahren im eclipsed-Interview ein YesF-Album versprach, nach dem die Geschichte der Musik des ausgehenden 20. und beginnenden 21. Jahrhunderts in Teilen neu hätte geschrieben werden müssen - dann aber uns tatsächlich nur an einem Song namens Fragile (gar nicht so übel, aber dennoch, ihr wisst, was ich meine) teilhaben ließ... Stellen wir uns vor, dieser JA würde eine Autobiografie schreiben... würden wir uns wundern, wenn ein Teil der Daten und anderes, was prüfbar ist, nicht stimmen würden? Wir würden sagen, achwas, er hat sich schon immer seine eigene Wirklichkeit und Wichtigkeiten geschaffen. Und widerspricht er sich nicht dauernd? So richtig toll ist das nicht, vor allem, wenn es zu Enttäuschungen wie beim Great Rock 'n' Rolle Swindle mit dem YesF-Album führt. Aber das Buch wäre authentisch, und ich bin sicher, dass es so ähnlich sein würde.
Bei MIke Rutherford sind wir etwas überraschter, aber wir wissen jetzt, dass wir eventuell bei vermeintlichen Fakten, die uns etwas komisch vorkommen, vielleicht besser mal misstrauisch sind. Vielleicht ist er vergesslich, schludrig, vielleicht interessieren ihn auch nur die wirklich wichtigen Dinge, oder das, was er dafür hält. Was wir auf jeden Fall jetzt wissen, ist, dass er es bei Biografien nicht so gewissenhaft ist wie andere, jedenfalls, was Fakten betrifft. Das macht das Buch am Ende nicht wirklich schlechter. Vielleicht sollten wir nun aber auch misstrauisch sein, was gewisse Aussagen und Einschätzungden betrifft.
Oder uns einfach nicht jeck machen lassen. Autobiografien sind, denkich, immer so eine Sache für sich - und immer subjektiv, und immer mehr oder weniger wahr. Als Gesamtkunstwerk aber stets wertvoll, mehr oder weniger...