Christian, Euer von Bernd Zindler und Peter Schütz geführtes Interview mit Herrn Königstein von 1997 ist einer der innigsten Momente, die ich jemals mit dem Farmhaus und PGs Seele verbringen durfte und es bestätigt eigentlich absolut alles. Vielen, vielen Dank!
Und nochmals lieber Herr Königstein, faarwel!
Ich entsinne mich noch mit einem gerüttet Maß an Entsetzen an die deutschen Texte von PG3. Als hätte jemand das Versmaß erschossen und die Metrik verprügelt.
PG4 hat mich nie interessiert, weder deutsch noch englisch, da tats nicht allzu weh.
Fazit: Für die Angehörigen sicherlich traurig, für mich persönlich so wichtig wie Angelina Jolies Brustabnahme. Aber immerhin nen Beitrag mehr.
Komisch, ich hab grad so'n Bild von 'nem besoffenen Clochard, der zufällig bei der Beerdigung vorbeistrunzt und erst mal uff'n Sarch uriniert, muß ja ooch mal sein, während sich die umstehenden Trauergäste mit einem gerüttelt Maß an Entsetzen abwenden und in die Blumenkübel erbrechen.
Wenn das jetzt jemand "off topic" finden sollte und aus Pietätsgründen entfernen möchte, versteh ich das aber ausnahmsweise durchaus und hab dann gern einen Beitrag weniger.
...Mensch, littlewood, du solltest nicht soviel Aspirin rauchen...
Hey Thom, hast Du Dich in der Rüffelung geirrt?? 
Littlewood thematisiert zu Recht den Umgang von Anarchisten mit Werten und Kultur.
(New York verhandelt heute die Plünderung der Kambodianischen Tempel durch Rote Khmer)
*Seufz*
Die alten kulturellen Werte bewahren: Würdigung und Über Tote nichts Schlechtes...
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@ Herma: Ich ziehe Deinen Versmaß-Nachruf mal zum German Album Fred rüber.
... Interview mit Herrn Königstein von 1997 ist einer der innigsten Momente, die ich jemals mit dem Farmhaus und PGs Seele verbringen durfte...
Verstehe ich das Interview nicht? Wo liest du diese Dinge? Kannst du mir das bitte näher erklären?
RIP, Herr Königstein
Verstehe ich das Interview nicht? Wo liest du diese Dinge? Kannst du mir das bitte näher erklären?
Ja, gern Olli, kann ich machen, wenn das nötig tut.
Bin nur gerade einerseits am Arbeiten und andererseits auf dem Sprung und das wird eine lange Antwort. lade schon mal Deinen Akku nach. Bis heute abend dann
So Olli, da bin ich. Gerade reingekommen und noch nicht geduscht. Ich werd' wohl den ganzen Abend hier an dem Ding schreiben und ergänzen und redigieren und verlinken. Zwischendrin telefonieren, Post nachgucken, unter Wasser und wieder schreiben.
Zunächst mal die eher nebensächlichen, aber so lebendigen Randbemerkungen aus dem Köigstein-Interview.
Die Farm, auf die Königstein 1979 eingeladen wurde, ist tatsächlich eines dieser schrägen, total verbauten, geheimnisvollen Herrenhäuser des niederen Landadels (County) in einem bezaubernden Tal fast schon in Sichtweite zum Solsbury Hill (mit Auto 1,9 meilen).
Ashcombe House ist im British Heritage gelistet und zumindest der Westflügel ist denkmalgeschützt
http://www.britishlistedbuildi…west-part-only-swainswick
[Blockierte Grafik: http://i1281.photobucket.com/albums/a509/GitgO-Pics/Peter/th_tadwick-lane-848810_zps9e145302.jpg] Peter mietete das Anwesen mit dessen Land drumrum ab 1978
Diese typische englische Countryside, liebliches Auenland mit Hecken und schmalen Wegen und sanften Hügeln, sie ist eine sprudelnde Inspirationsquelle für Poeten und tut der Seele unglaublich gut.
Farmen jeder Größe haben in seinem Leben immer eine Rolle gespielt, abgesehen vom Aufwachsen und den ersten "Landkommunen" der Band waren auch die Auftritte oft auf so genannten "Farmen", etwa so wie Justus Franz in Schleswig-Holstein Scheunenkozerte anbot. 1979 trat Peter z.B. auf in Worthy Farm, Pilton (23. Juni 79) und Little John's Farm, Reading (26. Aug 79). (So wie heute Ray)
[Blockierte Grafik: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/3/38/Ashcombe_House_Somerset.jpg]
[Blockierte Grafik: http://i1281.photobucket.com/albums/a509/GitgO-Pics/Peter/AscombeHousevonNorden_zps8676ecf8.png~original]
Königstein berichtet: "total kalt und feucht" 
Jup, das ist unsern Gabe !
Pfeif auf Komfort und Zentralheizung, Hauptsache es liegt ländlich, aber nicht zu abgeschieden (9 meilen bis Bristol), Hauptsache es gibt toll viel Platz und man kann ein Studio irgendwo einbauen.:p
Und er rührt ein Müsli, als der wichtige Gast kommt. Das war hunderpro Porridge! Das ist soooo englisch! Und soo Peter! Jeder normale Mensch hätte in der Tür gestanden und den unbekannten Gast in der Tür erwartet, nein, Peter rührt in seiner kalten Küche im Topf. Das Porridge-Thema kommt bis heute immer wieder auf, auch in seinen letzten Interviews bei AlJazeerah oder Belgien berichtet er, dass er zur Zeit vor allem morgens Porridge und Tea für die Jungs macht. Göttlich. >> hier bei 16:24
Weiter meint Königstein, "Barn" sei das Herrenhaus. Nee, kein Herrenhaus, alle Farmen haben sowas, ein Mittelding aus Stall / Scheune bis hin zu Unterkünften für die Feldarbeiter. Peter's Barn war total berühmt, weil er einer der Ersten war, der so etwas ausgebaut hat. Heute sind sämtliche Scheunen zwischen Kork/Kerry und Müritzsee wunderschön ausgebaut, aber 1979 war das neu. Offenbar war der Ausbau noch nicht fertig, denn Königstein berichtet, die Räume bestanden noch aus altem grauen Schiefergestein. Ich sehe deren mattglänzende Struktur vor mir und rieche die feuchte, steinige Kühle im Sommer. Larry Fast hat auf seiner Seite herrlichste Aufnahmen aus dem Barn, als alles schon fertiggestellt aussieht: [FONT="] http://synergy-emusic.com/petergabrielpix/pg3/pg3pix.htm[/FONT] und Peter Gabriel 4 "Security"
Aus den Worten von Königstein liest man sehr viel Respekt. Der Mann war etabliert im Filmgeschäft und hatte sicherlich schon beeindruckende Sachen gesehn. Wenn solch einer auch 17 Jahre später noch mit so viel Wärme und Begeisterung von einem mehr oder weniger selbst entworfenen Studio in einer Scheune spricht ... na... das doch magnetisch. Hier entstanden 4 Alben, zuletzt SO.
Dazu berichtet Königstein vom neuen Spielzeug, also dem neuen Fairlight-Synthesizer. Und all den Dingen, die Peter damit machen wollte :D...............................hier ein Bild aus dem Barn vier Jahre später zu So
[Blockierte Grafik: http://pauldavidevans.files.wordpress.com/2013/03/peter-so-studio-ashcombe-somerset.jpg?w=640]
Das waren erstmal die Äußerlichkeiten.
Dann die Details. Ich hab Berichte gelesen, wie Mick Jagger oder Roger Waters mit untergebenen Zuarbeitern umgehen. Nicht so Peter, der Kontakter und Netzwerker. Klar, erstmal belauert man sich, kurz. Ziemlich schnell klärt sich das Empfinden, man erzählt von sich, zeigt die Gadgets, geht in Bath spazieren, zeigt die Gegend, zeigt Jill, tauscht sich aus, läßt den Co-Worker an sich herankommen, in das eigene Leben eintreten.
Königstein erwähnt, wie Peter ihm seine Marotte erklärt, Sounds zu sampeln. Da poppt ein ganzes Universum auf. Hier ein Bild, das ich schon länger im Album habe:
[Blockierte Grafik: http://i1281.photobucket.com/albums/a509/GitgO-Pics/Peter/peter-gabriel-bottle-smash_zpsbac94919.jpg~original]
Peter zerschmasht Flaschen, um den Sound zu sampeln :eek:
Und dann wieder Königstein:
Zitat[FONT="]Er liest ja sehr viele Bücher.[/FONT][FONT="]Manchmal ist dann ein Song wie die Antwort oder wie eine kurze Inhaltsangabe.[/FONT]
Peter hat oft gesagt, er könne sich nicht sooo gut beim Musikhören entspannen, eher schon beim Filmgucken/TV. Und beim Lesen. Da kommt also ein staubbedeckter Flaschenzerschmetterer, der gerade über die Wiesen und durch das Wäldchen hinterm Haus gestromert ist, legt die Holzscheite in den Kamin, stellt sich in seine feuchte kalte Küche, kocht etwas Schönes, und packt sich mit einem Stapel Bücher auf das tolle Sofa im living room. Haaach.
Als es um die Wortfindung geht und Peter offenbar unzufrieden ist, haut er dem Königstein nicht etwa die Texte um die Ohren, sondern bittet um Alternativen, um "andere Wörter". So zielführend!
Und Königstein revanchiert sich für diese Kollegialität mit einer ganz besonderen Art von Diskretion im Interview. Selbst 17 Jahre später und nach diversen Pressemeldungen (die Scheidung war 1983) schreibt er, zur Seit von SO sei das Privatleben geklärt - keine Details, kein Klatsch.
Hinsichtlich der sexuellen Energie übrigens bedurfte es 1997 keiner Diskretion: Da war schon allgemein klar, dass Peter gern sein großes Potential auslebte. Peter hatte von Beginn an eine erotische Präsenz, die aus dem Bildschirm heraussprang. Ich höre oft, dass das heutige Gucker überrascht, sie denken, Peter wäre der Saubermann. Das hat sicherlich einiges mit Sehgewohnheiten zu tun, heute mit all dem Riesenangebot an Rappermuskeln und Puschelschwingenden sehr jungen Damen 
ist echte Erotik wohl nicht so leicht zu erkennen. Peters Testosterone sprühen Funken...
Ich könnte hundert Jahre so weitermachen, zu jeder Zeile des Interviews poppen mir innere Filme und Geschichten auf. Aber ich hör jetzt mal auf, mit den herrlichen Worten von Horst Königstein
Zitat[FONT="]Peter Gabriel ist für mich, so wie ich ihn erlebte, einer der erotischsten Menschen, der wirklich ganz weich und amorph ist, aber der ein wirklicher Erotomane ist, geradezu aufgeladen von Sex.[/FONT]
[FONT="][Blockierte Grafik: http://www.gabrielese.info/images/smileys/LYHOM2.gif][/FONT]
Schön dass Ihr das Interview online gestellt habt. Es macht mir so einiges deutlich. Ich bezweifle bis heute das die deutschen Alben Gabes Ästhetik wiedergeben. Nun ist mir auch klar warum.
Offengestanden wäre es mir lieber gewesen ein Musiker und Textdichter hätte mit Peter zusammengearbeitet. Wer hätte das sein können? Rio Reiser vlt. Bei ihm ist es allerdings fraglich ob er der Auseinandersetzung mit Peter stand gehalten hätte. Naja, Fahrradkette...:p
Königstein sah das wohl anders. Ich zitiere mal:
Zitatit: Mußten Sie musikalische Vorkenntnisse haben?
Königstein: Nein, ich war totaler Laie. Das ist auch eine gute Voraussetzung, sonst geht man nämlich viel zu kostbar mit einer Komposition um. Man muß sie auch zerstören wollen. Und das habe ich gründlich gemacht.
So sehr ich das auch nachvollziehen kann, so stört es mich doch. Das Ergebnis ist äquivalent. Er zerstörte teilweise die Kompositionen. Und man merkt den Texten an dass Königstein nichts mit ihnen anfangen konnte. So versuchte er halt irgendwie mit dem Medium Musik klar zu kommen.
Zitatit: Interessiert Sie weniger die Musik als das Gesprochene?
Königstein: Nein, beides gehört zusammen. Als ich damals anfing, mit Peter zu arbeiten, lernte ich, daß Sprache einfach zersungen werden kann und Sprache nicht nur wohltönend zum Abhören der Erzählung da ist - also die Verbindung, daß Sprache Musik ist und nicht Sprache auf Musik liegt. Das ist etwas, was ich von Peter gelernt habe und was man dann auch, glaube ich, dem Album anhört.
So etwas kann man, glaube ich, nur bedingt lernen. Es fehlt das Gespür für musikalische Ästhetik. Königstein ging, und dass muß man ihm auch zugute halten, als Laie an die Musik. Er agierte kindlich naiv. So lassen sich auch Textzeilen erklären wie "Krieg muß man schwänzen-Spiel ohne Grenzen". Für mich klingt das schauderhaft. Wenn so etwas von Kindern formuliert wird so hat es etwas charmantes, unbeflecktes. Im Kontext von Peters Musik zerstört es jedoch die Ästhetik.
Trotz alledem kann ich verstehen dass die beiden sich wunderbar aneinander abarbeiten konnten. Indes, hörenswert ist es nur bedingt.
Königstein hat zweifelsohne klasse Sachen gemacht. Die deutschen Alben gehören meiner Meinung nach nicht dazu. Schade.
