Textmeister - Ahnen schöner Rocktexte und Inspirationsquellen für Gruppen-Namen

  • Hm, ja danke. Aber erstens will ich mich nicht anmelden, und zweitens will ich "Siddharta" nicht durchackern. Du weisst doch, ich lese nur Charles Bukowski oder eventuell Erica Jong:):p.


    Wer redet denn hier von anmelden. Geh mal hier drauf. Dazu musst Du Dich nicht extra anmelden, kommst aber mit Deiner Fragestellung evtl. etwas weiter.
    YES • Thema anzeigen - Close to the Edge - Versuch einer Interpretation

    I'll never find a better time to be alive than now.

    Peter Hammill (on "X my Heart")

  • Hm, ja danke. Aber erstens will ich mich nicht anmelden, und zweitens will ich "Siddharta" nicht durchackern. Du weisst doch, ich lese nur Charles Bukowski oder eventuell Erica Jong:):p.


    ...und den BAYERN-KURIER - --HAHA!
    Siddharta ackert MANN nicht durch, es liest einen so mit :)


    :gruebel: Bin ich hiel in einen intellellen Intellellen-Sled gelaten?

    We can help You

  • Gunnabend, liebe Poeten und Sinnsucher, dear Frosti.
    Nun gibt es die ersten Irritationen, aber das werden wir aushalten. Es bleibt Rick Wakemans Verdienst, Dich (so vermute ich) und nun auch mich mit der Sprachgewalt von Thomas Gray bekannt gemacht zu haben. Allein, wie hell könnte seine Lyrik strahlen, würde sie nicht von Wakemans Synthie-Orgie, Verzeihung, zugekleistert. Robert Powell hat sich bestimmt bedankt, als sein wärmender Vortrag schnöde in den Hintergrund gemischt wurde. Ich weiß nicht.

    Komischerweise haben wiederum ELP, obwohl sie William Blakes ohnehin pathetisches "Jerusalem" schon ziemlich pompös aufgeladen haben, immer genau meinen Nerv getroffen. Dagegen wirken die Versuche der Simple Minds oder Bruce Dickinsons reichlich unbeholfen, um es mal vorsichtig auszudrücken.

    Peter Gabriel hat das Thema auf der Bühne in der Einleitung zu "Supper’s Ready" pfeifenderweise zitiert. Ob das ein Hinweis auf seine Inspiration zum "New Jerusalem" oder nur ein Gag ist, kann vielleicht am ehesten martinus beurteilen.

    Große Blake-Fans waren bzw. sind in jedem Fall Jim Morrison und Patti Smith.
    Und vermutlich auch Mike Scott. Dessen Band, die Waterboys, wurde hier und an anderer Stelle in den vergangenen Tagen erfreulicherweise schon erwähnt.
    In einer besseren Welt wäre Scott reich und berühmt, und das Radio würde von früh bis spät seine Songs preisen, aber wer weiß, wie der dann drauf wäre und was für Songs er dann tatsächlich schreiben würde, und so dürfen wir zufrieden sein, daß er stetig musiziert und heuer vielleicht wieder ein paar neue Hörer gewinnt.

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    Frosti hat den Waterboys mit "The Stolen Child" vom Album "Fisherman's Blues" bereits den Weg geebnet (#3).
    Vom Werk des irischen Dichters William Butler Yeats (1865-1939) war Mike Scott nach eigenem Bekunden schon immer fasziniert. (Damit steht er nicht allein: prominente Kollegen wie Donavan, Leonard Cohen, Van Morrison, Angelo Branduardi oder die Cranberries haben ebenfalls seine Texte vertont).


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    2011 hat Scott ihm eine ganze Platte gewidmet, indem er seine Texte für 14 Kompositionen adaptiert hat.
    Mit Yeats verbindet Scott der Hang zum Mystizismus, die Pflege irischer Kuktur und ein politisch geschärftes Weltbild.
    Witzigerweise hat GitgO "An Appointment With Mr. Yeats" bereits im Beitrag #5 erwähnt, und ein paar Zeilen später Yeats' Gedicht "Politics" aus einer Bowie-Rezension kopiert, ohne wahrscheinlich zu wissen, daß auch dieser Text auf dem Album verewigt wurde. Ausgewählt habe ich aber zwei andere Songs, die ganz schön das Spektrum von Mike Scotts Musik illustrieren.

    Hier die Eröffnung, ein Feger:

    The Hosting Of The Shee

    Dann gibt es aber wie auf jeder Waterboys-Scheibe mindestens diese eine Ballade für die Ewigkeit, und das ist in diesem Fall, kurz vor Schluß, wo sowas hingehört:

    Let The Earth Bear Witness

    Hier ist Mike Scott eine wahrlich kongeniale Melodie zu Yeats' Flehen eingefallen. Er singt das zum Niederknien, so voller Hingabe und Dringlichkeit, als wäre jede Zeile von ihm selbst geschrieben, und wer mit seinen eigenen Texten vertraut ist, kann sich das auch gut vorstellen.
    Er bedient sich hier zweier Gedichte von Yeats, aus denen er nur wenige markante Zeilen extrahiert. Die Vorlage ist ein Stück von 1902 zum irischen Unabhängigkeitskampf. Scott schreibt den Song 2009 unter dem Eindruck der Massenproteste in Teheran und deren gewaltsamer Niederschlagung, die Dutzende Todesopfer fordert.
    Zeitlose Lyrik also, leider.
    Ein Lied wie ein einziger langer Seufzer.

    [FONT=&WCF_AMPERSAND"]Berlins schönste Bibliotheken[/FONT]

    2 Mal editiert, zuletzt von littlewood () aus folgendem Grund: Um die Bilder nebeneinanderzustellen, bin ich leider zu blöd. Wie macht Ihr das?

  • ...und den BAYERN-KURIER - --HAHA!


    Bevor ich den Bayern-Kurier lese, lese ich lieber die Stadionzeitung von Werder, ist leicht besser:p. Sorry, musste jetzt sein, Steilvorlage:). Die nächste Titelgeschichte im Bayern-Kurier könnte die Überschrift haben: "Wie spare ich am besten Steuern" von Uli Hoeneß

    Das Leben ist eine Illusion, hervorgerufen durch Alkoholmangel

    Charles Bukowski

    Einmal editiert, zuletzt von charles bukowski ()

  • #####################################################################



    Ich unterbreche das Programm kurz für eine kleine Ehrung an eine große zeitgenössische Lyrikerin.



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    Wie erst eben bekannt wurde, wurde Sarah Kirsch nach langer Krankheit
    am 05.Mai 2013 vom Schicksal erlöst.


    Im Netz kursieren wenige Versuche des Nachwuchses, Sarahs Gedichte zu visualisieren.
    Manche Vertonungen sind rührend, andere kitschig, einige wenige nervig, aber nie lassen sie einen unberührt.




    Für Sarah.



    ##############################################################


  • @going-out-to-get you. Danke für den Link


    Da sind ja brilliante Gedichte dabei, ich sollte mich wohl mit dem Schaffen von Sarah Kirsch etwas näher auseinandersetzen.


    Aber noch was anderes


    Weil ihr gerade Yeats so ausführlich behandelt habt, komme ich mit einem seiner Jünger daher, T.S. Eliot, der ja nachweislich Genesis bei "The Cinema Show" beeinflußt hat. Seine Lyrik, eine Mischung aus Alltäglichem, Religiosen und mythologischen passt hervorragend zum Kunstverständnis der Herren Gabriel, Rutherford, Banks und Hackett, Anfang der 70er.


    Eine etwas ausführlichere Studie zum monumentalen Gedicht "Wasteland" (Inspiration cinema show) findet ihr hier:


    Nicht einmal Einsamkeit - Buch der Woche "Das öde Land" von T S Eliot | Büchermarkt | Deutschlandfunk

  • Vergleichbares gibt es auch im deutschen Sprachraum. Am bekanntesten sind vielleicht Novalis (die Band), die neben eigenen Texten auch solche von Novalis (dem Dichterphilosophen) vertont haben, wie z. B. Wunderschätze, Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren, Astralis usw.
    Der Altrocker und Ex-Rattle Achim Reichel hat sich auf seinem Album "Regenballade" überwiegend norddeutschem Poesiegut angenommen. Aber auch Goethe kommt mit seinem Zauberlehrling zu Ehren. Die Scheibe ist übrigens gut gelungen. Die Tracklist:


    Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland (Theodor Fontane)
    Pidder Lüng (Detlev von Liliencron)
    Een Boot is noch buten (Arno Holz)
    Regenballade (Ina Seidel)
    Der Zauberlehrling (Johann Wolfgang von Goethe)
    Nis Randers (Otto Ernst)
    Trutz, blanke Hans (Detlev von Liliencron)
    Der Fischer (Johann Wolfgang von Goethe)
    John Maynard (Theodor Fontane)
    Das Meerweib (Paul Heyse)


    Edit sagt, dass zufälligerweise Lutz Rahn von Novalis auf diesem Album in die Tasten gegriffen hat.

    I'll never find a better time to be alive than now.

    Peter Hammill (on "X my Heart")

    Einmal editiert, zuletzt von Aprilfrost ()

  • Guten Abend, GitgO, April und Fripp - und herzlich willkommen, wer sich sonst aus Versehen hierher verirrt.
    Ein heißer, ein hitziger Abend. Im Zentrum tobt das Ringen um die Forumskultur.


    Hier ist es eher ruhig. Es wird um Alter und Tod gehen, aber es soll Euer Schaden nicht sein, wenn Ihr der Lyrik und der schönen Musik zugetan seid.
    Und Steve Hackett wird auftreten, am Rande, fürwahr [köder].

    Spät, aber rechtzeitig bin ich dem Hinweis des Kollegen Frost gefolgt und hab mir ein Wiederhören mit Angelo Branduardi verschafft. Diesen italienischen Sänger habe ich für einige Momente meiner Jugend recht gern gehört, dann aber zügig das Interesse an seinen folkloristischen Weisen verloren.
    Da er nun aber bereits 30 Jahre vor dem von mir verehrten Mike Scott ein Yeats-Album aufgenommen hat, dachte ich mir, ein Vergleich könnte nicht schaden und habe dabei zumindest ein paar bemerkenswerte Dinge entdeckt.

    Zunächst bleibt mir Branduardis Gesang eher fern, dieses zitternd gehauchte habe ich heute nicht mehr so gern. Auch finde ich, und das geht damit einher, seine Herangehensweise an Yeats Poesie eher betulich, wo Scott zupackt und sich hineinwirft.
    Da sie für ihre Alben 3x ein identisches Gedicht ausgewählt haben, (zu denen bei Branduardi in einem Fall übrigens Donovan die Musik beigesteuert hat), läßt sich das sogar ganz gut exemplarisch direkt vergleichen. Ich habe mal das vom Weltkrieg I-Piloten ausgewählt, der über den Sinn seiner Mission und sein mögliches Ende reflektiert.

    Branduardi – Une Aviatore Irlandese Prevede La Sua Morte

    Waterboys – An Irish Airman Foresees His Death

    Abgesehen vom vielleicht etwas unglücklichen abrupten Schluß sind da die Waterboys für meine Ohren dichter, intensiver. Und auch näher am Geist von Yeats, aber das ist nur ein Verdacht und von keinerlei Kennerschaft getrübt.

    Wer's gerne choral hat, könnte zur Abrundung noch hier hineinhören:

    Cornell Glee Club – An Irish Airman…

    Dies ist übrigens der Text :

    An Irish Airman Foresees His Death


    I know that I shall meet my fate
    Somewhere among the clouds above;
    Those that I fight I do not hate,
    Those that I guard I do not love;
    My country is Kiltartan Cross,
    My countrymen Kiltartan's poor,
    No likely end could bring them loss
    Or leave them happier than before.
    Nor law, nor duty bade me fight,
    Nor public men, nor cheering crowds,
    A lonely impulse of delight
    Drove to this tumult in the clouds;
    I balanced all, brought all to mind,
    The years to come seemed waste of breath,
    A waste of breath the years behind
    In balance with this life, this death.


    Ein Gedicht, zu dem man den Poeten in seiner schlichten, eindringlichen und zeitlosen Form nur beglückwünschen kann.

    So oder so ähnlich wie oben beschrieben geht mir das durchgängig bei den Interpretationen der beiden. Was ich aber an Branduardis Version interessant fand, war, daß wir hier, und zwar dreimal, dem Thema wiederbegegnen, welches Richie Havens in Hacketts "How Can I" singt. Gemerkt? Ich finde es schon so auffällig, daß ich nicht geneigt bin, an einen Zufall zu glauben.

    Eigentlich möchte ich Euer Augenmerk aber auf etwas anderes lenken.
    Als ich mir das Branduardi-Album bei YT zusammengestückelt hatte, war mir eine Version darunter geraten, die es so auf der ursprünglichen Platte gar nicht gab.

    Branduardi - “Quando tu sarai…” mit Verstärkung

    Hier gelingt für meine Ohren etwas außerordentliches. Ein verspielter Zeitgenosse hat dem Song den Original-Text von Yeats unterlegt, den er aus einem spoken verse channel - gelesen von Tom O’Bedlam - "geborgt" hat. Keine Ahnung, was die Urheber alle davon halten, aber das Ergebnis ist bemerkenswert. Im Kontrast zum sonoren Schwanengesang O'Bedlams klingt das fragile immer etwas flehentliche Stimmchen von Branduardi zusammen mit seiner zirpenden Gitarre auf einmal akkurat gesetzt. Die etwas alterslos, manchmal fast kindliche Vortragsweise Branduardis gemeinsam mit dem dunkel raunenden Bass von O'Bedlam, der die Nähe des Todes ahnen läßt, ergeben einen dieser magischen Momente, die einen manchmal unerwartet treffen und einigermaßen gerührt zurücklassen.
    Am erstaunlichsten wird dieses kleine Wunder, wenn man bedenkt, daß hier drei Künstler völlig unabhängig voneinander gewirkt haben und von einem vierten ohne deren Wissen zusammengehauen wurden. Das ist eigentlich in der Herstellung völlig unorganisch, im Grunde DJ-Kultur, aber für meine Ohren ein außergewöhnliches Ergebnis.

    Hier ist der auch ohne Vertonung bereits mächtigeText:


    When You Are Old

    WHEN you are old and gray and full of sleep,
    And nodding by the fire, take down this book,
    And slowly read, and dream of the soft look
    Your eyes had once, and of their shadows deep;
    How many loved your moments of glad grace,
    And loved your beauty with love false or true,
    But one man loved the pilgrim soul in you,
    And loved the sorrows of your changing face;
    And bending down beside the glowing bars,
    Murmur, a little sadly, how Love fled
    And paced upon the mountains overhead
    And hid his face among a crowd of stars.


    Mit diesen ebenso weisen wie ergreifenden Worten, die den Älteren unter uns Trost spenden mögen, wünsche ich noch einen schönen Sommerabend.