Bundeswehr/NVA. Habt ihr Anekdoten oder Geschichten?

Okay, keine Anekdoten, aber anderes Zeugs:

Meine Mutter hat als 10jährige auf der Flucht erlebt, dass ihre Mutter (meine Großmutter) in der Nähe von Danzig von einer Luftmine zerfetzt wurde und am Straßenrand liegen blieb. Sie und ihre damals 4 und 6-Jahre alten Brüder wurden bei diesem Bombardement verschüttet und sie hat sie mit bloßen Händen ausgebuddelt. Darüber hinaus hat sie im 2. Weltkrieg 21 Familienmitglieder und ihre Heimat Königsberg verloren.

Mein Vater sollte als 15jähriger die Brücke von Remagen verteidigen (ja, genau diese Brücke). Ist dann aber mit 2 anderen Jungs desertiert ... und darauf bin ich super stolz!

Meiner Großmutter hat man erklärt, wenn sie nicht ihre große Schnauze in den Griff bekommt und meinen Vater endlich zur Hitlerjugend-Gruppenstunde schickt, könnte man auch anders ... z.B. nach Hadamar schicken!

Alles kleine Anekdoten ... habe noch mehr davon ... !

Und ein reines Gewissen, dass ich diese Scheisse verweigert habe!

It's 5-4 on William Wright!

Zitat von William Wright

(...)

Und ein reines Gewissen, dass ich diese Scheisse verweigert habe!

It's 5-4 on William Wright!

Traurig und tragisch, lieber William. (Wir sollten bei all dem aber nicht vergessen, dass die Bundeswehr, seinerzeit oder zu unserer Zeit oder auch heute, nichts aber auch gar nichts mit der Wehrmacht oder Nazideutschland zu tun hat(te). Diesen Leumund haben unsere diensttuenden Bundeswehrsoldaten nicht verdient.)

Zitat von William Wright

Es war 1980 kein leichtes "Ding" den Kriegsdienst zu verweigern. Ich musste eine schriftliche Begründung schreiben, die so verfasst sein musste, dass einem kein Fallstrick bei der mündlichen Verhandlung daraus gedreht werden konnte.

Ich hatte dann Glück, meine mündliche Verhandlung dauerte nur 3 Stunden und mit einem Abstimmungsergebnis von 3:0 für den Angeklagten besitze ich seit nunmehr fast exakt 39 Jahren ein "staatlich geprüftes Gewissen". Denjenigen, die zum Militär gingen, wurde per se ein Gewissen attestiert.

Catch 22 !!!

Mein Zivildienst hat mir persönlich viel gebracht und auch Spaß gemacht. Und nein: ich habe keinen alten Leuten den Arsch abgeputzt (damals gängiges Klischee!). Es gab auch andere sinnvolle Zivildienststellen, z.B. als "Mädchen für Alles" in einer Kirchengemeinde. Dauerte grundgesetzwidrig 3 Monate länger als der Kriegsdienst, nahm die 18 Monate aber sehr gerne "in Kauf".

Anekdoten hätte ich aus der Zeit auch reichlich zu erzählen; mache ich aber nicht!

An der Front war ich trotzdem: bei Ostermärschen, in der Friedensbewegung (Aktion Sühnezeichen) und der Friedensdemo in Bonn am 10.10.1981.

Tut mir leid, dass ich hier nichts kameradschaftliches hinzufügen kann. Ehrliche Männerfreundschaften weiß ich aber dennoch zu schätzen!

It's 5-4 on William Wright!

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Wirklich sehr interessant!

Das Recht auf "Kriegsdienstverweigerung" gab es praktisch in der ehemaligen DDR nicht. Schon das Wort "Kriegsdienst" war verboten. Denn offiziell war "der Dienst an der Waffe" selbstverständlich im DDR-Selbstverständnis ein "Friedensdienst".

Dennoch gab es einige wenige, denen aus religiöser Überzeugung der Dienst mit Waffe erspart blieb. Sie hießen im Volksmund "Spatensoldaten" (offiziell: Bausoldaten), weil auf ihren Schulterstücken nur ein silber- oder goldfarbener Spaten symbolhaft war. Sie trugen praktisch ganz normale Soldatenuniformen, aber hatten praktisch nie irgendetwas mit Waffen zu tun.

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Bausoldat

Soweit mir bekannt ist ( - und ich kenne nur ein Beispiel aus meinem damaligen Freundeskreis), wurden Leute, die selbst diesen Ersatzdienst in Uniform ablehnten, verurteilt und landeten dann im Knast und wenn sie Pech hatten dann auch aus dem Knast heraus noch zu Arbeitseinsätzen in Tagebauen.

Ja, lieber Charles, nicht alles ist immer schön. Aber ... wem sag ich das?

Also eine (hoffentlich) lustige Anekdote für Dich habe ich dann doch:

Als Zivi in einer evang. Kirchengemeinde hatte ich auch zwischendurch die Aufgabe, den Küster zu vertreten.

So z.B. auch beim Glockengeläut im Rahmen von Beerdigungen.

Es war an einem sonnigen schönen Maientag, als ich den Auftrag erhielt, für ein verstorbenes männliches Gemeindemitglied um 14.00 Uhr die Kirchenglocken zu läuten. Die drei dafür zur Verfügung stehenden Glocken wurden per Knopfdruck aktiviert und fingen dann an, gehörigen Lärm zu machen. Nach 10 Minuten musste man die Glocken wieder deaktivieren (Knöpfe wieder "aus"drücken); dann bimmelten sie sich noch ca. 5 Minuten aus, und es kehrte wieder Ruhe ein.

Nun, an diesem Tag machte ich wieder (fast) alles nach Vorschrift. Um 14.00 Uhr warf ich die Glocken an und setzte mich auf das Bänkchen vor der Kirche um eine Zigarette zu rauchen und das schöne Wetter zu genießen. Zufällig kam ein guter Bekannter, den ich schon lange nicht mehr gesehen hatte, an diesem Bänkchen vorbei und somit hatten wir uns eine Menge zu erzählen.

Das Glockengeläut über mir, hatte ich dabei völlig aus dem Sinn verloren und nahm es als Hintergrundgeräusch überhaupt nicht mehr wahr.

Als sich mein Bekannter verabschiedete, war es 14.45 Uhr auf meiner Uhr und ich stellte erschrocken fest, dass die Glocken immer noch läuteten ... ich hatte sie schlichtwegs vergessen!

Also: schnell in die Kirche und die Glocken ausgestellt ... die waren aber in Höchstform und bimmelten munter gefühlte 10 Minuten weiter. Mir stand der kalte Schweiß auf der Stirn!

Bei meiner Rückkehr im Gemeindebüro war die Stimmung etwas, nun ja, gereizt. Die Beerdigung war zu Ende und die Trauergemeinde saß inzwischen beim Totenschmaus und konnte die Glockentöne als Soundtrack dazu genießen.(?)

In der Zwischenzeit waren auch einige Anrufe besorgter Mitmenschen aus der ganzen Gemeinde eingegangen, die nachgefragt hatten, was es mit dem nicht endenden Sturmgeläut auf sich hatte (gab es irgendeine Katastrophe, Feuersbrunst etc.?).

Wie erklärt man nun, dass man vergessen hat, die Glocken abzuschalten, bzw. sie gar nicht mehr wahrgenommen hat? Jedenfalls war dies alles ein wenig "dämlich" und so richtig glauben wollte mir dies auch keiner!

Der Vorfall blieb für mich ohne Konsequenzen.

Immerhin hatte dieser Verstorbene eine Beerdigung mit einem Super-Deluxe-Glockengeläut und vielleicht hatte er sich dieses auch zu seinen Lebzeiten verdient gehabt.

It's 5-4 on William Wright!

Zitat von William Wright

Und ein reines Gewissen, dass ich diese Scheisse verweigert habe!

Es ist beschämend, wie hier anscheinend Parallel zwischen der Wehrmacht und der heutigen Bundeswehr gezogen werden. So schlimm es auch damals war, so wenig hat die heutige Bundeswehr mit den alten Greueltaten zu tun. Solche Aussagen sind ein Schlag ins Gesicht jedes aktuellen oder ehemaligen Soldaten, der den Dienst für Euch alle abgeleistet hat in der Hoffnung, dass der Ernstfall nicht eintritt. Es ist für mich vollkommen in Ordnung, wenn jemand aus Gewissensgründen seinen Dienst an der Waffe verweigert und vielleicht sogar in einen anderen Ersatzdienst antritt, aber eine solche Diffamierung ist absolut daneben.

Schäme Dich!

Zitat von Felix

(...)

Schäme Dich!

Gemach, gemach. Wir wollen doch keine Moralkeule schwingen. Meine Erfahrung zeigt, dass der konstruktive Meinungs- bzw. Faktenaustausch hier im Forum weitaus produktiver ist.

Zitat von Prophet

Ach ist dem so?

=> (...)

Interessanter wird dieser Faden durch das Zusammenstellen von Internetfundstellen auch nicht.