SQUACKETT - A Life Within A Day (1. Juni 2012)

  • Schade, dass dieser Thread hier gerade so verkümmert. Da erscheint das beste Album aus dem Genesis-Umfeld seit Jahren, und kaum jemand äußert sich hier. Woran kann das liegen?



    Nicht jeder kauft Alben immer gleich am (oder vor dem) Tag der Veröffentlichung!

  • Nicht jeder kauft Alben immer gleich am (oder vor dem) Tag der Veröffentlichung!


    So isses. Ich bin noch jung. Ich kann warten.

    I'll never find a better time to be alive than now.

    Peter Hammill (on "X my Heart")

  • Ich warte auch immer noch, weil meine LP erst noch veröffentlicht wird (siehe weiter oben). Ich habe aber das Album zweimal auf der Party meines Bruders gehört, und da hat es mich nicht gerade aus den Socken gehauen. Eher im Gegenteil. Klang häufig wie bestimmte Teile der letzten Hackett-Alben, und zwar die, die sich bei ihm in letzter Zeit sowieso häufen. Da hat man das Gefühl, der Junge covert sich ebenfalls selbst, jedenfalls was die Riffs und Gesangslinien anbelangt. Aber wie gesagt, bisher waren's nicht optimale listening conditions. Ich warte also weiter...

    FolkProg bei www.favni.de oder fauns.bandcamp.com und favni.bandcamp.com



  • Sehr (den "Progger") ansprechende Rezi, lässt mich ja jetzt noch mehr "mit-den-Hufen-scharren"...:dumdi:

    PACKUNGSBEILAGE MIT WARNHINWEISEN:
    Alle hier von mir geposteten Beiträge stellen lediglich meine ganz persönliche und somit subjektive Ansicht dar! ;)


    "...Download love and download war
    Download the shit you didn´t want
    Download the things that make you mad
    Download the live you wish you had..."


    Nordlichter Stargast ´2012 !

  • Zuerst einmal möchte ich mutzelkönig für seine leidenschaftlichen Ausführungen danken, das ist wirklich schön und macht das Forum sehr lebendig.


    Nachdem ich mir das Album anderthalbmal bei simfy (:huhu:Eric) reingezogen habe, kann ich vieles sehr gut nachempfinden. Das ist für mich auch der beste Hackett-Output, den ich seit Jahren gehört habe. Und Squire wird sicherlich seinen Anteil daran haben. Jedenfalls scheint mir das Gespann gut miteinander in musikalischen Kontakt gekommen zu sein.


    Auch ich finde Sachen wie "Can't stop the rain" sehr reizvoll. Mutzelkönigs Hinweis auf die Akkordstrukturen ist sehr berechtigt, die sind zum einen mal ein bisschen exotischer, zum anderen aber wirklich wunderschön, da entfalten sich Blüten in überraschenden Farbvarianten vor einem, es entstehen atmosphärisch intensiv durchflutete Räume und Szenerien.
    Auch der Übergang zu "Perfect love song" passt hervorragend, das ist ein sehr stimmungsvoller Abgesang mit einem hier überaus passenden Fadeout.


    Insgesamt muss man sagen, dass das Songwriting überwiegend gut ist - etwas, das ich bei Steve schön öfter kritisiert habe.


    Bei "Storm chaser", einem weiteren hörenswerten Titel mit viel Energie, gibt's mittendrin eine Hommage an King Crimson (keine Stilanleihen, sondern ein deutlich hörbares Zitat).


    "A life..." als Opener funktioniert gut, das ist ein echter Kracher - gewinnt jetzt wie alles auf dem Album keinen Avantgarde-Preis, aber ist sehr stimmig.


    Die Mitte des Albums ("Aliens", "Sea of smiles" und "Summer backwards") finde ich schwächer, dröger als den Rest. Hier teile ich auch nicht mutzelkönigs Ansicht einer "raffinierten" Harmonik von "Summer backwards". Die Akkorde sind einfach nur nicht so eng miteinander verwandt.


    Steve selbst spielt wunderbar auf dem Album. Die Gitarrenphrasen reichen von elegant bis brachial - sind aber stets astrein und wirken von A-Z empfunden eingespielt. Seine stilistische und soundmäßige Palette ist nicht von schlechten Eltern.


    Auch Squires Bass mag ich sehr gern hören. Allein der Sound / seine Art der Tonerzeugung macht mich an. Zudem ist der Bass voll songdienlich, ohne Sperenzchen. Passt richtig gut.


    Zum Schluss noch Einschränkungen meines Vergnügens: Steves Gesang, der wirklich ganz gut mit dem Squires harmoniert, ist auf jeden Fall besser anhörbar als früher. Er ist aber nicht gut. Er klingt durchweg auch technisiert (durchgehendes Autotunen, vermute ich mal), sodass der Gesang auf dem Album immer einen Resteindruck von Alien-Stimmen hat. Es fehlt da einfach an menschlichem Ausdruck, an Wärme, an Authentizität. An Gefühl.


    Und: Ich mag es nicht, dass die Hackett-Outputs so durchgehend fett aufgeblasen daherkommen. Immer diese Monster-Halls - und möglichst gleich ein paar gleichzeitig. Ständig ist das ein (künstlicher) Riesenraum, der da klanglich entsteht. Das gilt z.B. auch für das Drumset, das ist immer knallig-hallig, aber gleichzeitig eben mit zu wenig Eigencharakteristik des Sets an sich. Und darüber dann sphärische, breite Keyboardflächen und halliger Satzgesang, fette Gitarre... das ist too much for me, warum gibt es da nicht zumindest mal deutlich zurückggenommenere, dezentere, feinere Ausgleichspassagen?


    Wie auch immer - das Album hat mir überwiegend Freude bereitet.

  • Zum Schluss noch Einschränkungen meines Vergnügens: Steves Gesang, der wirklich ganz gut mit dem Squires harmoniert, ist auf jeden Fall besser anhörbar als früher. Er ist aber nicht gut. Er klingt durchweg auch technisiert (durchgehendes Autotunen, vermute ich mal), sodass der Gesang auf dem Album immer einen Resteindruck von Alien-Stimmen hat. Es fehlt da einfach an menschlichem Ausdruck, an Wärme, an Authentizität. An Gefühl.


    Und: Ich mag es nicht, dass die Hackett-Outputs so durchgehend fett aufgeblasen daherkommen. Immer diese Monster-Halls - und möglichst gleich ein paar gleichzeitig. Ständig ist das ein (künstlicher) Riesenraum, der da klanglich entsteht. Das gilt z.B. auch für das Drumset, das ist immer knallig-hallig, aber gleichzeitig eben mit zu wenig Eigencharakteristik des Sets an sich. Und darüber dann sphärische, breite Keyboardflächen und halliger Satzgesang, fette Gitarre... das ist too much for me, warum gibt es da nicht zumindest mal deutlich zurückggenommenere, dezentere, feinere Ausgleichspassagen?


    Sehr gut auf den Punkt gebracht. Das sehe ich - auch in Bezug auf die letzten Hackett-Releases - genauso.

    FolkProg bei www.favni.de oder fauns.bandcamp.com und favni.bandcamp.com

  • Hier teile ich auch nicht mutzelkönigs Ansicht einer "raffinierten" Harmonik von "Summer backwards". Die Akkorde sind einfach nur nicht so eng miteinander verwandt.


    Einverstanden! "Raffiniert" ist wohl wirklich leicht euphemistisch formuliert. Der Song ist insgesamt schon recht kurz und unspektakulär. Gleichwohl tut er dem Album beim Durchhören irgendwie gut, denn davor und danach passiert "so viel"...



    Zum Schluss noch Einschränkungen meines Vergnügens: Steves Gesang, der wirklich ganz gut mit dem Squires harmoniert, ist auf jeden Fall besser anhörbar als früher. Er ist aber nicht gut. Er klingt durchweg auch technisiert (durchgehendes Autotunen, vermute ich mal), sodass der Gesang auf dem Album immer einen Resteindruck von Alien-Stimmen hat. Es fehlt da einfach an menschlichem Ausdruck, an Wärme, an Authentizität. An Gefühl.


    Nun gut, die gesanglichen Leistungen von Steve und Chris stehen sicherlich hinter den kompositorischen und instrumentalen Leistungen zurück. Gleichzeitig ist der Ansatz bei den meisten Songs aber eben gerade nicht eine Leadstimme im Vordergrund, sondern es dominieren bewusst Chöre und Satzgesänge. Natürlich kann man jetzt sagen, dass die beiden hiermit aus der Not eine Tugend gemacht haben. Nichtsdestotrotz finde ich die Stimme, so wie sie hier eingesetzt wird (quasi als ein weiteres Instrument), fast immer gelungen. Da habe ich gerade von Steve schon weitaus Schlimmeres gehört. Insofern ist mir auch der Ausdruck "Alien-Stimme" bei diesem Album zu hart. Dies würde eher zu Stücken wie DOWN STREET oder A GIRL CALLED LINDA passen, wo die Stimme wirklich extrem verfremdet wurde.



    Und: Ich mag es nicht, dass die Hackett-Outputs so durchgehend fett aufgeblasen daherkommen. Immer diese Monster-Halls - und möglichst gleich ein paar gleichzeitig. Ständig ist das ein (künstlicher) Riesenraum, der da klanglich entsteht. Das gilt z.B. auch für das Drumset, das ist immer knallig-hallig, aber gleichzeitig eben mit zu wenig Eigencharakteristik des Sets an sich.


    Auch ich habe den berüchtigten "Hackett-Monsterhall" immer kritisch gesehen. Gerade auf diesem Album finde ich ihn nicht so stark ausgeprägt wie früher. Und das gerade auch mit Blick auf den Drumsound. Bei A LIFE WITHIN A DAY haben wir im "Zeppelin-Teil" zunächst zwar einen etwas breiteren Drumsound (passt hier auch recht gut). Sobald "die Post abgeht" und die Drums wirbeln, wird der Hall aber deutlich zurückgefahren. Das fällt vielleicht nicht so auf, weil Keys, Gitarren und Stimmen nach wie vor reichlich Hall haben, aber die Rhythmusgruppe (Drums + Bass) klingt für mich schön knackig und trocken. Auch die Drums auf z.B. DIVIDED SELF, ALIENS, CAN´T STOP THE RAIN sind nicht übermäßig stark verhallt, wobei den Toms tendenziell mehr Raum spendiert wurde als Bass Drum und Snare. Ich finde gerade den Sound von Bass und Drums auf diesem Album sehr gut. Ich würde sogar sagen, dass ich in den letzten Jahren auf einem Hackett-Album keine bessere Rhythmusgruppe gehört habe. Das liegt vor allem auch daran, dass es auf diesem Album kaum synthetische Drum- und Bassspuren gibt. Da hat sich Roger King dieses Mal schön zurückgehalten.



    Hier noch eine sehr schöne und ausführliche Besprechung zum Album:


    Rock Guitar Daily with Tony Conley: Squackett - 5 Stars - What Shitty Band Are You In? (Part 2)

    But we never leave the past behind, we just accumulate...

    "Von jedem Tag will ich was haben

    Was ich nicht vergesse

    Ein Lachen, ein Sieg, eine Träne

    Ein Schlag in die Fresse"

  • So, jetzt ist endlich auch meine Platte angekommen. Erstmal zum Äußeren: Das Cover ist schön gestaltet, leider (wie heute meistens) aus sehr dünner Pappe - warum man heute keine ordentlichen Gatefolds mehr herstellen kann, muss mir mal jemand erklären (entweder ganz dünn oder ganz dick, und die Platten schieben sich immer in den Knick, so dass man sie nur mit Mühe schließen kann - früher war das auch bei 2-LPs kein Problem).


    Die Platte selbst hat einen sehr guten Klang, laut und fett, hat aber leider bei einigen Songs Knackser. Klar nehme ich sowas bei einer Schallplatte in Kauf, aber ich ärgere mich doch, wenn sie schon in ungespieltem Zustand welche hat - auch das ist bei modernen Platten leider häufiger der Fall, während alte Platten das Problem üblicherweise nicht hatten - meine Misplaced Childhood - in den 90ern gebraucht (!) gekauft - hat z.B. auch nach ungezählten Durchgängen keinen einzigen Knackser, und auch sonst fanden sich erst im Laufe der Zeit welche ein.


    Zur Musik: Gefällt mir so schon mal sehr viel besser und ist auch ein abwechslungsreicher als bei den ersten Durchläufen (s.o.), prinzipiell bleiben meine Kritikpunkte bestehen. Manches klingt halt doch wie nicht nur einmal, sondern schon ein paar Mal gehört. Der Hackett- (oder sollte ich sagen King-?)Einheitssound trägt sicherlich zusätzlich dazu bei. Einige löbliche Ausnahmen gibt es. Sicherlich wird meine Meinung nach einigen weiteren Durchläufen differenzierter werden, eines meiner Lieblingsalben wird es aber vermutlich nicht.


    Gleichzeitig ist der Ansatz bei den meisten Songs aber eben gerade nicht eine Leadstimme im Vordergrund, sondern es dominieren bewusst Chöre und Satzgesänge. Natürlich kann man jetzt sagen, dass die beiden hiermit aus der Not eine Tugend gemacht haben.


    Wenn es nicht seit Jahren immer der selbe Satzgesang wäre, würde ich dir da auch vollkommen Recht geben. Eine Ausnahme stellt Divided Self dar, bei dem der Chor zurückgenommen wurde und eine Leadstimme stärker im Vordergrund steht - die ist zwar nicht besonders stark, gibt dem Song aber doch gleich eine viel individuellere Note und gibt einem zum ersten Mal auf dem Album das Gefühl, dass wir nicht immer noch dem ersten Song lauschen...

    FolkProg bei www.favni.de oder fauns.bandcamp.com und favni.bandcamp.com

  • Ich schließe mich mal den einen oder anderen Postings hier an. Das Album ist nett und ich mag es lieber als so andere (Ex-)Genesis-SoloOutputs. Was aber schon gesagt wurde ist der aufgeblasene, verhallte Klang unter anderem von Steves Stimme aber auch seiner Gitarre, den Drums (ganz besonders...) und anderen Teilen, wodurch alles in einem blasigen Einheitsbrei zu versumpfen droht. Wo Chris Bass noch knackig klingt, wird eine gute Rhythmusgruppe durch Hackettische Stampfstampf-Drums kaputtgemacht. Die stören schon auf seinen Soloalben und sind hier noch schlimmer. Sich bei Hackett zu beschweren trifft nur beinahe den richtigen, denn es ist wohl Roger King, der hier an den Mischhebeln saß und aus einem potenziell großartigen Album einen Klangbrei gemacht hat, in dem man alles aber nichts so richtig hört. Die ganze Hallsuppe wird noch ordendlich mit Keyboard-Padding zugeschmiert bis gar nix mehr geht. Der eigentlich gerade Squire so wichtige Satz- oder Chorgesang versackt in einemerstickt in einem klanglichen Blob. Musikalisch schön, klangtechnisch Murks.

    Da ist es fast schon nicht mehr verwunderlich, wenn die Fanclub-offizielle Rezension sich so verstörend sparsam ausmacht und kaum auf die Musik oder auf Chris Bassarbeit eingeht, sondern es vor allem um die Frage geht "Wer singt denn da?" Antwort: Beide, aber es ist durch die Hackett/King Verbreiiungsautomatik gelaufen, dass man das gar nicht so genau sagen kann. Tatsächlich höre ich deutlich mehr Squire heraus als der Rezensent, angefangen bei Tall Ships, bei dem aus dem Gesuppe mal der eine mal der andere herausscheint.

    Ansonsten scheint der Rezension nur eines wichtig: Prog oder nicht? Da am Progressive Rock seit Mitte der 70er Jahre nix progressives mehr dran ist, finde ich diese Frage mehr als müßig und wirklich nicht das vorderste Problem einer solchen Publikation. Einer der größten Bassisten des Genres und einer der einflussreichsten Gitarristen schlechthin tun sich zusammen. Komisch, dass einer Rezension das Wort Gitarre nur drei, das Wort Bass gar nicht vorkommt. Sehr komisch. Die Silbe "prog" erscheint dafür übrigens 13fach! Prog oder nicht - who cares?

    It is only rock 'n roll, but...