SdW [19.12.11-01.01.12]: GENESIS - Supper's Ready

  • Mein Nachbar stampft gerade im Takt zu meinem Geklimper mit dem Füßchen auf. Ich glaub ich sollte leiser spielen oder es ganz lassen und stattdessen die Tasten im Takt klappern lassen. :D


    Zitat

    Somit entgeht Dir auch die Tiefe des ersten Teils von
    "Supper`s Ready".


    Das mag aus textlicher Hinsicht ja alles gut und richtig sein, macht es aber musikalisch deswegen nicht unbedingt... nun... wenn schon nicht aufregender, dann doch zumindest abwechslungsreicher. Wenn ich vierzig Minuten in F# das Elend der Welt in tiefsinnigster Weise beklage wird daraus auch noch kein tolles Lied sondern bestenfalls ein höchst ansprechender Text mit lahmar...miger Begleitung. ;)


    Zitat

    Zwischen uns
    liegen halt einige Jahrzehnte, und den gesamten intelektuellen
    Ansatz der Endsechziger und frühen Siebziger kannst und willst Du sicher
    nie begreifen.


    Och, die Mittelchen die damals und heute genommen wurden, bzw. werden sind nahezu die gleichen. ;) Von der Wirkung ganz zu schweigen.


    Guckst du hier, das ist immerhin zwölf Jahre jünger als Wots, aber textlich der gleiche Dünnpfiff.


    http://www.youtube.com/watch?v=MealU_UnvxM


    Zitat

    Ein Wunder allerdings, dass Du, wenn Du so denkst,
    "Stagnation" magst


    Das könnte daran liegen, das Stagnation in sich stimmiger, abwechslungsreicher... schlicht und ergreifend authentischer ist als Suppers Ready oder zumindest dessen erste Hälfte. ;)


    Zitat

    Egal - hör mal ruhig weiter "Willow Farm"


    Nö, hab SR nicht mal in Greifweite und auch nicht aufm Rechner (einziges Lied, welches ich beim importieren gleich ausließ).


    Zitat

    ... schlaf gut ... :huhu:


    Ebenso :huhu:

    Niveau sieht nur von unten aus wie Arroganz.

    2 Mal editiert, zuletzt von Herma ()

  • Äh, in der mir eigenen Bescheidenheit fühle ich mich natürlich gleich angesprochen. Das mit den vierzig Minuten F# bezog sich ausdrücklich auf den Teil VOR WF. ;) Solltest du unsern Teemeister gemeint haben, so habe ich jetzt immerhin ein Posting mehr. :p

    Niveau sieht nur von unten aus wie Arroganz.

  • Na ja, was mir immer wieder auffällt, ist die Diskrepanz zwischen
    der ganzen, kontemplativen Lebenseinstellung in den 70ern, und
    dieses auf "Sensationen" (im Sinne von: Adrenalin für die Sinne)
    der Jetztzeit. Und auch fällt mir hier immer wieder sauer auf,
    dass viele von Euch dies offenbar brauchen. So statements nach
    dem Motto: "Langweilig", "geht erst ab Willow Farm los",
    "nur Klampfe und Querflöte" usw. Was vielen offenbar verlernt, oder,
    nein: niemals gelernt haben; ist, sich Zeit zu nehmen für eine
    Stimmung, sich auf sie einzulassen. Und gerade Supper's Ready hat da
    Unendlichkeiten an Schönheit zu bieten, wie sonst kaum ein Genesis-Werk.
    Da wird schon nach der Apocalypse gegiert, oder nach dem surrealen
    Willow-Farm-Klamauk. Wenn ihr Aufregung braucht, hört Deep Purple.
    Aber wer so empfindet, hat (nach meinem bescheidenen Dafürhalten)
    etwas ganz Wesentliches der Genesis-Musik bis 1980 einfach nicht
    verinnerlicht. Punkt.

  • Dem würde ich bei vielen anderen Stücken zustimmen, nur halt bei Suppers Ready eben nicht. Am Anfang (Lovers leap) fühle ich mich immer sehr entspannt, aber spätestens bei The Guaranteed Eternal Sanctuary Man kommt (bei mir) Langeweile auf. Das hat auch nichts mit dem Unwillen einzutauchen zu tun, denn Dusk zum Beispiel liebe ich in seiner spartanischen Gestalt und könnte dabei jedesmal wegschwelgen, ohne dass da was passieren muss, aber bei SR wirkt es (meiner weitaus weniger bescheidenen Meinung nach) so als hätte man sich gedacht: "Hach, jetzt nehmen wir mal ganz was feines auf und das so lange bis einer von uns eingeschlafen ist". Boshafter, wenn auch richtiger wäre der Begriff prätentiös. "Menno, menno, wir sind ganz dolle intellektuell, das soll man dem ersten Teil auch anhören." Wer das braucht um sich in seinem Musikgeschmack überlegen zu fühlen (wobei mir solche Leute dann sehr leid täten) bitte, für mich ist das nichts, ich weiß das mein Geschmack allem und jeden überlegen ist. :p
    Wie auch immer: Genau hier liegt dann auch für mich der Wert der "Willows Farm". Es bricht diese
    unsägliche Onanie aus Langeweile und prätentiösen (ich wiederhole mich, sorry hab mein Abi schon zu Westzeiten gemacht, bin daher doof :D) Geschmeiß auf. So als hätte (wahrscheinlich stimmts auch) die Band selbst erkannt, dass man das so unmöglich lassen kann. Wahrscheinlich war Phil noch nicht vom Dealer zurück und die Köpfe der übrigen vier demzufolge halbwegs im Hier und jetzt (bzw. im dort und damals).


    Wer das nicht erkennt, verwechselt Genesis (nach meinem immer noch sehr unbescheidenen Dafürhalten) mit einer Band die versucht intellektuelle Stubenhocker zu befriedigen, die sich über ihren Musikgeschmack eine Größe zuschreiben, die auf andere Menschen peinlich wirkt. Punkt.

    Niveau sieht nur von unten aus wie Arroganz.

    • Offizieller Beitrag


    Nur der Papst kann behaupten, dass, was er ex cathedra von sich gibt, universellen Wahrheitsanspruch habe. Und selbst der hat's damit dann noch ziemlich schwer (schon des Reimes wegen). Weiß nicht, warum mir das gerade im Kopf herumgeht.


    Supper's Ready hat über das ganze Stück verteilt in der Tat sehr schöne Momente. Bei manchen Momenten und manchen Hörern kommt es wohl auch auf die jeweilige Situation an, ob sie diesen oder jenen Aspekt genießen können. Und während Supper's Ready in der ersten Hälfte musikalisch etwas vor sich hin mäandert und nicht klar zu erkennen gibt, wo die Reise denn hingeht, so ist doch kaum zu verkennen, dass das Stück ab einem gewissen Punkt (den der einzelne verschieden ansetzen mag, für mich ist es "A flower?") Richtung annimmt, Fahrt aufnimmt und zielstrebig über die Apokalypse zu dem strahlenden Moment hinstrebt, in dem das Chaos der Apocalypse in 9/8 unter Röhrenglocken ins "himmlische" Finale mündet - und das zusammen mit einer kleinen Reprise des ersten Teils.
    Oder auch: Die Melodie des ersten Teils ist ein Vorverweis auf die Einleitung des Finales. Dann ist's ja auch nicht unbedingt ein Wunder, wenn man schon beim Anfang ans Ende denkt...


    Mal genießt man eben das eine, mal die andere. das andere.


  • Hm, damit greifst du genau die Kritik an SR auf, die ich überzeugt teile. Aber schön, dass ich jetzt durch dich weiß, wie defizitär meine Fähigkeiten sind, mich auf feine musikalische Stimmungsbilder einzulassen.
    Na ja, wenn's eben bei mir zu Genesis der 70er nicht reicht, dann geh ich jetzt Wagners "Parsifal" hören - da gibt's stundenlang ein Knallerfeuerwerk der Aufregungen und Sensationen, das liebe ich.


    @Teemeister: Ich wusste, dass von dir was zum Thema "Parsifal" kommt.:D Aber dass das jetzt so frisch ist...war hoffentlich schön! Aber weißt du, was ich nicht nachvollziehen kann? Dass man die ersten Minuten von SR als ausreichend spannungsvoll erlebt, wenn man doch weiß, wie es viel intensiver gehen kann: Die Spannung des sehr langsamen Beginns bei Wagner ist ja gigantisch - dagegen ist SR für mich wie Schulbubenmusik.


    Einmal editiert, zuletzt von townman ()

  • Zitat

    Na ja, wenn's eben bei mir zu Genesis der 70er nicht reicht, dann geh ich jetzt Wagners "Parsifal" hören - da gibt's stundenlang ein Knallerfeuerwerk der Aufregungen und Sensationen, das liebe ich.

    Ach quatsch, ich bin halt ein Relikt aus einer längst vergangenen Zeit,
    nehmt das als eine Art Fenster, wie die intellektuellen Stubenhocker der
    frühen 70er das möglicherweise sahen. Ich sage nur meine Meinung,
    wie alle anderen auch. Steve (und anfänglich auch Mike) haben ja nicht
    auf ihren Stühlen gesessen, weil sie zu faul waren, wie einige kürzlich
    meinten; sondern, um den kontemplativen, konzentrierten Part ihrer
    Musik zu betonen - nennen wir mal als Distanzgrund/Gegenentwurf
    Jimmy Page. Wie man das "Mäandern" von Stagnation mögen kann,
    aber das Intro von "Supper" als "langweilig" betrachtet - erscheint mir
    als höchst unlogisch - aber was soll's, bitte schön. Als junger Mensch
    mochte ich "Willow Farm" auch, vielleicht liegt's am Alter(n) ...
    Parsifal? - Mit Abstand meine Lieblingsoper. :prost: (bei mir ist aber
    Grüntee drin)
    Komme ich gerade her:

  • Wieso langweilig? SR ist vom ersten Akkord an präsent und auf seine Weise spannend. Wer das nicht aushält und irgendwo ins Stück zappt, ist wie einer, der von einem Buch die letzten 25 Seiten liest, weil die langen ersten Seiten sind wie ... tja ... wie der Guaranteed Eternal Sanctuary Man. Ein Longtrack lebt, wie ich finde (!), von seiner Vielseitigkeit, heiße er nun In-A-Gadda-Da-Vida, Salisbury, Close to the Edge oder Supper's Ready. Mir ist keine Note zu viel bei diesem Stück.


    [PS: Niemand muss sich rechtfertigen für das, was er gut oder nicht gut findet. Niemand ist ein besserer Mensch, bloß weil er SR 15 Punkte gibt.]

  • Auch wenn ich in der absolut überbewerteten Apokalypse die Orgel zu überspielt finde


    Was ist daran überbewertet? Und dann noch "absolut"? Ich kenne kaum intensivere Live-Momente...zudem kenn ich nichts Vergleichbares, außer den zahlreichen Kopien im Neo-Prog-Bereich...nein, die Apocalypse ist meiner Ansicht nach ganz klar einer der absoluten Höhepunkte im Genesis-Universum...kann man garnicht hinreichend gut bewerten...