SdW [19.12.11-01.01.12]: GENESIS - Supper's Ready

  • Ich gebe die volle Punktzahl. Für mich ist SR ein Stück, das ein (vielleicht sogar der) Klassiker des 70er-Jahre-Prog ist und mit dem viele die frühen Genesis-Jahre verbinden. Ich kann mit dieser Art Rockmusik am meisten anfangen, weil sie Teil meiner Jugend ist. Ich finde gerade das Unfertige und Schräge an SR toll; auch dass am Anfang immer wieder das Tempo rausgenommen wird; der Vergleich mit dem Sex gefällt mir. Es spricht für SR, dass ich es nach all den Jahrzehnten immer noch gern höre (aus der Konserve und natürlich auch live von TMB). Dies ist natürlich eine subjektive Sache, ebenso wie die Tatsache, dass ich mit den späten Genesis-Songs wenig anfangen kann.

  • der Vergleich mit dem Sex gefällt mir.


    ...wobei so ne richtige 15 Punkte -Nummer natürlich gerne auch länger als 23 Minuten dauern darf.







    Diesmal stimmen aber bitte wirklich alle mit ein:

    Hier steht nichts wichtiges! Trotzdem danke für's Lesen.

    Einmal editiert, zuletzt von revelation ()

  • ...wobei so ne richtige 15 Punkte -Nummer natürlich gerne auch länger als 23 Minuten dauern darf.


    Die Clochard-Nummer, sie macht ne "Brücke" und er legt sich drunter und schläft.:);)

  • ... es gibt einige Stücke von Genesis, da bekomme ich auch nach dem xten Mal hören an manchen Stellen Gänsehaut. "Suppers ready" ist in der Liste ganz vorne. Mir gefällt die Seconds Out Version besser als die von Foxtrott (zumindest die alte Studio-LP); der SACD-Remix ist da eine ganz andere Nummer - hier klingt Genesis so, wie es wohl hätte klingen sollen, hätte man damals die technischen Möglichkeiten gehabt (ja,ja,... hätte, hätte, Fahrradkette....).


    Und dann bin ich auch nicht der Meinung, dass SR in Stücken funtkioniert. Klar, Apocalypse ist eine der Stellen mit Gänsehautgarantie, aber das ist wohl auch der Tatsache geschuldet, dass das Ganze über zig Minuten aufgebaut wird. Warum hören wir den alle Prog? Weil da ein paar Musiker sind, die einen auf eine musikalische Reise mitnehmen, in ganz verschiedene Gewässer, nicht alle laden zum Bade... aber zum Gesamteindruck des Trips gehören sie dazu. Kann aber auch sein, dass ich eben der komplett verblödete "Ich-höre-nur-ganze-Alben-Typ" bin.


    Im übrigen: Steve Wilson macht auf "Grace for Drowning" mit dem 24 Minuten Epos "Raider2" ähnliches. Klappt live ganz hervorragend. Habe ihn in Köln und in Philadelphia dieses Jahr gesehen/gehört, und werde mir auch den Nachschlag in z.B. Dortmund im Mai 2012 nicht entgehen lassen.

    Einmal editiert, zuletzt von Uli.R ()

  • 15 Punkte


    sicherlich was die Länge anbelangt ein Meisterwerk, wenn auch mit Ecken und Kanten aber genau das fand ich immer reizvoll. Ansonsten ist SR für mich immer wie eine Art "Kurzzusammenfassung", was Genesis ausmacht. Da stecken jede Menge Ideen drin , vieles ist später in anderen Songs weiterentwickelt worden.
    Bevorzugt höre ich die Seconds Out - Version, die kommt wesentlich kraftvoller daher und Phil gefällt mir da stellenwesie noch besser als Peter auf der Foxtrot - Studiofassung.


    Alles in allem ein geniales Stück Musik !

    Only you know and i know...

  • Von mir gibt es 15 Punkte, :topp:


    auch wenn es für manche ein wenig Stückwerk sein mag, ich finde es trotzdem große Klasse. Ich finde vieles bei "The Lamb ..." wieder. Es zeigt einfach wie groß doch die Bandbreite unserer Band ist. :verneigen:
    Das Stück zieht mich immer wieder in seinen Bann, vor allem bei "Apocalypse". :hit:


    Übrigens:
    Mir gefallen beide Versionen, sowohl mit Gabriel als auch mit Phil. Jeder hat seine guten Seiten. Bei Phil kommt es etwas lockerer rüber, für manche vielleicht zu locker ;)

    Genesis
    1992 Hockenheim Motodrom
    2007 Stuttgart Gottlieb-Daimler-Stadion

    Phil Collins
    1994 Frankfurt Festhalle
    1997 Frankfurt Festhalle
    2017 Köln Lanxess Arena

    Peter Gabriel
    2013 Stuttgart Hanns-Martin-Schleyerhalle


    TMB
    2012 Frankfurt Jahrhunderthalle
    2013 Frankfurt Jahrhunderthalle

    Clubtag / Event in Welkers
    2012 Lamb Event Welkers
    2014 Anthony Pillips Event Welkers

    • Offizieller Beitrag

    Auf der Speisekarte steht ein Sieben-Gänge-Menü. Als Vorspeise gibt es Spiritismus an verstörtem Liebespärchen. Dem folgt eine garantiert schmackhafte Consommé a la Rattenfänger. Ägyptischer falscher Hase sorgt im ersten Hauptgang für kräftige Geschmacksexplosionen. Ein wunderschön sanftes Sorbet beruhigt die Nerven, bevor uns auf Tellern mit dem Weidenfarm-Motiv ein verstörendes Bratenstück serviert wird. Eine wilde Fantasie kommt als letzter Hauptgang auf den Tisch – hier hat sich der Maître de cuisine von Johannes G.Ratchet inspirieren lassen. Die Nachspeise besteht aus einer himmlischen Eier-Mousse. Am Ende ist man pappsatt. Haben wir hier das Menü eines Sternekochs genossen?


    Manche finden das Menü zu lang. Sie heben hervor, den Köchen selbst sei es später zu viel geworden und sie seien dazu übergegangen, nur die letzten beiden Gänge zu kredenzen oder nur den allerersten – von eher augenzwinkernden, aber unbefriedigenden Experimenten mit der Molekularküche Anfang in den 80er Jahren, bei denen man gewissermaßen das gesamte Menü konzentriert in fünf Sekunden verschlingen konnte, einmal ganz abgesehen. Die beiden letzten Gänge seien das, was wirklich zähle, der Rest, befinden sie, ist Beiwerk: ganz nett, aber verzichtbar. Haben sie Recht mit ihrer Einschätzung?


    Supper’s Ready beginnt mit einer relativ banalen Schilderung: Der Erzähler geht durchs Wohnzimmer, schaltet den Fernseher ab (wir befinden uns offenkundig in der Zeit vor der allgegenwärtigen Fernbedienung), setzt sich neben seine Freundin und schaut ihr in die Augen. Millionen Liebende können bestätigen, dass das ein guter Anfang für einen Abend ist. Anstelle von dezent-romantischem Vogelgezwitscher wird uns als Begleitmusik das Geräusch sich entfernender Automobile genannt. Merkwürdig. Noch merkwürdiger: Das Gesicht seiner Partnerin scheint sich zu verändern, es wirkt „nicht ganz richtig“.


    Der Refrain dieses Teils wird eingeleitet mit „und dann heißt es:“ – als würde hier ein Lied zitiert, oder als würde er ihr (oder sie ihm?) diese Worte so sagen, weil es in der Situation erwartet wird, aber nicht, weil er sie so empfindet, kurz, es könnte der Moment sein, in dem ein Paar entdeckt: Wir passen nicht mehr zusammen, du wirkst auf einmal ganz anders auf mich, es fühlt sich nicht mehr richtig an. Wer würde in einer glücklichen Beziehung den Partner schon fragen: „Hey, weißt du nicht, dass unsere Liebe aufrichtig ist?“ Die folgende Strophe allerdings zeigt, dass eine solche Vermutung im Ganzen nicht zu halten ist – die geistlich gewandeten Figuren haben mit einer Beziehungskrise nichts Nachvollziehbares zu tun.


    Was hier literarischen Niederschlag gefunden hat, ist eine Erfahrung mit dem Übernatürlichen, die Peter Gabriel, seine damalige Frau Jill und John Anthony, der Produzent von Charisma, im Haus von Jills Eltern machten. Details kann man beispielsweise bei Spencer Bright nachlesen, hier soll nur referiert werden, was sich auch im Text wiederfindet. Gabriel berichtete: „Wir sahen fremde Gesichter in unseren Gesichtern“ (I swear I saw your face change). „Ich hatte das Gefühl, draußen Gestalten zu sehen, Gestalten in weißen Umhängen, und der Rasen, über den sie gingen, war nicht der Rasen, der draußen vor unserem Fenster war.“ (six saintly shrouded men walk across the lawn slowly). „Es war, als wäre etwas anderes in uns und benutzte uns als Treffpunkt … der Raum wurde eiskalt.“ (I’ve been so far … from your warm arms – it’s been a long long time).


    Gabriel hat daraus auch nie ein Geheimnis gemacht: „Das war eine Erfahrung, die ich nicht vergessen konnte, und sie wurde der Ausgangspunkt für ein Lied über den Kampf zwischen Gut und Böse.“ Genau das ist Lovers‘ Leap: Der Einstieg in Supper’s Ready.

    • Offizieller Beitrag

    Mit dem Beginn des zweiten Teils wechselt die erzählerische Tonlage. Ist der Sprecher noch derselbe? Möglich ist es, aber unwahrscheinlich: Es gibt keine Verbindungslinien zwischen den Teilen. Der Sprecher hier erklärt, er kenne einen Bauern, der sich um seinen Hof kümmere, und mit klarem Wasser für seine Ernte sorge. Sicherlich kann man hier an Bewässerungssysteme oder ähnliches denken, aber ich finde das Bild irritierend: Normalerweise wollen doch die Bauern trockenes Wetter für die Ernte haben, also doch eben kein Wasser. Auf diesen Gemeinplatz folgt dann eine geistreiche Variation: Er kenne, fährt der Sprecher fort, einen Feuerwehrmann, der sich um das Feuer kümmere – und dieses Kümmern wird nicht näher erläutert. Sorgt dieser Feuerwehrmann nun dafür, dass ein Feuer da ist, oder dass keins da ist? Im Großen und Ganzen klingt es eher nach ersterem, und auch die Zeile danach deutet darauf hin, dass da jemand die anderen zum Narren hält.
    Dann folgend zwei Aufforderungen, auf das einzugehen, was dieser Jemand anbietet: Frieden oder Pachtverträge, egal, dem kann man doch vertrauen, denn er ist ein „Überschallwissenschaftler“, der „Mann mit der garantierten ewigen Zufluchtsstätte“ – allerdings, wie eben etabliert, jemand, dem man eben nicht trauen sollte, weil mit ihm irgendetwas nicht stimmt.
    Nun kommt er selbst zu Wort, und er scheint große Worte um ein Versprechen zu machen, aber was ist das Versprechen? All ihr Kinder, die ihr auf vielen Wegen verloren gegangen seid, werden, darauf wettet er sein Leben, werden hereinkommen. Ein Hauch vom Rattenfänger von Hameln hängt in der Luft. Anders herum: Sie alle werden ihrer Neugier erliegen und hereintreten – wo hinein, bleibt wiederum offen, aber sie werden paarweise hinzukommen, mit einem Löffelchen Wunder. Es klingt fast wie eine Gemeinde, eine Kirche, eine Religion; er ist ja auch der Mann mit der garantieren ewigen – achso, erst verspricht noch der Kinderchor, diese kleine Schlange kuschelig warm zu halten. Hm, eine Schlange, das klingt ja auch nach Religion, aber nach der Verführung durch eine falsche Religion, nach Sündenfall, nicht wahr? Ob man diese Schlange an seinem Busen nähren sollte?