PETER GABRIEL - 25 Jahre SO - Erinnerungen und Diskussionen

  • Dass es die So in die Plattenläden der DDR überhaupt geschafft hatte, ist mir noch heute ein Rätsel.
    Nur eine Importplatte im Monat schaffte das und da mussten alle Geschmäcker bedient werden. Also Andy Borg war da schon auch dabei. Wer die Auswahl traf, oder ob das Los entschied, wäre eine Doktorarbeit wert. Und in unserer Buchhandlung gab es genau 1 Exemplar. Und ihr glaubt nicht, wer es bekam :)
    Genesis kannte ich damals schon gut von Nachbars Platten, aber von PG hatte ich noch nichts sonst gehört. Ich kannte schon ein paar Songs vom Radio und war nicht überrascht. Die Platte gefiel mir sehr.
    Ist halt eingängig, tanzbar und auch emotional.
    This is the picture war nicht drauf. Höre ich gerade zum ersten Mal. Klingt mehr nach den älteren Stücken. Hat mir eigentlich nicht gefehlt. Klingt langweilig.
    Habe natürlich nach der Wende die alten Platten nachgekauft und da sind ganz andere Perlen drauf!

    • Offizieller Beitrag

    Als SO erschien, war MTV ziemlich IN und das spektakuläre Sledgehammer-Video lief rauf und runter. Peter Gabriel war cool wie nie zuvor und nie wieder danach. CDs kosteten damals 30 DM, neue LPs gabs bei bekannten Künstlern und Bands oft schon für 9,99 DM. CD-Spieler waren noch superteuer, so um die 1000 DM und für mich als armem Studenten war die neue Technik damit absolut unerschwinglich. Also hab ich mir - wie immer - die LP gekauft, schon etwas zähneknirschend, denn natürlich hatte ich die CD im Laden in der Hand und konnte sehen, dass da ein Song mehr drauf war.
    Leider entpuppte sich die LP zuhause als eine der miesesten Pressungen, die ich je auf meinem alten Dual-Plattenspieler liegen hatte. Ich dachte zuerst, die Nadel meines neuen Audio-Technica-Systems sei schon wieder hinüber, denn jeder S-Laut von PGs Gesang war hörbar verzerrt und verzischt - es war unerträglich. Was also tun? - Glücklicherweise hatte sich mein Onkel, 10 Jahre älter als ich und Bezieher eines festen Einkommens, soeben einen DENON-CD-Spieler zugelegt. Er hatte außerdem das Spitzenmodell von Duals damaliger Tapedeck-Serie. Also wurde die LP mit leichtem Verlust an einen Schulfreund verkauft und stattdessen die CD erworben - mein Onkel hat mir die dann auf Cassette überspielt, natürlich eine Maxell-XLIIS, mit Dolby B. Diese Cassette hab ich dann zuhause gespielt - sie klang um ein Vielfaches besser als vorher die LP.


    SO war also die erste CD, die ich mir jemals gekauft habe, lang bevor ich einen CD-Player hatte. Erst etwa ein Jahr später hatte ich die 650 DM zusammen, um mir selbst den ersten erschwinglichen 16 bit/4-fach Oversampler von Philips zu kaufen, den CD160. Da hatte ich dann schon drei CDs.


    Kurze Zeit später hatte ich dann die Reichweite unserer Tochter, damals etwa 9 Monate alt, schwer unterschätzt - sie war an meine spärliche, aber zu tief stehende CD-"Sammlung" herangekommen und hatte sich ausgerechnet SO geschnappt, hatte das Booklet aus dem Jewelcase herausbekommen und in die letzte Seite des Leporellos ein etwa 2 cm großes, kreisrundes Loch gelutscht. Ich weiß bis heute nicht, wie sie das gemacht hat, und sie selbst weiß es auch nicht mehr, aber sie mag PG heute eher weniger. ;)
    Die CD hab ich immer noch, sie spielt einwandfrei und klingt nach wie vor super - sie war seinerzeit als klanglich absolut perfekt und vorbildlich rezensiert worden und ich kann dem auch heute nur zustimmen. So habe ich auch bis heute keine Notwendigkeit gesehen, mir von SO jemals ein Remaster zu kaufen und werde es in diesem Leben sicherlich auch nicht mehr tun!

  • SO war meine Einstiegsdroge. ^^


    da bist Du nicht Alleine, auch bei mir war SO sowas wie eine Droge, konnt mich damals nicht dran satt hören (und höre es heute immer noch gerne) und darauf folgten auch noch viele andere Erscheinungen von Peter Gabriel. Später wurd ich auch neugierig auf die Ära Genesis mit Peter Gabriel.


    Puh... wie die Zeit vergeht. *lächel*


    Das Erdbeerteufelchen :teufelgrins:

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    Alles Gute fängt mit G an: Genesis, Peter Gabriel, Grobschnitt, Gott (welcher auch immer) usw.:topp:

  • Die SO begründete auch für mich (zusammen mit der IT) das CD-Zeitalter. Ich habe jeweils 34,90 DM berappt. Einen Player hatte ich auch noch nicht. Die Scheiben schmorten 2 weitere Monate vor sich hin bis ich dann bei einem Gerät zum Super-Sonderangebot von 400 DM zuschlug, das gerade Mal die Grundbedürfnisse befriedigte, wie sie heute zur Ausstattung eines jeden 40€-Miniblasters gehören.


    Rückblickend kann ich zustimmen, aber damals emfand ich die SO zunächst nicht dem Mainstream zugehörig, auch wenn sie sich verstärkt etablierter musikalischer Stiele zuwandte. Sie war mit Sicherheit anders als ihre Vorgänger, vor allem eher frisch und neu als duster und mystisch. Die vornehmlich tieftönenden Klangteppiche, die bei der IV schon ansatzweise unverwoben zu hören waren, dort aber eher eine Atmosphäre der unterschwelligen Bedrohung nährten, gaben den ehemals spartanisch Roh wirkenden Songs, wie sie auf der III noch vorherrschten, hier eine dichte, oft wohlig warme Fülle.


    Anfang 20 spiegelten das allgegenwärtige "Sledgehammer" und auch "Big Time" mein damaliges Lebensgefühl in den für mich wichtigsten Bereichen (Beziehung und Weiterbildung/Jobhunting) wieder.


    Meine heimlichen Favoriten (bis heute) waren jedoch "Mercy Street" und "Red Rain".


    "Flying Birds" von Laurie Anderson kannte ich bereits. Anderson war bei mir spätestens durch ihre zuvor zelebriete Performance "Home of the Brave" (1984) absolut in. Über die etwas geglättete Version "This is the Picture/ Flying Birds" freute ich mich; eine gelungene Zusammenarbeit zweier meiner aktuellen Lieblinge.


    "We Do What We're Told/ Milgram's 37" frischte alte Erinnerungen aus der Schulzeit auf. Im kritischen Alter (Pubertät) untersuchten wir im Rahmen des Bio-Unterrichts peinlich genau die Milgram-Experimente, was wohl im Stillen, sobald der Schock der Nabelschau (Selbstsicht) nachließ, die Erkenntnis brachte, dass es mehr als nur die Macht der Eltern gibt, von der man sich abnabeln/hüten sollte.


    "Don't Give Up" ist eine schöne Ballade, die mir auch nie zu pathetisch war. Ähnlich angenehm empfinde ich die Melodieführung von "In Your Eyes". Die Refrains beider Songs leiden aber in ihrer übermäßigen Eingängigkeit an der "You Can Call Me Al"-Krankheit, man sollte sie einfach rausschneiden, um die Songs wieder in Ruhe genießen zu können. :cool:


    (Oder die New-Blood-Version von "In Your Eyes" abwarten?)


    "That Voice Again" war für mich immer das sperrigste Stück. Text ok, aber die Musik geht an mich nicht ran.


    Im Zuge der SO besuchte ich mein erstes Gabriel-Konzert im Juni 87 (Nürnberg), nur 3 Tage vor dem IT-Konzert in Mannheim. Nachschlag gab's überraschend im Herbst auf dem Offenbacher Biberer Berg. Das war dann eine Massenveranstaltung bei der ich zum ersten und letzten Mal Zeuge des Stage-Divings wurde.

  • Zitat

    Kurze Zeit später hatte ich dann die Reichweite unserer Tochter, damals etwa 9 Monate alt, schwer unterschätzt - sie war an meine spärliche, aber zu tief stehende CD-"Sammlung" herangekommen und hatte sich ausgerechnet SO geschnappt, hatte das Booklet aus dem Jewelcase herausbekommen und in die letzte Seite des Leporellos ein etwa 2 cm großes, kreisrundes Loch gelutscht. Ich weiß bis heute nicht, wie sie das gemacht hat, und sie selbst weiß es auch nicht mehr, aber sie mag PG heute eher weniger.


    Das erinnert mich schwer an die Tochter eines Freundes von mir. Diese grabscht(e?) sich auch immer Papas Queen- und TechnoCDs um sie dann entweder durch die Bude zu werfen oder auf den Boden zu schmeißen. Ist es nicht toll, wenn schon Kleinstkinder Geschmack beweisen. :)


    Das mit der LP muss ich glatt mal ausversuchen, da eben jener Freund die SO auch als Schallplatte hat. Sollte das echt sooo gruselig sein?

    Niveau sieht nur von unten aus wie Arroganz.

  • ...

    Im Zuge der SO besuchte ich mein erstes Gabriel-Konzert im Juni 87 (Nürnberg), nur 3 Tage vor dem IT-Konzert in Mannheim. Nachschlag gab's überraschend im Herbst auf dem Offenbacher Biberer Berg. Das war dann eine Massenveranstaltung bei der ich zum ersten und letzten Mal Zeuge des Stage-Divings wurde.



    Wenn du, wie ich, auch beim Nürnberger Gabriel-Konzert gewesen bist, konntest du dort doch auch das Stage-Diving von ihm sehen!:)

  • Wenn du, wie ich, auch beim Nürnberger Gabriel-Konzert gewesen bist, konntest du dort doch auch das Stage-Diving von ihm sehen!:)


    Danke für die Aufklärung. Ehrlich gesagt, habe ich von dem Nürnberg-Konzert so gut wie keine Erinnerung mehr. Warum weiß ich nicht. Vielleicht, weil zu diesem Zeitpunkt das bevorstehende IT-Konzert für mich der bedeutendere Event war. Dafür ist vom Biberer Berg wenigstens einiges haften geblieben. :topp:

  • ...die SO hatte ich mir so in der 9.Klasse ausgeliehen und auf eine 60er BASF überspielt...schätzungsweise ein Jahr, nachdem ich mir die "Invisible Touch" und das "Mama-Album" besorgt hatte. Für mich bestand da aber kein Zusammenhang. Als ich wenige Jahre später die Genesis-Welt näher erkundete, war ich sehr überrascht, dass Peter Gabriel mal bei Genesis gesungen haben sollte...

  • Die Platte "So" hat bei mir bleibende Schäden bis heute hinterlassen, ich höre sie heute noch gerne ! :) :


    Meine sieht noch ziemlich neu aus. Vorsichtig habe ich diesen Aufkleber abbgezogen, wo für die Dullies draufsteht, wer das ist, bzw. wie das Album heißt. Neu ist die geblieben, weil ich in den Achtzigern immer ein Tape davon gemacht, aber das Vinyl nur zu besonderen Anlässen rausgezogen habe. :) Tolles Album und es gab einen kleinen Kampf in den Charts mit Invisible Touch, den SO natürlich verloren hat. Gehört nicht mehr allzusehr zu meinen Favoriten, aber solides Album. Was hat er da auch für ordentliche Haare auf dem Cover.

    Dass es die So in die Plattenläden der DDR überhaupt geschafft hatte, ist mir noch heute ein Rätsel.
    Nur eine Importplatte im Monat schaffte das und da mussten alle Geschmäcker bedient werden. Also Andy Borg war da schon auch dabei. Wer die Auswahl traf, oder ob das Los entschied, wäre eine Doktorarbeit wert. Und in unserer Buchhandlung gab es genau 1 Exemplar. Und ihr glaubt nicht, wer es bekam :)
    Genesis kannte ich damals schon gut von Nachbars Platten, aber von PG hatte ich noch nichts sonst gehört. Ich kannte schon ein paar Songs vom Radio und war nicht überrascht. Die Platte gefiel mir sehr.
    Ist halt eingängig, tanzbar und auch emotional.
    This is the picture war nicht drauf. Höre ich gerade zum ersten Mal. Klingt mehr nach den älteren Stücken. Hat mir eigentlich nicht gefehlt. Klingt langweilig.
    Habe natürlich nach der Wende die alten Platten nachgekauft und da sind ganz andere Perlen drauf!


    Letztes Jahr hat sich eine Melodija-Pressung hinzugesellt, da konnte ich nicht widerstehen. Vorne steht übersetzt "Pjeter Gebriel" drauf. Meinst Du die?

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  • Ich weiß noch, wie ich damals im Intershop® von dem Cover völlig fasziniert war und lange drum herumgeschlichen bin, bis ich sie mir endlich kaufen konnte (ich hatte ja Westgeld®, aber nicht immer und niemals ausreichend).


    Das Cover ist auch heute noch eines der schönsten für mich, so schlicht und klar und modern.
    Ich hatte natürlich die Genesis-Alben und die anderen PGs, größtenteils auf schlechten Kassetten, aber egal.
    Und was habe ich die So dann geliebt! Lief echt oftmals in Heavy Rotation auf meinem ollen Plattenspieler (der, wenn ich so zurückdenke, so schlecht gar nicht klang.)


    Was soll ich sagen, die Musik ging in die Seele, für mich ist es der eigentliche Schlüssel zu PGs Werk gewesen, aber ich verbinde auch viel mit der Zeit und dem Lebensgefühl von damals, ich war süßer Teenie und da ist ja alles zauberhaft. Der erste Rausch, die erste richtige Freundin, all das verbunden mit "Mercy Street" oder "Don't give up", mein heimlicher Hit war "We do..."
    Nur bei "Sledgehammer" hab ich die Nadel immer weitergelegt, das mochte ich nie und bis heute nicht.


    Die zweite lebenswichtige Platte aus dieser Zeit ist übrigens die Lamb. Nur damit nicht der Eindruck entsteht, es sei das "poppige" gewesen, das mich an der So fasziniert hat. Die dritte war Relayer von Yes :)
    Und dann kam irgendwann die Disintegration von The Cure, damit begann dann in jeder Hinsicht eine völlig neue Ära.


    Die So geriet lange in Vergessenheit, aber nur scheinbar, ich hatte die Musik ja aufgesogen.
    Und so vor einem Jahr hab ich sie mir endlich mal wieder besorgt und angehört:
    Funktioniert noch immer :)
    Bis auf Sledgehammer und Big Time.

    the wind is blowing harder now